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Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 00:01
von Scheibelhund
Aus akutellem Anlaß kommt mir eine Idee: Warum schmeckt selber Gebrautes, oder Bier von Zoiglbrauereien oder sog. Hausbräu aus Franken immer etwas süffiger und besser als Bierer größerer Brauereien? Kann das daran liegen daß die einen Biere pasteurisiert sind und die anderen nicht?
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 00:17
von DerDerDasBierBraut
Ich versuche mal die Frage "größere Brauereien, schlankere Biere dank Kostenoptimierung" zu umschiffen und auf die Titelfrage einzugehen. Im Hobbybrauerumfeld, also Pasteurisieren ohne Kurzzeiterhitzung (KZE), schmeckt man den Unterschied sehr wahrscheinlich. Ich habe es mit einem Alkoholfreien durch. Vor dem Pasteurisieren 1A, nach dem Pasteurisieren für den Ausguss. Die Hofenaromen waren fast vollständig verschwunden und das Bier hat einem metallisch-mineralischen Charakter bekommen. Dabei hatte ich sehr schonend pasteurisiert. Das Bier hatte keinen Kontakt zu Heizelementen usw. Es wurde durch eine Edelstahlspirale gepumpt, die in heißem Wasser hing.
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 00:36
von Alt-Phex
Ja, ein pasteurisiertes Bier kann man schon rausschmecken.
Deine beobachtung hat aber vermutlich eher was mit der Filtration zu tun, die viele Hausbrauereien ja auch nicht betreiben. Abgesehen davon das Hefe ein Geschmackträger ist, wird halt auch nicht nur die Hefe rausgefiltert. Sondern auch alles andere Gute im Bier. Und wenn es dann zusätzlich noch pasteurisiert wird...
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 03:18
von §11
Ganz allgemein, man schmeckt jede “Wärmebehandlung“ ganz egal ob im Sudhaus oder später zur Haltbarmachung. Die thermische Belastung lässt sich sogar im Bier messen.
Die schlimmste Keule ist dabei der Pasteur, etwas besser ist sicherlich die KZE.
Jan
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 06:32
von grüner Drache
Alt-Phex hat geschrieben: ↑Dienstag 23. Januar 2018, 00:36
Ja, ein pasteurisiertes Bier kann man schon rausschmecken.
Deine beobachtung hat aber vermutlich eher was mit der Filtration zu tun, die viele Hausbrauereien ja auch nicht betreiben. Abgesehen davon das Hefe ein Geschmackträger ist, wird halt auch nicht nur die Hefe rausgefiltert. Sondern auch alles andere Gute im Bier. Und wenn es dann zusätzlich noch pasteurisiert wird...
Hallo!
Ja, den Einfluss der Hefe würd ich auch erstmal als gravierenderen Punkt vor der Pasteurisisation benennen.
Den schmeck ich auch raus, wenn ich ein ansonsten gleiches Bier einmal ausm NC-Keg mit einem In ner Flasche vergorenem Vergleiche.
Das mit der Hefe ist irgendwie runder, der Geschmack wird bissl "tiefer" / oder je nach Hefe auch einfach "hefiger"...
Wenn man jetzt hingeht und will ein frittiertes, pasteurisiertes mit einem Filtriertem, nicht pasteurisiertem Bier vergleichen wird es ungleich defizieler, aber dennoch möglich die pasteurisierten Biere herauszufiltern.
Allzeit gut Sud !
Ciao,Alex!
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 06:39
von Boludo
Scheibelhund hat geschrieben: ↑Dienstag 23. Januar 2018, 00:01
Warum schmeckt selber Gebrautes, oder Bier von Zoiglbrauereien oder sog. Hausbräu aus Franken immer etwas süffiger und besser als Bierer größerer Brauereien?
Ich teile Deine Ansicht nicht, dass es automatisch besser schmeckt, nur weil es aus Franken kommt oder selber gebraut wurde. In beiden Fällen findet man oft genug Bierfehler, auch beim Zoiglbier.
Ob ich selber pasteurisiertes Bier am Geschmack erkennen kann, weiß ich nicht. Ich kenne aber Leute, die das können.
Stefan
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 08:09
von gulp
Pasteurisiertes Bier schmeckt schon ganz anders als nicht pasteurisiertes. Wer jemals die Gelegenheit hatte ein unpasteurisiertes Pilsener Urquell zu trinken, kann das bestätigen. Das bekommt man in der PU Brauerei, im Brauereimuseum und in guten Wirtschaften in Tschechien. Auf der Braukunst hatten sie das auch mal. Ich erinnere mich an heftigen Andrang.
Hausbräu aus Franken immer etwas süffiger und besser
Ich mag unser Bier in Franken auch sehr gerne, aber automatisch besser ist es nicht. Von Diacetyl (sehr häufig), über DMS, ungewolltes Sauerbier, Käsebier durch alten Hopfen, oder alles gleichzeitig, ist hier wie auch Anderenorts alles vertreten.
Gruß
Peter
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Dienstag 23. Januar 2018, 08:45
von hyper472
Er sagt doch gar nicht, dass das Bier besser & süffiger ist, weil es aus Franken kommt? Im Gegenteil fragt er, warum Bier aus Franken „immer“ besser und süffiger sei. Das ist natürlich subjektiv, aber dass es einen zwar nicht kausalen, aber doch typischen Zusammenhang zwischen Region und Erzeugnis für den geschmacklichen Unterschied gibt, ist jetzt doch nicht ganz neu, oder?
Viele Grüße, Henning (gestern zwei Zwickel vom Mahrs getrunken habend. Wenn ich sowas mal schaffe...)
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Mittwoch 24. Januar 2018, 17:11
von Scheibelhund
Boludo hat geschrieben: ↑Dienstag 23. Januar 2018, 06:39
Scheibelhund hat geschrieben: ↑Dienstag 23. Januar 2018, 00:01
Warum schmeckt selber Gebrautes, oder Bier von Zoiglbrauereien oder sog. Hausbräu aus Franken immer etwas süffiger und besser als Bierer größerer Brauereien?
Ich teile Deine Ansicht nicht, dass es automatisch besser schmeckt, nur weil es aus Franken kommt oder selber gebraut wurde. In beiden Fällen findet man oft genug Bierfehler, auch beim Zoiglbier.
Ob ich selber pasteurisiertes Bier am Geschmack erkennen kann, weiß ich nicht. Ich kenne aber Leute, die das können.
Stefan
Es geht hier nur zufällig um Franken oder Zoigl. Der Unterschied fällt mir nur irgendwie auf, schwer zu beschreiben.
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Mittwoch 24. Januar 2018, 17:27
von Scheibelhund
Scheibelhund hat geschrieben: ↑Mittwoch 24. Januar 2018, 17:11
Boludo hat geschrieben: ↑Dienstag 23. Januar 2018, 06:39
Scheibelhund hat geschrieben: ↑Dienstag 23. Januar 2018, 00:01
Warum schmeckt selber Gebrautes, oder Bier von Zoiglbrauereien oder sog. Hausbräu aus Franken immer etwas süffiger und besser als Bierer größerer Brauereien?
Ich teile Deine Ansicht nicht, dass es automatisch besser schmeckt, nur weil es aus Franken kommt oder selber gebraut wurde. In beiden Fällen findet man oft genug Bierfehler, auch beim Zoiglbier.
Ob ich selber pasteurisiertes Bier am Geschmack erkennen kann, weiß ich nicht. Ich kenne aber Leute, die das können.
Stefan
Es geht hier nur zufällig um Franken oder Zoigl. Der Unterschied fällt mir nur irgendwie auf, schwer zu beschreiben. Es hat auch nichts mit Braufehlern zu tun. Eher was mit Trinkgefühl.
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Montag 11. Juni 2018, 17:55
von Oberbräu
*altesThemahochhol*
ich würde mal gerne wissen, ob das, was man zur Zeit in den deutschen Craftbeershops in den vielen kleinen bunten Fläschchen bekommt, überwiegend pasteurisiert ist oder nicht. Das wurde ja vielfach um die halbe Welt geschippert. Weiß da jemand Bescheid?
Gruß, Michael
edit: Lese gerade "Jedes Bier für den Export innerhalb der EU bestimmt, muss pasteurisiert werden" - stimmt das?
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Montag 11. Juni 2018, 18:07
von §11
Oberbräu hat geschrieben: ↑Montag 11. Juni 2018, 17:55
*altesThemahochhol*
ich würde mal gerne wissen, ob das, was man zur Zeit in den deutschen Craftbeershops in den vielen kleinen bunten Fläschchen bekommt, überwiegend pasteurisiert ist oder nicht. Das wurde ja vielfach um die halbe Welt geschippert. Weiß da jemand Bescheid?
Gruß, Michael
edit: Lese gerade "Jedes Bier für den Export innerhalb der EU bestimmt, muss pasteurisiert werden" - stimmt das?
Nein, das stimmt nicht. Pasteure kosten Geld und sind relativ große Maschinen. Viele kleine bis mittelgroße Brauereien haben gar keinen Pasteur.
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Mittwoch 13. Juni 2018, 21:50
von Hobrau
Und auch nicht nur aus finanziellen gründen, sondern aus Prinzip, z.B. Schneider.
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Mittwoch 13. Juni 2018, 22:13
von §11
Hobrau hat geschrieben: ↑Mittwoch 13. Juni 2018, 21:50
Und auch nicht nur aus finanziellen gründen, sondern aus Prinzip, z.B. Schneider.
Das ist natuerlich der Hauptgrund
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Mittwoch 13. Juni 2018, 22:19
von Mailänder
Und auch der Grund warum ich relativ viele Flaschen Aventinus in den Gulli kippen mußte. Wenig IBUs, viel Restextrakt, kein Pasteur = Lactos machen Party!
Das war übrigens damals in München, wo die Flaschen hoffensichtlich relativ frisch aus der Brauerei hätten sein sollen...
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Donnerstag 14. Juni 2018, 07:08
von Boludo
Schneider hatte eine Zeit lang ein Problem mit saurem Aventinus. Das hat seltsamerweise nur den Aventinus betroffen und es war ein ziemliches Drama, das in den Griff zu bekommen.
Mittlerweile sollte das kein Thema mehr sein.
Und Schneider hat schon einen KZE, den nehmen sie aber nur für das alkoholfreie Bier, welches nach der Vakuumdestillation mit frisch angegorener Würze verschnitten wird.
Uns hat Schneider damals ausdrücklich erklärt, dass man das Pasteurisieren schmeckt. Als Negativbeispiel wurde Franziskaner genannt, da sei es besonders schlimm.
Stefan
Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Donnerstag 14. Juni 2018, 14:40
von Mailänder
Boludo hat geschrieben: ↑Donnerstag 14. Juni 2018, 07:08
Mittlerweile sollte das kein Thema mehr sein.
Mittlerweile bin ich auch nicht mehr in München. Mist...

Re: Schmeckt man pasteurisiertes Bier?
Verfasst: Donnerstag 14. Juni 2018, 15:11
von §11
Boludo hat geschrieben: ↑Donnerstag 14. Juni 2018, 07:08
Und Schneider hat schon einen KZE, den nehmen sie aber nur für das alkoholfreie Bier, welches nach der Vakuumdestillation mit frisch angegorener Würze verschnitten wird.
Da geht es praktisch nicht anders. Die Gaerung muss ja irgendwie stoppen. Ausserdem ist der Restextrakt natuerlich eine tickende Zeitbombe. Das gilt uebrigens auch fuer Radler mit Zucker.
Allerdings sind KZEs noch die bessere Alternative. Dadurch das das Bier in einem WT behandelt wird, in dem es in einer voll turbulenten Stroemung perfekt durchmischt wird und dann entsprechend schnell wieder gekuehlt wird, kann man die Waermebehandlung sehr genau einstellen. PU hat zum Beispiel auch eine KZE. Die erste die die damalige SAB Gruppe weltweit eingesetzt hat (Ich kenn einen der Projekt- Ing. sehr gut, der schaut mich jeden Morgen aus dem Spiegel an

).
Bei einem Tunnel- oder Kammerpasteur sieht das schon viel uebler aus. Man stelle sich eine Flasche oder Dose Bier vor. Um nun im Kern, also direct in der Mitte des Gebindes, die Temperatur zu erreichen und eine bestimmte Zeit zu halten, warden natuerlich die Bereiche weiter am Rand entsprechend ueberbehandelt.
Gruss
Jan