Diskussion "Drauflassen"
Verfasst: Mittwoch 31. Januar 2018, 14:28
Hallo liebe Mitbrauer,
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... ead#unread
Hier im Faden kam die Frage auf, inwiefern das sog. "Drauflassen" sinnvoll ist. Vor allem wie es sich auf die Pitchingrate auswirkt.
Ich lasse hier einfach Mal meine Gedanken dazu da und bitte jeden, der sich berufen fühlt das Thema Mal etwas zu diskutieren.
Kurz zur Einordnung: Beim sog. Drauflassen wird ein Sud gebraut und ganz normal angestellt. Am Folgetag wird ein weiterer Sud gebraut, der dann auf das gerade angegorene Jungbier "draufgelassen" wird. Somit kann die Gärtankkapazität verdoppelt werden, ohne das Sudhaus gleich zu vergrößern.
Die Frage ist jetzt, wie wirkt sich das auf die Pitchingrate aus? Zunächst wird Sud #1 mit der gewöhnlichen Hefezellzahl angestellt. Binnen 24 h sollte die Gärung normalerweise ankommen, .d.h. die lag-Phase überwunden werden und die log-Phase beginnen (Exponentielles Wachstum). Meines Wissens nach teilt sich eine gesunde Hefe während der Anfangsphase der Gärung etwa 3-mal, es kommt also etwa zu einer Verachtfachung der Hefemenge. Durch verschiedene Faktoren (z.B. ausgehende Nährstoffe, Ethanolanstieg, Zelldichte) geht die Hefe danach dann in die stationäre Phase, in der die Gärung dann ohne weiteres Hefewachstum weitergeht.
Beim Drauflassen kommt die zweite Hälfte der Würze vermutlich ungefähr zu einem Zeitpunkt dazu, an dem die Hefe sich schon mindestens einmal geteilt hat. Die Hefezellzahl sollte also in etwa doppelt so hoch sein, wie zu Beginn. Das passt also ganz gut.
Weiterhin denke ich mir aber, gibt es auch nachteilige Aspekte:
Die Würze enthält zu einem kleinen Anteil neben Maltose, Maltotriose und Oligosacchariden auch Glucose (Traubenzucker). Diese ist das bevorzugte Substrat fast jeden Mikroorganismus, so auch der Hefe. Zuerst wird also alle Glucose verbraucht. Erst dann schaltet die Hefe ihren Stoffwechsel auf Maltose um. Dies erfordert eine Umstellung der Hefe auf allen Ebenen bis hinunter zur Genregulation. Wenn nun nach 24 h neue Würze und somit auch neue Glucose zugegeben wird, kann mMn dieser Prozess durcheinander kommen. Der gerade angelaufene Maltosestoffwechsel wird zugunsten des Glucoseverbrauchs zunächst wieder eingestellt. Ob dies tatsächlich negative Auswirkungen auf den Gärverlauf haben kann, will ich an dieser Stelle nicht mit Sicherheit behaupten. Vielleicht können sich da noch andere Experten zu äußern.
Das sind auf jeden Fall meine 5 ct zum Thema.
LG Florian
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Hier im Faden kam die Frage auf, inwiefern das sog. "Drauflassen" sinnvoll ist. Vor allem wie es sich auf die Pitchingrate auswirkt.
Ich lasse hier einfach Mal meine Gedanken dazu da und bitte jeden, der sich berufen fühlt das Thema Mal etwas zu diskutieren.
Kurz zur Einordnung: Beim sog. Drauflassen wird ein Sud gebraut und ganz normal angestellt. Am Folgetag wird ein weiterer Sud gebraut, der dann auf das gerade angegorene Jungbier "draufgelassen" wird. Somit kann die Gärtankkapazität verdoppelt werden, ohne das Sudhaus gleich zu vergrößern.
Die Frage ist jetzt, wie wirkt sich das auf die Pitchingrate aus? Zunächst wird Sud #1 mit der gewöhnlichen Hefezellzahl angestellt. Binnen 24 h sollte die Gärung normalerweise ankommen, .d.h. die lag-Phase überwunden werden und die log-Phase beginnen (Exponentielles Wachstum). Meines Wissens nach teilt sich eine gesunde Hefe während der Anfangsphase der Gärung etwa 3-mal, es kommt also etwa zu einer Verachtfachung der Hefemenge. Durch verschiedene Faktoren (z.B. ausgehende Nährstoffe, Ethanolanstieg, Zelldichte) geht die Hefe danach dann in die stationäre Phase, in der die Gärung dann ohne weiteres Hefewachstum weitergeht.
Beim Drauflassen kommt die zweite Hälfte der Würze vermutlich ungefähr zu einem Zeitpunkt dazu, an dem die Hefe sich schon mindestens einmal geteilt hat. Die Hefezellzahl sollte also in etwa doppelt so hoch sein, wie zu Beginn. Das passt also ganz gut.
Weiterhin denke ich mir aber, gibt es auch nachteilige Aspekte:
Die Würze enthält zu einem kleinen Anteil neben Maltose, Maltotriose und Oligosacchariden auch Glucose (Traubenzucker). Diese ist das bevorzugte Substrat fast jeden Mikroorganismus, so auch der Hefe. Zuerst wird also alle Glucose verbraucht. Erst dann schaltet die Hefe ihren Stoffwechsel auf Maltose um. Dies erfordert eine Umstellung der Hefe auf allen Ebenen bis hinunter zur Genregulation. Wenn nun nach 24 h neue Würze und somit auch neue Glucose zugegeben wird, kann mMn dieser Prozess durcheinander kommen. Der gerade angelaufene Maltosestoffwechsel wird zugunsten des Glucoseverbrauchs zunächst wieder eingestellt. Ob dies tatsächlich negative Auswirkungen auf den Gärverlauf haben kann, will ich an dieser Stelle nicht mit Sicherheit behaupten. Vielleicht können sich da noch andere Experten zu äußern.
Das sind auf jeden Fall meine 5 ct zum Thema.
LG Florian