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Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 17:05
von chaos-black
Hallo Leute,
ich frage mich gerade welche heute noch bekannte Hopfensorte wohl die älteste sein könnte. Ich bastel mal wieder an ein paar historisch orientierten Rezepten herum und frage mich welchen Eindruck entsprechende Hopfen hinterlassen haben könnten. Also, was sind wohl die "urspünglichsten" Sorten die es noch gibt? Da es bei mir gerade hauptsächlich um ein paar Rezepte mit keltischer Ausrichtung geht sind für mich eher die europäischen interessant (auch wenn diese neuen mexikanischen Wildsorten sicher gute Diskussionen versprechen ;) ).

Beste Grüße,
Alex

Re: Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 17:43
von gulp
ich frage mich gerade welche heute noch bekannte Hopfensorte wohl die älteste sein könnte
Da dürfte Saazer ein heißer Kandidat sein. Die böhmischen Gebiete gehören jedenfalls zu den ersten, wo Hopfen gezielt angebaut wurde. Hopfen wird aber wohl erst ab dem 9. Jahrhundert zum Brauen verwendet. Das bringt uns zu deinem Denkfehler:
Da es bei mir gerade hauptsächlich um ein paar Rezepte mit keltischer Ausrichtung geht
Die Kelten hatten ziemlich sicher noch keinen Hopfen im Einsatz:
Seinen eigentümlichen Geschmack bekam das Kelten-Bier durch seine Würzmischung aus Beifuß und Möhrensamen anstatt Hopfen und durch die andere Zubereitungsart.
Von hier: https://www.uni-hohenheim.de/pressemitt ... s%5D=30259

Abgesehen davon würde das "Keltenbier" dem modernen Gaumen vermutlich nicht besonders gefallen und man wird es sowieso nicht mehr wo hinbekommen, wie das damals geschmeckt hat.

Gruß
Peter

Re: Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 18:04
von chaos-black
Moin Peter,
danke für deine Anmerkungen! Die Quellen die ich gelesen habe merken auch an, dass statt Hopfen verschiedene Kräuter (neben dem von dir erwähnten Beifuß und Wilde Möhre Samen auch Mädesüß und Minze z.B. in der Heuneburg/Pyrene) verwendet wurden. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Hopfen zeitgleich in der Nähe wuchs:
Für eine Verwendung von Hopfen (Humulus lupulus) liegen keine Hinweise vor. Zwar wurde in päthallstatt-/frühlatènezeitlichem Kontext aus Freiberg am Neckar in ca. 20 km Entfernung von Hochdorf ein einziger
Samenrest von wildem Hopfen nachgewiesen, ein direkter Bezug zu den Hochdorfer Malzfunden liegt jedoch nicht vor.

Hans Peter Stika, Früheisenzeitliche Met- und Biernachweise aus Süddeutschland, S. 119 https://journals.ub.uni-heidelberg.de/i ... 10181/4032
Ich weiß, dass ich kein authentisches historisches Produkt produzieren kann, das würde selbst nach aufwendigster Malzbereitung und Brauimitation spätestens an der Hefe und den Mikroorganismen scheitern. Dennoch finde ich eine mehr oder weniger akkurate Anlehnung daran spannend. Eben weil ich auch vermute, dass die Hopfenbittere dem modernen Gaumen fehlen würde, möchte ich meinen Rezepten zumindest eine geringe Menge Hopfen mitgeben. Und dazu dann aber wenigstens einen Hopfen, der zeitlich gesehen möglichst nahe an den Ausgangspunkt herankommt.

Der Hinweis auf den Saazer klingt aber schonmal vielversprechend :)

Beste Grüße,
Alex

Re: Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 18:25
von flying
Kennst Du diesen Fred?

https://hobbybrauer.de/modules.php?name ... 723&page=1&

Die Saaleaue dort ist uraltes Keltenland...

Re: Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 18:56
von chaos-black
flying hat geschrieben: Samstag 10. Februar 2018, 18:25 Kennst Du diesen Fred?

https://hobbybrauer.de/modules.php?name ... 723&page=1&

Die Saaleaue dort ist uraltes Keltenland...

Bild
Bild
Wow, das sind wirklich beeindruckende Bilder! (ich hab mir mal erlaubt die hier zu verlinken ;) )
Hast du denn schlussendlich irgendwas damit gebraut? Der Thread endet leider ohne einen Test in Bier. Ich fühle mich soweit erstmal in Peters Saazer-Empfehlung bestärkt.

Beste Grüße,
Alex

Re: Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 19:28
von flying
Nein! Der getrocknete Hopfen hat sehr schnell einen für mich unangenehmen Geruch entwickelt. Komisch, nach alten Zwiebeln und etwas Undefinierbaren..? Allerdings habe ich mittelweile festgestellt, dass dort sehr unterschiedliche Hopfen wachsen. Ich hatte eine abgelegene, späte Whitebine erwischt. Zu weit weg vom fruchtbaren Uferschlamm. Sehr wild und knoblauchig. Bei den jüngeren Rotranken- Ablegern direkt am Wasser habe ich bei den frischen Dolden schon sehr (johannisbeer)fruchtige Aromen festgestellt.
Weitere Experimente habe ich nicht gemacht. Es hat schon seinen Grund warum man Zuchthopfen verwendet der Jahrhunderte auf edle Bittere und schönes Aroma gezüchtet wurde...

Der Hopfen hat auch Jahrhunderte gebraucht um sich als Brauzutat durchzusetzen. Parallel dazu musste eine völlig neue Brautechnologie erfunden werden, weil er die guten, notwendigen Laktos hemmt. Niemand mochte den am Anfang. War halt ein konservierendes Bitterkraut und in seiner Wildform sicher auch nicht besonders aromatisch.

Re: Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 20:11
von tbln
Bei Räsänen (Vom Halm zu Fass) ist zu lesen, dass die Hopfenpflanze ursprünglich aus dem Gebiet zwischem Kaspischen und Schwarzen Meer, nördlich des Kaukasus stammt.

Vielleicht könnte folgender Link ganz interessant sein oder bei der weiterer Recherche helfen: http://dingler.culture.hu-berlin.de/art ... 7/ar237067
In meiner Untersuchung3) über die wilden Hopfenarten von Südösterreich, die ich unter dem Collectivnamen "„wilder kroatischer Hopfen“" beschrieben habe (vgl. 1878 230 438), wurde hervorgehoben, daſs der im Kaukasus wild wachsende Hopfen in seinen Eigenschaften, namentlich durch seinen hohen Lupulin- und Gerbsäuregehalt den südösterreichischen wilden Hopfenarten sehr nahe steht. Dieser im Süden wachsende wilde Hopfen unterscheidet sich von dem in Mittel- und Nordeuropa vorkommenden auſser seinem verhältniſsmäſsig hohen Lupulin- und Gerbsäuregehalt, auſserdem dadurch, daſs er ein angenehmes, wenn auch schwächeres Aroma als edler bayerischer Hopfen besitzt und in keiner Weise den bekannten Knoblauchgeruch des lupulinlosen, nördlichen Wildhopfens aufweist.

Re: Älteste Hopfensorten (in Europa)

Verfasst: Samstag 10. Februar 2018, 20:25
von flying
Gut möglich. Hopfen kommt überall in der gemäßigten Zone der nördlichen Halbkugel vor. Wenn der kaukasische Ursprung stimmt, wäre der Kazbek eine gute Möglichkeit. Bei dem wurde russisches Wildhopfenmaterial eingezüchtet. Tatsächlich konnte ich bei dem dieses undefinierbare Wildhopfenaroma wahrnehmen? Vielleicht bilde ich mir das aber nur ein.. :Grübel