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Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 12:12
von hdi
Hallo.
Ich bin ein ziemlicher Anfänger. Gerade gärt erst mein dritter Sud.
Jetzt frage ich mich, ob ich auch mal Wasser aus einem nahe gelegenen Bach benutzen könnte? Ich könnte das Wasser ziemlich quellnah abzwacken. Die Gewässergüte ist lt. Aussage von Hobbybiologen sehr gut (was wohl die kleinen vorhandenen Tierchen verraten).
Bin schon gespannt,
Hansi
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 12:18
von chaos-black
Moin Hansi und willkommen im Forum!
Ich bin leider kein Wasserfachmann, aber ich würde es vorher zum Testen in ein Labor geben. Nicht nur um zu gucken ob da irgendwelche Erreger drin sind, sondern auch um die enthaltenen Mineralstoffmengen zu bestimmen. Ist kein kleines Thema, aber da gibt es hier einen interessanten Artikel, der dich vielleicht interessiert:
http://braumagazin.de/article/von-der-w ... rauwasser/
Beste Grüße,
Alex
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 12:18
von Boludo
Hallo und willkommen
Bei Oberflächenwasser wäre ich sehr vorsichtig. Da kann von jeder Menge Nitrat bis zu sonstigen Giften alles mögliche drin sein.
Außerdem wird das ein Blindflug, da du keinerlei Wasserwerte hast.
Welchen Vorteil zum gut überwachten Leitungswasser inklusive Wasseranalyse versprichst du Dir denn davon?
Stefan
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 12:19
von Fe2O3
Hallo Hansi,
Ich würde mir zur Beantwortung folgende Fragen stellen:
- Würde ich dieses Bachwasser auch so trinken?
- Würde ich damit mein Kind baden?
und ganz grundlegend:
WARUM?!
lG
Martin
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 12:26
von hdi
Oh, vielen Dank für die schnellen Antworten.
Ja, ich würde das Wasser auch so trinken (Ok, vielleicht nicht so viel) und es wird ja auch noch eine ganze Zeit lang gekocht. Nitrate gehen dadurch ja nicht raus, aber wie gesagt, da leben auch nette Tierchen drin.
Meine Kinder würden da liebend gerne drin baden - darf man nur nicht... :-)
Und was verspreche ich mir davon? Naja, ich bin ja noch ziemlich am Anfang und will halt einfach ein etwas "lokaleres" Bier machen - eher so ein Spaß. Geschmacklich verspreche ich mir keine Vorteile. Ich nehme allerdings weder "lokales" Malz noch "lokalen" Hopfen. Da müsste ich dann noch dran arbeiten ;-)
Hansi
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 12:32
von KCSteevo
Boludo hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 12:18
Außerdem wird das ein Blindflug, da du keinerlei Wasserwerte hast.
Mal ehrlich, ab welchem Sud hast du deine Wasserwerte in Betracht gezogen und ggf. dagegen gesteuert? ICh glaube, am Anfang gibt es wichtigere Stellschrauben. Das wäre für mich wenn es mein 4. Sud ist jetzt kein k.O. Kriterium.
Die anderen jedoch schon. Nitrat ist in der Tat ein Problem bei Oberflächenwasser. Und dein Leitungswasser stammt vielleicht ja auch aus deiner Region? Bei uns wird z.B. Quellwasser ins Netzt eingespeißt. Kannst mal bei deinem örtlichen Wasserversorger nachschauen.
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 12:44
von hdi
Hmm, stimmt natürlich auch wieder, unser Wasser kommt tatsächlich aus der Region.
Trotzdem gefällt mir der Gedanke: "gebraut mit frischem Quellwasser" ;-)
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 13:05
von Boludo
KCSteevo hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 12:32
Boludo hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 12:18
Außerdem wird das ein Blindflug, da du keinerlei Wasserwerte hast.
Mal ehrlich, ab welchem Sud hast du deine Wasserwerte in Betracht gezogen und ggf. dagegen gesteuert? ICh glaube, am Anfang gibt es wichtigere Stellschrauben. Das wäre für mich wenn es mein 4. Sud ist jetzt kein k.O. Kriterium.
Die anderen jedoch schon. Nitrat ist in der Tat ein Problem bei Oberflächenwasser. Und dein Leitungswasser stammt vielleicht ja auch aus deiner Region? Bei uns wird z.B. Quellwasser ins Netzt eingespeißt. Kannst mal bei deinem örtlichen Wasserversorger nachschauen.
Das war glaub nach dem 5. Sud, das ist aber schon fast 10 Jahre her, muss ich noch mal nachschauen.
Meine ersten paar Biere waren kaum trinkbar, breite kratzige Bittere, die lange im Rachen hing. Bin beinahe verzweifelt. Das einzige was ging war Hefeweizen. Dann hab ich mich mit dem Thema Wasser auseinander gesetzt und ab da ging es steil Berg auf. Ich hätte sonst aufgegeben. Ich hab hier aber auch ne richtig dicke Kalkbrühe mit viel Magnesium und die ersten drei Biere waren sogar noch mit Wasser aus einem neutralen Kationentauscher, was es noch schlimmer gemacht hat.
Warum man als Anfänger ausgerechnet den anteilmäßig größten Rohstoff nicht beachten soll, bleibt mir ein Rätsel. Das falsche Wasser ruiniert jedes Bier sehr zuverlässig, da kann man sich noch so genau an die Rasten halten wie man will. Man kann natürlich auch Glück haben und das Wasser ist ok.
Stefan
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 13:11
von Hpm
hdi hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 12:44
Hmm, stimmt natürlich auch wieder, unser Wasser kommt tatsächlich aus der Region.
Trotzdem gefällt mir der Gedanke: "gebraut mit frischem Quellwasser" ;-)

mach es wie die Großen Brauereien, nimm normales Wasser ( Leitungswasser, Purina oder sonst was) und giesse noch ne Tasse deines Quellwassers dazu, dann kannst Du das trotzdem drauf schreiben "gebraut mit frischem Quellwasser"
stimmt ja dann auch
Gruss Klaus
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 13:18
von hdi
Klaus, das ist die Lösung! Danke! ;-)
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 13:23
von DerDallmann
Stell aber ein Schild auf, am besten so ab Mittwoch.
"Bitte nicht in den Bach pissen, am Samstag wird gebraut!"
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 14:08
von muldengold
Hpm hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 13:11

mach es wie die Großen Brauereien, nimm normales Wasser ( Leitungswasser, Purina oder sonst was) und giesse noch ne Tasse deines Quellwassers dazu, dann kannst Du das trotzdem drauf schreiben "gebraut mit frischem Quellwasser"
stimmt ja dann auch
Gruss Klaus
Genau! Ich hab das mal bei einem Flensburger gesehen (ich glaube zumindest es war Flensburger). Da stand auf dem Etikett: "Mit Küstengerste aus Schleswig-Holstein" gebraut - natürlich war ein Sternchen dahinter und unten konnte man dann als Erklärung lesen "* mindestens 20%"
Ansonsten finde ich die Idee aber gut. Das Argument, dass das Trinkwasser aus der Leitung besser kontrolliert ist und Du die einzelnen Wasserparameter von Versorger erfragen kannst stimmt schon, aber Gleiches könnte man auch über selbstangebauten Hopfen, selbstvermälzte Gerste usw. sagen. Warum also nicht selbstgezogenes Wasser?! Den Hinweis bzgl. Nitrat finde ich aber wichtig, eventuell kannst Du das mal an ein oder zwei unabhängigen Tagen (z.B. auch mal nach einem Starkregenereignis) testen lassen. Falls Du dazu noch den Maische-pH messen kannst sollte eigentlich alles in Butter sein und Deinem 100%-Qellwasser Regio-IPA steht nix im Wege!
VG
Sandro
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 14:23
von muldengold
...ich habe jetzt doch noch mal auf die Flensburger Webseite geschaut: die brauen nicht nur mit Küstengerste, sondern sogar mit Wasser aus eigener "Gletscherquelle"! Werbung ist einfach alles heutzutage. Dafür brauen sie das Standardflens zu 100% mit Hopfenextrakt - nicht dass das schlecht sein muss, aber da könnte man werbetechnisch noch dran feilen

Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 14:25
von CastleBravo
Eine Option wäre auch die Verwendung eines Aktivkohlefilters. Dann fehlt dir immer noch eine, besser mehrere Wasseruntersuchungen über das Jahr verteilt um wie geschrieben dein Wasser einstellen zu können. OF Wasser hat zumindest den Vorteil, dass es meist nicht allzu hart ist. Besser noch Umkehrosmose. Dann wäre die ganze Geschichte in meinen Augen allerdings nur unter idealistischen Gesichtspunkten interessant.
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 15:46
von schlupf
Meines Wissens ist Küstengerste eine Wortmarke, die Flensburger sich hat schützen lassen. Also ist Küstengerste, was immer sie dazu erklären.
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 15:47
von Barney Gumble
muldengold hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 14:23
...ich habe jetzt doch noch mal auf die Flensburger Webseite geschaut: die brauen nicht nur mit Küstengerste, sondern sogar mit Wasser aus eigener "Gletscherquelle"! Werbung ist einfach alles heutzutage. Dafür brauen sie das Standardflens zu 100% mit Hopfenextrakt - nicht dass das schlecht sein muss, aber da könnte man werbetechnisch noch dran feilen
"Gletscher" in Flensburg? Hab ich geografisch was verpasst?
Vg
Shlomo
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 15:56
von Barney Gumble
Wie Stefan (boludo) schon schreibt ist Oberflächenwasser biologisch angreifbarer.
Gut, man kocht ja eh, aber Trinkwasser wird nur in allergrößter Not auf s Oberflächen Wasser bzw Uferfiltrat gewonnen.
Mach eine Trinkwasseranalyse (kostet vielleicht ca ab 50 € aufwärts), vergleiche es mit Deinem Leitungswasser (vielleicht ist es tatsächlich dasselbe?) und entscheide Dich (auch anhand og Artikels und Brauwasserthreads) was besser is.
Oder lass es und schreib drauf "mit echtem lokalem Leitungswasser gebraut" ; )
Vg
Shlomo
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Freitag 9. März 2018, 16:07
von monsti88
Barney Gumble hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 15:47
"Gletscher" in Flensburg? Hab ich geografisch was verpasst?
Schleswig-Holstein ist Endmuränenlandschaft. Ist aber ein paar Jahre her, dass es dort mal Gletscher gab...
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Samstag 10. März 2018, 16:00
von Scheibelhund
Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt, das Wasser eines nahegelegenen Moorsees zu verwenden. Das Wasser ist schon optisch relativ braun und könnte evtl. Biere wie in Schottland hervorbringen. Aber abgesehen vom Transport hat mich davon abgehalten, daß man ein nicht kalkulierbares Infektionsrisiko eingeht, das die ganze Anlage kontamiert. Sog. Endosporen überstehen auch Kochtemperaturen.
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Samstag 10. März 2018, 16:29
von Boludo
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass schottisches Bier seinen Geschmack durch Moorwasser bekommt bzw dass irgendjemand in Schottland auf die Idee kommt, so was zu tun.
Stefan
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Samstag 10. März 2018, 17:25
von gulp
Die Idee ist in der Welt, also musst du das ausprobieren. So wild wirds nicht werden. Gab da ja mal den Ententeich Sud: hier 19:00
https://www.youtube.com/watch?v=PdwYjFnFoJU&t=2s Lange Zeit war Bier das sicherste Getränk und Wasseraufbereitung ist ein relativ junges Kapitel der Brauereigeschichte.
Gruß
Peter
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Montag 12. März 2018, 09:22
von hdi
So, Wochenende rum, es gibt News!
Witzigerweise konnte ich selbst am Wochenende eine kleine Gewässeranalyse machen. Nitrit,Nitrat und Ammonium im absolut unbedenklichen Bereich (zum Vergleich auch noch Wasser aus einem Bach neben einem frisch gedüngten Feld untersucht.... Kein Wunder, dass da keine Fische drin sind!).
Also hab ich einfach einen halben Liter von meinem Quellwasser zu meinem neuesten Aufguss dazugegeben. :-)
Ich werde berichten!
Hansi
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Montag 12. März 2018, 09:45
von chaos-black
Hallo Hansi,
die 3 Sachen sind doch noch lange nicht genug. Nagut das Mineralprofil mag bei nem halben Liter egal sein, aber die Labore testen doch auch auf Keime. Da ich keine Ahnung hab was welche Temperaturen wegstecken kann hätte ich die Infos auch erst eingeholt.
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Montag 12. März 2018, 10:06
von muldengold
chaos-black hat geschrieben: ↑Montag 12. März 2018, 09:45
...aber die Labore testen doch auch auf Keime. Da ich keine Ahnung hab was welche Temperaturen wegstecken kann hätte ich die Infos auch erst eingeholt.
Die Keime sind wirklich wurscht. Sie sind bei nicht kontrolliertem Oberflächenwasser zu Brauzwecken höchstens als Indikator für mögliche fäkale Einträge (E.coli, Enterokokken) und damit indirekt als Achtungszeichen für möglicherweise erhöhte Nitratwerte usw. ggf. von Bedeutung - aber das lässt Hansi ja messen. Eine Stunde Würzekochen und dann einen pH von knapp über 5, welcher während der Gärung auf 4.3 bis 4.6 absinkt - das macht kein Krankheitserreger mit (siehe auch Gulps Hinweis bzgl. Bier als historisch sicheres Getränk weiter oben).
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Montag 12. März 2018, 10:49
von Ernie
Moin,
hier ein interessantes Experiment:
https://youtu.be/q-SEFCOAIjc
https://youtu.be/T9LCZXSh5Tw
und zum Schluss:
https://youtu.be/f-olw2G7cog
Viel Spaß beim Anschauen.
Grusz
Ernie
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Montag 12. März 2018, 12:07
von Barney Gumble
Übrigens versorgt sich Lindau mit Bodenseewasser
Vg
Shlomo
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Montag 12. März 2018, 12:35
von Boludo
Barney Gumble hat geschrieben: ↑Montag 12. März 2018, 12:07
Übrigens versorgt sich Lindau mit Bodenseewasser
Vg
Shlomo
Welches in mehreren Reinigungsstufen aufbereitet wird.
Stefan
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Montag 12. März 2018, 14:23
von Ursus007
muldengold hat geschrieben: ↑Freitag 9. März 2018, 14:23Dafür brauen sie das Standardflens zu 100% mit Hopfenextrakt - nicht dass das schlecht sein muss, aber da könnte man werbetechnisch noch dran feilen

Schonend gewonnenes Hopfenkonzentrat? Sorgsam extrahierter Hopfengeschmack? Edelste Hopfenauszüge? Reinste Hopfenöle?
Die Idee mit der Zugabe von Bachwasser hatte ich auch, man sollte dann nur nicht dazu schreiben: "mind. 2,5%".
Ursus
Re: Bachwasser benutzen?
Verfasst: Donnerstag 12. April 2018, 07:35
von hdi
So, das Bachwasser-Bier ist fertig.
Sehr spritzig ist es geworden, was aber wohl an der zu großen Speise-Zugabe liegt... ich übe ja noch...
Jedenfalls haben bisher alle Probanden den Genuss meines Gebräus gut überstanden!
Ich freu mich! ;-)
Danke für die rege Diskussion.