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Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 14:22
von Sorbus
Hallo zusammen
Bisher habe ich mir wenige Gedanken bezüglich des Brauwassers gemacht und einfach frisch ab Wasserhahn genommen und gebraut. Wir haben jetzt in unserer Wohnung jedoch seit kurzem eine Wasserenthärtungsanlage verbaut bekommen (Ionentauscher), was mich nun bezüglich Eignung als Brauwasser zum Nachdenken gebracht hat.
Die Angaben sind Durchschnittswerte, stammen vom Versorger und sind ohne Kenntnisse über deren Relevanz für das Bierbrauen aufgeführt
Gesamthärte vor der Enthärtung: 32.7 °fH / 18.4 °dH (gemäss Versorger) resp. 34 °fH / 19.1 °dH(durch Servicetechniker der Enthärtungsanlage bestimmt)
Gesamthärte nach der Enthärtung: 8 °fH / 4.5 °dH
Kalzium: 107 mg/l
Natrium: 13.1 mg/l
Magnesium: 14.6 mg/l
Nitrat: 21 mg/l
Kalium; 2.7 mg/l
Chlorid: 18.8 mg/l
Sulfat: 15 mg/l
pH: 7.2
DOC: 0.4 mg/l
Kann ich das Wasser weiterhin auch für helle Bierstile verwenden oder muss ich dies aufbereiten?
Bräuchte man für diese Beurteilung noch weitere Wasserwerte wie GH & KH? Ich finde zB keine Angaben zur HCO3-Konzentration, welche ich hier benötigen würde:
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... serrechner
Gruss aus der Schweiz,
Mathias

Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 14:42
von ppuetz
Ist es durch den Ionentauscher denn noch möglich Wasser vorher abzuzweigen? Ansonsten passen die Werte vom Versorger nicht mehr.
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 14:48
von Johnny H
Die Wasseranalysedaten beziehen sich leider auf den Zustand des Wassers vor der Enthärtung. Von daher ist es von hier aus sehr schwierig zu beurteilen, was (über die Angabe besagter 4,5°dH GH) jetzt noch im Wasser drin ist, bzw. wie man nun den kritischen Wert der Restalkalität berechnen soll.
Außerdem fehlt in der Tat eine Angabe über die Säurekapazität bzw. die Karbonathärte.
Wenn ich mir die Werte so anschaue, dann fällt mir im Vergleich zu meinen eigenen auf, dass der Ca/Mg-Anteil (Kationen) und damit Deine Gesamthärte sehr ähnlich ist, Du aber viel weniger Sulfat und Chlorid (Anionen) als ich in Deinem Wasser hast. Es ist möglich, dass die fehlenden Anionen bei Dir Hydrogencarbonat sind und Du daher eine sehr hohe Restalkalität hast. Das wäre sehr ungünstig für helle Biere. Allerdings ist Dein pH-Wert nicht sonderlich hoch.
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 15:22
von JackFrost
Wird die Anlage mit NaCl regeneriert ? Wenn ja dann wird Ca und Mg gegen Na getauscht. Dann hat dein Wasser noch immer die gleiche RA.
Zur Not einen KH Test fürs Aquarium kaufen und messen.
Gruß JackFrost
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 15:31
von Sorbus
Hallo ppuetz, Johnny & Jack
Danke vielmals für die raschen & konstruktiven Antworten.
Zu euren Fragen:
Ist es durch den Ionentauscher denn noch möglich Wasser vorher abzuzweigen?
Jein, ich müsste in den Technikraum im Keller, den Bypass zum Enthärter schliessen und dann im unmittelbar anschliessenden Wasserhahn mir mein Wasser holen und hoch schleppen. Wäre deutlich aufwändiger, als bisher den Wasseranschluss auf meiner Terrasse zu nutzen. Ob mein "Rohwasser" nun auch geeignet ist, weiss ich gemäss euren Aussagen ja eigentlich auch nicht.
Wird die Anlage mit NaCl regeneriert ? Wenn ja dann wird Ca und Mg gegen Na getauscht. Dann hat dein Wasser noch immer die gleiche RA.
Korrekt.
Was für Wasserwerte müsste ich wissen / testen (lassen), dass eine ausreichende Beurteilung des Brauwassers möglich ist? Alle vom Wasseraufbereitungsrechner von MM&M?

Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 15:42
von Johnny H
Sorbus hat geschrieben: ↑Mittwoch 18. Juli 2018, 15:31
[...]
Was für Wasserwerte müsste ich wissen / testen (lassen), dass eine ausreichende Beurteilung des Brauwassers möglich ist? Alle vom Wasseraufbereitungsrechner von MM&M?
Mindestens die Gesamthärte GH und die Karbonathärte KH (d.h. Säurekapazität KS 4,3). Dann kannst Du über die folgende Faustregel die Restalkalität einigermaßen eingrenzen:
RA = KH - GH/4
Besser wäre aber etwas mehr, d.h. zusätzlich noch Ca, Mg, SO4, Cl, NO3 und Na. Bzw. das, was bei MMM steht.
Unter der Annahme Ionengleichgewicht (zwischen Ca, Mg, Na und K ggü. Cl, SO4, NO3 und der fehlenden Größe HCO3) habe ich übrigens aus Deinen Werten oben eine KH von 16,8°dH errechnet! Das ist allerdings nur eine Schätzung, und ob dazu der doch recht niedrige pH-Wert von 7,2 passt, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht kann das jemand anders noch besser einschätzen?
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 15:46
von Ladeberger
Das Wasser aus derartigen Neutraltauschern ist fürs Brauen komplett ungeeignet, insbesondere bei höheren Karbonathärten. Du wirst wohl zunächst mal die Säurekapazität beim Wasserversorger in Erfahrung bringen müssen. Anschließend kann man sich an die Wasseraufbereitung machen; aber es wird wohl bedeuten: Wasser schleppen.
Gruß
Andy
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 16:15
von Sorbus
Danke auch dir Ladeberger!
Ich hätte die Option im Supermarkt sehr günstig Mineralwasser ohne CO2 zu kaufen, dessen HCO3-Wert ziemlich tief ist:

- M Budget Wasser.png (18.18 KiB) 2798 mal betrachtet
HCO3--Konzentration: 80 mg/l
Kalzium: 100 mg/l
Sulfat: 280 mg/l
Chlorid: 5 mg/l
Natrium: 4 mg/l
Gemäss MM&M-Rechner käme ich hier bei
Restalkalität: -0.3 mmol/l (=-1°dH) raus.
Das Mineralwassr wäre für mich, obwohl teurere, die bevorzugtere Version, da andere Stockwerkeigentümer ebenfalls am selben Wasserkreislauf inkl. Enthärter angeschlossen sind.
Weitere Möglichkeiten bezüglich Mineralwasser:
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 16:40
von Johnny H
Stefan (Boludo) hat mir mal eine
Umkehrosmoseanlage von Dennerle empfohlen. Ich habe sie aber nicht angeschafft, da ich m.E. mit Sauermalz und Milchsäure ganz gut klarkomme.
In dem bei Dir wahrscheinlichen Fall, dass Ca/Mg fast vollständig entfernt wurden, die hohe Restalkalität aber nach wie vor vorhanden ist, empfiehlt sich das vielleicht eher als ständiges Schleppen von Kaufwasser (bei dem Du übrigens auch nicht immer sicher sein kannst, ob die Werte stimmen). Verschneiden müsstest Du aber dann wohl mit unaufbereitetem Wasser aus Deinem Keller.
Der erste Schritt sollte aber dennoch sein, den Wert der Säurekapazität über Deinen Versorger herauszufinden.
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 16:58
von StofföMax
Johnny H hat geschrieben: ↑Mittwoch 18. Juli 2018, 16:40
Stefan (Boludo) hat mir mal eine
Umkehrosmoseanlage von Dennerle empfohlen. Ich habe sie aber nicht angeschafft, da ich m.E. mit Sauermalz und Milchsäure ganz gut klarkomme.
In dem bei Dir wahrscheinlichen Fall, dass Ca/Mg fast vollständig entfernt wurden, die hohe Restalkalität aber nach wie vor vorhanden ist, empfiehlt sich das vielleicht eher als ständiges Schleppen von Kaufwasser (bei dem Du übrigens auch nicht immer sicher sein kannst, ob die Werte stimmen). Verschneiden müsstest Du aber dann wohl mit unaufbereitetem Wasser aus Deinem Keller.
Der erste Schritt sollte aber dennoch sein, den Wert der Säurekapazität über Deinen Versorger herauszufinden.
Hallo,
ich nutze seit einigen Suden die besagte Rennerle. Bin soweit ganz zufrieden, haben hier bei uns eine Wasserhärte von ca. 20 Grad dH. Was aber auf dem Balkon zu Problemen führen könnte, ist der wahrscheinlich geringe Druck auf der Wasserleitung, was zu einem noch ungünstigeren Verhältnis von Rein- zu Abwasser führt. Außerdem brauchst du auch einen Abfluss, ein Verhältnis von 1:4 Rein- zu Abwasser ist bei mir normal...besser wäre hier wahrscheinlich ein Mischbettvollentsalzer...
Grüße Max
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 25. Juli 2018, 07:06
von Sorbus
Guten Morgen
Ich habe nun vom unbehandelten Rohwasser mittels eines Tetra-Aquariumtests folgende Werte ermittelt:
pH: ~7.5
GH: 17 °dH
KH: 15 °dH
Gruss,
Mathias
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 25. Juli 2018, 07:46
von Johnny H
Dann lag ich ja mit meinem oben überschlagenen Wert (KH ca. 16,8°dH) gar nicht so schlecht.
Für die Restalkalität (RA) heißt das allerdings nichts Gutes, denn (Faustregel):
RA = KH - GH/4 = 15 - 17/4 = ca. 11°dH
Helle oder hopfenbittere Biere würde ich damit nicht brauen wollen. Für Stout oder Porter oder auch Münchner Dunkel dürfte sich das Wasser aber durchaus eignen.
Nach dem (vermutlichen) Kationenaustausch in der Enthärtungsanlage Deines Hauses liegst Du nun wahrscheinlich sogar noch höher mit der RA.
Re: Beratung - Brauwasser
Verfasst: Mittwoch 25. Juli 2018, 07:55
von Sorbus
Johnny H hat geschrieben: ↑Mittwoch 25. Juli 2018, 07:46
Nach dem (vermutlichen) Kationenaustausch in der Enthärtungsanlage Deines Hauses liegst Du nun wahrscheinlich sogar noch höher mit der RA.
Korrekt. Ich habe das enthärtete Wasser ebenfalls getestet:
RA = KH - GH/4 = 15 - 5.5/4 = ca. 13.5°dH
Danke für die rasche Rückmeldung.