Erkenntnisse eines Anfängers
Verfasst: Dienstag 14. August 2018, 10:54
Liebe Hobbybrauer,
Ich braue jetzt seit gut einem Jahr mein eigenes Bier und will im folgenden eine Reihe an Erkenntnissen weitergeben für all diejenigen, die noch am Beginn der Hobbybrauerkarriere stehen. Es wird kein Leitfaden von A bis Z für Anfänger sondern eher die Beschreibung der wichtigsten Erkenntnisse, die ich in über zwanzig Suden machen durfte, und von denen ich gern gleich zu Beginn gewusst hätte, wie wichtig sie für gutes Bier sind. Für die erfahrenen Brauer dürfte der Text wenig Neues bieten, aber vielleicht habt ihr noch spannende Aspekte zu ergänzen?
Der erste Sud.
Ein paar Dinge hätte ich vor der Rezeptfindung gerne gewusst, damit schon der erste Sud richtig gut wird. Kernpunkt, die Anlage auf der ich braue ist ein gewichtiger Faktor und diese muss ich zunächst einmal kennen lernen. Das geht natürlich nur indem ich braue, aber mein Unwissen über meine Anlage kann ich bei der Auswahl des Rezeptes berücksichtigen. Konkret meine ich, dass ich die Sudhausausbeute wie auch die Verdampfungsrate nur schätzen kann und zudem die Nachisomerisierungszeit nicht kenne. Insbesondere die Nachisomerisierungszeit, also die Zeit die man nach dem Kochen der Würze braucht, um die Würze auf unter 80°C zu kühlen, kann, je nach Rezept, ein gewichtiger Faktor sein. Mein Tipp lautet daher ein Rezept zu nehmen, bei dem die Stammwürze wie auch die Bittere ohne Probleme auch etwas nach unten/oben abweichen kann und wo die Nachisomerisierungszeit nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Wenn es wie bei vielen also ein Pale Ale werden sollte, dann vielleicht mit rund 13°P planen (denn auch bei 12°P oder 14°P wird es ein schönes Pale Ale) und die IBU in Richtung 30 und nicht unbedingt in Richtung 20 oder 45 ansetzen. Noch wichtiger aber, bei meinem ersten Rezept würde ich nicht noch einmal eine riesige Hopfengabe zum Kochende zugeben. Da meine Nachisomerisierungszeit viel länger war als gedacht, war das Bier am Ende viel zu bitter. Bitterhopfen als Vorderwürze oder bis max. 30 Minuten vor Kochende und für das Aroma dann Whirlpool und Stopfen, damit bleibt man für den ersten Sud auf der sicheren Seite.
Die Zutaten.
Es gibt ganze Bibliotheken über die verschiedenen Zutaten und es wird im Laufe der Hobbybrauerkarriere sicher eine Menge Freude bereiten, mit Dingen wie der Wasseraufbereitung oder Hefenahrung zu experimentieren. Mein Tipp für den Anfang lautet, sich nicht verunsichern lassen und vor allem – keep it simple. Ein Single Hop Pale Ale mit 100% Pale Ale Malz und einem fruchtigen Hopfen wird Euch für den ersten Sud gute Dienste leisten und ihr habt die Chance, die Zutaten in Ruhe kennen zu lernen bevor ihr vor lauter Irish Moss, entspelztem Röstmalz und sieben verschiedenen Hopfen gar nicht mehr wisst, woher der Geschmack des Bieres überhaupt kommt.
Die wichtigeste Erkenntnis.
Meine Rolle beim Bier brauen ist eher die eines Nebendarstellers, der entscheidende Spieler auf dem Feld ist die Hefe. Ich habe zu Beginn mit allen möglichen Zutaten rumexperimentiert (Wasseraufbereitung, Wintergerste, Rohfrucht, Honig, Doldenhopfen um nur einige zu nennen) und immer mal wieder kleinere Verbesserungen erzielt, allein die (Trocken-)Hefe habe ich als gegeben hingenommen. Der entscheidende, große Qualitätssprung aber kam, als ich mich an die Hefe gewagt habe. Was aus meiner Sicht zu gutem Bier beiträgt ist 1. Die richtige Anstelltemperatur, die etwa ein oder zwei Grad unter der gewünschten Gärtemperatur liegen sollte, 2. Eine kontrollierte Gärführung im Kühl-/Gefrierschrank damit sich die Würze bei der Hauptgärung nicht allzu sehr aufheizt und 3. durch die Nutzung von Erntehefe/Brauereihefe (oder Flüssighefe, sprich alles, was nicht Trockenhefe in der ersten Führung ist). Ich kann Euch gar nicht in Worte fassen wie fasziniert ich mein erstes Bier mit Erntehefe und kontrollierter Gärführung gekostet habe, eine echte Offenbarung! (Exkurs: Wenn ihr keine Kühlmöglichkeit habt und die Würze nicht ordentlich kühlen könnt, dann helft einfach mit Eis oder Eiswasser nach. Ihr könnt die Stammwürze etwas höher kalkulieren und dann einfach vor dem Anstellen mit Eiwasser die Würze verdünnen und damit runter kühlen. Während der Gärung kann man sich ebenfalls mit Haushaltmitteln behelfen. Ein nasses Handtuch um den Gäreimer wickeln der stets von einem Ventilator angepustet wird wirkt Wunder. Alles simpel aber effektiv.)
Die kleineren Erkenntnisse.
Nur eines, die Lernkurve ist zu Beginn extrem steil. Das heißt im Umkehrschluss, lasst Euch nicht von einem schwachen Bier in der Anfangsphase verunsichern und entmutigen denn ein Hammerbier, das Euch jeder Eurer Freunde gierig aus den Händen reißt, ist vielleicht nur noch wenige Sude entfernt.
Es gibt noch diverse kleinere Aspekte die ich ergänzen könnte, aber ich will ja keinen Roman schreiben sondern die Kernpunkte vermitteln, von denen ich an Tag 1 gern gewusst hätte. Daher wünsche ich allen Anfängern Gut Sud und viele, eigene Erkenntnisse!
Ich braue jetzt seit gut einem Jahr mein eigenes Bier und will im folgenden eine Reihe an Erkenntnissen weitergeben für all diejenigen, die noch am Beginn der Hobbybrauerkarriere stehen. Es wird kein Leitfaden von A bis Z für Anfänger sondern eher die Beschreibung der wichtigsten Erkenntnisse, die ich in über zwanzig Suden machen durfte, und von denen ich gern gleich zu Beginn gewusst hätte, wie wichtig sie für gutes Bier sind. Für die erfahrenen Brauer dürfte der Text wenig Neues bieten, aber vielleicht habt ihr noch spannende Aspekte zu ergänzen?
Der erste Sud.
Ein paar Dinge hätte ich vor der Rezeptfindung gerne gewusst, damit schon der erste Sud richtig gut wird. Kernpunkt, die Anlage auf der ich braue ist ein gewichtiger Faktor und diese muss ich zunächst einmal kennen lernen. Das geht natürlich nur indem ich braue, aber mein Unwissen über meine Anlage kann ich bei der Auswahl des Rezeptes berücksichtigen. Konkret meine ich, dass ich die Sudhausausbeute wie auch die Verdampfungsrate nur schätzen kann und zudem die Nachisomerisierungszeit nicht kenne. Insbesondere die Nachisomerisierungszeit, also die Zeit die man nach dem Kochen der Würze braucht, um die Würze auf unter 80°C zu kühlen, kann, je nach Rezept, ein gewichtiger Faktor sein. Mein Tipp lautet daher ein Rezept zu nehmen, bei dem die Stammwürze wie auch die Bittere ohne Probleme auch etwas nach unten/oben abweichen kann und wo die Nachisomerisierungszeit nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Wenn es wie bei vielen also ein Pale Ale werden sollte, dann vielleicht mit rund 13°P planen (denn auch bei 12°P oder 14°P wird es ein schönes Pale Ale) und die IBU in Richtung 30 und nicht unbedingt in Richtung 20 oder 45 ansetzen. Noch wichtiger aber, bei meinem ersten Rezept würde ich nicht noch einmal eine riesige Hopfengabe zum Kochende zugeben. Da meine Nachisomerisierungszeit viel länger war als gedacht, war das Bier am Ende viel zu bitter. Bitterhopfen als Vorderwürze oder bis max. 30 Minuten vor Kochende und für das Aroma dann Whirlpool und Stopfen, damit bleibt man für den ersten Sud auf der sicheren Seite.
Die Zutaten.
Es gibt ganze Bibliotheken über die verschiedenen Zutaten und es wird im Laufe der Hobbybrauerkarriere sicher eine Menge Freude bereiten, mit Dingen wie der Wasseraufbereitung oder Hefenahrung zu experimentieren. Mein Tipp für den Anfang lautet, sich nicht verunsichern lassen und vor allem – keep it simple. Ein Single Hop Pale Ale mit 100% Pale Ale Malz und einem fruchtigen Hopfen wird Euch für den ersten Sud gute Dienste leisten und ihr habt die Chance, die Zutaten in Ruhe kennen zu lernen bevor ihr vor lauter Irish Moss, entspelztem Röstmalz und sieben verschiedenen Hopfen gar nicht mehr wisst, woher der Geschmack des Bieres überhaupt kommt.
Die wichtigeste Erkenntnis.
Meine Rolle beim Bier brauen ist eher die eines Nebendarstellers, der entscheidende Spieler auf dem Feld ist die Hefe. Ich habe zu Beginn mit allen möglichen Zutaten rumexperimentiert (Wasseraufbereitung, Wintergerste, Rohfrucht, Honig, Doldenhopfen um nur einige zu nennen) und immer mal wieder kleinere Verbesserungen erzielt, allein die (Trocken-)Hefe habe ich als gegeben hingenommen. Der entscheidende, große Qualitätssprung aber kam, als ich mich an die Hefe gewagt habe. Was aus meiner Sicht zu gutem Bier beiträgt ist 1. Die richtige Anstelltemperatur, die etwa ein oder zwei Grad unter der gewünschten Gärtemperatur liegen sollte, 2. Eine kontrollierte Gärführung im Kühl-/Gefrierschrank damit sich die Würze bei der Hauptgärung nicht allzu sehr aufheizt und 3. durch die Nutzung von Erntehefe/Brauereihefe (oder Flüssighefe, sprich alles, was nicht Trockenhefe in der ersten Führung ist). Ich kann Euch gar nicht in Worte fassen wie fasziniert ich mein erstes Bier mit Erntehefe und kontrollierter Gärführung gekostet habe, eine echte Offenbarung! (Exkurs: Wenn ihr keine Kühlmöglichkeit habt und die Würze nicht ordentlich kühlen könnt, dann helft einfach mit Eis oder Eiswasser nach. Ihr könnt die Stammwürze etwas höher kalkulieren und dann einfach vor dem Anstellen mit Eiwasser die Würze verdünnen und damit runter kühlen. Während der Gärung kann man sich ebenfalls mit Haushaltmitteln behelfen. Ein nasses Handtuch um den Gäreimer wickeln der stets von einem Ventilator angepustet wird wirkt Wunder. Alles simpel aber effektiv.)
Die kleineren Erkenntnisse.
Nur eines, die Lernkurve ist zu Beginn extrem steil. Das heißt im Umkehrschluss, lasst Euch nicht von einem schwachen Bier in der Anfangsphase verunsichern und entmutigen denn ein Hammerbier, das Euch jeder Eurer Freunde gierig aus den Händen reißt, ist vielleicht nur noch wenige Sude entfernt.
Es gibt noch diverse kleinere Aspekte die ich ergänzen könnte, aber ich will ja keinen Roman schreiben sondern die Kernpunkte vermitteln, von denen ich an Tag 1 gern gewusst hätte. Daher wünsche ich allen Anfängern Gut Sud und viele, eigene Erkenntnisse!