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Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 18:19
von emjay2812
Ich habe gestern zum zweiten Mal unfreiwillig ein Bier mit nur 10°P gebraut. Geplant waren 13°P.
Beim ersten Mal hatte ich das sehr grob geschrotete Malz im Verdacht, dass ich gekauft hatte.

Diesmal hatte ich selbst geschrotet, und für mein Empfinden sah das Ergebnis gut aus.

Ich läutere mit dem Strain Buddy, die Schüttung beträgt für 11 Liter Bier ca. 2,5kg Malz.

1. Als ich den Hahn des Läutereimers öffnete, schoss die Würze regelrecht aus dem Hahn (Hahn ganz geöffnet).
2. Nach dem Läutern zeigte sich schnell, dass sich Kanäle gebildet hatten: lauter kleine Löcher im Treberbett.
3. Versuchsweise habe ich die Würze nochmals durch den Treber laufen lassen
Dazu die Würze auf den Treber gegeben, gerührt, gewartet bis sich alles etwas setzen konnte und durch
den nur halb geöffneten Hahn die Würze ganz langsam in eine Oskartonne laufen lassen.

Diesmal zeigten sich keine Löcher im Treber.

Liegt hier die Lösung? Zu flaches Treberbett und durch den ganz geöffneten Han zu große Sogwirkung mit Kanalbildung?

Gibt es zudem eine Möglichkeit den Strain Buddy mit einem Zwischenstück zu verlängern. Er passt gerade so
vor den Auslaufhahn meines Läutereimers,

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 18:40
von marsabba
Naja, ich sehe da folgende Probleme:

1- Zu flaches Treberbett ermöglicht zu schnelles Durchströmen
2- Zu schnelles Durchströmen -> ungenügendes Auswaschen des Extrakts aus dem Malz
3- Zu schnelles Durchströmen begünstigt Kanalbildung: Schau dir einen Erdhang nach einem Regenguss an
4- Der Strainbuddy hat nur drei kleine Abläufe, d.h. alle Flüssigkeit muss an diesen Punkten abfliessen, das erhöht die Strömung noch mehr; besser ist da die Läuterhexe mit viel mehr Oberfläche

Die Amis haben sich da schon vor jahrzehnten Gedanken drüber gemacht

Viele Grüße
Martin

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 19:09
von emjay2812
Die Frage ist ja auch, ob meine Idee richtig sein kann:

Wenn ich den Hahn nur halb öffne, so dass nur ein sehr dünner Strahl entsteht - hilft das?

Mir ist gerade eingefallen, dass ich bei meinem ersten Versuch einen höheren Eimer genommen hatte,
da passte der Strainbuddy aber nur mit zwei Filterkörben rein, das Läutern war sehr langsam und das Ergebnis gut.

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 19:32
von marsabba
Ich würde die Läutergeschwindigkeit auf 1l/min einstellen, das sollte dann auch bei dir die AUsbeute in vernünftige Bereiche bringen.

Grüße
Martin

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 20:15
von hyper472
marsabba hat geschrieben: Sonntag 28. Oktober 2018, 19:32 Ich würde die Läutergeschwindigkeit auf 1l/min einstellen, das sollte dann auch bei dir die AUsbeute in vernünftige Bereiche bringen.

Grüße
Martin
Ja, das ist die gängige Empfehlung. Ich läutere meist nur halb so schnell. Wegen der 20min will ich nicht riskieren, dass das Bier zu dünn wird. Ich würde emjay empfehlen, wieder auf den schmaleren Läuterbottich zurück zu greifen und die 1l/min als Maximalgeschwindigkeit zu betrachten.

Viele Grüße, Henning

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 21:29
von Flothe
marsabba hat geschrieben: Sonntag 28. Oktober 2018, 18:40 4- Der Strainbuddy hat nur drei kleine Abläufe, d.h. alle Flüssigkeit muss an diesen Punkten abfliessen, das erhöht die Strömung noch mehr; besser ist da die Läuterhexe mit viel mehr Oberfläche

Die Amis haben sich da schon vor jahrzehnten Gedanken drüber gemacht

Viele Grüße
Martin
Danke für den interessanten Link. Das zeigt aber auch, dass Läuterhexe und Läuterfreund mit ihren, im Querschnitt gesehen, zwei Ablaufpunkten an den äußeren Rändern des Läuterbottichs nicht optimal sind. Der gute, alte Schlitzboden hat da schon seine Berechtigung.

LG Florian

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 21:55
von Adrian S
Flothe hat geschrieben: Sonntag 28. Oktober 2018, 21:29
Danke für den interessanten Link. Das zeigt aber auch, dass Läuterhexe und Läuterfreund mit ihren, im Querschnitt gesehen, zwei Ablaufpunkten an den äußeren Rändern des Läuterbottichs nicht optimal sind. Der gute, alte Schlitzboden hat da schon seine Berechtigung.

LG Florian
Wirkt man da bei der Läuterhexe nicht mit einer Nierenform dagegen?

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 22:10
von Alt-Phex
Die Flüssigkeit fliesst doch nicht erstmal grade nach unten und dann durch die Läuterspirale. Die drängt, bzw. fliesst, genauso in Richtung Auslauf wie bei den Saugkörben. Deswegen ist es auch völlig egal was man da benutzt. Das Schlitzblech hat, wie Florian sagt, schon seine Vorteile. Aber auch da wird es immer in Richtung Hahn fliessen.

Der ideale Läuterbottich hat keinen seitlichen, sondern einen mittigen Ablauf im Topfboden. In der Brauerei sogar mit mehreren Abläufen, sogenannte Quellgebiete. In unserem Maßstab aber nicht wirklich nötig. Mein erster Läuterbottich hatte einen 1" Saugkorb mittig im Topfboden installiert. Das hat wunderbar funktioniert. Man hat auch keinen nenneswerten Extraktverlust unter dem seitlichen Hahn.

Optimal sind daher Bodenablauf und Schlitzblech. Aber wegen den paar Gramm Malz für eine etwas bessere Ausbeute muss man sich nicht verrückt machen. Alles eine Frage von Aufwand, Kosten und Nutzen.

Das man eine entsprechende treberschicht braucht um vernünftig zu läutern ist klar. Und hat wenig mit dem Bauteil zu tun das den Treber zurückhält, denn der ist der Filter.

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 22:51
von mossoma
Ich zerschneide morgen einen GN Lochbehälter, schraube 3 Schlosserschrauben dran und fertig ist das Läutersieb......

Wie siehst du das Alt-Phex

Tom

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 22:55
von hyper472
Loch ist schlecht. Du hast immer mehr Körner als Löcher...
Die Schlitze haben schon Sinn.
Viele Grüße, Henning

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Sonntag 28. Oktober 2018, 23:59
von Alt-Phex
mossoma hat geschrieben: Sonntag 28. Oktober 2018, 22:51 Ich zerschneide morgen einen GN Lochbehälter, schraube 3 Schlosserschrauben dran und fertig ist das Läutersieb......

Wie siehst du das Alt-Phex

Tom
Das wird nichts, vergiss es. Das Läutern ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Ein reines "absieben" der flüssigen von den festen Bestandteilen alleine ist nicht zielführend. Es geht ja Hauptsächlich darum den Extrakt auszuwaschen. Bau dir einen vernünftigen Läuterbottich und gut ist.

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Montag 29. Oktober 2018, 00:14
von Alt-Phex
mossoma hat geschrieben: Sonntag 28. Oktober 2018, 22:51 Tom
Schau mal hier und lies dir das gründlich durch. https://braumagazin.de/?issue=2014-04

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Montag 29. Oktober 2018, 09:43
von mossoma
Super, Danke dir Alt-Phex

Tom

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Montag 29. Oktober 2018, 13:22
von olibaer
Hallo zusammen,
Alt-Phex hat geschrieben: Sonntag 28. Oktober 2018, 22:10 Die Flüssigkeit fliesst doch nicht erstmal grade nach unten und dann durch die Läuterspirale. Die drängt, bzw. fliesst, genauso in Richtung Auslauf wie bei den Saugkörben. Deswegen ist es auch völlig egal was man da benutzt. Das Schlitzblech hat, wie Florian sagt, schon seine Vorteile. Aber auch da wird es immer in Richtung Hahn fliessen.

Das man eine entsprechende treberschicht braucht um vernünftig zu läutern ist klar. Und hat wenig mit dem Bauteil zu tun das den Treber zurückhält, denn der ist der Filter.
... ich hab den Alt-Phex nur Beispielhaft als Zitatgeber ausgewählt.

Vielleicht nochmals zum Verständnis:

Der Vorderwürzeabzug kann mit einer "Kanalbildung" gut leben, so lange die Vorderwürze(VW) entsprechend einer Erwartungshaltung klar und zügig abläuft.Der Vorderwürzeabzug selbst übt keinerlei "Auswascheffekt" mehr auf die Treber aus - das übernehmen einzig die Nachgüsse.
Überprüfen lässt sich der genannte Zusammenhang selbst für einen Hobbybrauer: VWkonzBeginn und VWkonzEnde werden im Vergleich kaum einen Unterscheid anzeigen. VWkonz bleibt über die gesamte Abzugsdauer der Vorderwürze nahezu konstant.

Hinsichtlich einer Ausbeute ist "Kanalbildung" erst dann interessant, wenn Nachgüsse zum Zwecke eines Auswaschvorganges ins Spiel kommen.
Erwähnt wurde bereits, dass bestimmte Kontruktionen eher dazu neigen, dass das Nachgusswasser die Treber nicht gleichmäßig durchströmen kann und somit "Trebernester" entstehen, deren inhibierte Extraktmengen mit einem Treberaustrag auf dem Biomüll landen.

Ich selbst habe lange Zeit über Läuterbleche abgeläutert, bin aber vor ca.3 Jahren, ob der Einfachheit, auf eine Spannfederkonstruktion(Panzeerschlauch, Hexe, ...) im Maischgefäß nebst integriertem Rührwerk umgestiegen.
Jetzt renne ich nicht jedem kg Malzeinsatz hinterher, bin aber trotzdem etwas angenervt, wenn eine Vereinfachung in der Handhabung(kein Umschöpfen mehr), tüchtig Ausbeute kostet.

Bezüglich Ausbeute und Würzequalität hat die nicht nierenförmig verlegte Spannfeder einen Vorteil, den andere Läutersysteme so nicht haben:
Ein Teil des Treberkuchens kann beliebig manipuliert werden, ohne dass sich "Manipulation" bis in "Würzequalität" durchschlägt. Eine einfache Grafik macht das deutlich:
lbspannfeder.PNG
Der hell-orange markierte Teil des Treberkuchens(änderbar) kann beliebig manipuiliert werden, so lange der dunkel-organge markierte Teil des Treberkuchens unberührt bleibt(nicht ändern).

Ich gehe konkret so vor, dass ich mit der Aufbringung des ersten Nachgusses den hell-orange markierten Teil des Treberkuchens(änderbar) mit einem geeigneten Küchenwerkzeug komplett auf "links" drehe. Der Läuterhahn bleibt währenddessen offen und die ablaufende Würze ändert sich in ihrer Trübung kaum, während "Kanälen" der Gar ausgemacht wird und die Ausbeute um 5-10%-Punkte steigt.

So einen derben Eingriff in den Treberkuchen lässt mit Aufbringung des Nachgusses nur die "nicht nierenförmig verlegte Spannfeder" zu, da der ursprüngliche Treberkuchen, der sich um die Feder herum gebildet hat, erhalten bleibt. Ein scheinbarer Nachteil wird zum Vorteil - einfach mal probieren.

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Montag 29. Oktober 2018, 14:14
von mossoma
Sehr gut verständlich für mich als Anfänger

Tom

Re: Kanalbildung im Treber - Problem gefunden?

Verfasst: Montag 29. Oktober 2018, 21:38
von olibaer
Hallo Tom,
mossoma hat geschrieben: Montag 29. Oktober 2018, 14:14 Sehr gut verständlich für mich als Anfänger
Tom
In der Praxis befreit einen solch eine Wahrnehmung nicht unbedingt von Ungemach.
Viel Erfahrung ist für geschilderte Eingriffe nötig - ein paar geglückte "Läutervorgänge" sollte man schon auf dem Buckel haben.

Bitte nicht in wilden Aktionismus ausbrechen - ganz von vorne mit den eigenen Erfahrungen und den hier verlinkten Fachhinweisen anfangen - gerade beim Läutern !