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Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 10:21
von domingo
Hallo zusammen

Ich möchte gerne ein Amberbier brauen, werde aber in den gängigen Rezeptdatenbanken nicht so richtig fündig. Mit "Amberbier" meine ich ein etwas dunkleres, evtl. etwas rötliches Bier, vollmundig, ausgewogenene Bittere, hopfen- UND malzaromatisch in der Nase und im Antrunk. Ich komme aus der Schweiz und ich glaube, dass wir in der Schweiz unter "Amberbier" etwas anderes verstehen wie in Deutschland und erst recht wie im angelsächsischen Raum. Ich meine z.B. ein Bier im Stile eines Ittinger Klosterbräus (ziemlich bekannt in der Schweiz, in Deutschland wahrscheinlich nicht...).

Meine Fragen:

Malze:
- Welche Basismalze kommen hier in Frage? Ich würde z.B. 70% Pilsner, 30% Münchner anpeilen. Oder 50/50 Pilsner und Wiener.
- Welche Caramalze kommen hier in Frage? Caramünch II z.B.? Oder eher einfach Carahell und die dunkle Farbe kommt dann vom Münchner Malz?
- Wie sieht es mit Melanoidinmalz aus? Dieses Malz sehe ich des öfteren in "Amber"-Rezepten - aber eben, ich bin nicht sicher, ob wir alle dasselbe unter "Amber" verstehen.
Ich würde ein "nomales" Maischprogramm fahren, also z.B. 62°C, 35 Minuten, 72°C, 30 Minuten, abmaischen. Keine Dekoktion.

Hopfen:
- Beim Hopfen weiss ich vom Ittinger Klosterbräu, dass Tradition und Perle benutzt werden. Das passt so. IBU zwischen 25 und 30. Was meint ihr?

Gärung:
- Gärung wahrscheinlich untergärig, oder? Es soll ja kein Amber Ale werden. W34/70 hätte ich z.B. an Lager. Oder gäbe es passendere Trockenhefen?

Viele Grüsse aus der Schweiz,
Dominik

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 13:08
von tbln
Amber oder "bernstein" entsprechend der englischen Abgrenzung Amber, Gold & Black gab es nie in Deutschland. Ganz früher wurde ja eigentlich nur zwischen Braun- bzw. Rot- und Weißbier unterschieden.

Am nächsten kommen wahrscheinlich süddeutsch der Märzen (ober-/untergärig) und norddeutsch das Altbier (obergärig). Wie ich finde, gehen einige Märzen durchaus in die Richtung englisches ESB. Bei amerikanischen Amber Ales kommen häufig die typischen C-hops (Cascade/Centennial) Aromen on top.

Ideen Richtung Altbier wären Schumacher oder Uerige Altbier. Für'n amerikanisches Amber kann ich das Calico Amber von Ballast Point empfehlen.

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 14:08
von Seed7
Dann gibt es noch die Belgischen, die Special Belge (Palm usw), De Koninck. Palm soll mit ein 12 EBC helles Aromatic malz gemacht werden, mann koennte da was versuchen mit pilsner, muenchner und ein wenig aromatic oder melanoidin. Koninck pilsner, vienna und ein wenig cara. Beide relativ neutrale hefen, englische gehen gut K-97 auch, hopfen Saaz oder English

Ingo

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 14:09
von DevilsHole82
Kommen Amberbiere nicht ursprünglich aus Belgien und sind obergärig?

Ich würde in erster Näherung die Schüttung einfach halten. Ein Basismalz, wie Pilsener. Dann mit einem Karamalz, wie CaraAmber auf 20-22 EBC anpassen.
Bitterung auf 30 IBU mit Tradition und Perle als Hopfen klingt gut.

Gärung als Lager: W34/70
... als Ale: Belgische Ale Hefe

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 15:01
von hubschu
Sali Dominik

Gemäss der Homepage http://www.ittinger.ch/#!/de/ ist Weizenmalz ein bestandteil der Malzmischung, der Schaum wird dir Dankbar sein.
Mit Caramünch II sollte die Farbe hinkommen, ich würde aber nicht über 5% Anteil gehen
Mit der W34/70 bist du sicher gut beraten.

Gruess
Marco

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 15:04
von bierfaristo
Was du brauen willst, scheint mir vom Bierstil ein Wiener Lager zu sein.

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 15:12
von hubschu

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 15:15
von chaos-black
Ehrlich gesagt hab ich bei deiner Beschreibung zuerst an ein Altbier gedacht. Gibt viele Beispiele bei Maische, Malz und Mehr. Ich bastel da auch immer wieder an meinem Rezept für herum, der nächste Versuch wird:
11,5°P, 35IBU
Schüttung: Pilsner (53%), Dunkles Münchner (20%), Weizenmalz (15%), Wiener (10%), Chocolate Malt (2%)
Der Löwenanteil der Bitterung mit geeignetem Bitterhopfen, z.B. Merkur. Dann 15min vor Ende noch ca für ca 9IBU Tettnanger (sind bei mir etwa 32g auf 20L).
Altbiertypisch kalt vergären mit einer Altbierhefe. Viel angepriesen ist dafür die Gozdawa OGA9. Wenn du die benutzt, lass aber am Besten Irish Moss weg, die sedimentiert schon so ziemlich gut und bei mir hat sie das dann sogar getan, bevor sie mit der Arbeit fertig war.

Beste Grüße,
Alex

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 15:21
von DerDallmann
Ich hab auch an ein Vienna Lager oder International Amber Lager (2c) gedacht.
Da würde ich mich orientieren.

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 15:55
von nrtn
Ich würde auch auf Vienna Lager gehen - das ist ein "Pale Lager" mit höherer Malzbetonung in die Englische Richtung.

Falls English ok ist gibt es gerade frisch eine Brülosophy Folge dazu (die Rezepte-technisch aber gewohnterweise die Regeln sehr dehnt): http://brulosophy.com/2019/01/24/short- ... enna-lager.

Re: Amberbier

Verfasst: Donnerstag 29. August 2019, 21:12
von domingo
Tausend Dank euch allen für die Antworten und Ratschläge. Dieses Forum ist einfach sensationell!

Also, ich werde mich an die Beschreibungen in den Links von Marco halten. Da steht eigentlich ziemlich genau, was drin ist im Ittinger Klosterbräu. Da steht auch, dass es mit Dekoktion gemaischt wird. Hmm, evtl. muss ich mich da doch mal rantasten...

Die Frage ist nun wieviel und wie genau, aber da lehne ich mich an die vorhandenen Rezepte zu untergärigen Amberbieren.

Eine Unklarheit ist noch mit dem Melanoidinmalz: Würde das hier passen? Habe noch keine Erfahrung mit diesem Malz...