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Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Sonntag 12. Januar 2020, 22:28
von JoDa
Hallo,
Ich habe mir kürzlich ein Refraktometer (Brouwland 32 Brix u. SG) zugelegt und bin im Moment recht verwirrt was die Skala angeht.
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So wie ich das sehe, handelt es sich eher um eine Plato Skala als um eine Brix
1.020 = 5
1.040 = 10
1.048 = ~12
Bei Brix sollten die Werte doch etwas höher sein?!

Und dann natürlich noch die Frage aller Fragen:
Terrill oder Std. Formel

Ich scheine aktuell zwischen 58-65% SEV zu liegen (je nach Formel) und das ist ja eine riesen Spanne.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Sonntag 12. Januar 2020, 22:38
von Sura
Die Skala stimmt schon, deine Umrechnung SG-Plato stimmt nicht.
SG = 4,13*Plato+997

Terrill oder Standard kannst du machen wie du magst. Das einzige was richtig ist, ist eine Spindel.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 07:07
von emjay2812
Mein Refraktometer kann auch nur Brix. Ich habe festgestellt das Brix und Plato nahezu identisch sind.
Laut fabier.de entspricht ein Brix 0.965 Plato, die Abweichung kann man vernachlässigen.

Sobald Alkohol ins Spiel kommt, kann man sich auf den Refraktometer nicht mehr verlassen. Er zeigte mir konstant 7 Brix an, der gespindelte Wert war erst 5 Plato, später 3Plato obwohl der Refraktometer bei beiden Werten 7 Brix anzeigte!!

Jungbier wird bei mir nun immer gespindelte.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 07:33
von DerDallmann
Irre ich mich, oder hat der Spindel/Refraktometertest, den olibaer vor einiger Zeit durchgeführt hat, gezeigt, dass idR die Refraktometer bessere, genauere Ergebnisse geliefert haben?

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 09:00
von JoDa
Sura hat geschrieben: Sonntag 12. Januar 2020, 22:38 Die Skala stimmt schon, deine Umrechnung SG-Plato stimmt nicht.
SG = 4,13*Plato+997

Terrill oder Standard kannst du machen wie du magst. Das einzige was richtig ist, ist eine Spindel.
Danke für deine schnelle Antwort.
Entschuldige wenn das jetzt unfreundlich klingt, aber jetzt muss ich mal fragen woher deine Formel denn jetzt kommt?
Sowohl auf dem Müggeland Rechner, Fabier und anderen Seiten und im Hobbybrauer-Wiki steht die Umrechnung die ich benutze (inkl. ausführliche Formeln).
Was soll ich denn jetzt glauben?
Und wenn du recht hast sollte das Wiki und die anderen Seiten aber dringendst korrigiert werden.

JD

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 09:53
von Ladeberger
Die zweite Skala ist schon korrekt, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Stammw%C3 ... ssendichte

Zum "Problem":

Brix und Plato sind analog definiert, es gibt keinen Unterschied: 1 Grad Brix = 1 Grad Plato ≙ 1 %w/w wässrige Saccharoselösung.

Abweichungen zur Definition entstehen in der Messmethode bzw. dem konkreten Gerät. Es bietet sich an, Refraktometer an mehreren Punkten zu kalibrieren, um diese Abweichung aufzudecken. Von vielen Tools wird ein Korekturfaktor von 1,03 vorgeschlagen, der in der Praxis aber nicht immer passt.

Ein vernünftiges Tool benennt daher an dieser Stelle den Grund für eine Umrechnung und erlaubt eine freie Wahl des Korrekturfaktors. Alles andere ist fahrlässig.

Gruß
Andy

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 10:00
von christianf
Ich finde, dass sich das Refraktometer einfach genauer ablesen lässt, als die Spindel. Außerdem brauche ich nur wenig Würze/Jungbier und brauche mir nicht viel Gedanken um die Temperatur zu machen, da die zwei Tropfen Flüssigkeit auf dem Refraktometer sofort die Temperatur des Refraktometers annehmen. Wenn ich die scheinbaren Restextrakt ausrechne passt das auch meist ganz gut mit den Spindelwerten zusammen. Ich verwende immer den Rechner von MMuM.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 10:15
von JoDa
Ladeberger hat geschrieben: Montag 13. Januar 2020, 09:53 Die zweite Skala ist schon korrekt, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Stammw%C3 ... ssendichte

Zum "Problem":

Brix und Plato sind analog definiert, es gibt keinen Unterschied: 1 Grad Brix = 1 Grad Plato ≙ 1 %w/w wässrige Saccharoselösung.

Abweichungen zur Definition entstehen in der Messmethode bzw. dem konkreten Gerät. Es bietet sich an, Refraktometer an mehreren Punkten zu kalibrieren, um diese Abweichung aufzudecken. Von vielen Tools wird ein Korekturfaktor von 1,03 vorgeschlagen, der in der Praxis aber nicht immer passt.

Ein vernünftiges Tool benennt daher an dieser Stelle den Grund für eine Umrechnung und erlaubt eine freie Wahl des Korrekturfaktors. Alles andere ist fahrlässig.

Gruß
Andy
Okay.
Also dann werde ich in Zukunft folgendermaßen Vorgehen und bitte korrigiert mich wenns Blödsinn ist:
• Zum bestimmen der Stammwürze vor der Hefegabe nehm ich einfach die SG Skala und rechne das ganze in Plato um
• nach der Gärung lese ich die Brix Skala ab und verwende sie in den vorhandenen Refraktometer tools
• und in den nächsten paar Suden werd ich wohl noch parallel messen um zu sehen was die Spindel sagt (aich wenn ich das Mini Spindel Ding hasse)

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 10:39
von hiasl
JoDa hat geschrieben: Montag 13. Januar 2020, 10:15 • und in den nächsten paar Suden werd ich wohl noch parallel messen um zu sehen was die Spindel sagt (aich wenn ich das Mini Spindel Ding hasse)
Für einen vernünftigen Abgleich solltest du schon auch eine gute Spindel verwenden. Mini-Spindeln sind da ggf. nicht so gut geeignet, denn die haben oftmals nur 0,5 °P Teilung. Die Teilung sollte 0,1 °P betragen (mindestens aber die Teilung des Refraktometers) und die Temperatur idealer Weise mitbestimmt werden.
z.B. https://www.hellmann24.de/products/Mess ... -0-20.html

Kleiner Tipp: Bei meinem China-Refraktometer ergab der Abgleich zwischen 10 und 18 °P keinen Unterschied zum kalibrierten Dichtemesser.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 10:47
von DerDerDasBierBraut
JoDa hat geschrieben: Montag 13. Januar 2020, 10:15 Also dann werde ich in Zukunft folgendermaßen Vorgehen und bitte korrigiert mich wenns Blödsinn ist:
• Zum bestimmen der Stammwürze vor der Hefegabe nehm ich einfach die SG Skala und rechne das ganze in Plato um
...
• und in den nächsten paar Suden werd ich wohl noch parallel messen um zu sehen was die Spindel sagt (aich wenn ich das Mini Spindel Ding hasse)
Du kannst immer die Brix nehmen und kannst die Umrechnung von SG vergessen.
Wie Andy schrieb: ''1 Grad Brix = 1 Grad Plato ≙ 1 %w/w wässrige Saccharoselösung".

Das passt natürlich nur, wenn dein Refraktometer für Saccharose ist. Bei einem Refraktometer für Fructose bräuchtest du einen höheren Korrekturfaktor und hättest größere Abweichungen beim Messen von Malzdextrinen.

Kontrolliere erst deine Minispindel mit Leitungswasser sowie Zuckerwasser mit einer bekannten Dichte und bei 20°C. Die Dinger haben oft große Abweichungen. Ich hatte mal vier davon und alle lagen entweder in Wasser oder in Zuckerlösung mindestens 0,5°P daneben. Die größte Abweichung lag bei etwa 1,5°P.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 11:31
von bierfaristo
JoDa hat geschrieben: Montag 13. Januar 2020, 10:15
Okay.
Also dann werde ich in Zukunft folgendermaßen Vorgehen und bitte korrigiert mich wenns Blödsinn ist:
• Zum bestimmen der Stammwürze vor der Hefegabe nehm ich einfach die SG Skala und rechne das ganze in Plato um
• nach der Gärung lese ich die Brix Skala ab und verwende sie in den vorhandenen Refraktometer tools
• und in den nächsten paar Suden werd ich wohl noch parallel messen um zu sehen was die Spindel sagt (aich wenn ich das Mini Spindel Ding hasse)
Welche Skala du benutzt ist dir überlassen. Aber nur weil eine andere Einheit an der Skala steht, änderst du nicht das Messprinzip. Brechungsindex bleibt Brechungsindex und Dichte bleibt Dichte. Die abgelesenen Werte des Refraktometers gelten 1:1 nur für Saccharoselösung, egal ob Graf Brix oder SG. Für Würze musst du mit z.B. 1,03 umrechnen für (Jung-)Bier mit der entsprechenden Formel.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 12:18
von christianf
hiasl hat geschrieben: Montag 13. Januar 2020, 10:39 Für einen vernünftigen Abgleich solltest du schon auch eine gute Spindel verwenden. Mini-Spindeln sind da ggf. nicht so gut geeignet, denn die haben oftmals nur 0,5 °P Teilung. Die Teilung sollte 0,1 °P betragen (mindestens aber die Teilung des Refraktometers) und die Temperatur idealer Weise mitbestimmt werden.
z.B. https://www.hellmann24.de/products/Mess ... -0-20.html

Kleiner Tipp: Bei meinem China-Refraktometer ergab der Abgleich zwischen 10 und 18 °P keinen Unterschied zum kalibrierten Dichtemesser.
Das ist deutlich genauer, als meine Spindel. Was braucht man da für einen Standzylinder für?

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 12:42
von JoDa
Danke für euren Input.
Aber irgendwie wiederstrebt es mir jetzt auch noch viel Geld für eine Spindel auszugeben um mein Refraktometer zu eichen.
Jetzt muss es erstmal die Mini richten und ich frag mal rum ob ich mir eins leihen kann.

Wird schon werden 😅

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 15:51
von hiasl
Es gibt so spezielle Zylinder für Aräometer. Die sind etwas schlanker und höher und haben keine Graduierung wie die Messzylinder.
Z.B.: https://www.wiemann-lehrmittel.de/shop/ ... u-ausguss1

Ist aber immer noch ein für die meisten Hobbybrauer rießiges Messvolumen. Bei 2 hl Ausschlag ist das natürlich vernachlässigbar.

Re: Refraktometer Verwirrung

Verfasst: Montag 13. Januar 2020, 16:43
von Sura
Andy hatte oben schon verlinkt. Das ist jetzt vielleicht nicht ganz deine Frage, aber ich beschreibe mal wie ich das mache:

Ich messe die Stammwürze nach/während dem Läuten mit einer Läuterspindel.
Ich messe die Stammwürze nach dem kochen und abkühlen mit einer normalen, langen Spindel. (Die Minispindeln sind so daneben, die kannst du echt vergessen. Zumindest die vier die ich zu Hause habe.)
Ich kontrolliere während der Gärung mit Tilt oder iSpindel ob sich noch was tut, und ob sich das im erwarteten Rahmen bewegt. Alternativ ziehe ich auch mal einen Tropfen mit dem Refraktometer.
Wenn ich im erwarteten Zeitbereich innerhalb von ein paar Tagen zweimal den selben Wert erhalte, dann fülle ich ab. (Für diesen Schritt ist es mir übrigens egal ob das nun Plato, Brix, Neigung oder Gesamtgewicht anzeigt: Hauptsache, zweimal der selbe Wert. Daher ist auch jede Genauigkeit hier ziemlich egal, solange genau gleich (falsch) abgelesen wird.)
Dann messe dann nochmal mit der Spindel den Restextrakt.

Alle Messmittel kontrolliere ich unregelmässig mit 0°P, 5°P, und 10°P Zuckerlösungen.

Eine Spindel kostet jetzt nicht die Welt, und im Gegensatz zu meinem Refraktometer oder Tilts/iSpindeln zeigen meine immer das selbe an.
Im Endeffekt ist jede Genauigkeit aber immer übertrieben, solange man im Bereich von +-0,5°P ist, sollte man das entspannt sehen.