Wiener Lager traditionell oder modern?
Verfasst: Donnerstag 16. Januar 2020, 13:51
Hallo
Ich habe mir mal gedacht ich stelle das mal zur Diskussion was mit seit langem durch den Kopf geht.
Ich wollte unbedingt wieder ein Wiener Lager brauen, da dieser Bierstil anscheinend wieder "modern" wird.
Bei der Suche nach Rezepten bin ich auf allerlei Malzmischungen gekommen und habe mir gedacht:
"Ich will es nicht glauben das ein Wiener Lager im Original so gebraut wurde"
Als Beispiel eines Rezeptes:
4,3kg Wiener Malz
0,9kg Münchner Malz
0,2kg Melanoidin Malz
Ich persönlich glaube nicht das bei einem Wiener Lager anno 1841 mit Münchner und besonders Melanoidin Malz gebraut wurde.
Mir ist schon klar das ohne Münchner und Mela Malz das Bier kaum die richtige Farbe bekommen wird. Ich will einfach nicht glauben das Braurezepte anno 1841 "so kompliziert" waren.
In noch extremeren Fällen aus amerikanischen Quellen:
(39.3%) Vienna Malt – added during mash
18.7%) Pilsner Malt – added during mash
(39.3%) Munich TYPE II – added during mash
(0.9%) Carafa® TYPE II – added during mash
(1.9%) Melanoidin Malt – added during mash
WTF! Crafa Type II Malz!
Also das glaube ich am allerwenigsten, dass sowas einem Wiener Lager Ehre macht.
Die Tendenz im Speziellen der Amerikaner alles mit Pale Ale Malz und Karamell Malz und/der Röstmalz auf die richtige Farbe zu bringen damit es dann so aussieht wie der gewünschte Stil und es dann Wiener Lager, Oktoberfest Bier oder Pilsner Style Bier zu nennen finde ich echt fast schon respektlos ;)
Dann fasste ich einen Plan.
Ich probier das Wiener Lager mal so wie ich mir das vorstelle wie man das anno 1841 gemacht hat.
Mein Rezept:
100% Wiener Malz
Das wird natürlich zu hell und bekommt eher keine goldene Farbe.
Daher verwende ich zum Maischen eine Triple Dekoktion aus dem Buch
[https://www.amazon.de/Bier-brauen-Grund ... 3800109271]
Also
1) 35°C Einmaischen 10min
2) 42°C Rast 15 min
Dann war alles gut eingeweicht und ich konnte den ph mittels milchsäure anpassen.
Ja wenn ich das immer wieder mache, werde ich sauermalz nehmen ;)
3) Dekoktion von Dickmaische um 54°C Eiweißrast zu erreichen. Die Dickmaische auf 72°C erhitzt und 10min rasten lassen und dann 10min gekocht und zur Hauptmaische zurückgeschüttet
3) Dekoktion von Dickmaische um 62°C Eiweißrast zu erreichen. Die Dickmaische auf 72°C erhitzt und 10min rasten lassen und dann 10min gekocht und zur Hauptmaische zurückgeschüttet
3) Dekoktion von Dickmaische um 72°C Eiweißrast zu erreichen. 10min gekocht und zur Hauptmaische zurückgeschüttet
4) Dekoktion von Dünnmaische. Paar minuten gekocht um so 78°C zu erreichen.
Dauert natürlich ewig so ein Brautag. Aber man ist dauernd beschäftigt ;)
Die Brauhauseffizienz steigert sich dadurch natürlich sehr. d.h. beim nächsten mal lasse ich die 72°C rast der Dickmaische weg und erhitze langsam bis es kocht, da anscheinend die Enzyme eh schon gut gelöst sind in der Hauptmaische.
Für alle die das Prinzip nicht kennen mag ich nur erwähnen das der Plan ist, durch Entnehmen der Dickmaische die in der Hauptmaische gelösten Enzyme für alpha/beta-Amylase am Leben zu halten und somit "gefahrlos" das Malz kochen zu können ohne die Enzyme zu vernichten. Für Skeptiker gibt es die 72°C Rast der Dickmaische ;)
Das Ergebnis ist toll! Durch das mehrmalige Kochen des Malzes entsteht wie beim Melanoidinmalz die richtige Farbe und der Geschmack eines Wiener Lagers. Das Tolle and der Sache ist dass, das Bier nicht so süß wird.
Ich denke auf jeden Fall in Zukunft weiter mit Dekoktion zu arbeiten und das Karamell Malz usw. wegzulassen. Hab das Gleiche auch bereits mit reinem Münchner Malz gemacht und ein Bier erhalten das echt einen tollen "Körper" hat und dabei nicht so süß ist.
Was haltet ihr von den zahlreichen Spezialmalzen in allen abgestuften Formen.
Braucht man sie wirklich immer? Oder kann man durch "back to the basics" und vertrauten alten Verfahren bessere Ergebnisse erzielen?
Wir machen das doch alle zum Spaß an der Sache oder?
Es geht uns ja nicht darum, so schnell und effizient wie möglich zu Arbeiten, sondern zu experimentieren und Spaß zu haben.
Was sind eure Erfahrungen mit alternativen Brauverfahren?
c.u.
Mike
Ich habe mir mal gedacht ich stelle das mal zur Diskussion was mit seit langem durch den Kopf geht.
Ich wollte unbedingt wieder ein Wiener Lager brauen, da dieser Bierstil anscheinend wieder "modern" wird.
Bei der Suche nach Rezepten bin ich auf allerlei Malzmischungen gekommen und habe mir gedacht:
"Ich will es nicht glauben das ein Wiener Lager im Original so gebraut wurde"
Als Beispiel eines Rezeptes:
4,3kg Wiener Malz
0,9kg Münchner Malz
0,2kg Melanoidin Malz
Ich persönlich glaube nicht das bei einem Wiener Lager anno 1841 mit Münchner und besonders Melanoidin Malz gebraut wurde.
Mir ist schon klar das ohne Münchner und Mela Malz das Bier kaum die richtige Farbe bekommen wird. Ich will einfach nicht glauben das Braurezepte anno 1841 "so kompliziert" waren.
In noch extremeren Fällen aus amerikanischen Quellen:
(39.3%) Vienna Malt – added during mash
18.7%) Pilsner Malt – added during mash
(39.3%) Munich TYPE II – added during mash
(0.9%) Carafa® TYPE II – added during mash
(1.9%) Melanoidin Malt – added during mash
WTF! Crafa Type II Malz!
Also das glaube ich am allerwenigsten, dass sowas einem Wiener Lager Ehre macht.
Die Tendenz im Speziellen der Amerikaner alles mit Pale Ale Malz und Karamell Malz und/der Röstmalz auf die richtige Farbe zu bringen damit es dann so aussieht wie der gewünschte Stil und es dann Wiener Lager, Oktoberfest Bier oder Pilsner Style Bier zu nennen finde ich echt fast schon respektlos ;)
Dann fasste ich einen Plan.
Ich probier das Wiener Lager mal so wie ich mir das vorstelle wie man das anno 1841 gemacht hat.
Mein Rezept:
100% Wiener Malz
Das wird natürlich zu hell und bekommt eher keine goldene Farbe.
Daher verwende ich zum Maischen eine Triple Dekoktion aus dem Buch
[https://www.amazon.de/Bier-brauen-Grund ... 3800109271]
Also
1) 35°C Einmaischen 10min
2) 42°C Rast 15 min
Dann war alles gut eingeweicht und ich konnte den ph mittels milchsäure anpassen.
Ja wenn ich das immer wieder mache, werde ich sauermalz nehmen ;)
3) Dekoktion von Dickmaische um 54°C Eiweißrast zu erreichen. Die Dickmaische auf 72°C erhitzt und 10min rasten lassen und dann 10min gekocht und zur Hauptmaische zurückgeschüttet
3) Dekoktion von Dickmaische um 62°C Eiweißrast zu erreichen. Die Dickmaische auf 72°C erhitzt und 10min rasten lassen und dann 10min gekocht und zur Hauptmaische zurückgeschüttet
3) Dekoktion von Dickmaische um 72°C Eiweißrast zu erreichen. 10min gekocht und zur Hauptmaische zurückgeschüttet
4) Dekoktion von Dünnmaische. Paar minuten gekocht um so 78°C zu erreichen.
Dauert natürlich ewig so ein Brautag. Aber man ist dauernd beschäftigt ;)
Die Brauhauseffizienz steigert sich dadurch natürlich sehr. d.h. beim nächsten mal lasse ich die 72°C rast der Dickmaische weg und erhitze langsam bis es kocht, da anscheinend die Enzyme eh schon gut gelöst sind in der Hauptmaische.
Für alle die das Prinzip nicht kennen mag ich nur erwähnen das der Plan ist, durch Entnehmen der Dickmaische die in der Hauptmaische gelösten Enzyme für alpha/beta-Amylase am Leben zu halten und somit "gefahrlos" das Malz kochen zu können ohne die Enzyme zu vernichten. Für Skeptiker gibt es die 72°C Rast der Dickmaische ;)
Das Ergebnis ist toll! Durch das mehrmalige Kochen des Malzes entsteht wie beim Melanoidinmalz die richtige Farbe und der Geschmack eines Wiener Lagers. Das Tolle and der Sache ist dass, das Bier nicht so süß wird.
Ich denke auf jeden Fall in Zukunft weiter mit Dekoktion zu arbeiten und das Karamell Malz usw. wegzulassen. Hab das Gleiche auch bereits mit reinem Münchner Malz gemacht und ein Bier erhalten das echt einen tollen "Körper" hat und dabei nicht so süß ist.
Was haltet ihr von den zahlreichen Spezialmalzen in allen abgestuften Formen.
Braucht man sie wirklich immer? Oder kann man durch "back to the basics" und vertrauten alten Verfahren bessere Ergebnisse erzielen?
Wir machen das doch alle zum Spaß an der Sache oder?
Es geht uns ja nicht darum, so schnell und effizient wie möglich zu Arbeiten, sondern zu experimentieren und Spaß zu haben.
Was sind eure Erfahrungen mit alternativen Brauverfahren?
c.u.
Mike