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Biere verschneiden
Verfasst: Sonntag 29. März 2020, 14:18
von Kolbäck
Nennt mich ruhig "Panscher", aber ich habe neulich eine Kombination aus zwei eigenen Bieren gefunden, die mir besser gefällt als beide für sich, so dass ich mir die restlich Flaschen jetzt zusammen gönne. Und zwar ⅔
White IPA und ⅓ von meinem Brett-Weizen mit viel MüMa, das recht eintönig-seltsam wurde. Ersteres ist auch alleine prima, aber mit dem Brett-Funk des zweiten geht es etwas in Richtung Orval und wird so lecker, dass es schwer in Worte zu fassen ist.
Wenn es ums Verschneiden von Bieren geht, denkt man natürlich zuerst an Sauerbier, wo jung und alt kombiniert wird, um die Säure anzupassen, unter anderem. Ich frage mich aber, ob es nicht mehr Beispiele gibt von
- Kaufbieren, die verschnitten sind.
- Bierstilen, die ihr gern gemeinsam ins Glas gebt. Tripel & Weißbier? Porter & Helles?

- Erfahrungen mit Verschnitt von euren eigenen Bieren.

Re: Biere verscheiden
Verfasst: Sonntag 29. März 2020, 15:34
von bierhistoriker.org
- Gouden Carolus Indulgence 2016 limited edition - Cuvee sauvages: Golden Strong Ale (Cuvee van de Keizer rood) verschnitten mit 2+3 jährigen Lambics von Boon
- Stout Rulquin ( Rulles/Tilquin blend)
-
https://www.lambic.info/Huisstekerij_h.ertie
hier gibt es einige interessante "Crossover-Blends".
Beim Lambik peated Weizen hat unser Boardmember Markus ( der Belgier/Brauart Sausenheim) das Grundbier geliefert.
Beim Triple 2013 habe ich zugeliefert
Cheers
Jürgen
Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 08:40
von Kolbäck
Danke Jürgen!
Da ist einiges spannendes dabei, natürlich. Tripel+Geuze ist eine Bewährte Kombo, scheint mir, Vicaris hat da auch eins von.
Gerade sah ich zufällig
diese Labels, wobei mir da unklar ist, was sauer ist und was nicht.
Ich habe es oben nicht explizit gesagt, aber ich wollte hier eigentlich eher auf
nicht-saure Verschnitte hinaus.

Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 08:50
von skappler
Was nicht-saure Biermischungen angeht musste ich direkt an Black & Tan im Irish Pub denken. Guinness + helles Bier oder Kilkenny. Nicht ganz mein Geschmack, scheint aber auch eine recht lange Tradition zu haben.
Mit Guinness gibts da ja immer einige Mischgetränke, wenn auch nicht unbedingt mit anderem Bier.
Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 09:08
von Kolbäck
skappler hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 08:50
Was nicht-saure Biermischungen angeht musste ich direkt an Black & Tan im Irish Pub denken. Guinness + helles Bier oder Kilkenny. Nicht ganz mein Geschmack, scheint aber auch eine recht lange Tradition zu haben.
Stimmt! Das hatte ich schon einmal einen Kollegen bestellen sehen, und naiverweise die Nase gerümpft. Der nächste Pub-Besuch kommt wohl nicht so schnell, aber ich nehme mir vor, ein Black 'n Tan zu bestellen.

Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 09:50
von tbln
Unter "Biere de coupage" (
browneandbitter.com (via archive.org)) ist im historischen Kontext einiges zu finden. Was England angeht, ist das Verschneiden von Bieren ja auch hinlänglich überliefert (
zythophile.co.uk). In Norddeutschland gab es solches Verschneiden von Alt- und Frischbier wohl auch. (
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=16336)
Mein Favorit Reuss von Brouwerij Kerkom - Lambic + hopfiges Blond.
Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 10:08
von DerDerDasBierBraut
Kolbäck hat geschrieben: Sonntag 29. März 2020, 14:18
Nennt mich ruhig "Panscher", aber ich habe neulich eine Kombination aus zwei eigenen Bieren gefunden, die mir besser gefällt als beide für sich
...
Ich frage mich aber, ob es nicht mehr Beispiele gibt von
- Erfahrungen mit Verschnitt von euren eigenen Bieren.
Ist mir definitiv auch zweimal "ungeplant" passiert.
Nennt mich ruhig "Panscher".
Beim ersten Mal wollte ich ein 20 Liter Keg Bier für die Craftbeer Days spenden. Dieses Keg war allerdings schon leer (meine Lagerbuchhaltung nicht immer perfekt).
Ich hatte im Keller stattdessen zwei halb volle Kegs mit verschiedenen Pale Ales gefunden, die beide schon etwas länger standen. Beide Biere waren noch gut trinkbar, aber nicht mehr ganz auf der Höhe. Zum Spenden reicht es, dacht ich mir....
Ich wollte das Bier umdrücken, um das Sediment vor dem Transport abzutrennen, hatte aber nur noch ein einzelnes leeres Keg. Aus Mangel an Fässern musste ich also die beiden halb vollen Fässer in dem leeren Keg "zusammen panschen".
Der Blend als beiden Bieren war super lecker. Das "neue Bier" hat total "frisch" geschmeckt, super fruchtig und besser als die beiden einzelnen Pale Ales zu Hochzeiten. Hat sogar auf Untapped von den Gästen sehr gute Bewertungen bekommen.
Beim zweiten Mal war es ein Mix aus einem Kveik und einem IPA für Romrod 2019.
Das IPA hatte ich für den Jurywettbewerb gebraut. Es war etwas grasig und bestenfalls "mittelgut". Das Kveik hatte ich noch von einem Testsud im Keller.
Da für das Tap-Takeover noch dringend Biere gebraucht wurden, habe ich testweise den Rest IPA und das Kveik in einem Fass "zusammengedrückt". Das geblendete Bier hat mir auch wieder besser geschmeckt als beide einzelnen Biere. So gut, dass ich die IPA Flaschen für den Jurywettbewerb ausgeschüttet habe und der Jury stattdessen den Blend als IPA "verkauft" habe. Super Bewertung dafür bekommen. Lediglich etwas Oxidation wurde von den meisten Juroren angemeckert. Beim TTO ist das Fass mit dem Blend auch leer geworden.
Gelernt: Panschen ist schändlich, aber die Ergebnisse sind manchmal gar nicht so übel

Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 10:10
von Johnny H
In Österreich und Tschechien ist es ja auch nicht unüblich, helles und dunkles Bier gemischt zu zapfen.
In Österreich bestelle ich mir das auch gerne mal. Meist sind mir die typischen österreichischen hellen Märzen ein wenig zu süßlich, aber mit einem dunklen, etwas röstigen Bier vermischt passt das oft ganz gut. Von Ottakringer gibt's eine Version sogar in der Dose:
G'mischtes.
In Tschechien nennt man einen Verschnitt zwischen hellem und dunklem Bier "řezany" oder " řezané pivo". Das wird wohl auch oft so gezapft, dass man die unterschiedlichen Biere noch sieht:
Blogbeitrag (tschechisch)
Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 11:22
von Kolbäck
Genau solche Beispiele wollte ich hören, Jens!
So schändlich finde ich es eigentlich nicht mehr, solange das Ergebnis überzeugt und man keinen Etikettenschwindel betreibt.
Tilo: Das G'mischte hab tatsächlich verpasst, als ich im Herbst in Wien war.
tbln: Interessant! Das "Altbier" war dann in der Regel sauer, wenn ich das richtig lese, oder?
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 11:48
von bwanapombe
Wer kann bitte den Titel ändern?
Mir sind auch schon mal Biere "verschieden", aber hier geht's doch ums "verschneiden".
Dirk
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 11:58
von Kolbäck
bwanapombe hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 11:48
Wer kann bitte den Titel ändern?
Oops, sorry!
Ich konnte den Titel des ersten Beitrages noch selbst ändern, das sollte sich auf alle weiteren auswirken, wenn ich Dinge recht verstehe...
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 12:34
von bwanapombe
Ich sehe gerade, man kann es in jedem einzelnen Beitrag, den man selbst geschrieben hat. Für die Suche hilft es hoffentlich schon, wenn es ganz oben auf der Seite stimmt.
Dirk
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 12:54
von Micha Ale
Guude!
Ich hab im Januar ein Lager mit Viel Aromahopfen gemacht, das mir viel zu Zitruslastig geworden ist.
Das habe ich zu Beginn gerne mit Schlenkerla Märzen (!) verschnitten, sehr erfolgreich.
Gemischt mit Weizen war es eher ungut, mit Apfelwein hingegen... schlicht abartig.
Die letzten Wochen hab ich es mit Flens gekreuzt, was wiederum überraschend lecker war.
Dieser Tage ist mein 6-Korn-Sud mit viel Rohfrucht fertig geworden, trifft meinen Geschmack aber leider nicht wirklich...
Nicht schlecht, aber ein wenig leer, mit einem eigenartigen, fast fruchtigen Getreidearoma...
ich denke, das wird als nächstes mit dem Zitruslager kombiniert.
Ein Bekannter vom Hbbst schwört btw auf den Orangen-Bitter Picon, mit dem man jeden Katastrophensud retten könne...
H.b. eben mal auf Wikipedia geschaut, das mischen von Picon mit Bier oder Weisswein ist wohl durchaus üblich.
LG
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 13:21
von skappler
Micha Ale hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 12:54
Ein Bekannter vom Hbbst schwört btw auf den Orangen-Bitter Picon, mit dem man jeden Katastrophensud retten könne...
H.b. eben mal auf Wikipedia geschaut, das mischen von Picon mit Bier oder Weisswein ist wohl durchaus üblich.
LG
Picon-Bier ist hier in der Grenzregion zu Frankreich sehr verbreitet. Bekommt man quasi in jeder Kneipe. Ist schon ganz lecker, könnte ich aber nicht den ganzen Abend trinken. Hab ich bisher auch nur mit hellen Lagerbieren probiert, mit anderen Stilen wär das aber schon mal interessant.
Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 14:26
von tbln
Kolbäck hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 11:22
tbln: Interessant! Das "Altbier" war dann in der Regel sauer, wenn ich das richtig lese, oder?
In Münster bzw. Westfalen auf jeden Fall. Da gibt es auch noch andere bspw. wie den Dortmunder Adam (gereiftes Starkbier). Die Rheinländer behaupten hartnäckig das Gegenteil - möglicherweise ist aber auch dort stärker gehopftes Bier gebraut worden. Für das Verschneiden hab ich bisher leider nur die eine Quelle gefunden: Lübke, Freundschaft mit seltenem Handwerk (1939).
edit: Mir fällt gerade noch das Rotbier von Tucher aus Nürnberg ein: Holzgereiftes Starkbier verschnitten mit Vollbier.
Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 14:44
von Kolbäck
tbln hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 14:26
Mir fällt gerade noch das Rotbier von Tucher aus Nürnberg ein: Holzgereiftes Starkbier verschnitten mit Vollbier.
Schönes Beispiel!

Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 14:56
von Kolbäck
Micha Ale hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 12:54
Ich hab im Januar ein Lager mit Viel Aromahopfen gemacht, das mir viel zu Zitruslastig geworden ist.
Ein zu stark oder unglücklich gehopftes Eigenes mit einem Zugekauften zu strecken, ist bestimmt ein guter Ausgangspunkt.
Generell natürlich: Wenn ein Bier zu viel X hat, mische mit einem, das wenig X hat. X ∈ [IBU, Säure, Restsüße, Alkohol, ...]
Historisch war man da bestimmt mehr eingeschränkt als wir heute mit zahllosen Malz-, Hopfen- und Hefesorten. Hat noch wer Erfahrungen was gut oder schlecht funktioniert, oder eine Idée was man mal ausprobieren sollte?

Re: Biere verscheiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 15:23
von bierhistoriker.org
tbln hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 09:50
Mein Favorit Reuss von Brouwerij Kerkom - Lambic + hopfiges Blond.
Asche über mein Haupt! Wie konnte ich das vergessen
Eine meiner belgischen Lieblingsbrauereien für tolle alltagstaugliche Biere!
Wer da in der Gegend ist, absolute Empfehlung, um mal "reinzuschneien":
August 2017: Schönes Wetter, Sonntagsmorgens draußen sitzen/ links Radrennfahrer, in der Mitte der Vespaclub,
recht der Harley-Club (fast alle über 60)
März 2019: Kleine Rundreise Brouwland/Kerkom - auch drinnen ist es gemütlich
zurück zum Thema:
Ich habe in den letzten Jahren mindesten 20 Biere "geblendet": Frisches Bier mit altem (teils) gesäuertem "stale" Bier (Flanders red); zwei völlig unterschiedliche Biere (Stout + Lambik), altes saures Scotch ale mit frischem , Porter alt vom Fass(sauer) und Porter jung, alten Barleywine(auf Rum) mit frischem usw. Macht irre Spass, Ergebnisse bis auf eine Ausnahme (Lichtenhainer mit Pale ale) sehr gut. Unter "blenden" verstehe ich die Mischung zweier (unkarbonisierter) Biere mit erneuter Fassreifung bzw. Karbonisierung.
Black&Tan, Lager&Lime, Shandy und wie sie alle heissen sind "Mischgetränke" und für mich eine völlig andere, aber deshalb nicht uninterassante Baustelle.
Mein Tip: Einfach machen
cheers
Jürgen
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 15:29
von Johnny H
Kolbäck hat geschrieben: Montag 30. März 2020, 14:56
[...]
Ein zu stark oder unglücklich gehopftes Eigenes mit einem Zugekauften zu strecken, ist bestimmt ein guter Ausgangspunkt.
Generell natürlich: Wenn ein Bier zu viel X hat, mische mit einem, das wenig X hat. X ∈ [IBU, Säure, Restsüße, Alkohol, ...]
[...]
Da fällt mir ein: vor zwei oder drei Jahren musste ich auch mal ein Wit verschneiden, da ich mich beim Berechnen der Rezeptur mit dem Alphasäuregehalt des Hopfens vertan hatte und aus Versehen ein Wit mit 40 IBUs gebraut hatte.
Wit mit zuviel IBUs - weiteres Vorgehen?
Ich habe einfach das gleiche Rezept fast ohne Hopfen schnell nochmal gebraut und den zweiten Sud auf den ersten draufgeschlaucht. Hat einigermaßen funktioniert bis auf die ungleichmäßige Verteilung der Hefe und damit auch eines Teils der IBUs.
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 15:46
von bwanapombe
Ähnliches Problem bei mir, identische Lösung: Ich habe 2017 ein Pale Ale mit Hopfen aus dem Garten mangels IBU-Werte des Hopfens viel zu bitter gebraut. Schnell noch ein minimal gehopftes hinterher und beide gemischt. Ein voller Erfolg.
Seitdem stelle ich die IBU mit Kaufhopfen ein und gebe den Gartenhopfen (vorwiegend Cascade und Comet) erst im Whirlpool und mußte nicht mehr verschneiden.
Dirk
Re: Biere verschneiden
Verfasst: Montag 30. März 2020, 16:05
von Blondes
Aufge-blendet:
Manchmal hab ich in meinem Rüdiger ein Wiess (Grundrezept von Ricardo) und ein Simcoe IPA (Grundrezept von Siedlerbräu) Zapfhahn an Zapfhahn.
Manchmal düftet mir das Wiess ein bißchen unangenehm, dann gibts n ordentlichen Schuss Simcoe IPA mit dazu - und schon verzückt es mit herrlich fruchtigem Johannisbeeraroma...
Manchmal gerät mir das Simcoe IPA
aus Versehen etwas zu stark und zu herb. Gerade, wenn Besuch da ist, der das so nicht kennt, gibts n Schuß Wiess mit rein - schon isses herrlich spritzig...
Niemals aber würd ich die beiden mischen, ich schwör...!
Viele Grüße,
Martin
Abge-blendet