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Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:06
von Griller76
Hallo an alle,

im Moment lese ich gerade das Buch "Craft Bier selber brauen" (http://www.amazon.de/Craft-Bier-selber- ... Craft+Bier). Darin wird auf Seite 62 etwas von einem angelsächsischen Prinzip des Einmaischens geredet, indem man einen Campingkühler nimmt, welcher wohl sehr gut isoliert, und darin das Malz im Verhältnis 1:2 mit 76 Grad heißen Wasser überbrüht und somit auf 68 Grad Bestandstemperatur kommt. Dann lässt man das Ganze unberührt eine Stunde stehen, macht die Jodprobe und rührt dann nur noch einmal um.
Daher meine Frage: Kann das funktionieren, um eine ausreichende Maischeausbeute zu bekommen?

freundliche Grüße

Alexander

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:28
von chri
Hallo Alexander,
Das funktioniert einwandfrei, wenn auch die Sudhausausbeute vielleicht nicht die beste ist.
Ich habe mein Pale Ale auch nach dieser Methode im Thermoport gemacht, allerdings im Verhältnis 1:5 und ein paar Liter Nachguss um die Stammwürze anzupassen.
Bin auf eine Sudhausausbeute von 50% gekommen, was durch den Zeitgewinn durchaus verschmerzbar ist.

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:32
von Griller76
Hallo Chris,

ich hätte das nicht für möglich gehalten, dass das wirklich funktioniert. Welchen Campingkühler genau hast Du bitte verwendet?

freundliche Grüße

Alexander

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:32
von omitz
Ich habe das Verfahren schon mehrfach angewendet. Bis ich noch keinen thermoport hatte, habe ich eine Campingbox mit Läuterhexe verwendet.
image.jpg
Mein Verhältnis war aber höher als 1:2
Meist für eine 5kg schüttung so 18l Wasser.
Ebenso habe ich das ganze mit dem mischkreuz genau berechnet. 78 Grad finde ich was hoch. Ich hatte eher so 72 um dann auf Kombirast temp zu fallen. Wichtig ist dabei auch die temp des Malzes!

Ich habe dann meist für 90 min gerastet und direkt abgemischt.
Jobprobe mache ich nie.

Die Ausbeute war beim ersten Sud nicht so gut. Im nachgang habe ich dann einfach mehr malt genommen.

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:36
von Ruthard
Hunderttausende von amerikanischen, englischen und australischen Hobbybrauern arbeiten nach dieser Methode und es funktioniert sehr gut. Wenn du dir einmal die Mühe machst, auf Youtube nach "single infusion mash" zu stöbern, wirst du tausende Videos zu diesem Brauverfahren finden.

Allerdings ist das Schüttungsverhältnis eher 1:3 bis 1:3,5 und die Temperatur des Brauwassers 74 bzw 72 Grad (bei 20 Grad Malztemperatur), um auf die Kombirasttemperatur von 67 Grad zu kommen. Fast alle Braurezepte im englischen Sprachraum sind auf dieses Brauverfahren abgestimmt und Ausbeuten zwischen 65 und 70% sind üblich.

Cheers, Ruthard

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:47
von cyme
Ich braue inzwischen nur noch so:
viewtopic.php?f=10&t=2160&view=unread#unread
Maische rühren, schöpfen oder pumpen fällt alles weg. Einmaischen, Deckel zu und 1h Pause machen.

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:56
von chri
Griller76 hat geschrieben:Hallo Chris,

ich hätte das nicht für möglich gehalten, dass das wirklich funktioniert. Welchen Campingkühler genau hast Du bitte verwendet?

freundliche Grüße

Alexander
Ich habe einen 38,5 l Thermoport mit Läuterblech verwendet, den ich normalerweise als Läuterbehälter nehme.
Angepeilt hatte ich eine Kombirast bei 67 C.
Berechnet mit http://damn-fine-beer.de/einmaischtemperatur.
Mit 1 l aus dem Wasserkocher die thermische Masse des Thermoports ausgeglichen und 1 h nichts machen und dann direkt abläutern.
Jodnormal nach ca 50 Minuten, viell auch schon früher.


P.s.: Einige Maischen auch morgends ein und nach der Arbeit wird geläutert und hopfengekocht. :thumbup

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 16:59
von Griller76
Jetzt bin ich aber baff! :Shocked
Darf ich dann mal bitte ganz provokant fragen: Warum braucht es dann so teure Braugerätschaften, wie den Braumeister, oder die Braueule etc. ?
Die von Euch genannte Methode sagt mir echt zu.

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 17:03
von gulp
Darf ich dann mal bitte ganz provokant fragen: Warum braucht es dann so teure Braugerätschaften, wie den Braumeister, oder die Braueule etc. ?
Die von Euch genannte Methode sagt mir echt zu.
Tja, das frage ich mich auch manchmal... :Bigsmile :Greets

Gruß
Peter

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 17:08
von hoggel1
:goodpost:

Ich arbeite auch sehr häufig mit der Kombirast im Thermoport, Ausbeute passt. Man hat braucht kein Rührwerk, nur ein Braupaddel und hat 1 h Zeit was anderes zu machen.

Wenn ich Spätdienst habe, maische ich abends um 23 Uhr im Thermoport auf 68°C ein, und kann morgens um 7 Uhr einem kurzen Brautag entgegengehen, so das ich um 11 Uhr auf die Arbeit fahren kann.

MfG
Thomas

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 17:26
von Elektrowok
Griller76 hat geschrieben:(...) "Craft Bier selber brauen" (...) Darin wird auf Seite 62 etwas von einem angelsächsischen Prinzip des Einmaischens geredet, indem man einen Campingkühler nimmt, welcher wohl sehr gut isoliert, und darin das Malz im Verhältnis 1:2 mit 76 Grad heißen Wasser überbrüht und somit auf 68 Grad Bestandstemperatur kommt. Dann lässt man das Ganze unberührt eine Stunde stehen, macht die Jodprobe und rührt dann nur noch einmal um.
Daher meine Frage: Kann das funktionieren, um eine ausreichende Maischeausbeute zu bekommen?
Zum Maischverfahren:
Eine Kombirast ist für die Sudhausausbeute nicht anders als eine Kesselmaische, glaube ich? Dekoktionsverfahren können wohl etwas höhere Ausbeuten erreichen (aber nicht soviel höher dass sie wirtschaftlicher wären, das sind sie ja bekanntlich nicht). Entspricht jedenfalls auch meiner Erfahrung.

Zum isolierten Bottich als Gefäß zum Maischen:
Ich hab ein Bottichsudwerk, und der zentrale Behälter ist eine ganz billige, nicht sehr schöne, 35 Liter große "Passivkühlbox", wie sich das nennt. Halt so'n isolierter Kasten ohne eigene Kühleinrichtung...
Ich zeig das hier mal. Ich verwende da eine Lösung als Läuterwerk die nicht mehr so beliebt ist, weil's mehr Bastelei bedeutet als heute nötig ist. Es sind geschlitzte Kupferrohre wie bei Hanghofer beschrieben.
01 lowres Läuterwerk in Bottich zerlegt.jpg
01 lowres Läuterwerk in Bottich zerlegt.jpg (22.08 KiB) 5159 mal betrachtet
02 lowres Läuterwerk zusammengesetzt.jpg
02 lowres Läuterwerk zusammengesetzt.jpg (31.83 KiB) 5159 mal betrachtet
03 lowres Und eingesetzt (blindes Ende verkeilt sich).jpg
03 lowres Und eingesetzt (blindes Ende verkeilt sich).jpg (34.08 KiB) 5159 mal betrachtet
Sie sind verlötet mit Lot für Frischwasserleitungen, aber nicht alle Verbindungen, so dass man das ganze zum Reinigen zerlegen kann.
Der Blindstutzen rechts oben ist nur damit sich das ganze im Bottich verkeilt, zwischen dem wunderschönen Regentonnenhahn und der leicht konischen Gegenwand. So fällts nicht auseinander wenn man umrührt. Naja aber man kann auch eine Läuterhexe reinbauen, Le(?)uterator, Panzerschlauch...
Von der Kupferlegierung landet gewiss was im Bier, jedenfalls ist das Geröhr vor dem Sud angelaufen und nach dem Sud blank.

Kombirast ist mir zu temperatur-feinfühlig, ich hab da ein bisschen Respekt, naja eigentlich Angst davor, obwohl ich's schon gemacht hab und es gut hingehauen hat ;)
Ich mache gerne Dekoktion: 1-Maisch mit den Rasten Maltose/75°C, oder Bierjunges Zweimaische (siehe Braumagazin).
Oder die englische Infusion nach Hanghofer: auf Maltoserast einmaischen, dann hochbrühen auf 75°C. Ist nicht so ideal für Starkbiere, weil man ja verdünnt.

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 17:55
von cyme
Griller76 hat geschrieben:Jetzt bin ich aber baff! :Shocked
Darf ich dann mal bitte ganz provokant fragen: Warum braucht es dann so teure Braugerätschaften, wie den Braumeister, oder die Braueule etc. ?
Die von Euch genannte Methode sagt mir echt zu.
Ich vermute, für einige ist das Basteln und Tüfteln an der Brauanlage Teil des Vergnügens (und das meine ich nicht wertend, ich bin selbst Bastler und Tüftler). Oder man will nach hiesiger Tradition, also mit aufsteigenden Rasten - das ist dann eher eine Überzeugungssache, siehe auch das beliebte Diskussionsthema "Zucker oder Speise".

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 19:44
von Griller76
Elektrowok hat geschrieben:
Griller76 hat geschrieben:(...) "Craft Bier selber brauen" (...) Darin wird auf Seite 62 etwas von einem angelsächsischen Prinzip des Einmaischens geredet, indem man einen Campingkühler nimmt, welcher wohl sehr gut isoliert, und darin das Malz im Verhältnis 1:2 mit 76 Grad heißen Wasser überbrüht und somit auf 68 Grad Bestandstemperatur kommt. Dann lässt man das Ganze unberührt eine Stunde stehen, macht die Jodprobe und rührt dann nur noch einmal um.
Daher meine Frage: Kann das funktionieren, um eine ausreichende Maischeausbeute zu bekommen?
Zum Maischverfahren:
Eine Kombirast ist für die Sudhausausbeute nicht anders als eine Kesselmaische, glaube ich? Dekoktionsverfahren können wohl etwas höhere Ausbeuten erreichen (aber nicht soviel höher dass sie wirtschaftlicher wären, das sind sie ja bekanntlich nicht). Entspricht jedenfalls auch meiner Erfahrung.

Zum isolierten Bottich als Gefäß zum Maischen:
Ich hab ein Bottichsudwerk, und der zentrale Behälter ist eine ganz billige, nicht sehr schöne, 35 Liter große "Passivkühlbox", wie sich das nennt. Halt so'n isolierter Kasten ohne eigene Kühleinrichtung...
Ich zeig das hier mal. Ich verwende da eine Lösung als Läuterwerk die nicht mehr so beliebt ist, weil's mehr Bastelei bedeutet als heute nötig ist. Es sind geschlitzte Kupferrohre wie bei Hanghofer beschrieben.
01 lowres Läuterwerk in Bottich zerlegt.jpg
02 lowres Läuterwerk zusammengesetzt.jpg
03 lowres Und eingesetzt (blindes Ende verkeilt sich).jpg
Sie sind verlötet mit Lot für Frischwasserleitungen, aber nicht alle Verbindungen, so dass man das ganze zum Reinigen zerlegen kann.
Der Blindstutzen rechts oben ist nur damit sich das ganze im Bottich verkeilt, zwischen dem wunderschönen Regentonnenhahn und der leicht konischen Gegenwand. So fällts nicht auseinander wenn man umrührt. Naja aber man kann auch eine Läuterhexe reinbauen, Le(?)uterator, Panzerschlauch...
Von der Kupferlegierung landet gewiss was im Bier, jedenfalls ist das Geröhr vor dem Sud angelaufen und nach dem Sud blank.

Kombirast ist mir zu temperatur-feinfühlig, ich hab da ein bisschen Respekt, naja eigentlich Angst davor, obwohl ich's schon gemacht hab und es gut hingehauen hat ;)
Ich mache gerne Dekoktion: 1-Maisch mit den Rasten Maltose/75°C, oder Bierjunges Zweimaische (siehe Braumagazin).
Oder die englische Infusion nach Hanghofer: auf Maltoserast einmaischen, dann hochbrühen auf 75°C. Ist nicht so ideal für Starkbiere, weil man ja verdünnt.
Da hst Du quasi den Vorgänger der Läuterhexe gebastelt. Das ist eine sehr gute handwerkliche Arbeit.

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 20:52
von Elektrowok
cyme hat geschrieben:Oder man will nach hiesiger Tradition, also mit aufsteigenden Rasten - das ist dann eher eine Überzeugungssache, siehe auch das beliebte Diskussionsthema "Zucker oder Speise".
Wie geschrieben: gibt' ja auch Bottichmaischverfahren außer der Kombirast. Und für die Dekoktionsverfahren nach hiesiger Tradition ist es zufällig auch die richtige Art Anlage, ebenso wie für Kombirast. Nur eine Anforderung hat man dann zusätzlich, nämlich dass der Kessel maischetauglich sein muss. Also dass man damit Maische heizen kann ohne dass sie anbrennt. Aber das ist meistens eh der Fall.

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Sonntag 1. März 2015, 21:45
von cyme
Elektrowok hat geschrieben:Wie geschrieben: gibt' ja auch Bottichmaischverfahren außer der Kombirast. Und für die Dekoktionsverfahren nach hiesiger Tradition ist es zufällig auch die richtige Art Anlage, ebenso wie für Kombirast
Hiesige Tradition ist das Fernsehpils, das, wie jeder weiss, schon seit 1516 unverändert und nur in Deutschland gebraut wird. :Wink

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Montag 2. März 2015, 13:44
von Ursus007
Hallo Moritz,

wie bekommt man denn den Abfluß aus der Box dicht? In Deinem 3. Bild ist oben am Durchbruch weder eine Dichtung noch eine Verschraubung zu sehen.

Aus meiner Sicht besteht ja die Box aus 2 ineinander gestapelten (innere und äußere), relativ dünnen Plastik-Hüllen mit einem Isoliermaterial dazwischen. So ist meine zumindest.

Also muß man, um den Ablauf nach aussen zu legen, eine Bohrung durch alle 3 Schichten (innere Hülle, Isolierung, äußere Hülle) machen. Man könnte die Dichtheit jetzt nun durch festes Anziehen von dem Läutergeröhr (Geröhr - schöner Gegriff) zum Hahn hin bewerkstelligen (inkl. Dichtungen), aber ich hätte da Angst, dass ich die Schichten da zusammenquetsche und ggf. eine Hülle bricht. Und ich wöllte unbedingt vermeiden, dass mir Würze zwischen die innere und äußere Hülle läuft und dort um die Isolierung herum anfängt zu gammeln. Denn da bekommt man sie nie wieder raus ...

Also, wie hast Du das realisiert? Suche nämlich noch, wie ich das machen könnte.

Danke und viele Grüße,

Ursus

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Montag 2. März 2015, 14:11
von Bierwisch
Das ist einfacher als es aussieht: das äußere Loch machst Du etwas größer und entfernst ebenso großzügig die Isolierung. An der inneren Hülle befestigst Du Deine Wanddurchführung mit Dichtung und allem was dazugehört.
Wenn Du willst, kannst Du jetzt rund um den Hahn die Wärmedämmung mit einer Dämmmatte, Bauschaum oder was auch immer wieder reparieren.

Gruß,
Bierwisch

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Montag 2. März 2015, 14:43
von Ursus007
Bierwisch hat geschrieben:Das ist einfacher als es aussieht: ...
In der Tat!!

Danke für's Entfernen der Scheuklappen :Mad2

Re: Maischen im Campingkühler?

Verfasst: Montag 2. März 2015, 20:15
von hoggel1
So, dann hab ich auch mal Bilder von meinem "alten" Maischbottich gemacht.
Ich nutze Ihn immer noch, wenn ich 2 Sude an einem Tag mache.
Nachteile:
21 Liter Volumen > da ist der Ausschlag begrenzt
kurzer Panzerschlauch: mit Weizen wird es "interessant", normale Maischen sind O.K.

Hier sieht man ganz gut, das ich die äußere Hülle etwas größer ausgeschnitten habe, und mit Silikon eine Rosette eingeklebt habe.
WP_001200.jpg
WP_001201.jpg
Rest von meinem Panzerschlauch:
WP_001202.jpg