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Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 08:04
von Schullebernd
Guten Morgen,
gestern habe ich das erste Mal Hefe geerntet. Es ist die WY2308 Munich Lager aus einem 45L Sud für mein Zwickl.
Im Braumagazin stand, man soll den Schmodder vom Boden einfach aufschwenken und in einen sterilisierten Behälter geben.
Das sieht jetzt so bei mir aus:

- 5939E12B-D36C-4B3D-8337-BBEE5B3B0571.jpeg (61.88 KiB) 8245 mal betrachtet
Wenn ich am Wochenende gleich wieder Braue, meint ihr ich Sollte die Hefe vorher waschen und lieber nochmal einen Starter damit ansetzen oder einfach rein damit?
Hopfen ist nicht viel drin, nur ein paar Hopfenharz-Ablagerungen kann ich erkennen!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 08:11
von Bernstein
Hallo,
einfach das (Rest-)bier, dass sich oben absetzen wird, abschütten und die Hefe wiederverwenden. Allerdings würde ich schon ähnliche Bierstile damit brauen - also nicht unbedingt ein Helles nach einem Rauchbier. Faustformel: 1 Liter dickbreiige Hefe auf 1 HL Würze beim UG.
Gruss, Matthias
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 08:22
von Bierjunge
beryll hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:15
Bernstein hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:11
also nicht unbedingt ein Helles nach einem Rauchbier.
Was so nicht stimmt. Ich hab definitiv die Hefe (W105) von einem Rauchbier mit 95% Rauchmalz in der Schüttung für ein Münchner Helles benutzt und zwar ohne dass ich einen Starter mit der Hefe gemacht habe - sondern geerntet und die benötigte Menge direkt wieder mit dem Hellen benutzt. Von Rauch war in dem Hellen 0.0 zu spüren.
Aha.
Interessanterweise hat das "Schlenkerla Helles Lager", das ohne Rauchmalz gebraut wird, nur durch die Verwendung der Schlenkerla-Betriebshefe einen zwar leichten, aber durchaus wahrnehmbaren Rauchgeschmack:
https://www.schlenkerla.de/rauchbier/sorten/sorten.html
Moritz
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 08:34
von Bierjunge
beryll hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:30
ja, ich kenne das Bier und auch Deine Aussage. Ich kann das so aber nicht bestätigen. (...) Das alles spielte mir wahrscheinlich in die Karten.
Ich hatte mich lediglich durch Dein kategorisches "Was so nicht stimmt" genötigt gesehen zu reagieren.
Hättest Du stattdessen z.B. geschrieben "was nicht zwingend so sein musss", wäre ja alles in Ordnung gewesen.
Moritz
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 08:36
von gerold
Hi,
Ich hab das auch schon gemacht, einfach so verendet, wie lange würdet ihr die Hefe so aufbewahren und ab wann eine andere Lagerung empfehlen? Ich braue so ca einmal im Monat und hätte die Hefe dann zwei bis drei Monate im Kühlschrank. Bei einem direktem Sud ein monat später ist die Hefe ja gerade fertig im Gärbehälter
Grüße Gerold
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 08:48
von Boludo
Gut belüften ist bei so was sehr wichtig. Und Achtung, auch Hefe eines ausgegorenen Bieres kann im Glas noch ordentlich Druck aufbauen. Das kann eine riesen Sauerei geben!
Stefan
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 08:56
von FloNRW
Wenn ich am selben Tag abfülle und neu brau. Dann kann ich den neuen Sud doch einfach auf die Hefe des vorherigen geben. Habe ich dann nicht zu viel Hefe im Gärbottich? Sollte man lieber nach dem Abfüllen die Hefe in einen sterilisierten Behälter geben den Gärbottich säubern und eine geringere Menge geernteter Hefe dem neuen Sud zugeben?
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 09:16
von Bierjunge
FloNRW hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:56
Wenn ich am selben Tag abfülle und neu brau. Dann kann ich den neuen Sud doch einfach auf die Hefe des vorherigen geben.
Das wird äußerst kontrovers diskutiert. Hatten wir erst hier:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 0&p=379644
Sollte man lieber nach dem Abfüllen die Hefe in einen sterilisierten Behälter geben den Gärbottich säubern und eine geringere Menge geernteter Hefe dem neuen Sud zugeben?
So wäre es jedenfalls die lehrbuchmäßigere und hygienisch unbedenklichere Variante.
Moritz
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 09:54
von Schullebernd
Danke für eure sehr schnellen Antworten. Ich hatte die Hefe in 12.4°P Würze und bei 8-12°C vergoren. Verwenden möchte ich sie für genau dasselbe Bier noch einmal.
Dann schaue ich jetzt mal, wieviel Hefe ich für die neuen 50L davon brauche. Bin gespannt wieviel schneller die Gärung jetzt läuft.
Man sagt ja, dass die Hefe in zweiter Führung noch besser funktionieren soll!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 10:27
von Schullebernd
BTW: Heute Morgen sah das ganze dann schon so aus (ca.12h später)
Edit: Der Deckel ist nur locker zugeschraubt, CO2 sollte ordentlich entweichen können!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 10:30
von hiasl
beryll hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:30
Ich denke allerdings auch, dass die geringe Menge Hefe, die wir als Hobbybrauer nutzen, nicht im Verhältnis zu dem steht, was in dieser Brauerei passiert.
Nun ja, am Verhältnis von Anstellwürze zu Hefe ändert sich doch eigentlich nichts, oder?
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 10:30
von bierhistoriker.org
beryll hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:08
da isses wieder, das Hefewaschen. Verrückt, wie schnell sich die Themen manchmal wiederholen.
Streiche bitte das "Waschen" aus Deinen Gedanken, damit machst Du mehr kaputt als es dienlich ist.
Du kannst die geerntete Hefe so reingeben, allerdings brauchst Du nicht den kompletten Bodensatz dazu - das ist definitiv zuviel.
Ein Hoch auf absolutistische Aussagen!
Die Fakten:
Ca. 85% des "Bodensatzes" sind "Hefe-Leichen", halbtote Hefe, ausgefällte Trubstoffe und wirklich eklige Hopfenreste.
Wenn man ohne Korrektur die Menge "yeast slurry" nach Mr.Malty zugrunde legt, wird man im Zweifel "underpitchen", da es ja nicht "yeast slurry" sondern in Wahrheit "yeast and garbage" ist.
Nur mal so als Denkanregung
cheers
Jürgen
PS: Ich wasche Hefe, die ich wiederverwenden möchte, seit 8 Jahren ohne einen Ausfall!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 10:44
von TheCK
bierhistoriker.org hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 10:30
Ca. 85% des "Bodensatzes" sind "Hefe-Leichen", halbtote Hefe, ausgefällte Trubstoffe und wirklich eklige Hopfenreste.
Wenn man ohne Korrektur die Menge "yeast slurry" nach Mr.Malty zugrunde legt, wird man im Zweifel "underpitchen", da es ja nicht "yeast slurry" sondern in Wahrheit "yeast and garbage" ist.
Nur mal so als Denkanregung
Mal so zum Verständnis: Wäre es dann nicht zielführender, den Bodensatz gar nicht direkt zu nutzen sondern zuerst mit einer kleinen Menge Würze oder Nährmedium (z.B. volumenmäßig 1:1) "anzustellen" und dann nur die aktiv gärende Flüssigkeit weiterzunutzen? Dort sollten ja dann weder "garbage" noch tote Zellen enthalten sein. Ist natürlich mehr Aufwand und wäre nur sinnvoll, wenn es wirklich etwas bringen würde.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 10:52
von Bierjunge
TheCK hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 10:44
Mal so zum Verständnis: Wäre es dann nicht zielführender, den Bodensatz gar nicht direkt zu nutzen sondern zuerst mit einer kleinen Menge Würze oder Nährmedium (z.B. volumenmäßig 1:1) "anzustellen" und dann nur die aktiv gärende Flüssigkeit weiterzunutzen? Dort sollten ja dann weder "garbage" noch tote Zellen enthalten sein. Ist natürlich mehr Aufwand und wäre nur sinnvoll, wenn es wirklich etwas bringen würde.
Ja, das bringt etwas! Denn das ist ziemlich genau das, was als "Starter" bezeichnet wird. Dazu findest Du beliebig viel Information hier im Forum oder auch unter
Der ideale Starter.
Nur Deine genanntes 1:1-Verhältnis ist noch nicht ganz optimal.
Moritz
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 10:56
von Bierjunge
Hallo Jürgen,
bierhistoriker.org hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 10:30
Die Fakten:
Ca. 85% des "Bodensatzes" sind "Hefe-Leichen", halbtote Hefe, ausgefällte Trubstoffe und wirklich eklige Hopfenreste.
Wenn wir schon bei den Fakten sind: Ich frage mich sehr, welches die physikalischen Parameter sind, in denen sich lebendige, halbtote und tote Hefezellen unterscheiden, so dass die durch eine Waschung getrennt werden könnten.
Moritz
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 11:00
von hiasl
https://mediatum.ub.tum.de/doc/668371/668371.pdf
Also nach dieser Dissertation ist der Zeitpunkt der Hefeernte (ug) von entscheidender Bedeutung. Nach 5 Tagen hat die Erntehefe wohl den besten Gestamtzustand. Der Schlechteste wurde nach 219 h (~ 9 d) mit einem Totanteil von trotzdem < 10 % festgestellt. Beim direkten Weiterführen, denke ich, gibt es wohl keine Probleme. Wer super Hefe haben will, muss möglichst früh ernten (z.B. ZKG). Bei der Nachgärung im Tank/Fass kann man sich ja angwöhnen, spätestens nach ~9 Tagen zu schlauchen. Dann kann man den Bodensatz sich gut weiternutzen. Bei kalter Lagerung (2 °C) beschränkt sich die Diss leider auf die Brauerei-Praxis --> mehrere Tage (1 Woche) kein Problem. Über diesen Zeitraum hinaus ist ein Starter sicher nicht nachteilig.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2020, 11:16
von TheCK
Bierjunge hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 10:52
TheCK hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 10:44
Mal so zum Verständnis: Wäre es dann nicht zielführender, den Bodensatz gar nicht direkt zu nutzen sondern zuerst mit einer kleinen Menge Würze oder Nährmedium (z.B. volumenmäßig 1:1) "anzustellen" und dann nur die aktiv gärende Flüssigkeit weiterzunutzen? Dort sollten ja dann weder "garbage" noch tote Zellen enthalten sein. Ist natürlich mehr Aufwand und wäre nur sinnvoll, wenn es wirklich etwas bringen würde.
Ja, das bringt etwas! Denn das ist ziemlich genau das, was als "Starter" bezeichnet wird. Dazu findest Du beliebig viel Information hier im Forum oder auch unter
Der ideale Starter.
Nur Deine genanntes 1:1-Verhältnis ist noch nicht ganz optimal.
Moritz
OK, unter "Starter" stellte ich mir eher die gezielte Vermehrung einer (zu kleinen) Hefemenge auf eine zum Anstellen sinnvolle Größenordnung und nicht das "Säubern und Wiederbeleben" eines Bodensatzes vor. Aber ja, das Prinzip scheint das Selbe zu sein. Danke für den Link, werde ich mir demnächst mal genauer durchlesen!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 16:44
von Schullebernd
Nur um es nochmal abzuschließen. Es scheint funktioniert zu haben. Gestern haben wir gebraut und abends habe ich 3 EL von der Hefe aus dem Glas (die oberste Schicht habe ich weggeschüttet) in die 45l 18°C Würze gegeben. Das ganze ist innerhalb von 10h auf ca. 10°C (außen) heruntergekühlt worden.
Das Foto ist von heute morgen:

- 206FC07E-FA82-4EBF-B710-A73922629E5F.jpeg (35.86 KiB) 7702 mal betrachtet
Gerade eben habe ich mal nachgeschaut und siehe da:

- AEDE9469-CC91-4618-AFCC-6CDB6A6825DD.jpeg (107.67 KiB) 7702 mal betrachtet
Jetzt bleibt alles schön zu für die nächsten 3 Wochen bei 8°C (außen)
Danke für die helfenden Worte!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 18:50
von Boludo
Drei Esslöffel scheint mir extrem wenig bei der Temperatur.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 19:15
von VolT Bräu
Bierjunge hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:22
beryll hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:15
Bernstein hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. Juni 2020, 08:11
also nicht unbedingt ein Helles nach einem Rauchbier.
Was so nicht stimmt. Ich hab definitiv die Hefe (W105) von einem Rauchbier mit 95% Rauchmalz in der Schüttung für ein Münchner Helles benutzt und zwar ohne dass ich einen Starter mit der Hefe gemacht habe - sondern geerntet und die benötigte Menge direkt wieder mit dem Hellen benutzt. Von Rauch war in dem Hellen 0.0 zu spüren.
Aha.
Interessanterweise hat das "Schlenkerla Helles Lager", das ohne Rauchmalz gebraut wird, nur durch die Verwendung der Schlenkerla-Betriebshefe einen zwar leichten, aber durchaus wahrnehmbaren Rauchgeschmack:
https://www.schlenkerla.de/rauchbier/sorten/sorten.html
Moritz
Sorry, dass ich die Nebendiskussion noch mal hochhole...
Könnte es sein, dass der Geschmack durch die Anlage eingebracht wird und nicht (überwiegend) durch die Hefe?
Ich habe mal von einer Brennerei gehört, dass sie nachdem sie peated gebrannt haben mehrere Durchläufe (incl. Reinigung) benötigen um den Geschmack wieder ganz raus zu bekommen. Die Konzentrationen sind beim Whisky sicher nochmal um einiges höher, daher finde ich es plausibel, dass das im Hobbymaßstab nicht so stark durchschlägt. Wenn Jahrzehnte überwiegend Rauchbier durch die Anlage und Tanks läuft, könnte das schon wieder anders aussehen.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 19:40
von Schullebernd
Boludo hat geschrieben: ↑Montag 29. Juni 2020, 18:50
Drei Esslöffel scheint mir extrem wenig bei der Temperatur.
Also drei sehr Gehäufte. Ich habe auch kurz überlegt, ob ich noch mehr hineingebe, aber das war so dickes Zeug und anscheinend noch sehr aktiv (man hat es richtig knistern gehört beim Herauslöffeln - schwer zu beschreiben) und es hat sehr gut gerochen. Vom Bauchgefühl her kam sie mir noch recht vital vor, aber das kann man natürlich schwer sagen.
Auf jeden Fall ist sie jetzt schon richtig angekommen und geht ihrer Arbeit nach. Und nach 12-16h so eine Aktivität scheint mir recht gut!
Was wäre denn schlimmer underpitchen oder overpitchen?
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 20:02
von Boludo
Underpitching ist schlimmer. Vor allem hast du zu warm angestellt.
Ich hätte kalt bei 10 Grad angestellt und mindestens die Hälfte der Hefe genommen.
Kann mir kaum vorstellen, dass das so kalt mit so wenig Hefe rasch durchgärt. Da müssten jetzt schon Kräusen drauf sein und keine Mini Hefe Inselchen.
Und eine Gärung die sich viele Wochen vor sich hin quält schmeckt man.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 20:21
von Schullebernd
Auch eine Erkenntnis! Mir kam das schon recht flott für meine Verhältnisse vor.
Ich könnte jetzt den Rest der Hefe auch noch hinzugeben! Den habe ich noch. Meinst du das würde was bringen?
Jetzt habe ich (gerade eben) die Guckluke nochmal aufgeschraubt und ein Foto geschossen:

- 92844573-FE20-411C-B8BB-25701EA01FA0.jpeg (61.82 KiB) 7609 mal betrachtet
Sieht dann jetzt so aus!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 20:40
von Boludo
Das sind keine Kräusen. Da geht nix.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 20:42
von Schullebernd
Boludo hat geschrieben: ↑Montag 29. Juni 2020, 20:40
Das sind keine Kräusen. Da geht nix.
Also doch den Rest dazu geben?
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 21:03
von Boludo
Ja, falls der noch fit ist. 8 Grad ist schon auch sportlich kalt. Hast du belüftet?
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 21:25
von Schullebernd
Ok, schon geschehen! Hat noch immer sehr gut gerochen.
Ja, habe die Würze vor der Hinzugabe der Hefe ordentlich belüftet (also gestern Abend, jetzt natürlich nicht mehr, sondern nur leicht umgerührt).
Zur Temperatur: Ich habe das Fass im Kühlschrank stehen und steuere mit einem Inkbird. Der Temperaturfühler sitzt unten an der Fass-Außenwand. Wenn er unten 8°C hat zeigt mein zweites Thermometer oben (auf dem Fassdeckel) ca.11-12°C an.
Ich vermute mal, dass die Würze dann so im Schnitt 9-10°C haben wird.
Danke schon mal, für die Tipps!
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 22:17
von Boludo
Wird schon werden. Viel Erfolg!
Untergärig ist halt immer ein bisschen anspruchsvoller.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 22:31
von hyper472
Boludo hat geschrieben: ↑Montag 29. Juni 2020, 22:17Untergärig ist halt immer ein bisschen anspruchsvoller.
"Zickiger" sage ich.
Hat mir, in Verbindung mit meiner schicken Lederschürze, den schönen Beinamen "Untergärnix" eingebracht...
Was kann man - mehr als bei og-Hefe - tun, um die untergärigen Diven bei Laune zu halten?
Viele Grüße, Henning
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 22:41
von Boludo
hyper472 hat geschrieben: ↑Montag 29. Juni 2020, 22:31
Was kann man - mehr als bei og-Hefe - tun, um die untergärigen Diven bei Laune zu halten?
Viele Grüße, Henning
Man braucht viel vitale Hefe. Und da scheitern die meisten von uns häufig, inklusive mir.
Am besten holt man sich Hefe von einer Brauerei.
Oder man investiert ein bisschen in Equipment und lernt einen vernünftigen Starter zu machen.
Stefan
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 22:56
von Alt-Phex
Genau, die richtige Menge vitaler Hefe und am besten noch etwas mehr. Und vorallem nicht von warm nach kalt gehen, das mögen unsere Schlauchpilze gar nicht, egal ob OG oder UG. Zuwenig Hefe, dann bei ~20°C anstellen und in den Kühlschrank mit 8°C stellen ist halt wenig zielführend.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Montag 29. Juni 2020, 23:09
von Schullebernd
Ich sehe schon es wird doch mal Zeit für gescheites Starter-Equipment und der Umstellung von warm anstellen und dann abkühlen auf erst abkühlen und dann anstellen.
Mein Gedanke war immer: Wenn man die Hefe in etwas wärmere Würze gibt, fühlt sie sich wohl und vermehrt sich erst einmal. Wenn man dann aber zeitgleich anfängt, herunterzukühlen, hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Eine gut vermehrte Hefe, die dann aber hauptsächlich bei kalten Temperaturen vergärt - wie gesagt, so war meine Denkweise bisher. Und Ja, die Gärung hat schon immer so 4-5 Wochen gedauert. Geschmacklich aber fand ich es sehr sehr lecker.
Ich werde es beim nächsten Mal auf jeden Fall anders machen.
Weiß jemand, was mit der Hefe passiert, die warm angestellt wurde und dann heruntergekühlt wird. Funktioniert diese dann „anders“ als Hefe, die sich unter kalten Bedingungen vermehrt hat?
Soviel ich weiß, stellt man den Starter jetzt auch nicht gerade bei kalten Temperaturen her, oder?
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Dienstag 30. Juni 2020, 04:59
von Boludo
Schullebernd hat geschrieben: ↑Montag 29. Juni 2020, 23:09
Ich sehe schon es wird doch mal Zeit für gescheites Starter-Equipment und der Umstellung von warm anstellen und dann abkühlen auf erst abkühlen und dann anstellen.
Mein Gedanke war immer: Wenn man die Hefe in etwas wärmere Würze gibt, fühlt sie sich wohl und vermehrt sich erst einmal. Wenn man dann aber zeitgleich anfängt, herunterzukühlen, hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Eine gut vermehrte Hefe, die dann aber hauptsächlich bei kalten Temperaturen vergärt - wie gesagt, so war meine Denkweise bisher. Und Ja, die Gärung hat schon immer so 4-5 Wochen gedauert. Geschmacklich aber fand ich es sehr sehr lecker.
Ich werde es beim nächsten Mal auf jeden Fall anders machen.
Weiß jemand, was mit der Hefe passiert, die warm angestellt wurde und dann heruntergekühlt wird. Funktioniert diese dann „anders“ als Hefe, die sich unter kalten Bedingungen vermehrt hat?
Soviel ich weiß, stellt man den Starter jetzt auch nicht gerade bei kalten Temperaturen her, oder?
Das wurde hier schon mehrfach hoch und runter gebetet.
Die Fehlaromen eines zu warm vergorenes untergärigen Bieres entstehen in der Angärphase. Im Verlauf der Gärung kann es dann gerne etwas wärmer werden, das macht kaum was aus. Entscheidend ist die Phase, in der sich die Hefe auf den Weg macht. Hier werden Stoffe erzeugt, die später die Fehlaromen erzeugen.
Daher kühlt man die Würze auf etwas unterhalb der gewünschten Gärtemperatur, stellt an und lässt dann langsam auf die Zieltemperatur kommen. Wenn ca 50% des Extrakts vergoren sind dann kann man ein paar Grad wärmer werden. Und die Flaschengärung kann man dann bei Raumtemperatur machen, dann baut sich gleich noch Diacetyl ab.
Beim Starter ist es etwas anderes. Da will man schnell viel Hefe erzeugen und da spielt das Aroma keine wirkliche Rolle.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Dienstag 30. Juni 2020, 09:36
von Schullebernd
Das mit den Fehlaromen durch zu warmes anstellen ist klar. Das wurde tatsächlich schon häufig diskutiert.
Meine Frage bezog sich auf Phex Aussagen, dass es die Hefe von warm zu kalt nicht mag. Ich rede dabei nicht von „man gebe warme Hefe in kalte Würze“, sondern „man gebe warme Hefe im warme Würze und kühle sie dann herunter“.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Dienstag 30. Juni 2020, 09:47
von Augenfeind
Schullebernd hat geschrieben: ↑Dienstag 30. Juni 2020, 09:36
Das mit den Fehlaromen durch zu warmes anstellen ist klar. Das wurde tatsächlich schon häufig diskutiert.
Meine Frage bezog sich auf Phex Aussagen, dass es die Hefe von warm zu kalt nicht mag. Ich rede dabei nicht von „man gebe warme Hefe in kalte Würze“, sondern „man gebe warme Hefe im warme Würze und kühle sie dann herunter“.
Das frage ich mich auch - aber ich vermute mal, dass es darum geht, die niedrigste Temperatur, bei der man vergären will (z.B. wegen der Fehlaromen), von Anfang an einzustellen, um auch die eventuell kurze Zeit des Abkühlens in der Würze noch zu vermeiden.
Sprich: Wenn man bei 10°C vergären will, ist es nur ein Nachteil, wenn man bei 12 oder 14°C anstellt um dann auf 10°C runterzukühlen - das ist Verschwendung von Geschmackspotenzial. Wenn man hingegen vorhat, aus welchen Gründen auch immer bei 14°C zu vergären, dann kann man das tun, sollte aber eben auch nicht bei 18°C anstellen, sondern gleich bei 14°C.
Ansonsten: Im Hefe-Buch "Yeast" der "Brewing Elements Series" (und nicht nur da) heißt es im Übrigen, dass die Hefe das Aroma in der Regel in den ersten 2-4 Tagen erzeugt. Anschließend hat die Temperatur keinen Einfluss mehr auf das Aroma durch die Hefe.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Dienstag 30. Juni 2020, 10:34
von bwanapombe
Ich habe es mal so gelernt: Der Stoffwechsel der Hefe verlangsamt sich bei sinkenden Temperaturen, und beschleunigt sich bei steigenden Temperaturen.
Was der Brauer erreichen will, ist aber ein "Sofortstart". Wenn er jetzt die angestellte Würze kühlt verlangsamt die Hefe ihren Stoffwechsel, d.h. Gärung und vor allem die Vermehrung verläuft langesamer. Verzögerte Gärung heißt dann auch verzögerte Konkurrenzabwehr (durch verzögerte CO2-, Alkoholbildung und einhergendem pH-Sturz).
Deshalb lieber die Hefe vor dem Anstellen etwas tiefer kühlen, als beim oder nach dem Anstellen.
Dirk
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Dienstag 30. Juni 2020, 21:52
von Alt-Phex
Stellt euch einfach mal vor ihr seid euch grade schön am vermehren und im Anschluss wartet ein reichhaltiges All-You-Can Buffet auf euch. Dann dreht plötzlich jemand die Temperatur runter. Da würde euch auch alles vergehen. Der Hefe geht es dabei nicht anders und stellt, wie schon erwähnt, die Arbeit ein. Oder zumindest verlangsamt sie ihren Stoffwechsel. Das kann dann wiederrum zu Gärstörungen oder Stockungen führen.
Kurz gesagt: die Hefe wird gestresst. Und gestresste Hefe führt wiederum zu Fehlaromen. Durch das warme Anstellen und spätere runterkühlen ist der Drops also längst gelutscht. Danach kann man noch so lange kalt rumgären, die Fehlaromen hat man sich schon längst ins Bier gebracht.
Auch obergärige Hefen lieber kälter anstellen und auf Temperatur kommen lassen.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Dienstag 30. Juni 2020, 23:07
von hyper472
Alt-Phex hat geschrieben: ↑Dienstag 30. Juni 2020, 21:52
Stellt euch einfach mal vor ihr seid euch grade schön am vermehren und im Anschluss wartet ein reichhaltiges All-You-Can Buffet auf euch. Dann dreht plötzlich jemand die Temperatur runter. Da würde euch auch alles vergehen. ... Kurz gesagt: die Hefe wird gestresst.
Du lässt Dich beim Vermehren durch reduzierte Temperatur stressen?
Ich frage für einen Freund...
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Mittwoch 1. Juli 2020, 01:34
von DerDerDasBierBraut
Ja! ich antworte für einen Freund ;-)
Eigentlich Jain, denn von den x Milliarden Zellen werden sich definitiv etliche vermehren. Nur langsamer eben ...
PS:
Die guten und die bösen Biester haben im ersten Step nur fressen und Vermehren im "Kopf". Alles Andere sind nachrangige Widrigkeiten.
Mythos (zum Beispiel): "Bier kalt lagern, dann vermehrt sich kein Lactobacillus".
Kritische Frage: "Warum zum Kuckuck kann denn Milch im Kühlschrank sauer werden?".
Antwort: "Weil die Biester am Ende doch fressen, bevor sie verhungern oder sich 'vital' ihrem Schicksal hingeben".
PS2: Gleiches gilt für jede Art von erwünschten oder unerwünschten Mikroorganismen im Gurkenglas mit einer Erntehefe. Solange was zu fressen da ist werden sie sich mehr oder weniger schnell fortpflanzen, und in absehbarer Zeit nicht verschwinden.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Samstag 19. September 2020, 14:28
von Brandergartenbier
Hallo Zusammen,
ich habe zu dem Thema auch eine Frage, ich habe eben meine Flaschen befüllt und wollte den Bodensatz teilweise ernten.
Bei mir war der Bodensatz richtig dickflüssig, eher schon fest. Ich habe diesen mit einem keimfreien Löffel regelrecht aushebeln müssen.
Es ist eine OG LALLEMAND LalBrew Premium Nottingham Ale Hefe, die auf ca. 84% EVG gekommen ist.
Angestellt wurde letzten Sonntag.
Ich glaube fast nicht, dass sich in dem Glas was gerade im Kühlschrank steht viel FLüssigkeit absetzt, dass war als hätte man einen Würfel Backhefe in Wasser getan und sofort wieder raus geholt, so richtig schleimig.
Ist das normal?
Dankesehr
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Samstag 19. September 2020, 16:35
von Johnny Eleven
Ja, die Notti sieht bei mir nach der HG auch immer so aus; zuletzt gestern.
Super kompakt sedimentiert, auch beim Abfüllen direkt aus dem Gärfass kommt nie Hefe mit. Sie sedimentiert halt sehr gut.
Viele Grüße
Johannes
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Samstag 19. September 2020, 16:43
von Brandergartenbier
Danke,
dass freut mich.
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Sonntag 11. Oktober 2020, 17:13
von Schullebernd
Darf ich die Experten unter euch noch einmal etwas zur Umsetzung fragen?
Ihr redet immer von „bei niedrigerer Temperatur anstellen und dann lieber etwas hochgehen mit der Temp“.
Das heißt jetzt für mich: Bei 7°C anstellen und dann auf 9°C Gärtemperatur gehen, richtig?
Wie macht ihr das dann mit dem Starter? Vermehrt ihr den auch bei recht niedrigen Temperaturen oder macht ihr das bei 18°C, kühlt den danach auch auf 7°C und stellt dann an?
Re: Hefe Wiederverwenden
Verfasst: Sonntag 11. Oktober 2020, 22:43
von schwarzwaldbrauer
Schullebernd hat geschrieben: ↑Sonntag 11. Oktober 2020, 17:13
Wie macht ihr das dann mit dem Starter? Vermehrt ihr den auch bei recht niedrigen Temperaturen oder macht ihr das bei 18°C, kühlt den danach auch auf 7°C und stellt dann an?
Hallo Bernd,
ich starte immer bei ca. 18 Grad und wenn ich dann die gewünschte Menge habe wird sie auf Anstelltemperatur gebracht. Mit der Anstelltemperatur kann die Hefe ruhig ein paar Tage stehen.
Grüßle Dieter