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Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 20:21
von Bum
Hallo zusammen,
ich möchte die Tage ein Simcoe IPA brauen, welches ja nach der Gärung gestopft wird. Ich werde Pellets verwenden, und frage mich, ob ich die im Hopfensäckchen versenke, die schlechtere Aromaausbeute in Kauf nehme, aber dafür nach dem Stopfen direkt abfüllen kann. Oder aber die Pellets doch lieber so reinhaue.
Würde gerne auf Probleme mit Hopfenpartikeln in den Flaschen verzichten.
Ich weiß, das Thema hat einen Bart, und ich könnte mir aus diversen Threads die Infos zusammensammeln.
Nichtsdestotrotz würde ich gern von euch wissen, wie ihr das momentan handhabt, und warum. Gibt ja sicherlich genug Hobbybrauer hier, die ihr Hopfenstopfen über die Zeit verbessert haben.
Theoretisch könnte ich vor dem Abfüllen nochmal in ein anderes Fass füllen, und das Jungbier durch meinen 150er Monofilament Filter fließen lassen.
Weiß aber nicht, ob das so gut kommt wegen Infektionsgefahr usw.
Oder setzen sich die Pellets im Gärfass so ab, dass das kein Thema ist?
Gruß
Jörg

Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 20:40
von Juergen_Mueller
Habe unlängst mein erstes Bier kaltgehopft. Die Pellets hatte ich direkt eingefüllt, ohne Säckchen. Sie haben sich sehr schön aufgelöst und abgesetzt. Hopfenpartikel hatte ich daraufhin keine in der Flasche.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 20:43
von Kolbäck
Ich stopfe ohne Säckchen. Partikel sinken in der Flasche ab.
Noch besser: Mit Cryo-Hopfen stopfen, der ist durch Gefriertrocknng doppelt so stark wie normale Pellets, also weniger Partikel. Doppelt so teuer pro Gramm, klar, aber man braucht ja nur halb so viel, es macht also wenig Unterschied. Dazu ist mir mehrmals aufgfallen, dass die Cryo-Hops ein ganz tolles weiches Mundgefühl machen.

Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 20:44
von §11
Ja, ich stopfe auch textilfrei. Bis jetzt hat der Hopfen immer eine sehr stabile Schicht am Boden gegeben wenn ich geschlaucht habe.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 20:52
von BrauSachse
Hallo Jörg,
ich werfe die Pellets nach der Hauptgärung - beim IPA Simcoe nach ca. 5 Tagen - ins Gärfass und lasse sie noch 5 Tage drin.
Danach mache ich einen kurzen cold crash von 1 Tag.
Zum Abfüllen hänge ich den Microfilamentfilter ins Gärfass

und sauge daraus über einen Bierheber das Bier direkt zum Abfüllen in Flaschen oder KEGs ab. Der Filter hält die Hopfenpartikel wunderbar zurück und du hast sie nicht im Bier.
Das Prinzip hat Bernd hier schön dargestellt, nur dass bei mir bei gestopften Bieren der „Absauger“ zusätzlich in einem Filterbeutel steckt:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic ... 54#p171554
Viele Grüße
Tilo
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 20:58
von Juergen_Mueller
Tilo, wie hält´s du den Filter keimarm, abkochen?
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 21:02
von BrauSachse
Abkochen, danach lege ich ihn in Chempro OXI-Lösung ein und hänge ihn dann zum Trocknen auf die Leine.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Donnerstag 3. September 2020, 21:13
von afri
Ich hänge nach der heftigen Phase der HG eine Hopspider ins Jungbier und lasse sie dort bis zum Gärende oder ein paar Tage länger, wenn selbiges bereits nahte. Ist nicht optimal, aber ich will mein Vorgehen zunächst möglichst immer gleich belassen, wenn ich verschiedene Hopfen teste. Dereinst, wenn ich mal meine Lieblingshopfen gefunden habe, kann ich immer noch experimentieren mit direkt reinwerfen ohne Filter etc.
Achim
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 07:19
von Kurt
Pellets direkt ins Bier zur abklingenden Hauptgärung. Ca. 3-5 Tage stopfen und dann cold crash und evtl. Gelatine. Die Pellets bilden so zusammen mit der Hefe eine kompakte Schicht.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 07:39
von Shoegazer
Ich halte es genau wie Achim, ich beschwere den Hopspider noch, damit er schön unten bleibt und umspült wird.
Bisher mache ich gute Erfahrungen, denke aber auch, dass ein direktes hineinwerfen mehr Ausbeute bringt.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 08:57
von integrator
Auch ich werfe die Pellets direkt ins Bier zur abklingenden Hauptgärung ... meist für ca. 5 Tage und dann cold crash.
Bei einem NEIPA habe ich es mal anders gemacht weil die erste Rutsche Stopfhopfen (100gr.) nach 5 Tagen wieder raus sollte um Platz für die zweite Rutsche (100gr.) zu machen. Hierbei habe ich bei meinem Speidelfass eine Edelstahlöse in den Silikonstopfen geschraubt und einen
Hop Tube dran gehängt. Bei Bedarf kann ich mal Fotos machen.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 09:04
von Bum
Der Cold Crash im Kühlschrank dürfte ja nicht in 1-2 Tagen erledigt sein bei 30-40l Volumen in einem Fass.
Also eventuell ab Stopfbeginn den Kühli auf Vollast stellen bis ich an der Fasswandung kurz vor 0°C bin? Vor dem Abfüllen in Flaschen wieder auf 18-20°C gehen?
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 11:06
von BrauSachse
Genauso kannst du es machen. Bei meinem „cold crash“ komme ich nicht auf 0 Grad, meistens auf 5 oder etwas mehr.
Vor der Kühlung sollte die Gärung bei diesem Vorgehen aber vollständig durch sein. Ich würde dann kalt abfüllen und die Temperatur nicht nochmal ansteigen lassen. Das ist gerade der Vorteil, da sich die Trubstoffe schön am Boden abgesetzt haben.
Viele Grüße
Tilo
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 11:58
von Bum
Die bleiben doch hoffentlich auch bei einer wiederholten Erwärmung auf ca. 20°C am Boden. Wenn ich 5°C kaltes Bier abfülle, müsste ich doch weniger zucker vorlegen, weil im Bier noch mehr Kohlensäure gebunden ist. Oder habe ich das falsch verstanden?

Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 12:18
von muldengold
Bum hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 11:58
Die bleiben doch hoffentlich auch bei einer wiederholten Erwärmung auf ca. 20°C am Boden. Wenn ich 5°C kaltes Bier abfülle, müsste ich doch weniger zucker vorlegen, weil im Bier noch mehr Kohlensäure gebunden ist. Oder habe ich das falsch verstanden?
Die Frage ist nicht ganz so trivial. Durch das kurzeitige Aufwärmen auf 20°C wirst Du nicht viel CO2 entbinden, dass braucht schon eine Weile. Da spielen neben der Zeit auch noch andere Faktoren eine Rolle, z.B. offen oder geschlossen? wie ist das Verhältnis Volumen zu Oberfläche? etc. Eine weitere interessantere Frage für mich ist: wird durch den cold crash überhaupt erst einmal mehr CO2 in relevanter Menge gebunden? Aus der Gärung kommt nix nach, da abgeschlossen, die einzige Quelle ist das CO2 aus der umgebenden Atmosphäre. Zeit spielt hier natürlich auch wieder eine Rolle (cold crash für 1 Tag vs. 3 Tage könnte da schon einen Unterschied machen). Ich würde der Einfachheit halber überschlägig einfach mit der Temperatur des cold crashs rechnen und auf die (unnötige) Erwärmung verzichten.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 12:35
von Bum
Glaube, abzufüllen bei ca. 20°C ist sicherer um a) Bier ohne Pfiff oder b) Flaschenbomben zu vermeiden. Die erste Flasche mag beim Abfüllen ja noch 5°C haben, die Letzte aber garantiert nicht mehr. Somit müsste ich ja streng genommen bei jeder Flasche andere Mengen an Zucker vorlegen.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 12:42
von muldengold
Nee, mach's nicht so kompliziert. Flaschenbomben erzeugst Du dadurch definitiv nicht! Selbst wenn die letzte Flasche statt 5°C 10°C hat - hast Du, wie gesagt, nicht automatisch weniger CO2 in der letzten Flasche. Die Thematik gehört jetzt auch nicht in diesen Thread (wie stopft ihr?), wir können ja gerne einen neuen aufmachen

Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 13:10
von bierfaristo
Wie verhindert ihr denn Oxidation, wenn ihr die Pellets so in den Gäreimer schmeißt, umschlaucht und dann abfüllt. Ich stopfe nicht mehr, da all meine (beiden

) Versuche auf diese Weise ziemlich braune Biere erzeugt haben. Und ich habe zumindest versucht Sauerstoffeintrag zu vermeiden. Werde noch einen Versuch im Keg starten, aber im Eimer werde ich nicht mehr Stopfen.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 13:20
von BrauSachse
Ich streue 20 mg/l Ascorbinsäure auf die Oberfläche, wenn ich den Hopfen reingeworfen habe. Das stand mal hier im Forum in einem Oxidations-Thread. Ob es hilft, weiß ich nicht, aber ich glaube ganz fest daran.
Wichtiger ist aber das randvolle Füllen der Flaschen, also bis 1 cm unter die Oberkante, dass so wenig wie möglich Luft drin ist.
Viele Grüße
Tilo
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 14:18
von Kolbäck
bierfaristo hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 13:10
Wie verhindert ihr denn Oxidation, wenn ihr die Pellets so in den Gäreimer schmeißt, umschlaucht und dann abfüllt. Ich stopfe nicht mehr, da all meine (beiden

) Versuche auf diese Weise ziemlich braune Biere erzeugt haben. Und ich habe zumindest versucht Sauerstoffeintrag zu vermeiden. Werde noch einen Versuch im Keg starten, aber im Eimer werde ich nicht mehr Stopfen.
Wenn die HG nicht völlig durch ist, sollte der Sauerstoffeintrag weniger ausmachen.
Auch hier: Cryo-Hopfen halbiert die Menge dessen, was man reinwirft, plätschert also nur halb so viel.
BrauSachse hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 13:20
Wichtiger ist aber das randvolle Füllen der Flaschen, also bis 1 cm unter die Oberkante, dass so wenig wie möglich Luft drin ist.
Du meinst 1mm, oder? Erst seit ich so prall fülle habe ich keine Probleme mehr mit Oxidation.

Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 14:19
von domingo
Eine Frage an die Hefeexperten zu Oxidation und Stopfen: Wenn man gegen Ende der Hauptgärung stopft, d.h. wenn noch nicht der gesamte Extrakt abgebaut ist (vielleicht noch 1°P übrig oder so) und sich die Hefe noch nicht "schlafen gelegt" hat, dann müsste doch die Hefe den neu hinzukommenden Sauerstoff durch das Stopfen sofort verstoffwechseln, oder nicht? Oder kann die Hefe nicht sofort von anaerob auf aerob umstellen?
Bei meinen letzten gestopften Bieren habe ich zudem ca. 30 mg/l Ascorbinsäure zusammen mit dem Stopfhopfen hinzugefügt. Zusätzlich habe ich aber auch penibel darauf geachtet, dass die Flaschen praktisch randvoll sind (ca. 5mm Kopfraum) und habe zudem den Kopfraum der Flaschen vorsichtig mit CO2 gespült während dem Aufsetzen der Kronkorken. Seit diesem Vorgehen dunkeln meine gestopften Biere nicht mehr nach und die Hopfenaromen scheinen sich viel länger zu halten. Dies war früher ohne die genannten Vorgehensweisen definitiv nicht der Fall. Mein Simcoe IPA vom letzten Sommer zum Beispiel konnte ich nach ca. 4 Monaten kaum mehr trinken... Mein Mosaic IPA vom Mai 2020 ist jetzt nach 3.5 Monaten immer noch top.
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 14:21
von domingo
Kolbäck hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 14:18
Wenn die HG nicht völlig durch ist, sollte der Sauerstoffeintrag weniger ausmachen.
[...]
Du meinst 1mm, oder? Erst seit ich so prall fülle habe ich keine Probleme mehr mit Oxidation.
Ha, da haben wir uns gekreuzt in der Antwort. Scheint, als ob wir die gleichen Probleme hatten und diese nun aber in der Griff bekommen haben!

Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 16:05
von BrauSachse
1 mm

Ihr meint das ernst, oder? So ganz ohne Gas zum Komprimieren - drückt es da nicht manchmal was aus den Flaschen raus? Vielleicht trinke ich zu schnell?
Noch weniger Kopfraum wäre sicher nicht falsch.
Viele Grüße und schönes Wochenende
Tilo
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 16:16
von Kolbäck
BrauSachse hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 16:05
1 mm

Ihr meint das ernst, oder? So ganz ohne Gas zum Komprimieren - drückt es da nicht manchmal was aus den Flaschen raus? Vielleicht trinke ich zu schnell?
Ganz ohne Gasraum natürlich nicht, der Korken darf nicht auf der Flüssigkeit aufliegen. 1mm ist Untergrenze, aber nicht unmöglich; ich ziele meist auf 2-3mm, siehe
hier. Woanders hat auch mal jemand (wahrscheinlich
olibaer) das mit dem Kopfraum genauer durchgerechnet. Ich schlage vor, hier mit dem Off-Topic Oxidation aufzuhören und bei Bedarf im verlinkten Faden weiterzumachen...

Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Freitag 4. September 2020, 17:08
von JackFrost
Die Volumenausdehnung einer 500 ml Euroflasche ist im Bereicht von ca. 0,01 ml / K
Dieser kann also vernachlässigt werden.
500 ml Bier dehnen sich um ca 0,1 ml/K aus.
330 ml Bier dehnen sich um ca. 0,07 ml/K aus.
Bei 20 mm Innenmass einer Flasche ( Kopfraum ) beträgt das Volumen pro mm Höhe 0,314 ml
Bei einem Kopfvolumen von 1 mm sollte das Bier nicht mehr viel wärmer werden.
Bei 1,5 K Delta ist der Druck in der Flasche theoretische doppelt so hoch wenn nur 1 mm
Kopfraum vorhanden ist.
Bei 3 mm wären es 15 % mehr Druck wenn die Temperatur um 1,5 K , bezogen auf die Fülltemperatur, steigt.
Gruß JackFrost
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Samstag 5. September 2020, 10:20
von BrauSachse
Danke euch beiden, hier lernt man jeden Tag etwas dazu.

Sorry für den off topic.
Viele Grüße
Tilo
Re: Wie stopft Ihr?
Verfasst: Samstag 5. September 2020, 14:13
von Pivo
Für das Hopfenstopfen, nach der Hauptgärung, verwende ich wie im Heißbereich eine Hopspider. Einen direkten Vergleich zum einfach Reinwerfen habe ich noch nicht gemacht, aber ich kann mir bei einer versprochenen Maschenweite von 300 µm nicht vorstellen, daß Aromen sich dadurch an der Verteilung hindern lassen. Zumindest ist mir noch nicht zu Ohren gekommen, daß ein Tee-Ei oder Teebeutel das Aroma beeinflussen. Vielleicht ist dabei wichtig, daß das Gehäuse groß genug ist, damit der Hopfen beim Quellen locker bleibt. Daher verwende ich die 30cm lange Variante.