Hefewaschen
Verfasst: Dienstag 8. September 2020, 20:13
In letzter Zeit taucht immer wieder Hefewaschen als Thema auf. Da Hefewaschen zu meiner Zeit in Weihenstephan und Ende der 1990er in Brauereien in denen ich gearbeitet habe zwar noch Thema war, ich aber auch mitbekommen habe das bereits damals das Thema kontroverse diskutiert wurde, war es an der Zeit mir selbst ein Bild zu machen.
Mein Abriss, Auflage 6. 1995 spiegelt so ziemlich den Stand wieder den ich oben beschrieben habe. Narziss beschreibt das die Hefe, so sie nicht innerhalb von wenigen Tagen wieder angestellt wird, gewaschen werden sollte. Wird sie in wenigen Tagen wieder angestellt, soll sie lediglich unter Bier aufgehoben werden. Er schreibt auch:“ Abschliessend ist zum Thema Hefereinigung zu sagen, dass diese bei guter Würzeklärung und zweckmässiger Anstelltechnologie nicht mehr im gleichen Masse erforderlich ist wie früher. Damit wird das Hefesieb wegen seiner schwierigen Einfädelung in den Reinigungskreislauf oft nicht mehr verwendet. […] Bei der Gewinnung aus Gärbottichen und flaschkonischen Tanks ist die Hefe durch Deckenbestandteile so verschmutzt, dass die Hefereinigung nach wie vor ein wichtiger Faktor ist“
Online ist die 8. Auflage von 2017 verfügbar. Leider, leider wurde dieser Teil gar nicht überarbeitet und der Abschnitt steht wortwörlich noch so im Werk wie 22 Jahre vorher. DIe Frage ist hat sich nichts an den Tatsachen geändert oder ist dieser Bereich einfach uninteressant und wurde deshalb nicht verändert.
Ich bin bei meiner Recherche auf die Promotion von Axel Hartwig mit dem Titel „Optimierung der Hefetechnologie mit dem Ziel einer Verbesserung der Geschmacksstabilität im Praxismaßstab“ gestossen, die 2008 vorgelegt wurde. Hartwig beschreibt das Hefewaschen als einen Vorgang der heute nur noch „in einigen deutschen Brauereien und im Ausland“ praktiziert wird. Er beschreibt den Stand der Technik 2008 dass die meisten Brauereien die Hefe mehrfach führen und zwar ohne jegliche Behandlung. Er beruft sich dabei auf Schmidt (Schmidt, H.: Hefe und Gärung. Brauwelt, 1996. 9: p. 414-416.) der von einem Aufschlämmen der Hefe mit Wasser grundsätzlich abrät da wichtige Nährstoffe verloren gehen. Auch ein Waschen mit Phosphorsäure oder Ammoniumsulfat, wie früher üblich, zeigt in Versuchen von Cunningham und Stewart (Cunningham, S., Stewart, G.G.: Effects of high-gravity brewing and acid washing on brewers' yeast. Journal of the American Society of Brewing Chemists, 1998. 56(1): p. 12–18.) bei Würzen mit höheren StW eine verzögerte Angärung. Er führt noch einige andere Studien auf, die im Grunde alle zum Schluss kommen das die Effektivität des Hefewaschens zumindest fragwürdig ist und sich eigentlich kein Vorteil daraus ergibt.
Ich hab mir dann die entsprechenden Stellen angesehen die auf das Waschen als solches eingehen. Hier wird immer wieder der Fakt strapaziert das das Waschwasser „biologische absolut einwandfrei“ sein muss. (Abriss der Bierbrauerei) und das die Anlage mikrobiologisch einwandfrei sein muss. Genau das ist auch der Grund warum in der professionellen Brauerei die Hefewäsche weniger und weniger Anwendung findet. Das Risiko einer Infektion steht in keinem Verhältnis zum (nicht vorhandenen) Nutzen.
Wenn das für die professionelle Brauerei gilt, sehe ich hier auch ein umso grösseres Risiko im Hobbyumfeld. Die Frage ist ja auch, was will ich denn überhaupt mit dem Hefewaschen erreichen?
Gruss
Jan
Mein Abriss, Auflage 6. 1995 spiegelt so ziemlich den Stand wieder den ich oben beschrieben habe. Narziss beschreibt das die Hefe, so sie nicht innerhalb von wenigen Tagen wieder angestellt wird, gewaschen werden sollte. Wird sie in wenigen Tagen wieder angestellt, soll sie lediglich unter Bier aufgehoben werden. Er schreibt auch:“ Abschliessend ist zum Thema Hefereinigung zu sagen, dass diese bei guter Würzeklärung und zweckmässiger Anstelltechnologie nicht mehr im gleichen Masse erforderlich ist wie früher. Damit wird das Hefesieb wegen seiner schwierigen Einfädelung in den Reinigungskreislauf oft nicht mehr verwendet. […] Bei der Gewinnung aus Gärbottichen und flaschkonischen Tanks ist die Hefe durch Deckenbestandteile so verschmutzt, dass die Hefereinigung nach wie vor ein wichtiger Faktor ist“
Online ist die 8. Auflage von 2017 verfügbar. Leider, leider wurde dieser Teil gar nicht überarbeitet und der Abschnitt steht wortwörlich noch so im Werk wie 22 Jahre vorher. DIe Frage ist hat sich nichts an den Tatsachen geändert oder ist dieser Bereich einfach uninteressant und wurde deshalb nicht verändert.
Ich bin bei meiner Recherche auf die Promotion von Axel Hartwig mit dem Titel „Optimierung der Hefetechnologie mit dem Ziel einer Verbesserung der Geschmacksstabilität im Praxismaßstab“ gestossen, die 2008 vorgelegt wurde. Hartwig beschreibt das Hefewaschen als einen Vorgang der heute nur noch „in einigen deutschen Brauereien und im Ausland“ praktiziert wird. Er beschreibt den Stand der Technik 2008 dass die meisten Brauereien die Hefe mehrfach führen und zwar ohne jegliche Behandlung. Er beruft sich dabei auf Schmidt (Schmidt, H.: Hefe und Gärung. Brauwelt, 1996. 9: p. 414-416.) der von einem Aufschlämmen der Hefe mit Wasser grundsätzlich abrät da wichtige Nährstoffe verloren gehen. Auch ein Waschen mit Phosphorsäure oder Ammoniumsulfat, wie früher üblich, zeigt in Versuchen von Cunningham und Stewart (Cunningham, S., Stewart, G.G.: Effects of high-gravity brewing and acid washing on brewers' yeast. Journal of the American Society of Brewing Chemists, 1998. 56(1): p. 12–18.) bei Würzen mit höheren StW eine verzögerte Angärung. Er führt noch einige andere Studien auf, die im Grunde alle zum Schluss kommen das die Effektivität des Hefewaschens zumindest fragwürdig ist und sich eigentlich kein Vorteil daraus ergibt.
Ich hab mir dann die entsprechenden Stellen angesehen die auf das Waschen als solches eingehen. Hier wird immer wieder der Fakt strapaziert das das Waschwasser „biologische absolut einwandfrei“ sein muss. (Abriss der Bierbrauerei) und das die Anlage mikrobiologisch einwandfrei sein muss. Genau das ist auch der Grund warum in der professionellen Brauerei die Hefewäsche weniger und weniger Anwendung findet. Das Risiko einer Infektion steht in keinem Verhältnis zum (nicht vorhandenen) Nutzen.
Wenn das für die professionelle Brauerei gilt, sehe ich hier auch ein umso grösseres Risiko im Hobbyumfeld. Die Frage ist ja auch, was will ich denn überhaupt mit dem Hefewaschen erreichen?
Gruss
Jan