Grutbier
Verfasst: Donnerstag 10. September 2020, 08:10
Hab beim surfen folgenden Bericht gefunden:
https://www.masterofbeer.org/uploads/me ... s_Fohr.pdf
VG Klaus
https://www.masterofbeer.org/uploads/me ... s_Fohr.pdf
VG Klaus
Über sowas bin ich im Vorwort auch gestolpert:
OK, Ich gebe zu, dass ich bisher nicht über das Vorwort raus bin beim Lesen - aber ich hoffe, dass solche Fehler (Legastheniker? oder ist es ein - zugegeben: schlechter - Wortwitz des Herrn FOHR?) der Qualität/Informationsgehalt der Arbeit nichts wegnimmt. ("Don't judge a book by minor Rechtschreibfehlern" :D)Wahrscheinlich haben meine Fohrfahren bereits Grutbier gebraut.
Warst du bei einem Fohrtrag von ihm?tinoquell hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 12:51![]()
Dass erschließt sich, wenn du den Autor, Dr. Markus Fohr kennen lernst.
Der ist für seine Lyrik und andere Wortspiele bekannt![]()
Das ist eine ziemlich kühne Behauptung!
Nein, wahrscheinlich ist es das NICHT- aber das ist auch nicht deren Anspruch. Ich zitiere von der "Master of Beer"-Website:tbln hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 15:21 Ist das wirklich eine wissenschaftliche Arbeit? Setzen, 6.
Es gibt sicherlich positive wie negative Beispiele. Roel Mulder hat den Text von Schulte wie finde ich durchaus gelungen zusammengefasst und in Englische übersetzt. Verberg hat sicherlich auch eine gute Übersicht geliefert, vorallem anhand holländischer Quellen. Aber auch bei Verberg finde ich Stellen die ich deutlich hinterfragen würde. So schreibt sie teils von "Gruit ale", obwohl der Begriff "ale" im deutschen Sprachgebrauch nie üblich war. Im Englischen dagegen gab es kein beer, sondern starkes ale mit Kräuterzugaben, wie Heide etc.bierhistoriker.org hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 16:59Das ist eine ziemlich kühne Behauptung!
cheers
Jürgen
PS: Was spricht gegen das Zitieren englischsprachiger Quellen? Susan Verberg ist eine ausgesprochene Expertin auf diesem Gebiet.Roel Mulder (verloren Bieren) ebenfalls.
bierhistoriker.org hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 09:16 Ziemlich frisch:
https://www.goodbeerhunting.com/blog/20 ... -its-roots
Genau das lehne ich echt ab. Ich bin kein Traditionalist und ich finds auch super kreativ zu brauen usw. (die Biere von Kemker find ich auch super), aber wenn Geschichte zum Produkt verkommt, klärt man Leute nicht auf, sondern sucht blos Marketinginstrumente. Und dann darf man sich auch nicht wundern, wenn man bei craft beer events als Gose ein kesselgesäuertes, salziges Bier mit Fruchtpüree vorgesetzt bekommt. Das ist die völlige Entstellung einstiger Braukultur für den schnellen Euro.An added complication here is that “gruit” can have several different meanings. It is the “lifestyle” (“brewing philosophy” is probably a more accurate description) referred to by Kemker. It is the mixture of herbs and spices that Overberg has researched. And in contemporary brewing, “Gruit Ale” has also become the catch-all style nomenclature for beers made with a gruit or herbal mixture.
Gab es schon Deutschland als es noch Gruit gab? (Deutsche geschichte wurde bei uns nicht unterrichtettbln hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 21:00 [...] obwohl der Begriff "ale" im deutschen Sprachgebrauch nie üblich war[...]
Sehr, sehr gute Frage, der ich in der Geschichte immer wieder treffe. National Staaten sind ein sehr modernes Gebilde. Ausserdem haben sich Grenzen über Jahrhunderte praktisch wöchentlich verschoben, was aber niemand gestört hat, weil viele Grenzen den Menschen (und damit auch der Kultur und der Bierkultur) völlig egal waren.Gab es schon Deutschland als es noch Gruit gab?
Hallo Ingo,Seed7 hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 16:40Gab es schon Deutschland als es noch Gruit gab? (Deutsche geschichte wurde bei uns nicht unterrichtettbln hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 21:00 [...] obwohl der Begriff "ale" im deutschen Sprachgebrauch nie üblich war[...]
In den 'Lage Landen' (was jetzt die Niederlande + Belgien+ Luxembourg + ein teil von Nord Frankreich ist) gab es das equivalent vom Englichen 'ale', aal, ael.
Der unterschied aal, bier war nicht so deutlich wie ale (ungehopft (und sehr oft ohne karaueter)) und beer (gehopft).
Wenn ich noch heute hier von Enschede aus ueber die grenze richtung Muenster gehe kann ich mit vielen im platt 'Twents' kommunizieren. Wenn ich hoch in den Norden gehe geht das lange gut, biss ich Friesisch sprechen muss.
...
cheers,
Ingo
Ingo du unterstellst mir Aussagen. Ich schrieb "deutscher Sprachgebrauch" und nicht "in Deutschland" und damit vom "modernen" Nationalstaat. Im Grunde schließt das im historischen Kontext Dialekte wie das Friesisch und das westfälische Platt ein bzw. alle sonstigen Dialekte, die bspw. in Gebieten des Heiligen römischen Reichs gesprochen worden sind. Mir geht es hier nicht um irgendeine nationale Deutung der Geschichte.Seed7 hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 16:40Gab es schon Deutschland als es noch Gruit gab? (Deutsche geschichte wurde bei uns nicht unterrichtettbln hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 21:00 [...] obwohl der Begriff "ale" im deutschen Sprachgebrauch nie üblich war[...]
Das denken in Deutsch, oder Niederlaendisch is gefaehrlich. Das gruitgebiet waren die 'Lage Landen' und die angenzenden Diözese in was heute Deutschland ist. Es ist also gut moeglich dass mann in Muenster auch zu einer zeit von aal gesprochen hat.
Das tut mir leid. Entschuldigung, es war nicht mein ziel. """Deutsch"""" war nur die anleitung im algemeinen.
Wenn die Hanseaten Richtung Norden geschaut haben, dann ist Øl tatsächlich Bier. In Norwegen Kornøl.bwanapombe hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 19:25 ...Im Altsächsischen gab es das Wort "alo". Altsächsisch ist ein Vorläufer der mittelniederdeutschen Sprache, die Sprache der Hanse. In der mittelniederdeutschen Sprache ist es als ȫl belegt ...
Historisch war ale ungehopft und beer gehopft. Porter zum beispiel war immer beer, obwohl der 'vorvater' ein brown ale war. Die bedeutung von beer und ale haben sich in der zeit geaendert. Heute, ale obergaerig, beer untergaerig. Auch hat ale natuerlich hopfen bekommen und teilweise sehr viel hopfen ohne das es beer genannt wurde, IPA, und es auf der insel noch kein UG gab.flying hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 19:42 Das man im angelsächsischen Raum "Beer" eher für die gehopften Sachen anwendete ist aber heute auch nicht mehr nachvollziehbar.
Seed7 hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 21:51Das tut mir leid. Entschuldigung, es war nicht mein ziel. """Deutsch"""" war nur die anleitung im algemeinen.
Zum Englishen "Gruit", irgendwo auf https://witteklavervier.nl/en/ Kann es leider so schnell nicht finden.Es gibt dort viel kleine zitate die aneinander gereiht werden.
aal --> http://etymologiebank.ivdnt.org/trefwoord/aal2 --> text nur in Niederlaendisch.
Ingo
Alt Niederlaendisch. Twents wirdt als sprache anerkannt und ist ein Niedersachisches dialekt (Niederdeutsch?).
Super, vielen Dank. Da ich gerade bei der Vorüberlegung zu einem Grutbier bin, kommt dein Hinweis auf die Arbeit zum perfekten Zeitpunkt. Meine Suche nach Gagel in den Gärtnereien bei uns in der Region hat bisher leider nicht zum Erfolg geführt. Aber in der Arbeit steht ja auch, dass die Zusammensetzung logischerweise regional unterschiedlich war.heinrich2012 hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 08:10 Hab beim surfen folgenden Bericht gefunden:
https://www.masterofbeer.org/uploads/me ... s_Fohr.pdf
VG Klaus
Das ist nach meinem Kenntnisstand weder für Ale noch für Bier nicht eindeutig geklärt.flying hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 23:08 Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass Ale vom Wortstamm her verwandt mit lat. Alum o. auch Alaun ist, was einfach "Bitter" bedeutet? Das altenglische "Béor" war dann eher die Honigplörre.
Ist im Versandhandel und bei größeren Händlern ohne Probleme zu bekommen:guenter hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 10:02 Gagel steht auf der roten Liste. Er braucht viel Feuchtigkeit. Da wird es schwer werden ihn zu bekommen. Hier sind gute Infos:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gagelstrauch
Das ist interessant, die müssen sicher gut gegossen werden. Moore gibt es ja in Köln eher weniger - bei mir in der Eifel auch nicht.bierhistoriker.org hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 10:45 Wir haben in unserem Verein eine Grutbier-Gruppe- einige Mitstreiter haben erfolgreich Gagel angepflanzt und "ernten" bereits ausreichende Mengen für unsere Projekte![]()
Gefunden. In diesem artikel wird eine verbindung zwischen gruit und graut erstellt. Im link unten an der seite geht es zu brunnen.tbln hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 20:09 Die Quelle aus England ist mir nicht bekannt. Wo hast du da was gefunden?
Das Gebiet der Siegmündung war ein großes "Gagelgebiet" und klar, in dem Bier, das Du getrunken hast, war mit Sicherheit Gagel dringuenter hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 18:11Das ist interessant, die müssen sicher gut gegossen werden. Moore gibt es ja in Köln eher weniger - bei mir in der Eifel auch nicht.bierhistoriker.org hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 10:45 Wir haben in unserem Verein eine Grutbier-Gruppe- einige Mitstreiter haben erfolgreich Gagel angepflanzt und "ernten" bereits ausreichende Mengen für unsere Projekte![]()
Ist denn Gagel in eurem Kräuterbier? Hatte das Mal in Köln auf einer Messe probiert, war lecker. Da war auch Hopfen drinnen, sicher keine schlechte Lösung.
Matti Räsänen fasst in Vom Halm zum Fass (1975) S. 107f die Diskussion um Bezeihnungen für fermentierte Getränke so zusammen:Seed7 hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 18:57Gefunden. In diesem artikel wird eine verbindung zwischen gruit und graut erstellt. Im link unten an der seite geht es zu brunnen.tbln hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 20:09 Die Quelle aus England ist mir nicht bekannt. Wo hast du da was gefunden?
Und zum wort 'graut' aus dem oben genannten artikel: http://zythophile.co.uk/2014/02/28/was- ... tradition/
Friedrich Kluge - Etymologisches Wörterbuch der deutschen SpracheIn Europa kann man die Bezeichnungen für das Bier in drei große Gruppen einteilen: olut, bier und pivo.
Zur Bier-Gruppe [Rechtschreibfehler, olut-Gruppe] gehören u.a. öl in den skandinavischen Sprachen und ale (urgerm. *alup) im Englischen, lett. alus und lit. alùs sowie altpreuss. alu ’Met’ russ. ol 'jedes alkoholische Getränk ausser Traubenwein, Dünnbier, Bier’ und kirchl. olovina ’Treber, Hefe, Absatz von Bier’, das schon im 12. Jh. bekannt ist (akslav. olū ’sicera’, aruss. oluj ’Bier’).
[...]
Die zweite grosse Gruppe, die westgermanische Bier-Gruppe, blickt auf ein jüngeres Alter zurück (mhd. bier, ahd., asächs. bior, afries. biār, ags. beor, mnd. ber) und scheint im Gotischen nicht vertreten zu sein.11 Vasmer nimmt es jedoch auch für diese Sprache an (got.* bius).
[...]
Nach Kluge ist das Wort nicht ursprünglich germanisch, sondern gehörte im 6.—7. Jh. zum Lehnwortschatz der Klöster (vulgärlat. biber ’Trunk’). Kluge führt aus, das ursprünglich nur von Klöstern ausgeübte Bierbrauen hänge zusammen mit dem Hopfenbau, der hauptsächlich in den Klöstern Nordgalliens blühte. Das gehopfte Bier sei dann neben das ungehopfte getreten, das jeweils unter einem Namen der oben genannten olut-Gruppe bekannt war. Zu derselben Auffassung kam u.a. auch Hellquist: ”Auf jeden Fall bezeichnet das einheimische Bier (öl) ursprünglich ein Getränk, zu dessen Herstellung kein Hopfen verwendet wurde.
[...]
Erwähnung verdient ferner jene Theorie, die H. Thunaeus zuletzt in die Diskussion gebracht hat. Danach wäre apreuss. alu ursprünglich der indoeuropäische Name für Kräutermet gewesen, womit idg. alu~alut 'bitter, scharf, beissend’ leicht verbindbar wäre. Als der Honig dann mit der Entwicklung des Ackerbaus allmählich durch Getreide ersetzt wurde, habe das Getränk seinen alten Namen bewahrt.
Does it matter if someone today refers to a herb beer as “gruit” without explaining that this isn’t actually an English word? Well, probably not, and it certainly makes for an easy label to market herb-flavoured ales under. But it would certainly be wrong to say, or imply, that “gruit” was the name applied to herb ales in Britain in the pre-hop period. So don’t, please
Das Phänomen gibt es ja öfter, das ein ausgestorbenes Wort in eine Sprache "von außen" wiedereingeführt wird. Eine gute Erklärung.flying hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 17:31 Das bestätigt meine völlig unbewiesene Meinung das Beer im angelsächsischen Raum eher verschiedene Bedeutungen hat. Möglicherweise treffen sich hier zwei Wortherkünfte synonym in einem Wort. Einmal z. B. in dem auf den Inseln traditionellen Nettlebeer und co., was dann eigentlich Nettlebéor heißen müsste, getreu altenglischen und schon im Beowulf beschriebenen Ursprung. Gleichzeitig spielt aber noch das andere "Beer" mit rein, was eher kontinentalem Ursprungs ist und möglicherweise tatsächlich von Bibere oder dem urslawischen Pivo kommt, was beides grob "Getränk" bedeutet. Dadurch wird die Trennung in Ale und Beer für mich erklärbarer..?
Die englische Sprache wurde ja massiv mit Altfranzösisch gepimpt. Daher auch herb. Zum Teil existieren die Wörter germanischen Ursprungs neben den altfranzösischen weiter. Z.B. sagt man king für König, aber königlich heißt dann royal.flying hat geschrieben: Sonntag 13. September 2020, 19:27 Sehe ich ähnlich. Im angelsächsischen Raum ist "Herbs" definitiv lateinischen Ursprungs. "Kraut" ist dort kein Begriff außer vielleicht neuzeitlich als Schimpfwort für uns Deutsche...
Ich konnte mir die Artikel erst jetzt ansehen. Sehr aufschlußreich! Vielen Dank dafür!Seed7 hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 18:57Gefunden. In diesem artikel wird eine verbindung zwischen gruit und graut erstellt. Im link unten an der seite geht es zu brunnen.tbln hat geschrieben: Freitag 11. September 2020, 20:09 Die Quelle aus England ist mir nicht bekannt. Wo hast du da was gefunden?
Und zum wort 'graut' aus dem oben genannten artikel: http://zythophile.co.uk/2014/02/28/was- ... tradition/
Ingo
Wie ist es denn mit Myrica pensylvanica, dem Amerikanischer Gagelstrauch als vergleichbare Möglichkeit?bierhistoriker.org hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 10:45Ist im Versandhandel und bei größeren Händlern ohne Probleme zu bekommen:guenter hat geschrieben: Samstag 12. September 2020, 10:02 Gagel steht auf der roten Liste. Er braucht viel Feuchtigkeit. Da wird es schwer werden ihn zu bekommen. Hier sind gute Infos:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gagelstrauch
https://www.pflanzmich.de/produkt/31120 ... rauch.html
Wir haben in unserem Verein eine Grutbier-Gruppe- einige Mitstreiter haben erfolgreich Gagel angepflanzt und "ernten" bereits ausreichende Mengen für unsere Projekte![]()
Bin momentan in Zeeland und komme an meine Bücher nicht ran, wenn zurück, kann ich noch ein paar fundierte Aussagen zum Thema machen.
cheers
Jürgen
Hallo Peter,Chinook hat geschrieben: Freitag 1. Januar 2021, 22:01
Wie ist es denn mit Myrica pensylvanica, dem Amerikanischer Gagelstrauch als vergleichbare Möglichkeit?
Nach den Beschreibungen braucht er kein Moor, ist vom Boden her wesentlich anspruchsloser und wird etwas größer.