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Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Freitag 18. September 2020, 10:43
von williams.rorvik
Hallo Brauergemeinde

Ich möchte am Wochenende das dritte Mal ein Rotbier bzw. Red Ale zu brauen (obergärig). Die Malzmischung besteht aus Wiener Malz, Carared und Melanoidinmalz. Vielleicht auch noch etwas Weizenmalz für mehr Schaumstabilität.

Frage nun: Welcher Hopfen wäre hier stiltypisch? Perle, Spalter Select, Hallertauer Mittelfrüh?

Wenn ich mir andere Rezepte bzw. Kaufbiere anschaue, dann stosse ich bei diesem Stil sehr oft auf Perle. Mit Perle hatte ich das letzte Rotbier gehopft, andere Biere auch mit Spalter Select, Hallertauer Mittelfrüh oder Tradition. Ich muss ehrlich eingestehen, ich kann zumindest bei diesen deutschen Hopfen nicht so wirklich differenzieren, sprich ich kann die Unterschiede hier nicht wirklich herausschmecken. Liegt das eher an meinem Geschmacksempfinden (war ich vermute) oder liegen besagte Hopfensorten letztendlich geschmacklich doch recht nah beinander?

Gruss
Frank

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Freitag 18. September 2020, 12:22
von Felix83
Naja, die deutschen "noblen" Hopfen sind schon enger beisammen, als die neueren deutschen Flavourhopfen oder die typischen US/AUS/NZ Nummern.
Probier doch mal die "moderneren" deutschen Hopfen. Saphir könnte vielleicht gut in einem Red Ale kommen, oder Monroe. Beim klassischen Red Ale gehts ja auch auch eher um ne schöne aber nicht übertriebene Malzigkeit. Das noch zusätzlich mit einer deutlich schmeckbaren Hopfung zu kombinieren, geht sicher, aber ist ein Balanceakt.

Stiltypisch wären wohl britische Hopfen, aber stiltypische wäre auch kaum Hopfenaroma ;)

Mit dem Weizenmalz wäre ich vorsichtig. Neben den passenden Malzen und der Bierfarbe, kommt das Rötliche nur gut raus, wenn das Bier sehr klar ist. Leichte Trübung und es geht eher ins Bernstein-bräunliche.

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Freitag 18. September 2020, 12:31
von hyper472
Ich empfehle das Gegenteil:
Hersbrucker Spät hat keinen Stammbaum; der ist sozusagen ein domestizierter Ur-Hopfen.
Für alte klassische Biete nehme ich den gerne.
Perle schmeckt mir persönlich nicht, aber darüber sollte man ja bekanntlich nicht streiten.

The Oxford Companion to Beer definition of Hersbrucker Spät (hop)

Viele Grüße, Henning

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Freitag 18. September 2020, 13:02
von §11
Die Frage ist eher ein Rotbier im Sinne eines historischen Bieres, also eines klassischen Braunbieres oder ein Red Ale, was ich eher auf die britischen und irischen Inseln verorte

Gruß

Jan

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Samstag 19. September 2020, 09:41
von DietmarK
Ich nehme Perle auch für mein Rotbier, vergoren wird
mit geernteter S-23. Ich finde Hopfen und Hefe geben eine leichte Fruchtigkeit als Ausgleich zum meinem eher schweren Carared/Caramünch II

PS Ich habe kürzlich einen Dampfbierbock mit Perle kaltgehopft, das gab herrliche Orangenaromen.

Cheers
Dietmar

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Samstag 19. September 2020, 12:16
von tbln
Hat vielleicht jemand Hallertauer Taurus probiert in solch einem Bier in Kombination mit Cara-Malz? Da lese ich von Pfeffer, fruchtig bis Johannisbeere. Das könnte doch passen? Saphir wäre eventuell noch eine Option.

Irisches "Red Ale" scheint eher eine moderne Marketing Legende zu sein: https://beerandbrewing.com/dictionary/ErBHSHyDMW/

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Samstag 19. September 2020, 13:48
von §11
tbln hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 12:16

Irisches "Red Ale" scheint eher eine moderne Marketing Legende zu sein: https://beerandbrewing.com/dictionary/ErBHSHyDMW/
Ja, recht modern, so ab 1710 in Killkenny. Das ist natürlich mindestens 400 Jahre jünger als das Rotbier.

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Samstag 19. September 2020, 15:50
von gulp
§11 hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 13:48
tbln hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 12:16

Irisches "Red Ale" scheint eher eine moderne Marketing Legende zu sein: https://beerandbrewing.com/dictionary/ErBHSHyDMW/
Ja, recht modern, so ab 1710 in Killkenny. Das ist natürlich mindestens 400 Jahre jünger als das Rotbier.
Mit dem historischen Nürnberger Rotbier hat der obergärige Quatsch hier nichts zu tun.

Gruß
Peter

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Samstag 19. September 2020, 17:13
von §11
gulp hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 15:50
§11 hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 13:48
tbln hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 12:16

Irisches "Red Ale" scheint eher eine moderne Marketing Legende zu sein: https://beerandbrewing.com/dictionary/ErBHSHyDMW/
Ja, recht modern, so ab 1710 in Killkenny. Das ist natürlich mindestens 400 Jahre jünger als das Rotbier.
Mit dem historischen Nürnberger Rotbier hat der obergärige Quatsch hier nichts zu tun.

Gruß
Peter
Deshalb meine Frage was damit gemeint war.
Ich möchte am Wochenende das dritte Mal ein Rotbier bzw. Red Ale zu brauen (obergärig).
War mir aber noch nicht vergönnt rauszufinden welches der Biere er hier meint.

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Samstag 19. September 2020, 17:32
von renzbräu
§11 hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 17:13 Ich möchte am Wochenende das dritte Mal ein Rotbier bzw. Red Ale zu brauen (obergärig).

War mir aber noch nicht vergönnt rauszufinden welches der Biere er hier meint.
Vielleicht macht er nen Splitsud nach dem Motto:
Alt-Phex hat geschrieben: "Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
:Grübel :P

Aber zum Thema.
gulp hat geschrieben: Samstag 19. September 2020, 15:50 Mit dem historischen Nürnberger Rotbier hat der obergärige Quatsch hier nichts zu tun.
Welchen Hopfen würdet ihr denn für ein Bier in der Tradition des Nürnberger Rotbieres empfehlen? Peter, hältst Du das Schanzen Rot für authentisch mit dem historischen Rotbier?

Sowas steht auch für irgendwann auf meiner Liste...

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Samstag 19. September 2020, 19:51
von gulp
Peter, hältst Du das Schanzen Rot für authentisch mit dem historischen Rotbier?
Nein, und auch die anderen "Rotbiere" nicht. Die machen alle den gleichen Fehler, dass sie die vermeintlich rote Farbe erreichen wollen, Schanze macht das mit 20% Melanoidinmalz, statt sich am historischen Geschmack zu orientieren. Andernorts hat man das Braunbier genannt und bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts wird es wohl so ähnlich wie das Schlenkerla geschmeckt haben.
Welchen Hopfen würdet ihr denn für ein Bier in der Tradition des Nürnberger Rotbieres empfehlen?
Es gab historische Hopfengärten um Nürnberg. Eschenau, Simonshofen bei Neundorf oder Uttenreuth bei Erlangen.
In Eckental/Eschenau gibt es noch Hopfenbauern, habe ich aber noch nicht verwendet. Mit Herbrucker und Spalter macht man aber bestimmt auch nichts verkehrt.

Gruß
Peter

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Montag 21. September 2020, 09:10
von williams.rorvik
Ich meinte ein Rotbier. Da ich aber wohl erst im Dezember die entsprechende Ausrüstung mein Eigen nennen werde um mich auch an Untergäriges zu wagen, wird es dieses Mal noch obergärig vergoren. Ich orientiere mich aber an klassischen Rotbier-Rezepten bzw. es sind ja eigentlich Braunbiere, so wie Jan und Peter es geschrieben haben.
Danke für den Tipp mit dem Monroe-Hopfen, das klingt mal interessant für einen Versuch. Auch wenn es dann für ein klassisches Rotbier unüblich wäre.

Gruss
Frank

Re: Passender Hopfen für Rotbier bzw. Differenzierung

Verfasst: Donnerstag 1. Oktober 2020, 09:15
von Brewpilot
Hi Frank,

ich habe dir mein Rezept für ein untergäriges Rotes "Rosso" angehängt. Was super lecker und war leider viel zu schnell ausgetrunken. Mit der richtigen Hefe könnte das auch OG funktionieren.
Rosso.pdf
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rosso.jpg