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Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2020, 22:46
von Birnsojjel
Servus,
etwas länger schon surrte es in meinem Kopf herum, nun bot sich die Gelegenheit, es endlich mal auszuprobieren: ein GrapeAle oder auch Bier-Wein-Hybrid!
Es gibt ja verschiedene Ansätze hierzu, von dem Verschneiden fertiger Produkte über die Zugabe von Würze zum fertig ausgebauten Wein, oder andersrum Trauben in den Lagertank des fertigen Bieres. Allen gemeinsam scheint jedoch ein recht neutrales leichtes Bier zu sein, das als Basis verwendet wird. Bei den Hefen gibt es ebenfalls unterschiedliche Ansätze, ob mit speziellen Hefen (z.B Champagnerhefe oder Saisonhefe) vergoren oder auch hier der neutrale Weg gewählt wird. Die Trauben spielen natürlich ebenfalls eine große Rolle, oft sind die kommerziellen Hybriden nicht ohne Grund Co-Produktionen von Brauern und Winzern.
Bin ich beides nicht, also bleibt nur ausprobieren.
Das ist der Plan:
A - frische Trauben mit einer Reinzuchthefe vergären (bzw. angären)
B - ein recht einfach gehaltenes Basisbier brauen
C - Bier aus B mit der Maische aus A zusammenführen und mit einer neutralen Bierhefe zu Ende gären lassen.
Heute war A dran:
Ca. 4,8 kg Trauben bei Freunden ernten (ca. 90% hell, 10 % dunkel), waschen und entrappen (und natürlich auslesen):
Trauben zerdrücken, erhitzen und wieder abkühlen:
Anstellen mit Hefenährsalz und Reinzuchthefe bei ca. 28°C:
Soweit so gut, hoffe ich. Beim Erhitzen habe ich noch Zucker hinzu gegeben, um das geringe Mostgewicht von 65 Oechsle auf die empfohlenen 90 zu bringen. Wein machen scheint auch eine Kunst für sich zu sein

Es waren dann übrigens gute 5 l Maische.
Der Plan für B:
OG-Bier mit leichtem Körper:
85 % Pilsner
10 % Weizen hell
5 % CaraPils
Als Hopfen würde ich mal Nelson Sauvin und Hallertau Blanc jeweils als VWH und Whirlpoolgabe vorsehen, um den Weincharakter zu betonen. Geplant sind sanfte 15 IBU. Vergären würde ich mit der US-05.
Am Sonntag ist Brautag, dann sind die Trauben 5 Tage in der Gärung, mal schauen ob das reicht.
Falls noch jemand Anregungen für das weitere Vorgehen hat, nur zu! Insbesondere das Mischungsverhältnis ist mir noch etwas unklar, mir schwebt so 20 % Weinanteil vor. Ich weiß auch och nicht, ob ich die Würze direkt auf die Trauben lassen soll oder erst die Würze angären, um potenziellen Störenfrieden so viel Alkohol wie möglich entgegen zu setzen.
Ich werde berichten.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 7. Oktober 2020, 08:29
von Bockelsbock
Sehr spannend. Bitte berichte weiter. Ich habe schon ein paar Ansätze mit Frucht gewagt aber noch nicht mit Wein.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Donnerstag 8. Oktober 2020, 13:14
von _Heiner
Gude,
warum hast du die Trauben erhitzt? Ist für Wein / Fruchtwein eher unüblich.
Habe auch mal gelesen, dass das schlecht fürs Aroma ist.
Wahrscheinlich irgendwo hier:
https://www.fruchtweinkeller.de/
Grüße,
_Heiner
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Donnerstag 8. Oktober 2020, 15:50
von Birnsojjel
Die Quelle habe ich auch gelesen. Andere wiederum empfehlen ausdrücklich Maßnahmen wie einfrieren, erhitzen oder sogar mit Lauge waschen, um die Gefahr von Infektionen möglichst gering zu halten.
Da es für Fruchtbiere auch immer wieder empfohlen wird und ich es dort auch so mache , habe ich es diesmal mit den Trauben auch so gemacht. Mal schauen, wie es wird.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 9. Oktober 2020, 20:13
von Birnsojjel
Hat noch jemand Hinweise zum Vorgehen oder zur Schüttung? Die Trauben-Maische blubbert nach trägen Start fleißig vor sich hin, Sonntag werde ich dann die Bierwürze drauflassen...
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2020, 21:22
von Birnsojjel
Ok, weiter gehts. Sonntag wurde dann das zugehörige Bier gebraut (B). 15 l.
Allerdings habe ich das auch direkt mit der Hefe angestellt, da der Wein noch etrem aktiv war. Heute dann (also nach 1 Woche Gärung der Weinmaische) war "Hochzeit". Auf das angegorene Bier/Würze wurden ca. 5 l Wein abgezogen/umgeschlaucht. Allerdings hat natürlich sofort der Bierheber resp. Schlauch zugemacht trotz Edelstahlspülschwamm vorne drin. Also habe ich noch den Monofilamentfilter zwischengeschaltet, um möglichst wenig Festbestandteile mit in den Gäreimer zu übernehmen...
Vergärende Würze:
Umschlauchen/abziehen des angegorenen Weins:
Nach der Hochzeit:
Da es dann richtig schaumig wurde, habe ich mal fix auf BlowOffTube umgestellt...
BlowOffTube:
Dazu mal ein leckeres Bierchen:
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2020, 21:34
von MaKn
Interessante Idee. Hab mich auch schon mal damit beschäftigt, da ich auch in einer Weingegend wohne, aber in Netz bisher wenig zu dem Thema gefunden.
Der Ansatz von dir ist mehr ehrlich gesagt etwas zu aufwändig. Könnte man stattdessen nicht einfach Federweißer nehmen (wer das nicht kennt das ist angegorener, ungefilterter frischer Wein, der auch noch weiter gärt)?
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2020, 22:24
von Birnsojjel
Klar kannst du das machen. Ist dann halt ein anderer Ansatz...
Der Reiz liegt ja eben darin, mit den frischen Trauben zu arbeiten. Für mich jedenfalls.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Donnerstag 22. Oktober 2020, 20:43
von Birnsojjel
So, Abfülltag
Heute, also 11 Tage nach dem Brauen und 15 Tage nach dem Beginn der Traubenmaischegärung, habe ich den Hybriden abgefüllt!
Aus ca. 15 l Jungbier und ca. 6 l Traubenmaische sind nach diversen Umschlauch- und Abfüllverlusten nun 18,5 l Endprodukt geworden.

- vor dem Abfüllen

- Umschlauchen

- nach dem Umschlauchen
Der Restextrakt insgesamt ist 5,5° Brix. Und jetzt ihr

: Wer rechnet den Alkoholgehalt aus???
Stammwürze Bier (15 l): 13° Brix
Stammwürze Wein (6 l): 8° Brix

- Flaschen waschen
Ich habe auf knapp 6g Co2 karbonisiert, damit es etwas spritziger wird...
Die Farbe finde ich sehr geil, auch wenn die rötliche Färbung natürlich nicht zu dem Weißwein-Ansatz des Versuchs passt (sprich zur Hopfen-Auswahl etc.). Dann hätte ich keine Traubenmaische ansetzen dürfen, sondern nur den Most.

- Flasche
Die Hefe(n) haben ordentlich sedimentiert, der Bodensatz (mit einzelnen Trauben, die beim Umschlauchen durchgerutscht sind

) sieht auch seehr lecker aus

- Hefeschmodder
Jetzt heißt es abwarten, bis die Nachgärung durch ist - ich bin sowas von gespannt

Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 23. Oktober 2020, 06:57
von DevilsHole82
Ich bin gespannt Thomas. Der Hefeschmodder sieht bisschen aus wie Himbeerjoghurt.
Grüße aus dem südlichen SI.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 23. Oktober 2020, 11:23
von Pappelbräu
Sieht interessant aus, vor allem der Himbeerjoghurt! Berichte mal wie es dann schmeckt!
Ich verstehe aber trotzdem nicht so recht, warum Du die Gärung getrennt hast. Hast Du denn den Wein auch mit der US-05 vergoren?
Das wäre dann ja ein Grund die Gärungen zu trennen, das eine mit Wein-, das andere mit Bierhefe... Oder das eine mit Brett, das andere nicht???
Ich hätte wahrscheinlich einfach die Trauben in die Nachgärung gegeben. Alternativ könnte man auch einfach Würze und Trauben in die Hauptgärung geben...
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 23. Oktober 2020, 16:10
von bierhistoriker.org
Schönes Projekt!
Bier-/Wein-Hybride sind momentan ziemlich im Trend
Berichte bitte, wie es schmeckt, wenn es 2-3 Monate alt ist.
Cheers
Jürgen
PS: Wer rechnet den Alkoholgehalt aus??? = 5,4% abv.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 23. Oktober 2020, 17:38
von Roger
Der Restextrakt insgesamt ist 5,5° Brix. Und jetzt ihr

: Wer rechnet den Alkoholgehalt aus???
Stammwürze Bier (15 l): 13° Brix
Stammwürze Wein (6 l): 8° Brix
Ich komme auf 4.9%vol...... bei 21 Liter Würze mit 12 Brix

Denkfehler?
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 23. Oktober 2020, 22:49
von Birnsojjel
Pappelbräu hat geschrieben: ↑Freitag 23. Oktober 2020, 11:23
Ich verstehe aber trotzdem nicht so recht, warum Du die Gärung getrennt hast. Hast Du denn den Wein auch mit der US-05 vergoren?
Das wäre dann ja ein Grund die Gärungen zu trennen, das eine mit Wein-, das andere mit Bierhefe... Oder das eine mit Brett, das andere nicht???
Ich hätte wahrscheinlich einfach die Trauben in die Nachgärung gegeben. Alternativ könnte man auch einfach Würze und Trauben in die Hauptgärung geben...
Nein, die Trauben habe ich mit einer Reinzuchthefe vergoren. Ich habe wie erwähnt zu Beginn die verschiedenen Verfahren recherchiert und mich für dieses Vorgehen entschieden. Aus meiner Sicht ist das eine gute Möglichkeit, um den Weincharakter zu unterstreichen und den Einfluss von wilden Hefen zu minimieren. Trauben in die Nachgärung wäre ja ein klassisches Fruchtbier (wie ich es z. B. mit schwarzen Johannisbeeren gemacht habe), aber kein Bier-/Weinhybrid.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 23. Oktober 2020, 22:51
von Birnsojjel
Roger hat geschrieben: ↑Freitag 23. Oktober 2020, 17:38
Der Restextrakt insgesamt ist 5,5° Brix. Und jetzt ihr

: Wer rechnet den Alkoholgehalt aus???
Stammwürze Bier (15 l): 13° Brix
Stammwürze Wein (6 l): 8° Brix
Ich komme auf 4.9%vol...... bei 21 Liter Würze mit 12 Brix

Denkfehler?
Also ca. 5 %. Reicht mir

Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 26. Oktober 2020, 15:49
von Pappelbräu
Birnsojjel hat geschrieben: ↑Freitag 23. Oktober 2020, 22:49
Nein, die Trauben habe ich mit einer Reinzuchthefe vergoren. Ich habe wie erwähnt zu Beginn die verschiedenen Verfahren recherchiert und mich für dieses Vorgehen entschieden. Aus meiner Sicht ist das eine gute Möglichkeit, um den Weincharakter zu unterstreichen und den Einfluss von wilden Hefen zu minimieren. Trauben in die Nachgärung wäre ja ein klassisches Fruchtbier (wie ich es z. B. mit schwarzen Johannisbeeren gemacht habe), aber kein Bier-/Weinhybrid.
Ah danke, Du hattest mich mit Reinzuchthefe verwirrt, da habe ich natürlich gleich an eine Bier-Reinzuchthefe gedacht... ;) Eine weitere Möglichkeit wäre ja auch, nur Weinhefe zu nehmen... ;) Ich habe mal von Flügge das Bier mit der Weinhefe getrunken, das fand ich auch sehr nett.
Das Grape Ale von Landgang fand ich auch super!
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 26. Oktober 2020, 19:59
von LupusLupulus
Birnsojjel hat geschrieben:Trauben in die Nachgärung wäre ja ein klassisches Fruchtbier (wie ich es z. B. mit schwarzen Johannisbeeren gemacht habe), aber kein Bier-/Weinhybrid.
Wieso sollte das kein Bier/Wein-Hybrid sein? Vergorene Würze und vergorene Trauben kombiniert ist das doch auch.
Aber unabhängig von sprachlichen Feinheiten finde ich dein Projekt sehr interessant. Ich habe es vor zwei Jahren mal mit Würze und Federweißem probiert, und mich dabei ausschließlich auf die Hefen im Federweißen verlassen. War ein ziemlicher Griff ins Klo.
Cheers,
Flo
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 26. Oktober 2020, 20:57
von Pappelbräu
LupusLupulus hat geschrieben: ↑Montag 26. Oktober 2020, 19:59
Ich habe es vor zwei Jahren mal mit Würze und Federweißem probiert, und mich dabei ausschließlich auf die Hefen im Federweißen verlassen. War ein ziemlicher Griff ins Klo.
Ich habe lustigerweise letztens auf den Bodensatz eines Federweißen direkt in die Flasche Apfelsaft gekippt und nach drei Tagen probiert. War wirklich erstaunlich lecker! Besser als viele Kaufcider!
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 26. Oktober 2020, 21:16
von Brewwolf
ich habe ein Standardhefeweizen nach der Hauptgärung mit Chardonnay gemischt und die Nachgärung in der Flasche vorgenommen.
Es schmeckt super lecker und kommt überall sehr gut asn.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 26. Oktober 2020, 21:19
von HubertBräu
In welchem Mischungsverhältnis?
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 28. Oktober 2020, 06:32
von LupusLupulus
Pappelbräu hat geschrieben: ↑Montag 26. Oktober 2020, 20:57
Ich habe lustigerweise letztens auf den Bodensatz eines Federweißen direkt in die Flasche Apfelsaft gekippt und nach drei Tagen probiert. War wirklich erstaunlich lecker! Besser als viele Kaufcider!
Dann hast du es wohl besser gemacht als ich. Bei mir war es wahrscheinlich zu wenig zu junger Federweißer, um genug Hefezellen mitzubringen. Die Gärung ist auf jeden Fall nicht angesprungen.
Cheers,
Flo
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Freitag 6. November 2020, 18:42
von Birnsojjel
So, ich bin noch die Verkostung schuldig

Letzte Woche hatten wir schon direkt nach der Nachgärung ein Fläschchen geöffnet, jetzt gerade habe ich nochmal eine Flasche mit der (üblicherweise Wein trinkenden) Gemahlin probiert.
Was soll ich sagen, es hat gemundet!
Farbe und Schaum sehr schön, in der Nase dezente Weißweinaromen, die einen leichten Biergeruch deutlich überlagern. Von den Hopfen nehme ich kaum etwas wahr, da hätte ich mehr erwartet... Schadet aber nicht. Im Geschmack wahrnehmbare Säure, aber nicht zuviel. Auch hier harmoniert der Gesamteindruck, ausgewogen und fast schon rund.
Ich will euch ja nicht neidisch machen, aber das ist ein richtig leckeres, feines Bierchen geworden
Einigkeit besteht in der Meinung, dass es ein hervorragendes Sommerbier ist! Jetzt bin ich nur gespannt, ob es den Sommer erlebt

Ich versuche, ein paar Fläschchen altern zu lassen..
Merken fürs nächste Jahr :
- Trauben ohne Schale vergären, oder nur weiße nehmen. Die Farbe irritiert und passt nicht so recht zu den Weißwein-Aromen.
- vielleicht etwas mehr Aromahopfen, um die Weinaromen zu unterstützen
Insgesamt ein gelungenes Experiment, allerdings auch ein Haufen Arbeit!
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Sonntag 24. April 2022, 16:33
von schwarzwaldbrauer
Nachdem ich gestern in Stuttgart (craft beer Festival) so was verkostet habe, möchte ich diese Diskussion wiederbeleben.
Es gab dort an einem Stand "3-fach vergorenes Wein-Bier".
Als Aperitiv kann ich mir das gut vorstellen.
Soviel konnte ich erfahren:
Jungbier nach abgeschlossener Hauptgärung und vergorener Wein wurden verheiratet und einer gemeinsamen Flaschengärung unterzogen.
Da die Diskussion lange geruht hat, gibt es inzwischen evtl. neue Erkenntnisse?
Ich möchte das angehen. Habe inzwischen einiges an Brauerfahrung und beste Beziehungen zu einem Weingut das mich dabei voll unterstützen kann.
Ich möchte das rein auf Hobbybasis probieren, habe also absolut keine kommerziellen Hintergedanken.
Bin gespannt ob dazu neuere Informationen kommen.
Grüßle Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Sonntag 24. April 2022, 18:17
von dukeboris
Hier hänge ich mich mal an, da wir auch 5 gute Weinreben im Garten haben und ich die Idee spannend finde...
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Sonntag 24. April 2022, 18:42
von schwarzwaldbrauer
Prima,
möchte in den nächsten Wochen alle Informationen zusammentragen die man für einen ersten Versuch braucht.
Meine Tochter und ihr Mann führen in der Pfalz ein professionelles Weingut. Daher krieg ich von der Weinseite her optimale Unterstützung mit Theorie und Ware.
Ich stelle alles hier vor was sich so ergibt.
Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Sonntag 24. April 2022, 20:19
von schwarzwaldbrauer
Erste Probe eines "Wild Troll", mit Trollinger gemacht.
Ehetypisches Ergebnis: Meiner Frau schmeckt es zu sehr nach Bier, bei mir dürfte das Bier mehr zur Geltung kommen.
Mein persönliches Empfinden: Gestern beim Festival fand ich die Kreationen mit Weißwein harmonischer.
Aber: optisch durch die Schaumhaltung sehr ansprechend. Das ist ja mit eines der Argumente, so was auszuschenken. Bei Sekt oder Prosecco ist das ja nach wenigen Sekunden weg.
Grüßle Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 3. Mai 2022, 16:54
von schwarzwaldbrauer
Habe die 2. Probe gemacht, "Good Muscat". Ich finde diese Kreation mit einem Weißwein sagt mir viel mehr zu. Habe den Eindruck dass hier das säureaetige des Weins nicht so sehr
durchkommt als dies beim Trollinger der Fall war.
Ich werde in meinen weiteren Überlegungen nun eher auf einen sehr milden, wenn nicht sogar süßen Weißwein gehen.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 3. Mai 2022, 16:56
von schwarzwaldbrauer
Hier noch das Foto, ging im ersten Anlauf nicht.
Edit: kann das nicht hochladen. Fehlermeldung "Datei ungültig ", hat aber nur 495 kB.
Die Farbe ist heller, Schaum gleich schön.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 3. Mai 2022, 22:17
von Birnsojjel
schwarzwaldbrauer hat geschrieben: ↑Sonntag 24. April 2022, 16:33
Da die Diskussion lange geruht hat, gibt es inzwischen evtl. neue Erkenntnisse?
Also von mir gibt's keine neuen Erkenntnisse... Der Hybrid ist auch nach 2 Jahren noch prima trinkbar, die restlichen Flaschen werde ich demnächst bei einem kleinen Festival ausschenken und bin auf die Rückmeldung gespannt.
Du scheinst ja durch deine familiäre Rohstoff- und fachliche Unterstützung beste Bedingungen für ein leckeres Getränk zu haben

Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 4. Mai 2022, 22:30
von schwarzwaldbrauer
Ich hoffe auch schon im ersten Anlauf ein halbwegs brauchbares Ergebnis zu bekommen.
Hier noch das Bild zum #28, hochladen geht ja wieder

Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 18:28
von schwarzwaldbrauer
Morgen ist es so weit: Werde den ersten Schritt machen.
Ziel: 8x0,5l
Jede Flasche enthält 60% Jungbier, in diesem Fall ein Wiess. Die Karbonisierung erfolgt durch Zugabe von Haushaltszucker für 5 gr/l CO2.
Dann fülle ich auf mit 40% fertig vergorenem Wein, Sorte Weissburgunder feinherb mit 12 g/l Restzucker und gebe eine Sekthefe hinzu. In diesem Fall ist es "Ktzinger Reinhefe - Sekt". Die erforderliche Menge rehydriere ich und verteile sie mit Pipette auf die 8 Flaschen.
Nach Einschätzung der Weinexpertin sollte das durch die Flaschengärung einen Druck von ca. 3 Bar ergeben.
Wenn dann noch 2 Bar durch die Flaschengärung des Biers hinzukommen, sollte ich bei 5 Bar landen. Ich verwende neue, dicke Bügelflaschen, davon bekommen 2 Stück ein Manometer. Das ganze kommt in einer geschlossenen Kiste an einen sicheren Ort im Keller.
Sollte sich der Druck über 6 Bar hinaus bewegen, öffne ich sicherheitshalber die Flaschen unter Schutzvorkehrungen.
Für die Dauer der Flaschengärung gehe ich von 4-8 Wochen aus.
Ich halte Euch auf dem laufenden!
Grüßle Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 20:47
von DrFludribusVonZiesel
Ich starte auch bald so ein Projekt, bei mir kommt eine kühl geführte Saisonhefe zum Einsatz und Gelber Muskateller Traubensaft (wenn die HG beendet ist, um wenig Aromen auszutreiben). Ich habe 3 Liter Saft und dachte an ein Mischverhältnis von 1:2 - 1:3, ergo 3 Liter Saft auf 6 bzw. 9 Liter Bier.
Der finale Alkoholgehalt ist auch ein bisschen vom Saft abhängig, kenne den Zuckergehalt nicht, aber ich habe etwa 6-7% anvisiert.
Gutes Gelingen Dieter!
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 21:27
von renzbräu
DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: ↑Montag 9. Mai 2022, 20:47
Der finale Alkoholgehalt ist auch ein bisschen vom Saft abhängig, kenne den Zuckergehalt nicht, aber ich habe etwa 6-7% anvisiert.
Erster Gedanke: Hast du ein Refraktometer? Wird im Obstbau bzw Verarbeitung häufig eingesetzt. Zweiter Gedanke: Zur Not eine SVP mit Saft

Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 21:41
von DrFludribusVonZiesel
Jo den Zuckergehalt kann ich natürlich messen, aber ich möchte die Flaschen im Vorfeld zur Rezeptplanung nicht öffnen, da sie pasteurisiert sind und ich sie einfach so reinkippen will.
Daher wirds etwas unkontrolliert, aber man muss auch mal im Blindflug gleiten können.

Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 21:52
von renzbräu
Ok, leuchtet mir ein....
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Samstag 11. Juni 2022, 23:18
von schwarzwaldbrauer
Bin wie in #31 vorgegangen.
Nach 4 Wochen bei Raumtemperatur blieb der Druck bei 3,2 Bar ohne weiteren Anstieg. Das aus dem gleichen Sud stammende Bier ohne Weinzusatz entwickelte ebenfalls keine weitere Drucksteigerung.
Daraus folgere ich: Flaschengärung entstand nur beim Bier. Die Sekthefe konnte wahrscheinlich mit dem bereits fertigen (und geschefelten) Wein wohl nichts mehr anfangen.
Habe gestern zum ersten Mal probiert: Ich würde dies als sehr angenehm trinkbaren trockenen Aperitiv bezeichnen. Man merkt deutlich dass er vom Bier dominiert ist. Aber der Wein brin
gt die typische fruchtig säuerliche Note ein. In ein Wein- oder Sektglas eingeschenkt sieht das durch den anhaltenden Schaum auch eher nach Bier aus. Der fruchtige Geschmack kam gestern bei meinen Partiegästen bestens an, auch die Damen waren voll des Lobs.
Werde nächste Woche beim Abfüllen eines weiteren og Biers wieder ein paar Flaschen machen und genauso vorgehen.
Die endgültige "Bierversektung" werde ich leider erst zur Lesezeit machen können wenn ungeschwefelter Jungwein zur Verfügung steht.
Grüßle Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 22. Juni 2022, 21:58
von DrFludribusVonZiesel
renzbräu hat geschrieben: ↑Montag 9. Mai 2022, 21:27Erster Gedanke: Hast du ein Refraktometer?
Das erwies sich als relativ nutzlos, der Saft knackte locker die 20 Brix Marke
Ich habe nun 3L Saft von gelben Muskatellertrauben mit 10L Lambic gemischt, also 300ml/l. Habe mich nun doch gegen die Saisonhefe und einen eigenen Sud entschieden. Ich glaube, dass ein Sauerbier hier auch ganz gut passen sollte, hoffe jedoch, dass es nicht zu sauer wird. Schließlich tragen die Trauben auch wieder Säure ein wenn der Zucker mal vergoren ist.
Im Idealfall kommt jedoch ein fruchtiges, sektähnliches Getränk raus. Vielleicht werde ich den Sud dann auch noch mit Nelson Sauvin stopfen vor dem Abfüllen. Bis dahin, ich werde wieder berichten.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 22. Juni 2022, 22:34
von schwarzwaldbrauer
Das Foto in #36 wurde nach 10 Wochen Flaschengärung gemacht, dachte bei 3,2 Bar tut sich nichts mehr. Habe dann das meiste bei meiner Geburtstagsfeier ausgeschenkt. Nach 11 Wochen haben wir eine Flasche davon im Weingut verkostet, von dem der Weissburgunder stammt. Urteil: Interessant, sauber, gut trinkbar. Schönheitsfehler: trüb weil sich die Hefen noch drin befinden. Aber das wird sich nicht ändern lassen.
Jetzt habe ich aus dieser Abfüllung noch eine Flasche. Bei der ist der Druck doch noch weiter gestiegen und liegt aktuell bei knapp 4 Bar. Mit dieser warte ich wirklich bis zum Ende.
Hab ja letzte Woche wieder ein paar Flaschen in gleicher Vorgehensweise gefüllt.
Grüßle Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 22. Juni 2022, 23:13
von mesmerize
Hallo zusammen,
ich kann vielleicht auch noch ein paar Infos beisteuern. Denn ich habe im letzten Herbst ebenfalls ein Grape Ale gebraut. Ich habe es "Nørdic Grape Ale" genannt, denn ich habe es (u.a) mit der Lutra kveik vergoren. Aber der Reihe nach.
Gebraut habe ich ein Pale Ale, das Rezept sah wie folgt aus:
2,40kg (50%) Pima,
1,44kg (30%), MüMa dunkel
0,72kg (15%) Wiener
0,24kg (5%) CaraPils
Kombirast bei 69°C (bewusst etwas wärmer, um mehr Restsüße rein zubekommen, um der Säure der Trauben entgegenzuwirken.
Kochen 70min, insg. sollten etwa 22 IBU raus kommen, in Vorderwürze waren 26g Mittelfrüh (70% der IBUs), für die letzten 5min kamen dann noch einmal 11gr Hallertau Blanc (30% der IBUs). Gelandet bin ich bei etwa 15°P (also nur die Bierwürze).
Danach wurde es funky, denn ich habe von einer großen Rebe aus meinem Garten etwa 8 Liter Wein gepresst / gestampft. Die Würze habe ich dann auf drei Batches aufgeteilt, Batch 1 habe ich mit einem drittel des Saftes, den ich vorher noch abgekocht und wieder abgekühlt hatte lediglich mit der Lutra angestellt. Batch 2 war 1/3 der Würze plus 1/3 geprester Traubensaft inkl. zwei / drei Suppenkellen von dem ausgepresten Trauben, also beides direkt von der Rebe (mit allen Wildhefen die da so drauf sind), ebenfalls vergoren mit der Lutra. Batch 3 war im Prinzip wie Batch 2, jedoch habe ich hier nach der Hauptgärung noch eine Sekthefe zusätzlich aufgestreut.
Dann hieß es Geduld haben. So wie beschrieben habe ich die drei Sude dann etwa 5 1/2 Wochen (quasi in der HG) stehen gelassen. Dann in 0,75L Flaschen abgefüllt, inkl. Zucker zur NG in den Flaschen. Seit dem 23.11 stehen die Flaschen nun im Kühlschrank. Insg. bin ich auf etwa 30L gekommen.
Doch nun das wichtigste, wie schmeckt es denn?!? ALSO, Batch 2 und 3 habe ich bisher persönlich probiert, und sie sind beide echt super geworden. Ich würde sagen, Batch 3 sogar noch nen bissl besser. Beide sind total klar, und die Hefe klebt quasi buchstäblich als Weinstein auf dem Boden. Die Flaschen können bis zum letzten Glas eingeschenkt werden.
Batch 1, also den mit dem abgekochtem Traubensaft, habe ich vor kurzem den Kollegen von Düsseldorfer Hobbybrauerstammtisch zu einem kleinem Grillfest mitgegeben, da ich leider nicht selber konnte. Dieser Batch muss wohl nicht gut gewesen sein, und zwar ziemlich sauer und komplett trüb. Ich werde diesen Batch mal noch ein Jahr stehen lassen und schauen, wie er sich entwickelt. Ach ja, es dürften alle drei Batches bei etwa 10-13% Vol. Alk gelandet sein. Genau weiß ich das nicht, ist aber auch egal, denn knallen tut et! ;-)
Fazit: Einfach machen, ist ein cooles Experiment. ABER auf keinen Fall den gewonnen Traubensaft abkochen, einfach rein damit zur abgekühlten Würze und anstellen.
Zum Schluss einmal ein Foto von der ersten Verkostung von Batch 3.
Wer noch ein paar Details mehr möchte, in der FB Gruppe "Hobbybrauer" habe ich dazu noch mehr geschrieben:
https://www.facebook.com/groups/hobbybr ... 724552946/
https://www.facebook.com/groups/hobbybr ... 051101980/
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Samstag 25. Juni 2022, 10:18
von DrFludribusVonZiesel
Status bei mir:
Sieht ekelhaft aus und riecht intensiv nach fruchtigem Pattex. War wohl zuviel Sauerstoff für die Brett...
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Sonntag 24. Juli 2022, 11:15
von schwarzwaldbrauer
Hier das Ergebnis zu #31. Die Flaschengärung blieb bei 3,2 Bar stehen, hätte etwas mehr erwartet. Optisch und geschmacklich würde ich sagen Ziel erreicht. Das ganze wird sicher in den kommenden Wochen klarer.
Inzwischen reifen auch schon die nächste beiden Chargen:
a: mit einem bernsteinfarbigen og Hellen
b: mit einem Weissbier
Grüßle Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 6. September 2022, 13:53
von dukeboris
Ich bin auch noch mit dabei. Habe mir extra eine kleine Weinpresse bestellt und werde am Wochenende ernten und Saft machen. Ich werde ein paar Fotos machen und berichten. Rebsorte ist "New York Muscat" und hat momentan (Einzeltraubenmessung) 13°Plato.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Dienstag 6. September 2022, 20:46
von schwarzwaldbrauer
dukeboris hat geschrieben: ↑Dienstag 6. September 2022, 13:53
Ich bin auch noch mit dabei. Habe mir extra eine kleine Weinpresse bestellt und werde am Wochenende ernten und Saft machen. Ich werde ein paar Fotos machen und berichten. Rebsorte ist "New York Muscat" und hat momentan (Einzeltraubenmessung) 13°Plato.
Vergärst du den Saft dann erst mal separat oder gibst du ihn direkt in die Würze?
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 7. September 2022, 07:34
von dukeboris
Ich wollte erst den Wein vergären, das Bier auch einzeln und dann mit Sekthefe Sektflaschengären...
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 7. September 2022, 12:18
von schwarzwaldbrauer
So habe ich das bei den bisherigen Versuchen auch gemacht. Unschön dabei war dass ich eben keinen ungeschwefelten Wein zur Verfügung hatte.
Das kann ich demnächst dann richtig machen wenn es den ersten vergorenen "Jungwein", ungeschwefelt gibt.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 7. September 2022, 21:18
von afri
dukeboris hat geschrieben: ↑Mittwoch 7. September 2022, 07:34
Ich wollte erst den Wein vergären, das Bier auch einzeln und dann mit Sekthefe Sektflaschengären...
Warum nicht zusammen?
Achim
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Mittwoch 7. September 2022, 21:26
von dukeboris
Weil es gerade zeitlich nicht passt. Wenn ich eine zeitliche Überschneidung hinbekommen sollte, probiere ich auch einen Gärbottich mit Kombigörung zum Vergleich. Den Wein muss ich dieses Wochenende ernten, sonst ist er drüber und ich weiß nicht, ob ich dann auch noch einen Braugang hinbekomme... Ansonsten würde ich mir die doppelte Gärung sparen. Bin ja faul :-)
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 12. September 2022, 14:39
von dukeboris
Ich habe am Wochenende beides hinbekommen. Am Freitagabend eine Übernachtmaische Ale angesetzt und dann am Sonntag Trauben gepresst. Ich habe mich für ein Mischungsverhältnis von 1:1 entschieden, da die Trauben einfach zu viele sind. Mal sehen was draus wird. Insgesamt ca. 35 l.
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 12. September 2022, 14:57
von schwarzwaldbrauer
dukeboris hat geschrieben: ↑Montag 12. September 2022, 14:39
Ich habe am Wochenende beides hinbekommen. Am Freitagabend eine Übernachtmaische Ale angesetzt und dann am Sonntag Trauben gepresst. Ich habe mich für ein Mischungsverhältnis von 1:1 entschieden, da die Trauben einfach zu viele sind. Mal sehen was draus wird. Insgesamt ca. 35 l.
Super,
Kannst du bitte mitteilen welche Menge Hefe / Hefen du eingesetzt hast und wie die Mengen von Bier und Wein in l waren?
Grüßle Dieter
Re: Project Grape Ale
Verfasst: Montag 12. September 2022, 15:27
von dukeboris
Ich habe mir einen Starter der WLP001 gemacht, den ich über Nacht mit 500 ml @ 7°P habe rühren lassen. Der Kam dann am Samstagmittag zu ca 18 Liter Sud/Jungbier. Ca. 24 h später war eine heftige Gärung im Gange und wurde dann mit ca. 18-19 Liter Traubensaft ergänzt. Das ergibt 36 Liter Grape Ale. Bier hatte ca. 10°P und der Traubensaft 12°P. Sollte in der Mischung dann ungefähr 11°P. Würde dann bei einem SEV von 75-80% Alkohol im Bereich von 4,5 bis 5,0 % bedeuten, wenn man noch mit Zucker flaschenvergärt. Damit wäre ich zufrieden.