Geb hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Dezember 2020, 19:01
Liebe Freundinnen und Freunde des Selbstgebrauten.
Da mit einem sehr ruhigen Weihnachten und ff. zu rechnen ist, wollte ich ein Vorhaben vorziehen, das Keut aus Jans "Bierfiebel".
Abgesehen von der Tatsache, das Wiki behauptet, im Keut sei immer auch Weizen, stehe ich vor dem Problem, dass keiner unserer Standardlieferanten Spitzmalz hat. Da stelle ich mir die Frage, gibt es was Vergleichbares, das der Selbstbrauversorger üblicherweise im Angebot hat? Alternativ könnte man fragen, wer bietet das denn an (außer Narungsmittel-selbermachen.de, die haben die empfohlene Hefe nicht)
Was mich auch etwas interessiert, warum muss / sollte man hoch gelöste Malze kompensieren?
Stay save!
Gruß aus L.
Geb
Einer der Gründe warum ich Wikipedia bei meinen Recherchen aussen vor lasse
Wie so oft ist es schwierig ein einheitliches "Rezept" für Keut zu finden, die teilweise recht weit verbreitet war (und die heute praktisch unbekannt ist). Es gab Keut sowohl als reines Gerstenbier, als auch als Gerstenbier "mit Weizenanteil". Wobei das ziemlich sicher nicht nur regional unterschiedlich war, sondern auch zeitlich schwankte. Aus Weizen kann man Brot backen, aus Gerste nicht. D.h. der im Anbau anspruchsvolle Weizen war dem Brotbacken vorbehalten (der Grund für die bayrische Landsordnung von 1516, später als Reinheitsgebot bekannt geworden). D.h. sobald die Weizenernte schlecht ausfiel, wurde sehr oft Weizen für die Bierherstellung verboten. Selbst bei heut unbestrittenen Weizenbieren, wie dem Grätzer, war der Zusatz von Weizen zeitweilig verboten.
Es gibt beim Keut auch überschneidungen mit dem Grutbier, so war scheinbar Keut anfangs teilweise ungehopft.
Die Ortssatzung aus Wattenscheid von 1581 sagt z.B. folgendes
Wirthen , welche Bier und Keut brauten , ſolle
nach Uusfall der Gerſte-Ernte von Bürgermeiſtern und Rath der Preis geſetzt werden (Nr. 9 ff.),3 desgleichen nach dem Preiſe
des Weizens und Roggens den Bäckern (Nr. 14 ff.).
Wäre zu jener Zeit auch im Keut Weizen, wäre es unlogisch warum Brauer nur bei der Gerstenmissernte zu entschädigen sind

- Keut 1.png (78.9 KiB) 2149 mal betrachtet
Aus Germania Sacra Die Bistumer der Kirchenprovinz Koln. Das Bistum Munster 7,1: Die Diozese
by Wilhelm Kohl (Editor), Helmut Flachenecker (Editor), Max-Planck-Inst. f. dt. Gesch. (Editor), 1968
Johann Anton Arnold Möller schreibt 1803 über den Hammer Keut in Kurze historisch-genealogisch-statistische Geschichte der Hauptstadt Hamm
Es wäre zu wünſchen ,wenn die Gerſte wohlfeiler wird , die vortheilhafte Keitbraueren zum auswärtigen Handel wiederum anzufangen . Einer Namens Keutius war der erſte Brauer der dieſe Sorte Bier brauete, das ber der Name, Keut Bier , entſtanden iſt.
Aus So war es am Niederrhein: Leben, Mundart und Brauchtum im Spiegel handwerklicher Berufe Fritz Meyers 1990
Keut war ein stark gehopftes Bier , das aus unterschiedlichem Getreide : Gerste , Hafer oder Weizen ( auch vermischt ) gebraut wurde. In der Vogtei Geldern verstand man darunter ein aus Weizen oder Hafer hergestelltes Dünnbier. (in der Folgezeit wurde Hafer und Weizen immer mehr von der Gerste verdrängt.