Von der Recherche bis zum ersten eigenen Bier
Verfasst: Sonntag 20. Juni 2021, 18:40
Liebe Braufreunde,
als zumeist stiller Leser des Hobbybrauer-Forums und der Hobbybrauer-Gruppe bei Facebook möchte ich zunächst Danke sagen. Beide Plattformen leisten wirklich wertvolle Hilfe, auch und gerade für Brauneulinge.
Nach meinem ersten untergärigen Bier (und ersten Sud überhaupt) möchte ich meine Erfahrungen in einen Bericht einfließen lassen – von der Recherche über die Entscheidung zur technischen Ausstattung bis hin zum ersten eingeschenkten Glas Bier. Gewissermaßen als Feedback an alle helfenden Autoren.
Kurz über mich: Ich bin Mitte 40 und komme aus Berlin. Während einer mehrjährigen Diaspora in der Rotbier-Metropole Nürnberg (lies: Nämberch) habe ich fränkisches Bier kennen und lieben gelernt. Nun gibt es ja gerade im Oberfränkischen genug Angebot an hochwertigem Kaufbier. Dennoch trieb es mich schon länger um und ich dachte: Mönsch, das mit dem Brauen probierste auch mal. Mehr als schlimm schmecken kann es nicht.
Ein bereits gebuchter Braukurs in der Berliner Brauerei Flessa mit zwei Freunden musste für mich wegen Krankheit ausfallen. Dann also Literaturstudium, hier war ich zunächst erratisch: Nach „Craft-Bier einfach selber brauen“ von Ferdinand Laudage bin ich ohne Umschweife zu „Bier brauen“ von Jan Brücklmeier übergegangen – womöglich keine allzu stringente Vorgehensweise bzw. ein recht großer Schritt. Während das eine Buch sich als Schritt-für-Schritt-Anleitung an Neulinge wendet, verstehe ich das andere Werk als dezidiertes Fachbuch mit vertieftem Hintergrundwissen. Beide Formate empfinde ich als sehr bereichernd, auch wenn ich für das Verständnis des letztgenannten sicher noch den einen oder anderen Sud brauen muss.
Für die Zusammenstellung meiner Gerätschaften habe ich hauptsächlich dieses Forum bemüht. Und hier hat mir vor allem imponiert, wie einige von euch mit „einfacherem“ Equipment und vergleichsweise wenig technischem Aufwand brauen. Ich denke hier besonders an die Braudokumentationen von Bernd Unger und Peter Stix. Zudem fand ich die Brauvideos von Edgy & Sketchy sowie David Chebbi inspirierend.
Im Verlauf des letzten Jahres habe ich nach und nach das nötige Equipment zusammengetragen und es lief letztlich auf diese Anlage hinaus:
* Thermobehälter 25 l („Thermoport“) als Maische- o. Läuterbottich
* Hendi Induktionskocher, 3500 Watt, manuelle Variante
* Edelstahltopf 34 l
* Inkbird ITC 310 T-B
* Edelstahl Würzekühler
* Gärfass Speidel 30 l. Hier habe ich lange gezögert und mit einem Edelstahl-Gärbehälter geliebäugelt, aber das spare ich mir für die Zukunft auf.
* Einkocher 1800 Watt. Ein recht behäbiges Werkzeug, das beim ersten Mal nur für das Erwärmen der Güsse genutzt wurde.
* Zweitkühlschrank für Gärung und Lagerung, den wir bereits im Keller stehen hatten. Laut meiner Frau darf ich ihn aber nur für meine Zwecke blockieren, sofern mein zweiter Sud ein Peanut Butter Milk Stout wird. – Bassd scho.
Bezogen auf Thermoport und Braukessel könnte man also von einer 2-Geräte-Anlage sprechen. Nimmt man den Einkocher für die Güsse hinzu, ist es eine 3-Geräte-Anlage. Wobei ich für das Erwärmen der Güsse wohl auch den Kessel hätte nutzen können.
Dieses Setup scheint mir eine gewisse Flexibilität zu ermöglichen. Damit stehen mir Kombirast und – bei Ausbau des sich noch entwickelnden Hobbys – auch mehrstufige Infusions- und Dekoktionsverfahren offen.
Neben diesen Gerätschaften kam noch der übliche Klein- und Tüdelkram hinzu, wie ein Auslaufkugelhahn für den Thermoport, eine Läuterhexe, ein Monofilament-Filterbeutel, Feinwaage, Refraktometer + Spindel, Dosierhilfe usw. Bei den Flaschen wollte ich aus Sicht der Hygiene und wegen möglicher Abnutzungsspuren nicht an der falschen Stelle sparen und habe neue Bügelflaschen gekauft.
Dann der erste Sud, gemeinsam mit meinem Freund P. Das Rezept – natürlich mit fränkischem Charakter. Es sollte Peter Stix` No 11 in der untergärigen Variante eines fränkischen Lagerbiers werden. Die Eckdaten:
* gebraut mit Kombirast
* 50% Münchner, 50% Wiener Malz
* Hopfen: Magnum und Spalter Select, anvisierte IBU: 33
* Stammwürze: 13 Brix/12.6°P
* Sudhausausbeute: 59%. Mag sein, dass ich mich in den Berechnungen verheddert habe. Das wäre mir beim ersten Sud aber auch Wumpe. Zumal ich nicht einschätzen kann, ob dieser Faktor bei der Übertragung des Rezeptes auf meine Anlage eine Rolle spielt.
* Hefe: Saflager W34/70. Anstelltemperatur sowie die ersten 7 Tage: 12°, weitere 7 Tage bei 14° und unter Kontrolle des Inkbird vergoren. Mir ist klar, das ist keine gängige Temperatur für eine untergärige Hefe. Allerdings wollte ich nicht riskieren, dass die erstmalig verwendete Trockenhefe bei zu kalter Temperatur nicht zu Potte kommt. Aber die Hauptgärung verlief scheinbar prima und ich habe die Hefe geerntet. Wenn alles klappt wie geplant, werde ich die nächste untergärige Würze mit dieser Hefe bei 8° anstellen und auf 10° kommen lassen.
* Extrakt Jungbier: 6.3 Brix/6,1°P
* scheinbarer Restextrakt: 2.3°P
* scheinbarer Endvergärungsgrad: 82%
* Alkoholgehalt: 5.6 Vol.%
(alle Werte laut Standardformel via Refraktometer-Rechner von mmum)
* geplanter Ausschlag: 20 l; effektiv in die Flaschen kamen 17,5 l (also etwas mehr als 35 Flaschen)
Weitere Pläne: Ein paar Anschaffungen wie Brew Bag und Flaschenmanometer, dann steht das Pflicht-Stout für meine Frau an. Bei Peter Stix und Dave Chebbi habe ich gesehen, wie im Thermoport mittels BIAB Vorderwürzebier gebraut werden kann, was mir auch sympathisch und unkompliziert erscheint. Vielleicht versuche ich das mit dem Stout.
Weitere Kommentare siehe Bilder.
Beste Grüße
als zumeist stiller Leser des Hobbybrauer-Forums und der Hobbybrauer-Gruppe bei Facebook möchte ich zunächst Danke sagen. Beide Plattformen leisten wirklich wertvolle Hilfe, auch und gerade für Brauneulinge.
Nach meinem ersten untergärigen Bier (und ersten Sud überhaupt) möchte ich meine Erfahrungen in einen Bericht einfließen lassen – von der Recherche über die Entscheidung zur technischen Ausstattung bis hin zum ersten eingeschenkten Glas Bier. Gewissermaßen als Feedback an alle helfenden Autoren.
Kurz über mich: Ich bin Mitte 40 und komme aus Berlin. Während einer mehrjährigen Diaspora in der Rotbier-Metropole Nürnberg (lies: Nämberch) habe ich fränkisches Bier kennen und lieben gelernt. Nun gibt es ja gerade im Oberfränkischen genug Angebot an hochwertigem Kaufbier. Dennoch trieb es mich schon länger um und ich dachte: Mönsch, das mit dem Brauen probierste auch mal. Mehr als schlimm schmecken kann es nicht.
Ein bereits gebuchter Braukurs in der Berliner Brauerei Flessa mit zwei Freunden musste für mich wegen Krankheit ausfallen. Dann also Literaturstudium, hier war ich zunächst erratisch: Nach „Craft-Bier einfach selber brauen“ von Ferdinand Laudage bin ich ohne Umschweife zu „Bier brauen“ von Jan Brücklmeier übergegangen – womöglich keine allzu stringente Vorgehensweise bzw. ein recht großer Schritt. Während das eine Buch sich als Schritt-für-Schritt-Anleitung an Neulinge wendet, verstehe ich das andere Werk als dezidiertes Fachbuch mit vertieftem Hintergrundwissen. Beide Formate empfinde ich als sehr bereichernd, auch wenn ich für das Verständnis des letztgenannten sicher noch den einen oder anderen Sud brauen muss.
Für die Zusammenstellung meiner Gerätschaften habe ich hauptsächlich dieses Forum bemüht. Und hier hat mir vor allem imponiert, wie einige von euch mit „einfacherem“ Equipment und vergleichsweise wenig technischem Aufwand brauen. Ich denke hier besonders an die Braudokumentationen von Bernd Unger und Peter Stix. Zudem fand ich die Brauvideos von Edgy & Sketchy sowie David Chebbi inspirierend.
Im Verlauf des letzten Jahres habe ich nach und nach das nötige Equipment zusammengetragen und es lief letztlich auf diese Anlage hinaus:
* Thermobehälter 25 l („Thermoport“) als Maische- o. Läuterbottich
* Hendi Induktionskocher, 3500 Watt, manuelle Variante
* Edelstahltopf 34 l
* Inkbird ITC 310 T-B
* Edelstahl Würzekühler
* Gärfass Speidel 30 l. Hier habe ich lange gezögert und mit einem Edelstahl-Gärbehälter geliebäugelt, aber das spare ich mir für die Zukunft auf.
* Einkocher 1800 Watt. Ein recht behäbiges Werkzeug, das beim ersten Mal nur für das Erwärmen der Güsse genutzt wurde.
* Zweitkühlschrank für Gärung und Lagerung, den wir bereits im Keller stehen hatten. Laut meiner Frau darf ich ihn aber nur für meine Zwecke blockieren, sofern mein zweiter Sud ein Peanut Butter Milk Stout wird. – Bassd scho.
Bezogen auf Thermoport und Braukessel könnte man also von einer 2-Geräte-Anlage sprechen. Nimmt man den Einkocher für die Güsse hinzu, ist es eine 3-Geräte-Anlage. Wobei ich für das Erwärmen der Güsse wohl auch den Kessel hätte nutzen können.
Dieses Setup scheint mir eine gewisse Flexibilität zu ermöglichen. Damit stehen mir Kombirast und – bei Ausbau des sich noch entwickelnden Hobbys – auch mehrstufige Infusions- und Dekoktionsverfahren offen.
Neben diesen Gerätschaften kam noch der übliche Klein- und Tüdelkram hinzu, wie ein Auslaufkugelhahn für den Thermoport, eine Läuterhexe, ein Monofilament-Filterbeutel, Feinwaage, Refraktometer + Spindel, Dosierhilfe usw. Bei den Flaschen wollte ich aus Sicht der Hygiene und wegen möglicher Abnutzungsspuren nicht an der falschen Stelle sparen und habe neue Bügelflaschen gekauft.
Dann der erste Sud, gemeinsam mit meinem Freund P. Das Rezept – natürlich mit fränkischem Charakter. Es sollte Peter Stix` No 11 in der untergärigen Variante eines fränkischen Lagerbiers werden. Die Eckdaten:
* gebraut mit Kombirast
* 50% Münchner, 50% Wiener Malz
* Hopfen: Magnum und Spalter Select, anvisierte IBU: 33
* Stammwürze: 13 Brix/12.6°P
* Sudhausausbeute: 59%. Mag sein, dass ich mich in den Berechnungen verheddert habe. Das wäre mir beim ersten Sud aber auch Wumpe. Zumal ich nicht einschätzen kann, ob dieser Faktor bei der Übertragung des Rezeptes auf meine Anlage eine Rolle spielt.
* Hefe: Saflager W34/70. Anstelltemperatur sowie die ersten 7 Tage: 12°, weitere 7 Tage bei 14° und unter Kontrolle des Inkbird vergoren. Mir ist klar, das ist keine gängige Temperatur für eine untergärige Hefe. Allerdings wollte ich nicht riskieren, dass die erstmalig verwendete Trockenhefe bei zu kalter Temperatur nicht zu Potte kommt. Aber die Hauptgärung verlief scheinbar prima und ich habe die Hefe geerntet. Wenn alles klappt wie geplant, werde ich die nächste untergärige Würze mit dieser Hefe bei 8° anstellen und auf 10° kommen lassen.
* Extrakt Jungbier: 6.3 Brix/6,1°P
* scheinbarer Restextrakt: 2.3°P
* scheinbarer Endvergärungsgrad: 82%
* Alkoholgehalt: 5.6 Vol.%
(alle Werte laut Standardformel via Refraktometer-Rechner von mmum)
* geplanter Ausschlag: 20 l; effektiv in die Flaschen kamen 17,5 l (also etwas mehr als 35 Flaschen)
Weitere Pläne: Ein paar Anschaffungen wie Brew Bag und Flaschenmanometer, dann steht das Pflicht-Stout für meine Frau an. Bei Peter Stix und Dave Chebbi habe ich gesehen, wie im Thermoport mittels BIAB Vorderwürzebier gebraut werden kann, was mir auch sympathisch und unkompliziert erscheint. Vielleicht versuche ich das mit dem Stout.
Weitere Kommentare siehe Bilder.
Beste Grüße