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Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 16:14
von Sebasstian
Hallo,
ich habe mir vom ortsansässigen Metallbauer einenTriclampstutzen an einen vorhandenen 100L Royal Catering Topf schweißen lassen. Soll Nachgusserhitzer werden. Der Topf ist laut Hersteller aus Edelstahl. Auch auf dem Stutzen steht '304'.
Die Schweißnaht ist außen ganz gut geworden, innen sieht's leider nicht so dolle aus. Optik ist mir hier zweitrangig und auch bzgl. Reinugung in Ritzen mache ich mir wenig sorgen weil der Topf eh nur Brauwasser sieht. Aber leider hat sich nun anscheinend Rost gebildet nachdem ich eine Nacht Wasser im Topf stehen hatte.

Wie kann das sein, wenn alles Edelstahl ist?
Was kann man da machen? Irgendwie lebensmittelecht lackieren an der Stelle? Vielleicht Kelterlack? Wer hat Ideen wie ich das retten kann?
So sieht das aktuell aus:
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 17:27
von stubbi691
Hi,
dafür kann es mehrere Gründe geben.
Vorab eine kurze Erklärung: Edelstahl ist ab einem Chromanteil von ca. 10% korrosionsbeständig. Das enthaltene Chrom reagiert mit dem Luftsauerstoff und bildet eine Chromoxidschicht, welche die Schichten darunter von der Umgebungsluft "abschirmt" und somit eine Korrosion verhindert.
Nun zu den Gründen warum es trotzdem rostet:
1. Der Metallbauer hat den falschen Schweißzusatz verwendet. Ist dieser nicht für rostfreie Stähle geeignet nimmt der prozentuale Anteil an Chrom im Schweißbad und der Naht ab. Das hat zur Folge, dass die Schweißnaht und der Bereich drumherum anfängt zu rosten.
2. Zu heiß geschweißt. Chrom geht eine chemische Verbindung mit Kohlenstoff ein wenn zu heiß geschweißt wird. Dann bleibt nicht mehr ausreichend Chrom übrig, um die Passivschicht zu bilden.
3. Edelstahlschweißen erzeugt viel Schlacke. Die muss nach dem Abkühlen entfernt werden, da darin mehr Eisen enthalten ist.
4. Nach dem Schweißen wurde die Naht mit einer Drahtbürste oder Fächerscheibe bearbeitet, mit der vorher "normaler" Stahlbearbeitet wurde. Dann können sich geringe Eisenreste auf der Oberfläche einbrennen und diese fangen an zu rosten.
Edelstahl ist auch nicht unbegrenzt rostfrei. Wenn z.B. ein rostiger Nagel über längere Zeit in einem Edelstahltopf liegt kann der Topf auch anfangen zu rosten.
Zum Reinigen würde ich einen Edelstahlreiniger empfehlen. ggf. mit einer neuen Drahtbürste oder einer Fächerscheibe den Rost komplett entfernen.
Vom Lackieren würde ich abraten. Dann müsste der ganze Topf decken lackiert werden um eine deckende Schicht zu haben.
Eher nochmal zum Metallbauer gehen und nachfragen ob er das nacharbeitet (evtl. neu Schweißen)
LG Matthias
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 17:38
von Kolbäck
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 17:54
von OS-Schlingel
Edelstahldrahtbürste, Bohrmaschine und Geduld sind gefragt.
Sandstrand geht auch, danach polieren.
Gruß Stephen
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 18:34
von AlexB.
Auch wurde die Innenseite offensichtlich nicht formiert, also nicht mit Schutzgas beaufschlagt. Die somit nicht vermiedenen Oxidschichten wurden anschließend nicht vollständig durch Schleifen oder Beizen entfernt. Das rostet dann aus den von Matthias beschriebenen Gründen.
Viel schlimmer ist aber noch, dass es so aussieht, als wenn auch nicht überall durchgeschweißt wurde. Auf 6, 9 und 11 Uhr sieht man doch die Wandung vom eingeschweißten Stutzen.
Ich würde damit nicht zum besagten Schweißer zurück gehen, sondern das von jemandem neu machen lassen, der Dir das fachgerecht macht. Sonst wird Dir das auch nach noch so viel Putzen und Schleifen und Bürsten an den Spalten weiterrosten. Nennt sich Spaltkorrosion.
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 19:07
von diapolo
Hi,
sieht für mich auch so aus als wäre nicht formiert worden.
Ich kenne leider wenige Leute die eine Formiereinrichtung haben zumindet die Ortsansässigen Metallbauer.
MAn könnte versuchen die STelle innen zu beizen, hier wird auch das unedlere Eisen entfernt und es bleibt nur noch Cr/Ni-Stahl über.
DIe "gute" Beizpaste bekommt man aber als Privatperson nicht weil Flussäure drin ist.
Ich denke aber dass der Metallbauer so etwas hat.
mfg
Bernd
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 19:31
von Sebasstian
Hallo,
danke für die Rückmeldungen. Ich war ja dabei als das gemacht wurde und ich kann sagen, dass in der Tat nicht formiert wurde. Zu den vier möglichen Gründen aus Post #2: 1., 2. und 3. weiß ich nicht, kann aber gut möglich sein. 4. ist sehr wahrscheinlich. Die Jungs waren sehr freundlich und proaktiv. Die haben das was sie gerade gemacht haben sofort liegen lassen als ich kam und gleich mit dem Werkzeug das eh rumlag schmell meinen Topf geschweißt. Dann kam kurz der Chef dazu und meinte:"So'n Stutzen schweißen ist ja keine Hexerei". Ich hab mich kompetent aufgehoben gefühlt.
Wie finde ich also jemanden der sowas tatsächlich "fachgerecht" macht, bzw. repariert?

Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Freitag 30. Juli 2021, 21:32
von diapolo
Hi Sebastian,
ich würde es erstmal beizen lassen. Frag den MEtallbauer ob er Beizpaste hat und dir das schnell macht. Normalerweise reicht das
mfg
Bernd
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Samstag 31. Juli 2021, 06:14
von Sebasstian
diapolo hat geschrieben: ↑Freitag 30. Juli 2021, 21:32
Hi Sebastian,
ich würde es erstmal beizen lassen. Frag den MEtallbauer ob er Beizpaste hat und dir das schnell macht. Normalerweise reicht das
mfg
Bernd
Ok. Dann probiere ich das erstmal und schau wie es sich dann verhält. Ganz neu machen lassen kann ich später ggf. ja immernoch.
Danke für die vielen Tips.
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Samstag 31. Juli 2021, 09:34
von Ernie
Sebasstian hat geschrieben: ↑Freitag 30. Juli 2021, 16:14
Hallo,
ich habe mir vom ortsansässigen Metallbauer einen Triclampstutzen an einen vorhandenen 100L Royal Catering Topf schweißen lassen.
Moin,
der Metallbauer hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Mann Mann Mann sind das Schweißstellen.....
LG
Ernie
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Samstag 31. Juli 2021, 12:48
von Sebasstian
So sieht es übrigens von außen aus:
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Sonntag 1. August 2021, 01:15
von Barney Gumble
Wenn ich Mal als Laie und zweimal auch in Auftrag gegebenen Brauer was dazu sagen darf, es sieht nicht komplett vermurkst aus. Gut Sorgen machen würde mir auf 6 Uhr fehlendes Material und auf 7 Uhr unsauber gebeizt, sonst aber besser als was ich hier im Forum z T schon so gesehen habe..
VG
Shlomo
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Sonntag 1. August 2021, 18:02
von Räuber Hopfenstopf
Ich habe hauch so einen Royal Catering Kübel (den 71er). Bei der Oberflächenbehandlung (schleifen und beizen) sieht man schon den Unterschied zu hochwertigeren Töpfen. Das ist ziemlich grob und ich habe auch einige kleine Roststellen. Die werden nachbearbeitet und gut ist es. Aber es ist schon zu erkennen, dass di Töpfe recht preiswert sind. Sie erfüllen Ihren Zweck. Es gibt aber z. B. keine genauen Angaben zum verwendeten Werkstoff, was die Schweißerei etwas schwieriger macht.
Re: Rost am Edelstahltopf - wie kann das sein?
Verfasst: Montag 2. August 2021, 16:11
von DevilsHole82
Im Übrigen heißt rostfrei nicht gleich rostfrei. AISI 304 ist 1.4301 nach ISO 15608 oder besser bekannt als V2A. Er ist der "unedlere" Bruder vom V4A (1.4571).
Dein AISI 304 ist zum Beispiel nicht dazu geeignet Meeresluft ausgesetzt zu werden. Sofern Du in Küstennähe lebst solltest Du zu edleren Metallen (V4A) greifen.
Zu Deinem Problem: Ich würde, wie die anderen schon schrieben die Naht erst mal Beizen lassen. Habe ich mit meinem 50 L Keg auch gemacht. Danach wird die Oberfläche passiviert sein. Sofern alle Eisenrückstände entfernt wurden.
Wichtig wäre aber auch herauszufinden was für einen Schweißzusatz der Metaller verwendet hat. Man sollte als Zusatz beim Stahlschweißen immer entsprechend (der elektrochemischen Spannungsreihe) höherwertigere Stähle verwenden.