Seite 1 von 1
Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Dienstag 15. März 2022, 17:43
von dnnssgl
Hallo und großes Sorry im Voraus für eine weitere Episode zum Thema Brauwasseraufbereitung
Habe mein Brauwasser bisher unverändert aus der Leitung verwendet, mich dann aber endlich mal mit dem Thema "Wasseraufbereitung" beschäftigt und möchte beispielsweise gezielter die Betonung von Malz und/oder Hopfen durch das Brauwasser beeinflussen.
Ich habe hier im
Forum, im
Braumagazin und auf Youtube diverse Inhalte zum Thema Brauwasseraufbereitung konsumiert, aber noch immer nicht das Gefühl aufgeklärt genug zu sein, um loslegen zu können. Ich habe einige Verständnisfragen:
- (Ein) Ziel der Wasseraufbereitung ist es, in Abhängigkeit zur Restalkalität, meinen Maische-pH-Wert in den Bereich zwischen 5,3 und 5,7 zu bekommen. Einerseits erreiche ich das schon mit Braumalz, helfe aber mit Milchsäure nach. Zusätzlich kann für einen bestimmten Bierstil noch das "Chlorid-Sulfat Verhältnis" eingestellt werden. Muss ich abseits von Chlorid/Sulfat am Ionenprofil etwas ändern, wenn mein Wasserprofil ansonsten im empfohlenen Bereich liegt? Laut der Allgemeinen Grenzwerte liegt der Calciumgehalt mit 44mg/l knapp unter dem empfohlenen Bereich von 50-150 mg/l
- Den Nachguss bereite ich separat auf denselben pH-Wert auf wie meine Maische (z.B. 5.3). Letztere überprüfe ich mit einem pH-Messgerät. Habe ich das soweit richtig verstanden?
- Was ist überhaupt ein guter Richtwert für die Maische-pH? Hätte jetzt 5,5 vermutet, weil genau im Mittelbereich (5,3-5,7) um Abweichungen zu kompensieren.
- Bislang konnte ich meine Brautage mit dem KBH2 planen, habe aber nun das Problem, dass ich keine "pH-Werte aller eingesetzten Malze" habe. Jetzt wollte ich mal "Brewfather" ausprobieren, wo es bereits eine vielzahl an vollständigen Malzprofilen gibt. Da es sich aber um eine amerikanische Software handelt, sind die Angaben des Wasserprofils in ppm statt mg/l - diese Einheit kann ich aber soweit 1:1 umrechnen (?) Auch ist von Restalkalinität statt Restalkalität die Rede. Habe ich hier die Werte, insbesondere Bicarbonat HCO3, korrekt umgerechnet/eingetragen?
- Mal wird "Backpulver" zur Erhöhung des pH-Werts genannt wird, mal "Natron" oder "Backsoda". Welches ist denn nun das Richtige?
Schon mal vielen Dank
*Falls relevant, hier mein Wasserprofil
lt. Wasserversorger und die resultierende Restalkalität
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Mittwoch 16. März 2022, 21:13
von PabloNop
dnnssgl hat geschrieben: ↑Dienstag 15. März 2022, 17:43
Habe ich hier die Werte, insbesondere Bicarbonat HCO3, korrekt umgerechnet/eingetragen?
Woher kommen die 126? Meiner Meinung nach müssten da etwa 100,65 stehen (Säurekapazität bis pH 4,3 von 1,65 * 61 - das Molekülgewicht von HCO3)
Mal wird "Backpulver" zur Erhöhung des pH-Werts genannt wird, mal "Natron" oder "Backsoda". Welches ist denn nun das Richtige?
Ist im Prinzip alles das Gleiche. Aber Achtung, Backpulver kann noch Zusätze enthalten. Reines Natron gibt es z.B. als "Kaisernatron".
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Mittwoch 16. März 2022, 22:06
von Sebasstian
Den Nachguss bereite ich separat auf denselben pH-Wert auf wie meine Maische (z.B. 5.3). Letztere überprüfe ich mit einem pH-Messgerät. Habe ich das soweit richtig verstanden?
Was steckt hinter dieser Überlegung? Warum willst du denn den Nachguss auf den ph-Wert der Maische aufbereiten?
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Mittwoch 16. März 2022, 23:33
von JackFrost
Backpulver enthält sehr oft noch eine Säure, z.b. Weinsöure, damit das CO2 schon durch die Feuchtigkeit im Teig freigesetzt wird.
Das stört beim Brauen. Daher lieber Kaisernatron verwenden, das ist reines NaHCO3.
Gruß JackFrost
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Mittwoch 16. März 2022, 23:46
von dieck
Natron hat noch ein paar andere Anwendungsfälle, ist zB super um Ränder und Böden bei Edelstahltöpfen zu reinigen.
Ich hab mir gleich nen Kilo bestellt, war deutlich günstiger als kleine Tüten ;)
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Donnerstag 17. März 2022, 07:42
von jbrand
Du "hängst" auch noch zu sehr an der Restalkalität. Diese ist aber nur ein Hilfsmittel um das eigentliche Ziel, nämlich den richtigen Maische ph-Wert, zu erreichen. Wenn du also sowieso den ph- Wert misst, dann brauchst du die Restalkalität nicht mehr.
Zum Thema Brewfather:
Wenn es dir nur um die Vorhersage des ph-Wertes geht, dann ist das wie mit Kanonen auf Spatzen schießen. Brewfather ist wesentlich komplexer als der KBH und arbeitet nach einer ganz anderen Systematik.
Ich würde dir empfehlen, bleib erst einmal beim KBH und berechne die Wasseraufbereitung mit einem separatem Tool, empfehlen kann ich dir
Bru’n Water. Damit habe ich persönlich sehr gute Erfahrungen gemacht. Die damit berechneten Werte für die Brausalze trage ich dann im KBH ein, dann stehen sie auch auf dem Spickzettel.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Donnerstag 17. März 2022, 15:17
von integrator
Sebasstian hat geschrieben: ↑Mittwoch 16. März 2022, 22:06
Den Nachguss bereite ich separat auf denselben pH-Wert auf wie meine Maische (z.B. 5.3). Letztere überprüfe ich mit einem pH-Messgerät. Habe ich das soweit richtig verstanden?
Was steckt hinter dieser Überlegung? Warum willst du denn den Nachguss auf den ph-Wert der Maische aufbereiten?

Nun ja ... die Wasseraufbereitung teilt man normalerweise aber nicht zwangsweise auf Haupt- und Nachguss auf.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Donnerstag 17. März 2022, 15:56
von Brandergartenbier
Also ich bereite meinen Nachguss ebenfalls auf.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Donnerstag 17. März 2022, 17:21
von dnnssgl
Besten Dank für die Antworten. Dann möchte ich hiermit einmal festhalten, dass
Natron zur Erhöhung des pH-Werts wie auch beim Reinigen von Töpfen entscheidende Vorteile gegenüber Backpulver hat.
PabloNop hat geschrieben: ↑Mittwoch 16. März 2022, 21:13
dnnssgl hat geschrieben: ↑Dienstag 15. März 2022, 17:43
Habe ich hier die Werte, insbesondere Bicarbonat HCO3, korrekt umgerechnet/eingetragen?
Woher kommen die 126? Meiner Meinung nach müssten da etwa 100,65 stehen (Säurekapazität bis pH 4,3 von 1,65 * 61 - das Molekülgewicht von HCO3)
Danke für's nachrechnen. Gut, dass ich nochmal gefragt habe.
Sebasstian hat geschrieben: ↑Mittwoch 16. März 2022, 22:06
Den Nachguss bereite ich separat auf denselben pH-Wert auf wie meine Maische (z.B. 5.3). Letztere überprüfe ich mit einem pH-Messgerät. Habe ich das soweit richtig verstanden?
Was steckt hinter dieser Überlegung? Warum willst du denn den Nachguss auf den ph-Wert der Maische aufbereiten?
Nach meinem Verständnis erhöht sich der pH-Wert doch wieder, wenn ich unaufbereitetes Leitungswasser - in meinem Fall mit einem pH-Wert von 7,79 - hinzufüge. Dieser spielt ja beim Würzekochen, wie auch bei der Gärung weiterhin eine Rolle. Warum sind die Nachgussmengen zu vernachlässigen?
jbrand hat geschrieben: ↑Donnerstag 17. März 2022, 07:42
Du "hängst" auch noch zu sehr an der Restalkalität. Diese ist aber nur ein Hilfsmittel um das eigentliche Ziel, nämlich den richtigen Maische ph-Wert, zu erreichen. Wenn du also sowieso den ph- Wert misst, dann brauchst du die Restalkalität nicht mehr.
Hieße dann aber, dass ich den pH-Wert nicht nachreguliere sondern nach Bedarf gezielt anpassen (muss)?
jbrand hat geschrieben: ↑Donnerstag 17. März 2022, 07:42
Zum Thema Brewfather:
Wenn es dir nur um die Vorhersage des ph-Wertes geht, dann ist das wie mit Kanonen auf Spatzen schießen. Brewfather ist wesentlich komplexer als der KBH und arbeitet nach einer ganz anderen Systematik.
Ich würde dir empfehlen, bleib erst einmal beim KBH und berechne die Wasseraufbereitung mit einem separatem Tool, empfehlen kann ich dir
Bru’n Water. Damit habe ich persönlich sehr gute Erfahrungen gemacht. Die damit berechneten Werte für die Brausalze trage ich dann im KBH ein, dann stehen sie auch auf dem Spickzettel.
Guck ich mir an, danke!
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Donnerstag 17. März 2022, 18:39
von Sebasstian
Ich bereite meinen Nachguss natürlich auch immer auf! Nur mache ich das immer genauso wie beim Hauptguss, und nicht mit der Zielstellung beim NG ph-Wert den ph-Wert der Maische zu treffen. Daher meine Frage was hinter der Überlegung steckt.
Beim Läutern und Anschwänzen sind die Prozesse größtenteils (aber nicht komplett) abgeschlossen bei denen der Maische ph Wert eine Rolle spielt. Wenn du also aufbereitetes Brauwasser zum Anschwänzen verwendest, das dem Hauptguss entspricht, dann machst du nicht viel falsch.
Meine ursprüngliche Frage zielte also in die Richtung: Warum den Aufwand betreiben den NG anders aufzubereiten als den HG? Und warum dann grade mit dieser Maßgabe (Maische ph treffen)?
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Donnerstag 17. März 2022, 18:50
von Sebasstian
jbrand hat geschrieben: ↑Donnerstag 17. März 2022, 07:42
Wenn du also sowieso den ph- Wert misst, dann brauchst du die Restalkalität nicht mehr.
Hier möchte ich widersprechen. Die Kenntnis der Restalkalität des Rohwassers ist ausschlaggebend für die Planung der richtigen Wasseraufbereitung, immer in Bezug zur geplanten Schüttung. Dann kommt man idealerweise gleich im richtigen Bereich raus und muss nach dem ph-Wert-Messen im besten Fall gar nicht mehr oder nur wenig korrigieren. Wenn du vorher deine Restalkalität nicht kennst bzw. nicht berechnest was nach dem Aufsalzen zu erwarten ist, bist du ja nur am korrigieren und rennst dem ggf. weit enfernten Ziel hinterher, statt dich gleich nahe der Ziellinie in Position zu bringen.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Freitag 18. März 2022, 07:53
von jbrand
Sebasstian hat geschrieben: ↑Donnerstag 17. März 2022, 18:50
Wenn du vorher deine Restalkalität nicht kennst bzw. nicht berechnest was nach dem Aufsalzen zu erwarten ist, bist du ja nur am korrigieren und rennst dem ggf. weit enfernten Ziel hinterher, statt dich gleich nahe der Ziellinie in Position zu bringen.
Du hast dahingehend Recht, dass man natürlich seine Wasserwerte kennen und
vor dem Brauen eine notwendige Aufsalzung bzw. Säurezugabe
berechnen sollte. Aber dafür benötigt man nicht unbedingt die Restalkalität.
Mir ging es in erster Linie darum, klarzumachen, dass das eigentliche Ziel der Wasseraufbereitung nicht eine bestimmte Restalkalität ist, sondern ein bestimmter pH-Wert. Die Restalkalität ist nur ein historisches Hilfsmittel um dahin zu kommen und stammt aus Zeiten, in denen die Brauereien messtechnisch noch nicht so gut ausgestattet waren. Jan hat das mal ganz gut beschrieben
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 60#p405960.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Freitag 18. März 2022, 12:21
von Sebasstian
jbrand hat geschrieben: ↑Freitag 18. März 2022, 07:53
Mir ging es in erster Linie darum, klarzumachen, dass das eigentliche Ziel der Wasseraufbereitung nicht eine bestimmte Restalkalität ist, sondern ein bestimmter pH-Wert.
Da stimme ich dir wiederum 100% zu! Das wird sehr häufig aus den Augen verloren oder eben anfangs falsch verstanden, is ja auch alles nicht so ganz einfach.
Hinzufügen würde ich deinem Satz aber noch folgende Kleinigkeiten:
"sondern ein bestimmter Maische pH-Wert". (und nicht der vom Wasser.)
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Freitag 18. März 2022, 15:10
von dnnssgl
Nochmal zum Verständnis:
Wenn ein pH-Messgerät vorhanden ist, kann die RA vernachlässigt werden, weil sie einen rechnerischen Schätzwert darstellt, der dem Messwert unterliegt. In Konsequenz wird dann der pH-Wert nach dem Einmaischen gemessen und nach Bedarf auf den Zielbereich 5,3-5,7 eingestellt?
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Freitag 18. März 2022, 15:34
von Sebasstian
dnnssgl hat geschrieben: ↑Freitag 18. März 2022, 15:10
Nochmal zum Verständnis:
Wenn ein pH-Messgerät vorhanden ist, kann die RA vernachlässigt werden, weil sie einen rechnerischen Schätzwert darstellt, der dem Messwert unterliegt. In Konsequenz wird dann der pH-Wert nach dem Einmaischen gemessen und nach Bedarf auf den Zielbereich 5,3-5,7 eingestellt?

Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Freitag 18. März 2022, 15:41
von guenter
dnnssgl hat geschrieben: ↑Freitag 18. März 2022, 15:10
Wenn ein pH-Messgerät vorhanden ist, kann die RA vernachlässigt werden, weil sie einen rechnerischen Schätzwert darstellt, der dem Messwert unterliegt. In Konsequenz wird dann der pH-Wert nach dem Einmaischen gemessen und nach Bedarf auf den Zielbereich 5,3-5,7 eingestellt?
Na ja, beim Messen ist es ja fast schon zu spät. Du musst schon vorher dein Wasser einstellen, was ja nur rechnerisch geht. Das Messen danach ist mehr eine Kontrolle, dass du alles richtig gemacht hast. Klar könnte man nun noch etwas Milchsäure nachfüllen (rausnehmen geht ja nicht merh) und nach 10 Minuten nochmals prüfen. Da ist dann aber schnell Schluss mit korrigieren.
Und noch etwas: Restalkalität und pH-Wert hängen schon zusammen, allerdings können wir in der Maische nur den pH-Wert messen. Rechnerisch können wir beides betrachten. Am Ende muss das Bier schmecken

Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Freitag 18. März 2022, 16:35
von dnnssgl
Vielleicht liegt es an mir, aber irgendwie habe ich das starke Bedürfnis etwas "vorbereiteter" in die Sache zu starten. Also lieber grob vorbereiten (nach RA-Konzept) und dann fine-tunen mittels pH-Messgerät. Kann doch nicht schaden oder?
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Freitag 18. März 2022, 17:51
von Braufex
dnnssgl hat geschrieben: ↑Freitag 18. März 2022, 16:35
Vielleicht liegt es an mir, aber irgendwie habe ich das starke Bedürfnis etwas "vorbereiteter" in die Sache zu starten. Also lieber grob vorbereiten (nach RA-Konzept) und dann fine-tunen mittels pH-Messgerät. Kann doch nicht schaden oder?
Nein, das schadet sicherlich nicht, wenn Du vorher bereits weißt, wieviel Milchsäure Du ungefähr insgesamt zugeben musst.
So kannst Du vor Braubeginn bereits erkennen, welche Menge an Milchsäure ungefähr benötigt wird um mit Deinem Brauwasser und Deiner Malzmischung auf den gewünschten Maische-pH zu kommen.
Es könnte ja sein, dass Du mit der errechneten Menge an Milchsäure über die Geschmacksschwelle kommst.
Du kannst also bereits in der Vorbereitung des Brauwassers darauf reagieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen um die erforderliche Menge an Milchsäure zu reduzieren
Ich persönlich dosiere ca. 2/3 der berechneten Milchsäure in den Hauptguss, ein paar Minuten nach dem Einmaischen wird der Maische-pH gemessen und dann die noch nötige Milchsäure bei Bedarf(!) nachdosiert, um auf meinen gewünschten Maische-pH-Wert zu kommen.
So gleiche ich Schwankungen des Malzes und evtl. der Wasserqualität aus.
Bist, mit Hilfe der vorherigen Posts und Deiner Vorbereitung, auf dem richtigen Weg
Gruß Erwin
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Samstag 26. März 2022, 11:22
von dnnssgl
Habe mich nochmal ein wenig eingelesen und etwas rumprobiert. Um das Ganze aber mal anwendungsbezogen durchzugehen, habe ich mir folgendes überlegt und in die
Brauwasseraufbereitung von MMuM eingetragen
IPA, 25 L, Schüttung aus 5kg Pale Ale Malz (5,9 EBC), 250g Cara Münch II (120EBC), Hauptguss 28 L, Nachguss 7 L
- Ich bereite meinen Hauptguss (28 L) mit 2,6g Braugips, 2,6g Bittersalz, 2,6g Calciumchlorid sowie 2ml Milchsäure (80%) vor. Damit komme ich auf einen rechnerischen Maische-pH von 5,5. Das Chlorid-Sulfat-Verhältnis liegt bei 1:1,8 für ein vornehmlich bitteres und schlankes Bier.
- Etwa 10 Minuten nach dem Einmaischen überprüfe ich den Maische-pH Wert mit meinem pH-Messgerät.
- Ist dieser zu hoch, gebe mehr Milchsäure hinzu, mit dem Ziel den pH-Wert zu senken.
- Ist dieser zu niedrig, gebe ich Natron hinzu mit dem Ziel den pH-Wert zu erhöhen.
- Meinen Nachguss (7 L) bereite ich nicht auf*. Ich könnte ihn allerdings noch mit 0,96 ml Milsäure (80%) auf einen pH-Wert von 5,5 bringen. Der Nutzen steht für mich aber nicht im Verhältnis und es besteht die Gefahr einer Überdosierung.
*Alternativ kann ich meinen Nachguss mit 0,5g Braugips, 0,5g Bittersalz, 0,5g Calciumchlorid aufbereiten und diese Mengen vom Nachguss abziehen.
Passt mein Vorgehen soweit?
Beste Grüße
Dennis
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Samstag 26. März 2022, 22:54
von Brandergartenbier
Ohne deine Werte zu kennen, wenn du im "von... bis..." Bereich von deinem Bierstil bist ist das schonmal gut. Wenn du generell den max. Wert einzelner Salze, Säuren und co nicht übersteigt auch. Gerade um den PH Wert einzustellen, solltest du nicht so lange etwas rein kippen bis es passt, nachher ist zu viel vom einem einzelnen Wert drin.
Die Aufbereitung teilt sich auf Hauptguss und Nachguss. Ich würde auch den Nachguss aufbereiten, damit du mit dem selben Wasser arbeitest. Allerdings misst man hier nicht den Ph vom Nachguss, sondern bereitet den gleich wie den Hauptguss zu. Durch das Malz wird der PH Wert ja bestimmt.
Du braust ja nicht mit speziellen Brauwasser um dann im Nachguss dein Leitungswasser drüber zu kippen.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 27. März 2022, 11:06
von dnnssgl
Brandergartenbier hat geschrieben: ↑Samstag 26. März 2022, 22:54
Ohne deine Werte zu kennen, wenn du im "von... bis..." Bereich von deinem Bierstil bist ist das schonmal gut. Wenn du generell den max. Wert einzelner Salze, Säuren und co nicht übersteigt auch. Gerade um den PH Wert einzustellen, solltest du nicht so lange etwas rein kippen bis es passt, nachher ist zu viel vom einem einzelnen Wert drin.
Guter Hinweis. Angestrebtes Profil ist ein American IPA. Meinem Rohwasser fehlt es etwas an Kalzium und Sulfat, diese Werte erhöhe ich im Speziellen und setze den Chlorid-Anteil ins o.g. Verhältnis. Das Brauwasser nach Aufbereitung setzt sich
laut MMuM wie folgt zusammen:
Brandergartenbier hat geschrieben: ↑Samstag 26. März 2022, 22:54
Die Aufbereitung teilt sich auf Hauptguss und Nachguss. Ich würde auch den Nachguss aufbereiten, damit du mit dem selben Wasser arbeitest. Allerdings misst man hier nicht den Ph vom Nachguss, sondern bereitet den gleich wie den Hauptguss zu. Durch das Malz wird der PH Wert ja bestimmt.
Du braust ja nicht mit speziellen Brauwasser um dann im Nachguss dein Leitungswasser drüber zu kippen.
Ich habe den Rechner bei MMuM so verstanden, dass ich in der Aufbereitung vom Hautpguss schon den Nachguss berücksichtigte. So steht es zumindest in der Brauwasserübersicht:
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 8. Mai 2022, 17:15
von Bobby
hallo zusammmen,
als Erstbrauer habe ich relativ viel gelesen und das meiste auch verstanden.
Nur die Aufbereitung des Brauwassers erschließt sich mir nicht ganz.
Habe einige Rechner probiert und nicht mal aus denen werde ich richtig schlau.
Obwohl wir relativ hartes Wasser haben, sagen die Rechner, dass alles mit ca. 7 ml Milchsäure erledigt wäre.
Könnte mal bitte ein Profi drübersehen und mir etwas unter die Arme greifen?
Oder mache ich mir über das Wasser zuviele Gedanken?
Als Bier möchte ich einfaches Pils erstmal nach Gastro Brennecke machen.
Ich hänge mal das Wunschrezept und die Rohwasserdaten hier an.
Danke für eure Antworten.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 8. Mai 2022, 18:14
von Sebasstian
Bobby hat geschrieben: ↑Sonntag 8. Mai 2022, 17:15
Obwohl wir relativ hartes Wasser haben, sagen die Rechner, dass alles mit ca. 7 ml Milchsäure erledigt wäre.
Hi Bobby,
was genau hast du den wie und mit welchem Tool berechnet? Wenn du sagst was du gemacht hast, dann fällt es leichter zu sagen ob es richtig oder falsch war.
Nur Wasserwerte posten hat sonst immer schnell so nen Beigeschmack von "
macht mal einer bitte die Arbeit für mich".
Welche der Werte hast du in welche Felder von welchem Rechner eingegeben? Ein entsprechender Screenshot ist auch immer sehr hilfreich um zu helfen.
Oder mache ich mir über das Wasser zuviele Gedanken?
Nein. Wenn du ein
einfaches Pils brauen willst, dann ist das schon richtig sich über das Wasser Gedanken zu machen.

Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 8. Mai 2022, 18:22
von Juergen_Mueller
Mmmmh, 17 IBU und vergoren mit einer Kölsch-Hefe würde ich nicht Pils nennen.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 8. Mai 2022, 18:58
von Bobby
also gerechnet habe ich unter anderem mit Maischemalzundmehr, und der kleine Braumeister hat das selbe ausgerechnet.
Weitere Seiten ebenfalls.
Bilder anbei.
@Juergen_Mueller, danke für den Hinweis.
Wäre da eine Saflager S23 besser?
Oder was kommt raus wenn ich diese Hefe dafür hernehme?
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 8. Mai 2022, 20:11
von Sebasstian
Dein Wasser ist eigentlich ganz schön. Ich kann das so bestätigen (mit Schlupfs Wasserrechner gegengeprüft): Für 30 Liter Wasser gibst du 7ml Milchsäure dazu und liegst eigentlich schon ziemlich gut für eine 100% Pilsner Malz Schüttung. Für die Wasseraufbereitung spielt es erstmal keine große Rolle welche UG Hefe du verwendest und wie du das Bier nennen willst.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 8. Mai 2022, 21:53
von Bobby
Sebasstian hat geschrieben: ↑Sonntag 8. Mai 2022, 20:11
Dein Wasser ist eigentlich ganz schön. Ich kann das so bestätigen (mit Schlupfs Wasserrechner gegengeprüft): Für 30 Liter Wasser gibst du 7ml Milchsäure dazu und liegst eigentlich schon ziemlich gut für eine 100% Pilsner Malz Schüttung. Für die Wasseraufbereitung spielt es erstmal keine große Rolle welche UG Hefe du verwendest und wie du das Bier nennen willst.
danke für die Antwort, Sebastian. Dann beruhigt mich schon mal die Aufbereitung vom Wasser.
Das Ziel ist ein einfaches Bier mit ca. 4,8 Vol% zu brauen, welches einen leichten Hopfengeschmack hat und nicht bitter ist.
Denkst du, dass das Rezept in etwa dafür geeignet ist?
Aber die Safale K97 ist doch obergärig...
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 11:08
von Sebasstian
Ich wollte jetzt nicht zu viele Baustellen auf einmal aufmachen. Ich hab beim Rezept nur auf die Schüttung geschaut (=100% PiMa). Wenn du zum Start der Wasseraufbereitung zunächst nur den Maische ph Wert im Auge hast, dann spielt auch nur die Zusammensetzung der Malze, die Schüttung, eine Rolle. Noch spezieller könntest du später bei der Wasseraufbereitung auf die detaillierte Zusammensetzung der Salze und Mineralien achten um perfekt auf einen bestimmten Bierstil abzustimmen. Aber das würde ich dir zunächst nicht empfehlen. Eins nach dem anderen. Denn was Bierstile angeht scheint ja auch noch die ein oder andere Frage offen zu sein. Ein Pils wird dein Rezept mit dieser Hefe jedenfalls nicht. Aber brauen kannst du es natürlich trotzdem.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 16:57
von Juergen_Mueller
Bobby hat geschrieben: ↑Sonntag 8. Mai 2022, 21:53
Das Ziel ist ein einfaches Bier mit ca. 4,8 Vol% zu brauen, welches einen leichten Hopfengeschmack hat und nicht bitter ist.
Denkst du, dass das Rezept in etwa dafür geeignet ist?
Aber die Safale K97 ist doch obergärig...
Das Rezept an sich ist in Ordnung.
Auch wenn ich bisher weder mit 100% PiMa Schüttung, noch mit der K-97 oder der S-23 gebraut habe, denke ich, daß es ein leckeres Bier werden kann.
Entscheidend für den Erfolg ist das konsequente Weglassen von Prozeßfehlern.
Bei der Wahl der Hefe solltest du "das Pferd von hinten" aufzäumen, d. h. welche Bedingungen für eine möglichst ideale Gärung kannst du bereit stellen? Welche gleichbleibende Temperatur über mehrere Tage/Wochen? Kalt oder nur Raumtemperatur.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Montag 9. Mai 2022, 22:30
von Bobby
Sebasstian hat geschrieben: ↑Montag 9. Mai 2022, 11:08
Eins nach dem anderen. Denn was Bierstile angeht scheint ja auch noch die ein oder andere Frage offen zu sein. Ein Pils wird dein Rezept mit dieser Hefe jedenfalls nicht. Aber brauen kannst du es natürlich trotzdem.
danke Sebasstian, ob das ein Pils oder eher ein helles wird ist mir relativ egal.
Schmecken sollte es und wie schon geschrieben, max.4,8% nicht arg bitter.
Juergen_Mueller hat geschrieben: ↑Montag 9. Mai 2022, 16:57
Das Rezept an sich ist in Ordnung.
Auch wenn ich bisher weder mit 100% PiMa Schüttung, noch mit der K-97 oder der S-23 gebraut habe, denke ich, daß es ein leckeres Bier werden kann.
Entscheidend für den Erfolg ist das konsequente Weglassen von Prozeßfehlern.
Bei der Wahl der Hefe solltest du "das Pferd von hinten" aufzäumen, d. h. welche Bedingungen für eine möglichst ideale Gärung kannst du bereit stellen? Welche gleichbleibende Temperatur über mehrere Tage/Wochen? Kalt oder nur Raumtemperatur.
nun ja, das konsequente weglassen von Prozessfehlern, wird das erste mal doch etwas schwierig werden.
Momentan kann ich eine Vergärung nur im Temperaturbereich ab 15 Grad gewährleisten. Also Obergärig.
Als nächster Step folgt ein Kühlschrank den ich unter Kontrolle habe und dann auch Untergärig fahren kann.
Ich bin kein Fan von extravaganten Sachen, immer so einfach wie möglich.
Für das PiMalz zahle ich 80ct pro Kg und ein anderes Malz hat er nicht.
Also ist mein Ziel, mit dem PiMalz ein Bier zu brauen was schmeckt, über Hefe und Hopfen kann man natürlich reden.
Nur habe ich schon eine Hopfenpflanze Hallertauer Tradition gepflanzt...
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 5. Juni 2022, 07:41
von Nolacto
Nur mal ein Kommentar zur Wasseraufbereitung und Maisch pH allgemein…
Wasseraufbereitung ja- je nach Wasser und Biertyp notwendig, aber das immer „nur“ auf den Maische pH zu beziehen ist grundlegend Falsch. Das sind zweierlei paar Schuhe. Auch wenn die Enzyme in der Maische ihr jeweiliges pH Optimum haben und somit der pH eine „gewisse“ Bedeutung hat, ist der Maische pH nicht, zu hoch anzusetzen. Da ist der pH-Wert der fertigen Würze schon „wichtiger“. Bei zuviel spielen mit Säure im Vorfeld kann es auch zu einer Pufferwirkung der Würze kommen und ich habe dann später ein Problem mit dem Würze pH. Generell ist es schon ein Unterscheid ob ich das Wasser aufbereite - z.B. mittels Ionenaustauschern wo ich ja auch Indirekt mit Säure und Lauge arbeite - oder die Säure /Lauge direkt ohne Umweg ins Wasser gebe.
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 5. Juni 2022, 09:50
von rakader
dnnssgl hat geschrieben: ↑Dienstag 15. März 2022, 17:43
Hallo und großes Sorry im Voraus für eine weitere Episode zum Thema Brauwasseraufbereitung
Ich habe mir jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, aber vielleicht ist das hier eine sinnvolle Ergänzung:
Da Brauwasser ein sehr weites Feld ist, empfehle ich bei derart grundlegenden Fragen immer die Seite des amerikanischen Wasserpapstes Martin Brungard, dem Entwickler von Brew'n Water. Umfassend ist das Kapitel
Wasserwissen, neuerdings ergänzt durch einzelne Artikel zu bestimmten
Wasserfragen. Vorgeschaltet grundlegender und ausgezeichneter
Basistext auf MuMM sollten sich damit die meisten Fragen zum eigenen Wasser erklären.
Bevor man in das Thema einsteigt, sollte man sich eine aktuelle Wasseranalyse seines Versorgers besorgt haben, damit ist das nasse Thema weniger trocken
Gruß
Radulph
Edit: Pils gehört überwiegend zu den schweren Übungen beim Brauwasser in Deutschland. Mit ausschließlich Milchsäure ist es hier nicht getan,
Re: Verständnisfragen zur Brauwasseraufbereitung
Verfasst: Sonntag 5. Juni 2022, 11:19
von Johnny H
rakader hat geschrieben: ↑Sonntag 5. Juni 2022, 09:50
[...]
Edit: Pils gehört überwiegend zu den schweren Übungen beim Brauwasser in Deutschland. Mit ausschließlich Milchsäure ist es hier nicht getan,
So pauschal formuliert ist das ganz einfach falsch!! Man kann - entsprechende Ausgangsqualität des Wassers vorausgesetzt - rein über das Drücken der Restalkalität mit Milchsäure schon ein sehr, sehr anständiges Pils brauen. Manchmal braucht man sogar nicht mal das. Soll denn hier jetzt jeder eine Wasseraufbereitungsanlage anschaffen?
Der TE hat im unaufbereiteten Wasser eine Restalkalität von lediglich 2,7°dH. Ich persönlich beneide ihn sogar ein wenig darum, und es spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts dagegen, hier mit Milchsäure aufzubereiten.
Ich selber habe, als ich noch in Berlin gewohnt habe, mit einer RA von 4-5°dH mithilfe von Sauermalz und Milchsäure ebenfalls anständige (böhmische!) Pilsner auf Basis 100% PiMa hinbekommen. Da oder nicht weit drüber würde ich dann irgendwo die Grenze ziehen, aber das kann man nicht so pauschal sagen, und man muss das im Detail anschauen.