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Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 07:09
von Basso
Hallo liebe Forianer!
Ich weiß dass das der gefühlt drölfzigste Brauwasser Thread ist. Ich möchte aber am Wochenende erstmals mein Wasser aufbereiten und hätte gern die Schwarmintelligenz genutzt um mein Vorhaben beurteilen zu lassen, sprich: Hab ich das so richtig verstanden oder führt mein Vorhaben zur Verschlimmbesserung?
Hier mal meine Wasserwerte mit der geplanten Schüttung:
Das Wasser kommt aus unserem Hausbrunnen, das Bier soll ähnlich einem Wiener Lager werden.
geplant habe ich die Wasserbehandlung mit Milchsäure, 180mg pro Liter Wasser um die Geschmacksschwelle hoffentlich nicht zu überschreiten. Der Rest der verbleibenden RA und der pH Wert werden noch mit Kalziumchlorid neutralisiert.
Das wäre der Plan:
Für mich sieht das in Ordnung aus, zumindest was RA und pH wert angeht. Mit dem Ionenprofil kenne ich mich zugegebenerweise nicht aus.
Ich habe das selbe Bier bisher immer ohne Wasseraufbereitung bzw. mit ca 300g Sauermalz im Hauptguss gebraut.
Was sagt ihr zu meinem Vorhaben, kann ich das so umsetzen?
Danke euch!
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 08:34
von Boludo
Sieht ganz vernünftig aus. Wie hoch ist denn am Ende der Chloridgehalt?
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 08:38
von Basso
hoppla, den hab ich abgeschnitten.
Chlorid: 195mg/l
Natrium: 8mg/l

- Ionenprofil.JPG (27.93 KiB) 2678 mal betrachtet
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 08:47
von Boludo
Das ist ein wenig zu viel Chlord. Das kann bereits zu Korrosion führen. 150mg sind ungefähr das Maximum. Geschmacklich könnte das auch zu viel sein.
Bisschen Calciumsulfat statt Chlorid könnte helfen. Am besten so, dass gleich viel Chlorid und Sulfat enthalten sind, je nach Bierstil.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 09:11
von Basso
Danke, dann wär ich hierbei gelandet:

- Aufbereitung 2.JPG (36.05 KiB) 2640 mal betrachtet

- Ionen 2.JPG (28.22 KiB) 2640 mal betrachtet
Besser?
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 09:57
von schlupf
Ach, ich weiß nicht... Das sieht für mich alles sehr viel aus, also sowohl Ca, als auch Cl und SO4...
Hast du schon mal über lebensmittelechte Salzsäure nachgedacht?
Edit: vielleicht in Kombination mit einer Prise Braugips...
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 10:00
von dieck
Schlupfs Wasserrechner hat eine nette Übersicht zu den Werten, die man gerne hätte
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 50#p399250
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 10:05
von Beerkenauer
ich muss schlupf beipflichten. Ich halte die Werte für ein Wiener Lager auch viel zu hoch.
Kennst Du diesen Bericht aus dem Braumagazin? => hierzu hat schlupf auch einen tollen Excel basierten Rechner mal ins Forum gestellt ("noch ein Wasserrechner" o.ä.).
https://braumagazin.de/article/von-der- ... rauwasser/
siehe auch angehängtes Bild:
PS. Dieck war schneller
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 10:17
von Boludo
Ja, da ist von allem sehr viel drin. Ich würde weniger Aufsalzen und dafür mehr ansäuern. Mein Wasser ist deutlich schlimmer und ich konnte das nur mit Milchsäure in den Griff bekommen, ohne dass man diese schmecken konnte.
Salzsäure und Schwefelsäure wären in der Tat eine sehr gute Idee, da muss man aber genau wissen, was man macht und entsprechend rechnen können.
Der beste Weg ist natürlich eine Vollentsalzung mit Osmose oder Ionentauscher und anschließend aufsalzen.
Aber fürs erste würde ich hier die Salzmengen halbieren und die Säure entsprechend erhöhen.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 11:02
von Basso
Boludo hat geschrieben: Donnerstag 19. Mai 2022, 10:17
Ja, da ist von allem sehr viel drin. Ich würde weniger Aufsalzen und dafür mehr ansäuern. Mein Wasser ist deutlich schlimmer und ich konnte das nur mit Milchsäure in den Griff bekommen, ohne dass man diese schmecken konnte.
Salzsäure und Schwefelsäure wären in der Tat eine sehr gute Idee, da muss man aber genau wissen, was man macht und entsprechend rechnen können.
Der beste Weg ist natürlich eine Vollentsalzung mit Osmose oder Ionentauscher und anschließend aufsalzen.
Aber fürs erste würde ich hier die Salzmengen halbieren und die Säure entsprechend erhöhen.
Ich danke dir für deine Einschätzung.
Das wird mir nämlich sonst viel zu viel mit den ganzen Chemikalien. Das will eigentlich nicht, es soll möglichst einfach bleiben.
Ich halte mich also an deinen Rat und lande hier:

- Aufbereitung 3.JPG (36.47 KiB) 2558 mal betrachtet

- Ionen 3.JPG (27.58 KiB) 2558 mal betrachtet
So sieht das ganze zumindest für mich etwas beruhigt aus.
Wenn keine Verschlechterung bzw. eine deutliche Besserung zu meinem bisherigen Sauermalz zu erwarten ist, werde ich einen Versuch damit wagen.
Auch wenn das Ionenprofil nicht 100% zum gewünschten Stil passt, so müsste ich zumindest vom ph Wert und den Salzen her eine deutliche Verbesserung beim Gärverlauf/Gärstart erkennen können, und das ist mir für den ersten Versuch mal am wichtigsten.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 11:07
von Beerkenauer
das Kalzium ist halt noch gigantisch hoch für ein Lager.
Verschneide doch zur Not mit destilliertem Wasser (Purania geht auch).
Stefan
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 11:47
von Basso
Beerkenauer hat geschrieben: Donnerstag 19. Mai 2022, 11:07
das Kalzium ist halt noch gigantisch hoch für ein Lager.
Verschneide doch zur Not mit destilliertem Wasser (Purania geht auch).
Stefan
Da halte ich mich an den oben zitierten Artikel aus dem Braumagazin:
Werte wesentlich über 200 mg/L können einen mineralischen Beigeschmack haben, darunter gilt Calcium als geschmacksneutral.
Da ich den Wert unterschreite, werd ich den Versuch wagen.
Da ich aus Österreich komme, ist das Wasser nicht gut für mich zu bekommen, bzw. will auch nicht Wasser kaufen um zu brauen.
Für mich ist der erste Schritt mal getan damit ich ins Thema eintauchen kann.
Wenn ich erfolg habe, kann ich ja tiefer eintauchen.
Wenn keine großen Unterschiede zu vorher merkbar sind, mach ich wieder mit Sauermalz weiter.
Danke an euch alle fürs Unterstützen! 
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 12:31
von Beerkenauer
Basso hat geschrieben: Donnerstag 19. Mai 2022, 11:47
Beerkenauer hat geschrieben: Donnerstag 19. Mai 2022, 11:07
das Kalzium ist halt noch gigantisch hoch für ein Lager.
Verschneide doch zur Not mit destilliertem Wasser (Purania geht auch).
Stefan
Da halte ich mich an den oben zitierten Artikel aus dem Braumagazin:
Werte wesentlich über 200 mg/L können einen mineralischen Beigeschmack haben, darunter gilt Calcium als geschmacksneutral.
Da ich den Wert unterschreite, werd ich den Versuch wagen.
Da ich aus Österreich komme, ist das Wasser nicht gut für mich zu bekommen, bzw. will auch nicht Wasser kaufen um zu brauen.
Für mich ist der erste Schritt mal getan damit ich ins Thema eintauchen kann.
Wenn ich erfolg habe, kann ich ja tiefer eintauchen.
Wenn keine großen Unterschiede zu vorher merkbar sind, mach ich wieder mit Sauermalz weiter.
Danke an euch alle fürs Unterstützen!
viel Erfolg. Berichte mal
Stefan
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Donnerstag 19. Mai 2022, 13:18
von Basso
werd ich in angemessener Zeit machen.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Montag 13. Juni 2022, 09:46
von Basso
Hier folgt mein Bericht, das Brauwasser wurde wie folgt aufbereitet

- Aufbereitung 3.JPG (36.47 KiB) 2301 mal betrachtet

- Ionen 3.JPG (27.58 KiB) 2301 mal betrachtet
Gebraut habe ich damit ein
Wiener Lager, wie ich es auch vor der Wasseraufbereitung, nur mit Sauermalz gebraut habe, dazu kann ich sagen:
Das Bier war immer schon auf der schwachen Hopfenseite, dieses mal war aber deutlich weniger Bitterung zu merken - evt ein Effekt der Wasseraufbereitung, da brauche ich künftig wohl mehr Hopfen damit es wieder wie gewohnt schmeckt. Ich bilde mir auch ein, mehr Malzkörper zu erschmecken, das Bier schmeckt nicht mehr s hochvergoren wie gewohnt. Und schließlich ein recht weiches Mundgefühl, trinkt sich fast wie Weißbier.
Eine Säuerung durch die gegebene Milchsäure ist für mich nicht schmeckbar.
Als zweites Bier habe ich damit ein
Fichtennadel-Ale versucht.
Das habe ich zum ersten mal gemacht, daher kein Vergleich.
Das Bier hat trotz 260g frischen Fichtenwipferln im Whirlpool nicht so viel Fichtenaroma - man merkt aber deutlich den verwendeten Citra-Hopfen.
Alles in allem ein gutes Pale Ale, wenn auch nicht so harzig wie von mir erwartet.
Auch hier ein Weiches Mundgefühl, keine Hopfenkratzigkeit und keine Milchsäure schmeckbar.
Beim Gärverlauf habe ich jetzt keine Verbesserung/schnelleres Ankommen usw bemerkt.
Fazit: Ich werde auf jeden Fall an der Wasseraufbereitung dranbleiben und weitermachen.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 08:12
von Basso
Update vom TE:
Mag es Zufall sein oder nicht, mir fällt auf, dass meine Biere seit der Wasseraufbereitung nicht mehr richtig klar werden.
Zur Klärung mache ich einen Coldcrash vorm Abfüllen und dann Kaltlagerung - Das führte bis vor dem Einführen der Wasserbehandlung nach bereits 2-3 Wochen zu nahezu klaren Bieren wenn man entsprechend vorsichtig eingeschenkt hat. Seit Wasseraufbereitung habe ich diesen Effekt nicht mehr. Mache ich beim obigen Brauwasser irgend was das eine Klärung verhindert/verzögert?
Die Brauzutaten und den Ablauf beim Brauen habe ich nicht verändert, nur 1 Sud war dabei bei dem ich erstmalig eine Übernachtmaische angewendet habe, betroffen sind aber alle seither gebrauten Sude (4x), sowohl mein bereits erprobtes ug Wiener Lager mit Brauereihefe, als auch erstmalig gebraute obergärige Belgier und Ales.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 08:54
von OS-Schlingel
Hallo Basso,
hast Du die Möglichkeit den pH Wert vor, bzw. während des Hopfenkochens festzustellen?
Ein niedrigerer ph Wert begünstigt die Ausflockung, wie auch der Anteil an Ca (min. 50 mg./l) der bei Dir vorhanden ist
Andere Möglichkeit ist vielleicht Kalttrub/Eiweiß im Bier.
Hier könnte eine Proteinrast bei 57°C helfen (->FAN)
Gruß
Stephen
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 09:15
von integrator
Basso hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 08:12
Die
Brauzutaten und den Ablauf beim Brauen habe ich
nicht verändert, nur 1 Sud war dabei bei dem ich erstmalig eine Übernachtmaische angewendet habe, betroffen sind aber alle seither gebrauten Sude (4x), sowohl mein bereits erprobtes ug Wiener Lager mit Brauereihefe, als auch
erstmalig gebraute obergärige Belgier und Ales.
Moin Basso, hast du auch die gleichen Hefen benutzt? Geht aus dem Text nicht eindeutig hevor.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 10:42
von Basso
OS-Schlingel hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 08:54
Hallo Basso,
hast Du die Möglichkeit den pH Wert vor, bzw. während des Hopfenkochens festzustellen?
Ein niedrigerer ph Wert begünstigt die Ausflockung, wie auch der Anteil an Ca (min. 50 mg./l) der bei Dir vorhanden ist
Andere Möglichkeit ist vielleicht Kalttrub/Eiweiß im Bier.
Hier könnte eine Proteinrast bei 57°C helfen (->FAN)
Gruß
Stephen
Ich hab zwar ein ph Meter, aber ein relativ günstiges vom großen Fluss.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 10:43
von Basso
integrator hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 09:15
Basso hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 08:12
Die
Brauzutaten und den Ablauf beim Brauen habe ich
nicht verändert, nur 1 Sud war dabei bei dem ich erstmalig eine Übernachtmaische angewendet habe, betroffen sind aber alle seither gebrauten Sude (4x), sowohl mein bereits erprobtes ug Wiener Lager mit Brauereihefe, als auch
erstmalig gebraute obergärige Belgier und Ales.
Moin Basso, hast du auch die gleichen Hefen benutzt? Geht aus dem Text nicht eindeutig hevor.
Die obergärigen Hefen waren alles neue, nur die ug Hefe fürs Wiener Lager ist erprobt, die hole ich immer von einer Brauerei.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 10:51
von integrator
Basso hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 10:43
integrator hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 09:15
Basso hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 08:12
Die
Brauzutaten und den Ablauf beim Brauen habe ich
nicht verändert, nur 1 Sud war dabei bei dem ich erstmalig eine Übernachtmaische angewendet habe, betroffen sind aber alle seither gebrauten Sude (4x), sowohl mein bereits erprobtes ug Wiener Lager mit Brauereihefe, als auch
erstmalig gebraute obergärige Belgier und Ales.
Moin Basso, hast du auch die gleichen Hefen benutzt? Geht aus dem Text nicht eindeutig hevor.
Die obergärigen Hefen waren alles neue, nur die ug Hefe fürs Wiener Lager ist erprobt, die hole ich immer von einer Brauerei.
Es gibt natürlich Hefen die sehr schlecht sedimentieren, d.h. die Biere bleiben unterschiedlich lang trübe.
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 13:05
von OS-Schlingel
Hallo Basso,
war Dein Sud denn jodneutral?
Das kann natürlich auch ein Grund sein...
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 17:37
von Basso
OS-Schlingel hat geschrieben: Freitag 8. Juli 2022, 13:05
Hallo Basso,
war Dein Sud denn jodneutral?
Das kann natürlich auch ein Grund sein...
Ja, Jodtest mache ich bei jedem Sud
Re: Brauwasser - hab ich das so richtig verstanden?
Verfasst: Freitag 8. Juli 2022, 22:26
von slimcase
Eine einfach Möglichkeit Kalzium zu senden ist das Wasser abzukochen.
War für mich eine super Möglichkeit mein Wasser zu verfeinern :) Angenehmer Nebeneffekt: am nächsten Morgen hat das Wasser nahezu Einmaischtemperatur was zeit spart und die Energiekosten fürs Abkochen evt ein wenig lindert ;) Vlt probierst du das auch mal aus und schaust wie das dein Wasser verändert?
In Schlupf seinem Braurechner kann man abgekochtest Wasser mitberechnen, ich nutze diesen nur noch.
Viel Erfolg