Seite 1 von 1

Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Donnerstag 15. September 2022, 21:21
von hiphopf
Heyhoo, ich habe heute US-05 von eiem 5HL Sud IPA geerntet. Möchte am Wochenende ein Pale Ale damit machen.

Das IPA wurde ordentlich gestopft und hat auch sonst genug Hopfen abbekommen :Drink

Dadurch ist die Erntehefe auch recht bitter... hat dies einen Einfluss auf die Bitterkeit von meinem geplanten Bier? Hat da jemand Erfahrung?

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Donnerstag 15. September 2022, 21:33
von schwarzwaldbrauer
Hat auf jeden Fall einen Einfluss.
Hab mal versucht mit einem Bodensatz von eigenem Lagerbier Brot zu backen. Das war zum Glück nicht viel, aber ungenießbar.
Also vorsichtig rangehen.
Grüßle Dieter

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Freitag 16. September 2022, 07:06
von hiphopf
Ok besten Dank! Ja bei einem Brot kann ich mir dies gut vorstellen. Meine Hoffnung war dass es ev. "unlösliche" Bitterstoffe sind, die dann auch im nächsten Bier in der Hefe bleiben

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Samstag 17. September 2022, 08:00
von Frommersbraeu
schwarzwaldbrauer hat geschrieben: Donnerstag 15. September 2022, 21:33 Hat auf jeden Fall einen Einfluss.
Hab mal versucht mit einem Bodensatz von eigenem Lagerbier Brot zu backen. Das war zum Glück nicht viel, aber ungenießbar.
Also vorsichtig rangehen.
Grüßle Dieter
Mal off topic, Lagerbier Brot hört sich interessant an. Hast du dafür ein Rezept?

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Samstag 17. September 2022, 08:21
von haefner
Ob das so einen großen Unterschied macht? Kommt natürlich auf zig Faktoren an, in wie weit das später wahrnehmbar wäre. Zu einem Pale Ale würde es ja nicht unpassend wirken und wenn man IBU technisch nicht grad am eigenen Limit kratzt, würden 2-3 IBU mehr nicht stören.

Fragt sich, wieviel der im Jungbier befindlichen Bitterstoffe können in der Hefe zurückbleiben?

Wenn in der Erntehefe Hopfen vom Stopfen drin ist, würde ich sie nicht mehr nehmen wollen und plane bei mir selbst die Sude entsprechend. Ich stopfe oft erst mit ner Hefe die schon mal "ungestopft" gearbeitet hat.

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Samstag 17. September 2022, 11:34
von Whaip
Frommersbraeu hat geschrieben: Samstag 17. September 2022, 08:00
Mal off topic, Lagerbier Brot hört sich interessant an. Hast du dafür ein Rezept?
Wurde zwar nicht angesprochen, aber habe schon diverse Bierhefen zum Backen verwendet.
Kannst du prinzipiell alles ohne große Vor- oder Nachteile verwenden wie normale Würfelhefe, mit Abstrichem beim Geschmack wegen des bitterem Hopfenschmodders. Lange kühle Gärführungen mit wenig Anstellhefe sind deshalb anzustreben. Die Gärzeiten sind jedoch ziemlich schwierig abzuschätzen und es wird empfohlen, ein großes Zeitfenster zu haben! Alle angegebenen Zeiten sind irrelevant und nur als grobe Ahnung zu verstehen. Nur die Volumenzunahme zählt :)


Mal so improvisiert aus dem Hemdsärmel für ein helles pures Anstellbierbrot:

Vorteig
10% der Mehlmenge des Hauptteiges
TA200 (TA 200 = 100 g Mehl auf 100 g Wasser)
Hefemenge = 0,5-1 ml Bodensatz auf 100 Gramm Mehl könnte hinhauen
Teigtemperatur (TT) 28°C fallend auf Raumtemperatur
Reifezeit etwa 12 h, Volumenzunahme aufs Zweifache
(Aussehen bei Vollreife: Große Blubbers mit kleinen, in etwa so als hätte ein Teigmonster gekotzt und danach noch draufgespuckt ;) )

Hauptteig

TA163-67 (Menge des Vorteiges mitberechnen)
(63-67 g Wasser auf 100 g Mehl)
90% 550er Weizen
10% 1050er Weizen
2 % Salz (ohne Zusätze) oder 1,8 % Salz (0815 Jodsalz mit Rieselhilfen ect).
TT 24 °C
-
Neue Flasche Bier trinken und nochmal 0,5 ml Bodensatz pro 100 Gramm Mehl dazu (Würfelhefe [g] ca 0,4-0,8% bezogen auf Mehlmenge), Vorteig nicht vergessen mit reinzuwerfen und dann wird geknetet.

Handling
-Kneten bis man keine Lust mehr hat, dann nochmal so lange ;)
(Fenstertest durchführen)
-mindestens 2-3 mal dehnen und falten nach jeweils 20-30 Minuten Ruhezeit (Sauerstoffzufuhr und Glutengerüststraffung)


-Rundschleifen und
a)in einen Gärkorb verfrachten, direkt in den Kühlschrank (lange Stückgare) für 10-20 h, je nach Temperatur.
b) Den Teighaufen in eine Schüssel und erst am nächsten Tag vorsichtigst ohne Gärgas auszuquetschen mit einer Teigkarte aus der Schüssel befordern, Wirken und noch einer kurzen Stückgare (30 min bis eine Stunde, Garzustand beachten) unterziehen (lange Stockgare, kurze Stückgare)

Bei entsprechender Teigreife dann ab in den ausgiebig vorgeheizten Ofen, 250C° Ober/Unterhitze, für Wasserdampf sorgen und nach 15 mins Temperatur auf 210-220 runter. Die Backzeit richtet sich nach der Teigmenge, eine Kerntemperatur so ab 95-97°C ist in Ordnung. Einfach mal nach 45 mins messen.



Anmerkungen:
Die Zeiten für Gare sind wirklich stark temperaturabhängig und Hefemengen/Aktivitäten aus Bodensätzen sind nur schwer abzuschätzen. Hier feste Zeiten anzugeben wäre Käse! Faustregel ist: Während der Stockgare (in diesem Fall inklusive dem Dehnen/Falten-Teil) soll eine deutliche Volumenzunahme erfolgen. Also etwa 20-50%. Passiert hier wirklich absolut nichts, den Teig ruhig vor dem Kühlschrank noch etwas "anspringen" lassen. Sobald man Regung erkennt, Wirken und abgedeckt in die Kühlung.
Bei maximal Verdopplung des Hauptteiges / Teiglings kann mal drüber nachdenken wie und ob das Brot eingeschnitten werden soll. Bei knapper Gare eher stärker, bei Vollgare eher weniger oder sogar garnicht. Hierfür kann man dann den "Fingertest" verwendet. Also mal halbherzig mit 2 Fingern an verschiedenen Stellen den Teig so 1 cm tief anstupsen. Je nach Gefühl und "Gasfüllung" des Teigs fühlt er sich anders an (erst fest/teigig/kaugummi >>>schwammig/"porös" >>>weich/hohl/samtig). Zusätzlich wird der Eindruck des Fingers schnell und vollständig(Untergare), mittelschnell und so halb bis 3/4 (knappe Gare) oder garnicht mehr zurückfedern (Vollgare).

Bei Untergare: in Ruhe lassen, notfalls nochmal 5 h im Kühlschrank, oder halt bei RT weiter gehen lassen. Je nach Zeitplan.
Bei knapper Gare tief und beherzt einschneiden
bei Vollgare: einfach so lassen und ab in den Ofen


Beispielrechnung für ein Riesenbrot:
1000 g Mehl (900 g 550er, 100 g 1050er) (Raumtemperatur)
640-670 g Wasser (je nachdem wieviel das Mehl verträgt) (Temperatur je nach Mehltemperatur und gewünschter Zieltemperatur ist auszurechnen)
5 ml Bodensatz
18-20 g Salz

abgezogen werden davon:
Vorteig: 100 g Mehl, 100 g Wasser und n Schlückchen der Anstellhefe

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Sonntag 18. September 2022, 10:44
von schwarzwaldbrauer
Frommersbraeu hat geschrieben: Samstag 17. September 2022, 08:00
schwarzwaldbrauer hat geschrieben: Donnerstag 15. September 2022, 21:33 Hat auf jeden Fall einen Einfluss.
Hab mal versucht mit einem Bodensatz von eigenem Lagerbier Brot zu backen. Das war zum Glück nicht viel, aber ungenießbar.
Also vorsichtig rangehen.
Grüßle Dieter
Mal off topic, Lagerbier Brot hört sich interessant an. Hast du dafür ein Rezept?
Das war in der Not, als beim lockdown vor 2 Jahren wegen Hamsterkäufen keine Hefe mehr zu bekommen war. Da gabe ich einfach Backhege durch Bierhefe ersetzt.
Grüßle Dieter

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Sonntag 18. September 2022, 21:25
von afri
schwarzwaldbrauer hat geschrieben: Sonntag 18. September 2022, 10:44als beim lockdown vor 2 Jahren wegen Hamsterkäufen keine Hefe mehr zu bekommen war. Da gabe ich einfach Backhefe durch Bierhefe ersetzt.
Das habe ich seinerzeit auch gemacht. Aber das Brot war wenig genießbar, es war einfach zu bitter (weil ich vermutlich viel zuviel Hefe gegeben hatte).
Achim

Re: Hopfenbitterkeit aus Erntehefe

Verfasst: Sonntag 18. September 2022, 21:39
von Frommersbraeu
Kenn ich bis jetzt nur von Pizzateig, der hatte auch eine eigenartig Hefeblume entwickelt. Vielleicht probiere ich es beim nächsten Weizenbier mal einen Brotteig anzusetzen. Bittere und Aroma der Hefe sind da ja meist eher passend