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Wilder Hopfen

Verfasst: Mittwoch 8. April 2015, 21:20
von Haufen
Hey Leute.
In meiner Gegend wächst überall etwas wilder hopfen. Nun die frage. Hat schon mal jemand versucht mit wildem hopfen zu Brauen? :Grübel
Um den Geschmack einschätzen zu können müsste ich einen kaltauszug machen und mich auf den Geruch verlassen und bei der bitterung...Naja das wäre dann wohl ein blind date :Waa

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Mittwoch 8. April 2015, 21:52
von klostersander
Ich habe in meiner Hecke auch wilden Hopfen. Ich habe im vorletzten Jahr einfach mal damit gebraut.
Es war ein "Blind date" Sud. Nach dem Motto: No risk, no fun!

Das Ergebnis war sehr gut und wurde bei meinen Freunden hoch gelobt. Also einfach mal was riskieren.
oktoberfestbier.jpg
oktoberfestbier_rezept.jpg
Gruß Matze

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Mittwoch 8. April 2015, 22:18
von HarryHdf
Na Matze... Das war ja dann auch eher die Pussie-Variante :Pulpfiction Einfach den unbekannten Hopfen so niedrig und so kurz wie möglich in den Sud, der seine IBU ja schon von wohlbekannten Sorten hatte ... wo bleibt da das Abenteuer? Aber trotzdem ein durchaus verständliches Denkmodell. :Smile

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Mittwoch 8. April 2015, 22:58
von Seed7
Wen es in deiner Region auch viel kultivierter Hopfen gibt hast du eine Chance das es einigermaßen schmeckt. Der wilde Hopfen hier in der Gegend macht wenig bittere und schmeckt eigentlich wie rasen. Einfach einen kleinen versuch machen,

Ingo

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Donnerstag 9. April 2015, 20:14
von flying
Wilder Hopfen aus der Saaleaue.

Bild

Wenn die Ranken so schön rotviolett sind, könnte es passen. Solche "Rothopfen" (wie der Saazer und seine Abkömmlinge) galten schon immer als wohlschmeckend. Mit grünen Ranken galt es einst als minderwertig. Muss nach heutigen Maßstäben allerding nicht mehr stimmen..

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Donnerstag 9. April 2015, 20:55
von afri
Ich habe mal vom Kumpel wilden Hopfen bekommen und damit Bittere zu Aroma 60:40 gemacht. Laut Protokoll (das seinerzeit nicht sehr ausführlich geführt wurde) war zumindest das Jungbier sehr bitter. Sonst schweigt sich das Protokoll aus, ich gehe davon aus, dass es zumindest nicht untrinkbar wurde weil ich sonst sicher etwas vermerkt hätte.

Mut zur Lücke, allerdings würde ich auch aus heutiger Sicht eher vorsichtig Aromahopfen wild geben (also eher 40:60); wenn die Bittere zu hoch würde, wäre das ärgerlich. Sud teilen wäre auch eine Möglichkeit, dann die Teilsude jeweils 0,5g, 1g, 5g pro Liter stopfen und sehen was rauskommt. Oder die Chuck-Norris-Variante: 10g/l kochen für 90' und _dann_ sehen, was passiert :-) Kann auch gutgehen.
Achim

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Donnerstag 9. April 2015, 22:17
von flying
In sehr alten Büchern kann man folgende Hopfeneinteilungen nachlesen.

Der Rothopfen: Der Beste und Edelste.
Der Grünhopfen: Minderwertiger mit zwiebeligen, knoblauchigen Tönen
Der weißgrüne Hopfen: Eine Mischform, ergibt mitunter gute Aromen.


Das bezieht sich auf die Farbe der Ranken/Reben. Dazu muss man sagen, dass es echte Hopfenzucht vermutlich erst seit rund 100 Jahren gibt. Hopfen wurde über Jahrhunderte nur vegetativ, also durch Klonen vermehrt. Alte Land(Edel)sorten sind sehr nahe am wilden Humulus Lupulus.

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Donnerstag 9. April 2015, 22:31
von flying
Ich habe im Auwald an der Saale eine Reihe der alten Einteilungen bei den wilden Gesellen verifizieren können. Bei den grünrankigen ergab sich ein unschönes Käsefuss-Knoblaucharoma. Waren zwar befruchtet aber noch nicht drüber. Die Rothopfen waren würziger und aromatischer, dennoch mit einem gewissen Käsefuss. Vereinzelte, vermutlich jüngere Planzen der (vermutlich) weißgrünen Fraktion mit guten Bedingungen und seltsamerweisen Fünffingerblättern hatten ein deutliches Johannisbeeraroma..

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Donnerstag 9. April 2015, 23:03
von Lehabraeu
Habe auch in der Nähe einige Wildhopfenquellen, aber im Bezug auf die Hopfenpreise der geprüften veredelten Sorten rechnet sich dieses Experiment nicht.

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Freitag 10. April 2015, 19:44
von Haufen
Danke für die vielen tipps!
Ich fasse mal zusammen. Am besten den "roten" oder alternativ den "weißen". Beim brauen lieber etwas weniger da Gefahr besteht das es zu bitter wird.

Dann warte ich mal bis er ernte reif ist. (Übrigens einer ne idee wann das etwa sein wird?)


Achso hans. Mir geht es dabei nicht darum das es günstiger ist wilden zu nehmen. Ich möchte einfach mal ein "wildes" Bier brauen.

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Freitag 10. April 2015, 22:38
von afri
Die Ernte sollte so im August bis September sein, aber das kannst du leicht ergooglen.
Achim

Re: Wilder Hopfen

Verfasst: Samstag 11. April 2015, 06:18
von BrauNerd
Mein Experiment letztes Jahr einen Teil eines Bieres mit Wildhopfen aus der Westschweiz verkochen:
- Bitterstoffe JA ausreichend
- Aromastoffe sind eher unangenehme Nebengeräusche
- Schaumbildung fast keine - wegen Samen
- Drinbar ja

Fazit: spannendes Erlebnis - aber geschacklich wahrlich keine Offenbarung -> ich mach es nicht mehr, weil mir meine Biere zu schade sind