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Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 12:22
von Latschego
Moin Hobbybrauer,

ich habe folgendes Problem beim Karbonisieren und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.
Folgendes Rezept habe ich gebraut:

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... orha3=12.9

Habe die karbonisierung sogar etwas höher angesetzt und mit 4,5g Traubenzucker a 0,5l gespeist (laut fabier.de wäre Ich auf 3,5 ca. gekommen).
Die Flaschen sind jetzt seit sieben Tagen in der Nachgärung und mein Manometer weist zarte 0,3 Bar aus…seit fünf Tagen, unverändert. Habe mit Drops gespeist. Habt ihr eine Idee wo der Fehler liegen könnte?? :-( aufgelöst ist der Zucker bzw. Sind die Drops auf jeden Fall.
Und kann ich das noch retten? Kann ich die Flaschen einfach nochmal mit Drops speisen? Oder kann das dazu führen dass der „alte“ Traubenzucker in den Flaschen doch noch reagiert und mir alles um die Ohren fliegt ?

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 12:36
von Kobi
Moin,
ohne weitere Infos ist das Glaskugellesen…
Am besten zuerst die Klassiker abchecken: Manometer evtl.undicht? (Andere Flasche ausprobieren?!?) Temperatur bei der Flaschengärung?
Wenn die Flaschen nicht komplett undicht gewesen sein sollten, solltest Du jedenfalls nicht weiter aufzuckern.
Viele Grüße
Andreas

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 13:03
von Latschego
Hab zwei drei Flaschen geöffnet… auf keiner ist Druck.
Gärtemperatur zwischen 18-20 Grad. Genau die selbe wie bei der Hauptgärung. Flaschen sind auch dicht soweit

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 15:41
von Michu
Hallo Latschego,

Welche Hefe hast Du verwendet?

ColdCrush?

Gruss, Michu

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 18:44
von Latschego
Hallo, danke für deine Antwort.

Nein, kein Coldcrash. Hefe habe ich aus dem Rezept genommen, sprich die US-05.
Das einzige was ich während der Hauptgärung gemacht habe, ist einmal die Hefe abgelassen (habe einen konischen Gärkessel mit dafür vorgesehenem Ablaufhahn). Als die Würze sich nicht mehr verändert hat, habe ich diese nochmal in einen braueimer geschlaucht (die beiden Schritte hatte mir mal ein Brauer empfohlen um ein schönes, hefearmes Bier zu bekommen).
Aber kann das damit zusammenhängen ?

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 19:25
von integrator
Michu hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 15:41 ColdCrush?
Sollte damit nichts zu tun haben, es ist immer genug Hefe in der Schwebe.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 21:16
von Latschego
Aber was kann denn dann schiefgegangen sein? :Waa

Und ist der Sud jetzt für die Tonne?

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 21:21
von coyote77
Nein, nicht so schnell aufgeben :Smile
Ich würde jede Flasche schütteln, etwas wärmer stellen und Geduld haben.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 21:51
von Michu
integrator hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 19:25
Michu hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 15:41 ColdCrush?
Sollte damit nichts zu tun haben, es ist immer genug Hefe in der Schwebe.
Sollte.

Ich dachte an die S04, welche gerne einschläft. Mit einem CC wird das halt unterstützt.

Schütteln und warm stellen ist wohl wirklich mal der erste Schritt.

Ich würde noch warten, mit neuer Hefe nachzuimpfen.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 21:55
von afri
Noch ist nichts verloren, warte einfach mal die zweite oder dritte Woche ab. Du hast zwar relativ hohe Themperaturen genannt, aber auch dann kann die NG schon mal dauern. Jetzt die Nerven zu verlieren und wegzukippen ist schlicht unsinnig. Es heißt nicht ohne Grund, die Geduld ist die Tugend des Brauers.

Immerhin hast du 0,3bar, das ist ja nicht nichts. Irgendwas scheint also zu passieren und wenn die parallel geöffneten Flaschen ebenfalls mit wenig Druck versehen waren, so hast du zumindest die relative Sicherheit, dass Messgerät und alle anderen Flaschen das gleiche Verhalten haben (ich hätte sonst geraten die Manometerflasche mal unter Wasser auf Dichtheit zu kontrollieren).

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 22:14
von integrator
Michu hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 21:51
integrator hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 19:25
Michu hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 15:41 ColdCrush?
Sollte damit nichts zu tun haben, es ist immer genug Hefe in der Schwebe.
Ich dachte an die S04, welche gerne einschläft. Mit einem CC wird das halt unterstützt.
:Shocked Oh lese gerade "Schalkehefe" ... hatte einmal eine Nichtkarbonisierung. Auch mit der S04 aber ohne CC.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 22:18
von integrator
afri hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 21:55 Immerhin hast du 0,3bar, das ist ja nicht nichts.
Will nicht pessimistisch sein, das wird aber der Druck durch den Temperaturanstieg (CC zur Nachgärung) sein.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 22:54
von Alt-Phex
Von genau diesem Problem mit den Karbonisierungsdrops lese ich in letzter Zeit öfters. Nimm doch einfach Zucker. Mit Dosierhilfe und Trichter geht das auch Ratzfatz.

Bei diesem Sud bleibt dir wohl nur Aufschütteln und Geduld haben. Eine Nachgärung kann auch mal 3-4 Wochen dauern.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 23:36
von afri
Alt-Phex hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 22:54Nimm doch einfach Zucker. Mit Dosierhilfe und Trichter geht das auch Ratzfatz.
Oder Speise, geht genauso gut und erhöht das C2H6O nicht.

Sorrý, ich stehe auf sowas statt auf Rübenzucker, gehört für mich einfach so.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 23:48
von Alt-Phex
afri hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 23:36
Alt-Phex hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 22:54Nimm doch einfach Zucker. Mit Dosierhilfe und Trichter geht das auch Ratzfatz.
Oder Speise, geht genauso gut und erhöht das C2H6O nicht.

Sorrý, ich stehe auf sowas statt auf Rübenzucker, gehört für mich einfach so.
Das weiß ich doch Achim. Kannst du ja auch gern so machen. Für Anfänger ist Zucker halt einfacher und sicherer. :Greets

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Donnerstag 1. Dezember 2022, 23:55
von Latschego
Vor geraumer Zeit ist mir das bei einem meiner ersten Sude auch schon mal passiert, aber damals hab ich es als irgendein Anfängerfehler deklariert…. Aber ich ziehe meine Schlüsse daraus und werde auf Industriezucker umsteigen.

Für diesen Sud hilft mir das nicht mehr. Danke für die Tipps, werde die Flaschen mal n bisschen schütteln und die Temperatur im Zimmer erhöhen auf 24-25 Grad.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2022, 21:07
von Latschego
Es hilft! 👌
Wieder was dazugelernt… dachte, wenn die Drops aufgelöst sind und kein Druck entsteht, ich nicht mehr viel machen kann.
Aber die Flasche mit Manometer zeigt jetzt knapp 0,9 Bar nach 10 Stunden.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Samstag 3. Dezember 2022, 11:21
von jbrand
Latschego hat geschrieben: Freitag 2. Dezember 2022, 21:07 Es hilft! 👌
Wieder was dazugelernt… dachte, wenn die Drops aufgelöst sind und kein Druck entsteht, ich nicht mehr viel machen kann.
Aber die Flasche mit Manometer zeigt jetzt knapp 0,9 Bar nach 10 Stunden.
Und dann gibt es noch was zu bedenken: Das Manometer misst ja nur den Druck im Kopfraum der Flasche. Das CO2 entsteht aber direkt im Bier und löst sich dort. Und es dauert recht lange, bis sich dann im Kopfraum das Gasgleichgewicht einstellt.

Daher muss man die Flasche mit dem Manometer vor dem Ablesen gründlich schütteln. Das gibt oftmals eine Differenz von 0,3 bis 0,5 bar. Und keine Angst, das Manometer geht davon nicht kaputt.

Hier ist das ganz schön erklärt: https://www.mebak.org/methode/b-420-26- ... trisch/739

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Samstag 3. Dezember 2022, 15:15
von Latschego
Ah ok, danke für den Hinweis. Ich hab bisher immer so abgelesen. Das mach ich zukünftig.
Bin so froh, dass sich da doch noch was rührt. Vielen Dank nochmal an alle !

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Samstag 3. Dezember 2022, 18:31
von olibaer
jbrand hat geschrieben: Samstag 3. Dezember 2022, 11:21 Hier ist das ganz schön erklärt: https://www.mebak.org/methode/b-420-26- ... trisch/739
Danke für den link, Jens.
Ich hab mir hier schon über Jahre die Finger wund geschrieben bzgl. der CO2-Messung und schütteln der Probe vor der Messung.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2022, 09:31
von Latschego
In dem ganzen Zusammenhang hat sich für mich aber noch ne andere Frage ergeben, auf die ich nach Recherche keine eindeutige Antwort gefunden habe.
Ich fahr kommenden Donnerstag für vier Wochen in den Urlaub.
Entsprechend lange wäre jetzt noch meine Nachgärungszeit, da ich die Flaschen vorher noch nicht kaltstellen wollte, da ich davon ausgehe, dass die Karbonisierung und Reifung bis dahin noch nicht abgeschlossen sein wird.
Jetzt die Frage: Verhält es sich wie bei gutem Wein und das Jungbier wird einfach nur besser ? 😉 (Würde warm lagern aber nur bei 15-18 Grad, Heizung bleibt logischerweise aus)
Oder sollte es zwangsläufig, nachdem sich der Druck für ein paar Tage nicht mehr ändert, kaltgestellt werden im Kühlschrank ?

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2022, 10:52
von olibaer
Latschego hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 09:31 Oder sollte es zwangsläufig, nachdem sich der Druck für ein paar Tage nicht mehr ändert, kaltgestellt werden im Kühlschrank ?
Das wäre sinnvoll.
Auf
  • Gärung
  • Reifung
  • Konditionierung (hier Karbonisierung)
  • Lagerung
folgt
  • Alterung
Die Übergänge sind oft fließend, teilweise dürfen sie entfallen, teilweise werden sie extrem forciert. Das Rahmenprogramm bestimmt die Rezeptur.
Witzigerweise ist die Alterung immer nur dann ein Bestandteil der Rezeptur, wenn sich der Brauer einen Vorteil davon verspricht. Übt die Alterung hingegen einen nachteiligen Effekt aus, kommt sie im Plan nicht vor.

Was Du jetzt vor hast, das ist eine geplante Alterung mit nachteiligem Effekt.

Ist die Karbonisierung abgeschlossen, dann gehört das Bier in den Kühlschrank (kühl&dunkel lagern). Bleibt das aus, dann resultiert ein Schaden ( -> Lebensmittel -> Alterung). Diesen Schaden zu beziffern, das ist schwierig, aber wenn es eben nicht anders geht, dann ist es eben so ( -> Hobby).

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2022, 21:27
von afri
olibaer hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 10:52 Ist die Karbonisierung abgeschlossen, dann gehört das Bier in den Kühlschrank (kühl&dunkel lagern). Bleibt das aus, dann resultiert ein Schaden ( -> Lebensmittel -> Alterung). Diesen Schaden zu beziffern, das ist schwierig, aber wenn es eben nicht anders geht, dann ist es eben so ( -> Hobby).
Heißt das, dass dieser Schaden bei Kaufbier kaum auftritt? Das wird ja selten direkt nach dem Kauf im Kühli gelagert, gelegentlich sogar in warmen Garagen oder Wohnungen. Wenn ja, was ist dann beim Selbstbräu anders, ist es die Hefe?
Achim

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2022, 21:44
von schwarzwaldbrauer
afri hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 21:27
olibaer hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 10:52 Ist die Karbonisierung abgeschlossen, dann gehört das Bier in den Kühlschrank (kühl&dunkel lagern). Bleibt das aus, dann resultiert ein Schaden ( -> Lebensmittel -> Alterung). Diesen Schaden zu beziffern, das ist schwierig, aber wenn es eben nicht anders geht, dann ist es eben so ( -> Hobby).
Heißt das, dass dieser Schaden bei Kaufbier kaum auftritt? Das wird ja selten direkt nach dem Kauf im Kühli gelagert, gelegentlich sogar in warmen Garagen oder Wohnungen. Wenn ja, was ist dann beim Selbstbräu anders, ist es die Hefe?
Achim
Ich denke das ist so.
Wir Flaschenabfüller müssen einiges an Hefe in die Flasche mitschleppen um gutes Bier zu bekommen.
Gibt es bei den KEG-Leuten da andere Erfahrungen? Aber ich denke dass die ihr Bier auch nicht unfiltriert "warm" reifen.

Grüßle Dieter.

Re: Keine Karbonisierung

Verfasst: Montag 5. Dezember 2022, 09:53
von jaulinho
Der Alterungsprozess ist ja recht umfassend und von vielen Parametern abhängig.

Zum einen ist es natürlich der Lieblingsfeind der Brauer, die Oxidation. Auch Licht (UV Strahlung) verursacht chemische Prozesse, die die ursprüngliche Würzezusammensetzung verändern. Die Hefe tut auch noch Arbeit, sofern sie nicht gänzlich entfernt worden ist - bspw. Hopfenbiotransformation. Und das Ganze läuft bei höheren Temperaturen natürlich wesentlich schneller ab, als bei niedrigen (10°C mehr verdoppelt die Reaktionsgeschwindigkeit).

Und dann kommt es auch auf den Bierstil an, denn einige Biere (bspw. gestopfte wie IPA) sind sehr anfällig, d.h. verlieren durch Alterung schnell ihre stiltypischen Eigenschaften, andere sind da toleranter (bspw. dunkle Böcke).

Kaufbiere sind ja deshalb oft filtriert (keine Hefe) und dunkle Flaschen schützen (nicht vollständig) vor UV Strahlung. Außerdem erfolgt die Abfüllung unter Ausschluss von Sauerstoff mit gefluteten Flaschen, so dass Oxidation auch weitgehend ausgeschlossen wird, weil kein Sauerstoff zum Reagieren da ist. Wenn man aber mal in eine Brauerei geht, dann sieht man auch, dass die Kästen dunkel gelagert werden, aber seltenst gekühlt. Danach kommt dann der Transport, wo es im Sommer auch auf dem LKW unter der Plane schon mal 40 Grad heiß werden kann. Ggf. stehen sie dann noch als "Sonderangebot" vorm Supermarkt in der Sonne und danach zuhause in der Garage, die im Sommer auch über 20 Grad warm werden kann.

Die Kegger haben da ein paar Vorteile ggü den Flaschenabfüllern. Die Kegs sind absolut lichtdicht und man kann sie sehr gut mit CO2 vorfluten bzw. im Nachgang den Kopfraum entlüften und mit CO2 befüllen. Gerade das sehe ich bei der (nicht GDA-) Flaschenabfüllung kritisch, da ein recht hohes Volumen an Luft (und damit O2) in Bezug zur Biermenge im Kopfraum verbleibt. Mit unseren Haushaltsmitteln ist Hefe auch nicht zu 100% zu entfernen, daher bleibt dieser Faktor in der Alterung immer ein Thema. Aber auch hier haben die Kegger einen Vorteil, weil sie einfach mal zwischendurch in der Kälte sedimentierte Substanzen (z.B. Hefe) mit dem Hahn abschießen können.

Aus meiner - zugegebenermaßen überschaubaren - Erfahrung: ich kegge nur noch und lagere nach Abschluss der Reifung bei 3°C. Nach ca. 3-4 Tagen schieße ich das erste mal ab und mache das dann noch so 2-3 mal in den darauffolgenden zwei Wochen. Danach zapfe ich entweder ein sehr klares Bier oder fülle eine sehr klares Bier mittels GDA ab.

Die Alterung wird durch dieses Vorgehen nicht verhindert, aber auf ein für Hobbybrauer leistbares und vertretbares Maß gesenkt.

Gruß