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West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Montag 12. Dezember 2022, 22:18
von R0B
Ich plane gerade ein wenig meine nächsten Sude. Ein Bier, was mich schon eine ganze Weile umtreibt, ist das West Indies Porter von Guinness, das finde ich wirklich großartig. Ist zwar nicht mein ultimatives Lieblings-Porter (das ist das Toasted Porter von Einstök), aber schon verdammt weit oben auf meiner Liste und es schmeckt so, als wäre es jetzt nicht wirklich das komplexeste Rezept.

Hat sich da vielleicht schon mal einer von euch dran versucht? Man findet in den internationalen Foren hier und da zwar Rezepte, aber ob die wirklich stimmen steht natürlich auf einem anderen Blatt, die unterscheiden sich teilweise enorm. Falls jemand sich schon mal daran versucht hat, wäre ich sehr interessiert an einem Austausch.

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Dienstag 13. Dezember 2022, 15:24
von rakader
Edit:

Würde mich auch interessieren, alldieweil ich ein lokales Foreign Extra Stout in der Karibik von der St. Vincent Brewery in Kingston schon getrunken habe. Ja, das ist sehr lecker. (Dein Porter läuft bei BJCP unter Foreign Extra Stout 16D - da sind die Eigenheiten auch gut beschrieben.) Bei Brewer’s Friend finde ich auf Anhieb ein Rezept - und da hast Du recht, das ist nicht zu Ende klamüsert. Es ist bei Clone-Rezepten leider meistens so, dass sie überwiegend auf Wunschwahrnehmungen aufgebaut sind, noch etwas abgeglichen mit dem Stil - und dann kommen eben so unterschiedliche Varianten heraus. Solange man den Bezug nicht kennt, kann man nicht viel drauf geben. Etwas anderes sind Rezepte in Zeitschriften, hinter denen oft gute Recherche steht oder wo der Head Brewer wie Vinnie Cilurzo beim Pliny the Elder das Original-Rezept teilt und der Community über Jahre hinweg Änderungen mitteilt.

Wie ein Tropical Stout, das ich vor ein paar Jahren mit der SafLager S-23 gemacht habe, kann auch ein Foreign Extra Stout mit untergäriger Hefe vergoren werden, etwa mit der W34/70. Ich würde mit der Irish Ale (tolle Hefe) in zwei Stufen mischen.

Vielleicht ist es eine gute Idee, wenn Du Dich statt dieses einen Biers dem Bierstil „Foreign Extra Stout“ zuwendest? Ich habe Dir mal dazu einen Link raugesucht: https://homebrewacademy.com/foreign-extra-stout-recipe/
„Porter“ ist im übrigen nur ein Marketingname, historisch abgeleitet ; es ist ein Stout.

Interessant finde ich auch dieses Rezept, das die typischen Lakritzaromen dieses Bierstils mit Blackstrap herausarbeitet.
https://beerandbrewing.com/blackstrap-f ... ut-recipe/

Gruß
Radulph

Edit: Zusammen mit der Stilbeschreibung und dem Profil von Guinness, sollte man das Original aber nachvollziehen können. Dann mit den Rezepten abgleichen, die dem Profil am nächsten kommen, den Geschmack der Malze recherchieren - so würde ich die Spreu vom Weizen trennen, also alles was keine Goldings und Maris Otter verwendet, in die Tonne - und vermutlich dann mein ganz eigenes West Indies Porter kreieren (ein purer Clone ist mir bei diesem Aufwand dann einfach zu blöd) - aber danke für die Inspiration, Guinness :thumbsup :popdrink
https://www.guinness.com/de-de/unsere-b ... es-porter/
Im Übrigen muss man wohl auf die Hefe achten, die sicher sehr vital sein muss - entweder kälter anstellen oder eben doch eine untergärige; die Frische wird ja betont, leichte Säuerlichkeit auch. Das spricht schon für eine W34/70. Ein Starter sollte Pflicht sein.

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Dienstag 13. Dezember 2022, 17:21
von R0B
rakader hat geschrieben: Dienstag 13. Dezember 2022, 15:24 Würde mich auch interessieren, alldieweil ich ein lokales Foreign Extra Stout in der Karibik von der St. Vincent Brewery in Kingston schon getrunken habe. Ja, das ist sehr lecker. (Dein Porter läuft bei BJCP unter Foreign Extra Stout 16D - da sind die Eigenheiten auch gut beschrieben.)
Stimmt, das gibt's ja auch noch. War auch sehr lecker, wenn ich mich richtig erinnere. Irgendwie so, wie ein Guinness schon immer schmecken sollte, halt die Premium-Version.
rakader hat geschrieben: Dienstag 13. Dezember 2022, 15:24 Bei Brewer’s Friend finde ich auf Anhieb ein Rezept - und da hast Du recht, das ist nicht zu Ende klamüsert. Es ist bei Clone-Rezepten leider meistens so, dass sie überwiegend auf Wunschwahrnehmungen aufgebaut sind, noch etwas abgeglichen mit dem Stil - und dann kommen eben so unterschiedliche Varianten heraus. Solange man den Bezug nicht kennt, kann man nicht viel drauf geben.
Das ist das Problem, müsste man dann tatsächlich mal brauen und gucken, wie nah es dran ist. Da sind erprobte und für nah-dran-befundene Rezepte natürlich goldwert.
rakader hat geschrieben: Dienstag 13. Dezember 2022, 15:24 Vielleicht ist es eine gute Idee, wenn Du Dich statt dieses einen Biers dem Bierstil „Foreign Extra Stout“ zuwendest? Ich habe Dir mal dazu einen Link raugesucht: https://homebrewacademy.com/foreign-extra-stout-recipe/
Danke, das werd' ich mal unter die Lupe nehmen. Und es stimmt schon, der Stil ist es eigentlich wert, da mehr draus zu machen als ein Clone-Sud.
rakader hat geschrieben: Dienstag 13. Dezember 2022, 15:24 Im Übrigen muss man wohl auf die Hefe achten, die sicher sehr vital sein muss - entweder kälter anstellen oder eben doch eine untergärige; die Frische wird ja betont, leichte Säuerlichkeit auch. Das spricht schon für eine W34/70. Ein Starter sollte Pflicht sein.
Ich hab bisher weder was mit der W34/70 noch mit der Irish Ale gemacht, aber der Winter ist ja noch lang, ich sehe da auf jeden Fall einige Versuche in nächster Zeit. Habe vor kurzem auch mein Hefe-Spa eröffnet, mit Heizung/Kühlung und Magnetrührer werd ich die Biester schon fit kriegen :thumbsup

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Dienstag 13. Dezember 2022, 17:42
von rakader
Das hört sich doch alles nach Hand und Fuß an. Dranbleiben! Wenn ich etwas Zeit habe, werde ich mich mit dem Stil auch befassen. Wird aber Februar werden. Ober und untergärig würde ich mal als Zielvorgabe ausgeben.

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Mittwoch 14. Dezember 2022, 16:53
von §11
Ich hab mich mal in meinem "Archiv" umgeschaut was ich finde.

Zum Stil:
West Indie Porter ist ein sogenanntes Keeping Porter[1]
Aus dem West Indie Porter und dem Double Stout entstand das Guinness Foreign Extra Stout- FES [2][3][4]
Foreign Extra Stout was also known as Foreign Extra Double Stout or West Indies Porter [5]
Tripple Stout wird synonym for Extra Double Stout verwendet
Guinness hat lange Zeit nur Fassbier abgegeben das von unterschiedlichen Bottlern auf Flaschen gezogen wurde und dort zu Ende vergoren wurde

History:
In 1802 records of brewing (at Guinness) list a West Indies Porter made probably for export out of Bristol [1]
Some beer was brewed for the West Indies at ₤3 a hogshead, which was 5s more than ordinary porter,' to pay for the Encreased quantity of Malt and Hops' [2]
The hop rate varied from 3 to 6lb per hogshead for beer sold in Europe, and was as high as 6 1/2 per barrel for the West Indies Porter [2]
{...} But West Indies Porter seems always to have been brewed with the newest hops available (vorher wird darüber gesprochen das Porter meist mit 3 bis 4 Jahre altem Hopfen gebraut wurde)[2]
The hops were mainly English, although foreign hops were used from time to time. Flemish hops appear in the 1801/2 Brewery Notes Book and accounted for as much as half the hops needed for brewing [2]
In 1801, just over a year before he died (Arthur Guinness), he came up with the recipe for the West Indies Porter, a blend of pale and dark malt with some brown [4]
Rezept:
- Das Bier wurde 1-2 Jahre in Dublin im Holztank gelagert [1]
- Gravity 1073 [1]
- Gravity until 1916 1074 [6]
- Analyse Foreign Extra Stout 1901
RE (Balling): 3.4
StW (Balling): 18.22
Wasser %: 87.56
Alc m/m%: 6.29
Sugar: 0.97
Lactic Acid: 0.243
- Rezept 1883 Pale Malt 85%, Amber Malt 10%, Roast Malt 4.6%, Hops lbs per Barrel 6.2, Boil off 10.2%[1]
- Mash- in 45 minuten, Rast 70 minuten, danach Läuterbeginn. Nach etwa 2.5 Stunden war der Würzestand etwa 5.1 inch und es wurde auf 6 inch zugebrüht und das Rührwerk eingeschaltet. Zweite Rast 25 Minuten vor Läuterbeginn. Anschwänzen mit 170F.
- in 1900 hat man von Goldings auf Fuggles umgestellt
- FES hat im Storage tank eine zweite Fermentation durchlaufen. Hughes spricht von 'The conditioning of FES in trade depended upon the presence in the storage vats of a second type of yeast 9...) [1] Hughes gibt auch zwei VG an, einmal nach der primären Fermentation und dann nach der secondären Fermentation. IMHO das spricht sehr für eine zweite Fermentation mit Brett, da es sich um Holzbottiche handelte. Davon sprechen auch andere Quellen
- Hughes verwendet als Einheit des Extrakts degree saccharine ₒS. Demnach kam das Bier mit 17-19ₒS aus dem Gärkeller und vergor im Lagertank bis 11-12ₒS, was laut Hughes etwas 5ₒS für die Flaschengärung lies. Die Flaschengärung verlief sehr langsam auf dem Weg in die Kolonien (auch das spricht für Brett. [1]
-FES wurde nur im Winter gebraut.
- FES wurde mit Wasser, statt mit Nachlauf des vorherigen Sudes, angeschwänzr um de pH Wert zu erniedrigen (?) [1]
- Die Hauptgärung dauerte etwa 48h bei 56F [1]
- Hughes spricht auch von Lactobacillus und Pediococcus in den Lagertanks [1]
- Amber Malz wurde im FES bis 1940 verwendet [1]
- Angestellt wurde mit 3.5lbs per barrel bei 61F, ab 1869 bei 57F [1]
- Da Guinness auch immer wieder Hefe von anderen Brauerein verwendet hat, ist es schwierig vom "Guinness" Hefestamm zu sprechen
- Im FES wurde keine Speise in der Flasche verwendet [1]
- 1931 wurden 4 verschiedene Hefestämme isoliert [1]
- Später (Jahr unklar) wurde ein Stamm Reinzuchthefe (code 1511) verwendet. Übrigens ein anderer als im 'normalen' Guinness [1]
- Seit 1949 wird das junge Bier mit 10% MHG verschnitten und pasteurisiert. Im Laufe der Zeit wurde das MHG weiter konzentriert und die Verschnittrate entsprechend angepasst.

Kommentare:
- Guinness hat in Dublin das West Indies Porter am Hahn das angeblich nach dem Rezept von 1801 gebraut wurde. Das hat 6Vol% alk. Hier bin ich mir nicht ganz sicher ob es hier nicht zu einem "Übersetzungfehler" gekommen ist. Angeblich hat Guinness das West Indies Porter in Foreign Extra Stout unbenannt bzw. die Namen synonym verwendet. Das hat aber, laut historischen Analysen, etwa 6 Massenprozent Alkohol (Massenprozent waren lange Zeit die übliche Angabe. Das entspricht aber etwa 7.5 Vol% Alkohol was auch dem heutigen Foreign Extra Stout entspricht

[1] A bottle of Guinness Please, David Hughes, 2006
[2] Guinness's Brewery in the Irish Economy 1759-1876, Patrick Lynch, John Vaizey, 2011
[3] Guinness: The 250 Year Quest for the Perfect Pint, Bill Yenne
[4] Empire of Booze: British History Through the Bottom of a Glass, Henry Jeffreys
[5] Porter!, Ronald Pattinson
[5] Mild!, Ronald Pattinson
[6] American Handy Book of the Brewing, Malting and Auxiliary, Robert Wahl, ‎Max Henius, 1901

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Mittwoch 14. Dezember 2022, 16:57
von rakader
§11 hat geschrieben: Mittwoch 14. Dezember 2022, 16:53 Ich hab mich mal in meinem "Archiv" umgeschaut was ich finde.

Zum Stil:
West Indie Porter ist ein sogenanntes Keeping Porter[1]
Aus dem West Indie Porter und dem Double Stout entstand das Guinness Foreign Extra Stout- FES [2][3][4]
Foreign Extra Stout was also known as Foreign Extra Double Stout or West Indies Porter [5]
Tripple Stout wird synonym for Extra Double Stout verwendet
Guinness hat lange Zeit nur Fassbier abgegeben das von unterschiedlichen Bottlern auf Flaschen gezogen wurde und dort zu Ende vergoren wurde

History:
In 1802 records of brewing (at Guinness) list a West Indies Porter made probably for export out of Bristol [1]
Some beer was brewed for the West Indies at ₤3 a hogshead, which was 5s more than ordinary porter,' to pay for the Encreased quantity of Malt and Hops' [2]
The hop rate varied from 3 to 6lb per hogshead for beer sold in Europe, and was as high as 6 1/2 per barrel for the West Indies Porter [2]
{...} But West Indies Porter seems always to have been brewed with the newest hops available (vorher wird darüber gesprochen das Porter meist mit 3 bis 4 Jahre altem Hopfen gebraut wurde)[2]
The hops were mainly English, although foreign hops were used from time to time. Flemish hops appear in the 1801/2 Brewery Notes Book and accounted for as much as half the hops needed for brewing [2]
In 1801, just over a year before he died (Arthur Guinness), he came up with the recipe for the West Indies Porter, a blend of pale and dark malt with some brown [4]
Rezept:
- Das Bier wurde 1-2 Jahre in Dublin im Holztank gelagert [1]
- Gravity 1073 [1]
- Gravity until 1916 1074 [6]
- Analyse Foreign Extra Stout 1901
RE (Balling): 3.4
StW (Balling): 18.22
Wasser %: 87.56
Alc m/m%: 6.29
Sugar: 0.97
Lactic Acid: 0.243
- Rezept 1883 Pale Malt 85%, Amber Malt 10%, Roast Malt 4.6%, Hops lbs per Barrel 6.2, Boil off 10.2%[1]
- Mash- in 45 minuten, Rast 70 minuten, danach Läuterbeginn. Nach etwa 2.5 Stunden war der Würzestand etwa 5.1 inch und es wurde auf 6 inch zugebrüht und das Rührwerk eingeschaltet. Zweite Rast 25 Minuten vor Läuterbeginn. Anschwänzen mit 170F.
- in 1900 hat man von Goldings auf Fuggles umgestellt
- FES hat im Storage tank eine zweite Fermentation durchlaufen. Hughes spricht von 'The conditioning of FES in trade depended upon the presence in the storage vats of a second type of yeast 9...) [1] Hughes gibt auch zwei VG an, einmal nach der primären Fermentation und dann nach der secondären Fermentation. IMHO das spricht sehr für eine zweite Fermentation mit Brett, da es sich um Holzbottiche handelte. Davon sprechen auch andere Quellen
- Hughes verwendet als Einheit des Extrakts degree saccharine ₒS. Demnach kam das Bier mit 17-19ₒS aus dem Gärkeller und vergor im Lagertank bis 11-12ₒS, was laut Hughes etwas 5ₒS für die Flaschengärung lies. Die Flaschengärung verlief sehr langsam auf dem Weg in die Kolonien (auch das spricht für Brett. [1]
-FES wurde nur im Winter gebraut.
- FES wurde mit Wasser, statt mit Nachlauf des vorherigen Sudes, angeschwänzr um de pH Wert zu erniedrigen (?) [1]
- Die Hauptgärung dauerte etwa 48h bei 56F [1]
- Hughes spricht auch von Lactobacillus und Pediococcus in den Lagertanks [1]
- Amber Malz wurde im FES bis 1940 verwendet [1]
- Angestellt wurde mit 3.5lbs per barrel bei 61F, ab 1869 bei 57F [1]
- Da Guinness auch immer wieder Hefe von anderen Brauerein verwendet hat, ist es schwierig vom "Guinness" Hefestamm zu sprechen
- Im FES wurde keine Speise in der Flasche verwendet [1]
- 1931 wurden 4 verschiedene Hefestämme isoliert [1]
- Später (Jahr unklar) wurde ein Stamm Reinzuchthefe (code 1511) verwendet. Übrigens ein anderer als im 'normalen' Guinness [1]
- Seit 1949 wird das junge Bier mit 10% MHG verschnitten und pasteurisiert. Im Laufe der Zeit wurde das MHG weiter konzentriert und die Verschnittrate entsprechend angepasst.

Kommentare:
- Guinness hat in Dublin das West Indies Porter am Hahn das angeblich nach dem Rezept von 1801 gebraut wurde. Das hat 6Vol% alk. Hier bin ich mir nicht ganz sicher ob es hier nicht zu einem "Übersetzungfehler" gekommen ist. Angeblich hat Guinness das West Indies Porter in Foreign Extra Stout unbenannt bzw. die Namen synonym verwendet. Das hat aber, laut historischen Analysen, etwa 6 Massenprozent Alkohol (Massenprozent waren lange Zeit die übliche Angabe. Das entspricht aber etwa 7.5 Vol% Alkohol was auch dem heutigen Foreign Extra Stout entspricht

[1] A bottle of Guinness Please, David Hughes, 2006
[2] Guinness's Brewery in the Irish Economy 1759-1876, Patrick Lynch, John Vaizey, 2011
[3] Guinness: The 250 Year Quest for the Perfect Pint, Bill Yenne
[4] Empire of Booze: British History Through the Bottom of a Glass, Henry Jeffreys
[5] Porter!, Ronald Pattinson
[5] Mild!, Ronald Pattinson
[6] American Handy Book of the Brewing, Malting and Auxiliary, Robert Wahl, ‎Max Henius, 1901
Wow Jan - das kommt sofort in die Datenbank zu den Stilbeschreibungen. Für so etwas sitze ich manchmal nächtelang dran, bis ich das Material zusammen habe - und hier auf einen Schlag. Chapeau!

:goodpost:

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Mittwoch 14. Dezember 2022, 17:44
von §11
Naja, neben etwa 10 Regalmetern Braubücher haben sich auch einige GB an Quellen angesmmelt... Freut mich ja wenn ich damit helfen kann

Jan

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 15:59
von R0B
§11 hat geschrieben: Mittwoch 14. Dezember 2022, 17:44 Naja, neben etwa 10 Regalmetern Braubücher haben sich auch einige GB an Quellen angesmmelt... Freut mich ja wenn ich damit helfen kann
Gerade erst gesehen: das ist das perfekte Startrezept für weitergehende Ermittlungen! :thumbsup Danke dafür!

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 17:58
von §11
Mal die ganzen Hinweise aus den Quellen in ein Rezept gepackt, würde ich so starten (für 20l Ausschlagwürze @ 100°C und 70% SHA)

„Vitalwerte“
StW: 18°P
IBU: 50

Schüttung:
4500g Pale Ale Malz, z.B. Simpson Best Pale Ale Malt 2.2-3.0L
530g Amber Malt, z.B. Simpson Amber Malt 20.8-27.2L
245g Roasted Malt, z.B. Simpson Black Malt 538-713.1L
25g roasted Barley 488-713L
= 173 EBC Ich hab eine Quelle gefunden, die von etwa 140 EBC spricht, weiss aber nicht wie verlässlich die ist. Ausserdem liegt das schon im Schwankungsbereich, betrachtet man die Streubreite bei der Malzfarbe
Anmerkung: Sollte das Bier so zu röstig werden, kann das Roasted Malt auch durch Black Patent Malt teilweise oder ganz ersetzt werden.

Dann Maischen wie beschrieben. Bei mir ergeben 1h Kochen etwa 10% Verdampfung, das würde bei mir also passen.
Hopfenaroma hat das Bier, laut Beschreibung, wenig, nur eben Bittere. Laut Rechner kommt man auf 50 IBU (so steht es in den diversen Verkostungsplattformen) mit 275g Fuggles @5% wenn man sie bei Kochbeginn gibt.

Bei der Hefe wird es schwierig weil ja scheinbar Guinness eine andere Hefe für das West Indies Porter verwendet oder verwendet hat. Ingesamt aber eher neutral und nicht zu "English":
- WYEAST BRITISH ALE 1098
- WYEAST IRISH ALE 1084 die bleibt bei den genannten 56F auch sauber
-OYL005 Irish Ale - Omega Yeast

Die Frage ist wie weit man bei der zweiten Gärung am Original bleiben will. Die heutige Verwendung von MHG bzw. GBS oder GFE wurde ja genau wegen den Schwankungen in Säure etc. eingeführt.

Gruss

Jan

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 18:30
von rakader
Hallo Jan, die Aussage zu 275g Fuggles lässt mich etwas rätselnd zurück. Kannst Du noch etwas zum Hopfenschema sagen?
MHG, GBS und GFE sagen mir nichts…
Malze, Hopfen und Hefe hätte ich lagernd alles hier. Könnte sofort loslegen :Smile

Viele Grüße
Radulph

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 18:58
von §11
rakader hat geschrieben: Donnerstag 15. Dezember 2022, 18:30 Hallo Jan, die Aussage zu 275g Fuggles lässt mich etwas rätselnd zurück. Kannst Du noch etwas zum Hopfenschema sagen?
MHG, GBS und GFE sagen mir nichts…
Malze, Hopfen und Hefe hätte ich lagernd alles hier. Könnte sofort loslegen :Smile

Viele Grüße
Radulph
Kein Wunder, mein Rechner war noch auf 60 Liter eingestellt :Ahh muss 95g heissen. Direkt zu Kochbeginn gegeben. Ich hab mit 10 Minuten gerechnet um auf unter 80 Grad zu kommen.

MHG, GBS und GFE sind die Guinness Konzentrate die die Brauerei über die Zeit entwickelt haben.
MHG = Mature High Gravity
GBS - Guinness Blending Stout
GFE = Guinness Flavor Extract
Wie auch bei anderen Stilen haben die Brauer rausgefunden das nicht 100% eines Batch reifen muss, sondern ein Teil sehr ausgiebig, den man dann mit jüngerem Bier verschneidet.

Cheers

Jan

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 19:00
von R0B
rakader hat geschrieben: Donnerstag 15. Dezember 2022, 18:30 MHG, GBS und GFE sagen mir nichts…
Hab' ich auch nocht nichts von gehört, aber man lernt ja nie aus, bin gespannt.
rakader hat geschrieben: Donnerstag 15. Dezember 2022, 18:30 Malze, Hopfen und Hefe hätte ich lagernd alles hier. Könnte sofort loslegen :Smile
Malz, Röstgerste und der Hopfen ist ebenfalls vorhanden, die Hefe muss ich mir aber noch kommen lassen. Bin sehr gespannt was das gibt! Können wir dann ja wahrscheinlich im nächsten Winter besprechen. :Bigsmile

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 19:01
von rakader
Wertvolle Infos, Jan - das wird alles in meine Rezeptur eingepreist - ich nehme mir aber wie üblich meine (kleinen) kreativen Freiheiten, sobald ich meine, den Stil nachvollzogen zu haben.

:Drink
Radulph

Edit: Besprechen wir sehr sehr gerne. ich werde damit mein Eichenfass belegen. Brautag wird zu Heilig-Drei-Könige sein.

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 19:08
von rakader
Ach ja - an dieser Stelle: @ROB danke fürs Thema :Drink

Radulph

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Donnerstag 15. Dezember 2022, 20:09
von R0B
rakader hat geschrieben: Donnerstag 15. Dezember 2022, 19:01 Brautag wird zu Heilig-Drei-Könige sein.
Sehr schöne Wahl - mein Geburtstag! :thumbsup
rakader hat geschrieben: Donnerstag 15. Dezember 2022, 19:01 Ach ja - an dieser Stelle: @ROB danke fürs Thema :Drink
Nichts zu danken. Fantastisch, was die Profis hier in kürzester Zeit mal eben aus dem Hut zaubern! :thumbup

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Samstag 17. Dezember 2022, 15:18
von rakader
§11 hat geschrieben: Donnerstag 15. Dezember 2022, 18:58 Wie auch bei anderen Stilen haben die Brauer rausgefunden das nicht 100% eines Batch reifen muss, sondern ein Teil sehr ausgiebig, den man dann mit jüngerem Bier verschneidet.

Cheers

Jan
Entwickle derzeit mein Rezept. Was hältst Du davon 3 Batches zu machen: 1 zum langen Lagern auf Fass, dann sukzessive 2 nachgelagerte Batches, die 50:50 verschnitten werden? Der Rest von 2 wird einfach jung getrunken. Man hätte je nach Verschnittschema ein mittelaltes und ein altes Cuvée, z.B. nach 6 und nach 12 Monaten. Einfacher ist es natürlich mit 2 Batches.

Habe ich noch nie gemacht aber das böte sich jetzt doch mal prima für einen Reifungs-Direktvergleich an.

Cheers
:Drink
Radulph

PS.: Ich werde mit Goldings und Styrian Savinski Goldings ins Feld gehen

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Samstag 17. Dezember 2022, 17:25
von rakader
§11 hat geschrieben: Mittwoch 14. Dezember 2022, 16:53 - Mash- in 45 minuten, Rast 70 minuten, danach Läuterbeginn. Nach etwa 2.5 Stunden war der Würzestand etwa 5.1 inch und es wurde auf 6 inch zugebrüht und das Rührwerk eingeschaltet. Zweite Rast 25 Minuten vor Läuterbeginn. Anschwänzen mit 170F.
Hallo Jan, das lässt mich nochmals rätselnd zurück. Es ist also eine traditionelle Bottichmaische mit Zubrühen. Maischen für 45 Minuten, dann 70 Minuten warten, dann läutern bedeutet das?

Mit 2. Rast ist vermutlich Verzuckerungsrast bei 72°C gemeint… das verwirrt allerdings. 170°F sind 76°C.
Mit Inch - sorry, das ist nicht meine Welt; möchte ich mir nicht antun :redhead

Geht es etwas genauer?

Dann hätte ich nämlich mein FES fertig…

Gruß
Radulph

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Sonntag 18. Dezember 2022, 14:38
von Colindo
@rakader In den historischen englischen Rezepten wurden "Mash-In" immer benutzt, um aktives Rühren zu kennzeichnen, deswegen die zusätzliche Nennung der Rast. Da wurde dann nicht gerührt.

Die zweite Temperatur muss nicht 72°C meinen. Historisch wurde oft so etwas wie "1. Rast 62°C, 2. Rast 66°C, dann Abmaischen" gefahren. Das kannst du eh nicht übernehmen, das sich heutige Malze ganz anders verhalten. Überleg dir lieber, was für einen Restextrakt du möchtest und pass das Maischverfahren daraufhin an.

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Sonntag 18. Dezember 2022, 14:41
von rakader
Danke @Colindo für die Hinweise. Gemeint ist aber schon das Zubrühverfahren? (Ich mache das sehr gerne.) Restextrakt möchte ich bei diesem Bier natürlich sehr niedrig haben, das ist ja klar.

Grüße
Radulph

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Montag 19. Dezember 2022, 06:25
von Colindo
Wie das Verfahren genau beschrieben wird, müsste $11 in seiner Quelle nachlesen. Die habe ich leider nicht zur Hand. Ich weiß aber, dass es verschiedene Verfahren gab, die Temperatur zu erhöhen. Eine davon war, heißeres (nicht kochendes) Wasser durch einen Underlet zuzugeben, was den Treber aufwirbelte und dadurch für eine höhere Ausbeute sorgte.

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Montag 19. Dezember 2022, 11:54
von Colindo
Da es von heute ist hier mal ein Beispiel zweier Londoner Maischevorgänge für Stouts: https://barclayperkins.blogspot.com/202 ... shing.html

Man kann davon ausgehen, dass der Vorgang in Irland damals so nachgemacht wurde. Zum einen war Irland ein Teil des Vereinigten Königreichs, zum anderen waren die Londoner in allen Bereichen des Brauens tonangebend.

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Montag 19. Dezember 2022, 12:31
von rakader
danke, @Colindo, das gibt mir jetzt das benötigte Gefühl für meinen eigenen Batch. Ich bin nicht auf Gedeih und Verderb der Tradition verpflichtet, allein dem Geschmack - und wenn der kerniger und eckiger daherkommt als glattgespülte moderne Interpretationen, soll es bei mir die Tradition sein.
Schwierig zu erklären… aber die meisten werden wohl verstehen.

Pattinson kenne ich natürlich :Drink Mein bestes RIS ist von ihm inspiriert.

Gruß
Radulph

Re: West Indies Porter von Guinness

Verfasst: Montag 19. Dezember 2022, 13:23
von Colindo
Dann viel Erfolg beim Brauen!