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Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 08:52
von Martensit
Moin,

wir werden diesen Sommer in Schweden verbringen, normalerweise nehme ich ca 4 Paletten 0,5 er Bierdosen mit. Jetzt würde ich natürlich gerne selbst gebrautes mitnehmen, wir bleiben vielleicht so von Mai bis Mitte Oktober, wie lange hält denn das selbst gebraute ?

Oder anders rum, was sollte ich brauen was lange haltbar ist ?

Ach ja wenn einer von Euch (Angel-) Urlaub in Schweden machen möchte gerne PN an mich…

Gruß Martin

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 09:03
von Boludo
Wie lange das hält hängt davon ab, wie du arbeitest.
Neben Infektionen ist wohl die Oxidation der größte Feind bei der Haltbarkeit.
Viel Alkohol und viel Hopfen machen das Bier haltbarer.
Außerdem wirkt sich bei dunklen Bieren die Oxidation nicht so negativ aus (manchmal wie zb beim Aventinus macht sie das Bier sogar besser).
Wie wäre es zb mit einem gut gehopften Altbier?

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 09:23
von Martensit
Also ich bin sehr bemüht sauber zu arbeiten und desinfizieren viel. Aber ich arbeite noch mit einem Drucklosen Gärbehälter und Fülle mit einer Bierpistole ab.

Vom Grundsatz, ich habe mal was gehört von 6 Wochen dann sollte das Bier ausgetrunken sein, stimmt der Richtwert ?

Danke

und klar Altbier trinke ich gerne

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 09:32
von Frommersbraeu
Hallo Martin,

vergiss diesen "Grundsatz", 6 Wochen stimmt vielleicht wenn du dein Bier bei 30°C in der prallen Sonne lagerst.

Hab gerade erst einen MHD Test (sollte ich laut Lebensmittelamt mal machen) hinter mir und kann bei ordentlicher Arbeit sagen, dass mein Bier auch nach 1,5 Jahren Lagerung bei Raumtemperatur immer noch top ist.

Gerade wie von Boludo beschrieben, brauchen starke und dunkle Biere eher mehr als 6 Wochen um überhaupt trinkreif zu werden

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 09:39
von rauchbier
Hängt natürlich in der Tat davon ab, um welchen Bierstil es geht und wie gebraut wird. Aber ich trinke grad ein Pale Ale aus 2021 und schmeckt noch wunderbar. Schweden-Urlaub dürfte aus meiner Sicht kein Problem sein.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 09:52
von Boludo
Ich kenne mich mit diesen Bierpistolen nicht so richtig aus, aber so wir ich es in Erinnerung habe können dir für ordentlich Oxidation sorgen.
Und das mit den 6 Wochen ist Unsinn. Es gibt keine pauschalen Angaben.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 09:58
von rauchbier
Leider muss man wahrscheinlich konstatieren, dass die Oxidation durch Wasser, Einmaischen und Läutern schon so hoch sind, dass es auf die Bierpistole auch nicht mehr ankommt. Sehr ernüchternd, als ich das gelesen hab...

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 10:09
von Andlix
Das ist doch nicht zu vergleichen. Nach Läutern kommt doch noch die Gärung. Da wird Sauerstoff aufgebraucht und es entsteht z.B. Schwefelverbindungen die eine Reduktion ablaufen lassen.

Mit Natriumdisulfit bei Abfüllung kann man noch die Haltbarkeit noch deutlich erhöhen, gerade wenn die Abfüllmethode nicht ideal ist.

Aber kann man nicht auch mit der Beer Gun Flaschen mit CO2 spülen?
Jedenfalls sollte man die Flaschen möglichst voll füllen und ideal wäre es, wenn oben etwas Schaum aufliegt, worauf man den Deckel legen kann.

Gruß
Andy

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 10:18
von Boludo
Man muss da schon unterscheiden.
Ein gestopftes Pale Ale, das beim Abfüllen mit viel Sauerstoff in Berührung kommt ist nach wenigen Wochen durch die oxidierten Polyphenole spezibraun und die Hopfenaromen sind hinüber.
Ein dunkles Altbier wird dagegen immer noch relativ gut schmecken, eventuell wird es sogar besser.
Es ist auch ein Unterschied ob der Sauerstoff im Sudhaus oder bei der Abfüllung ins Spiel kommt. Beides bewirkt unterschiedliche Effekte.
Allgemeine Regeln und Faustformeln funktionieren leider in den meisten Fällen nicht, dazu ist die Welt der Biere einfach zu vielfältig.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 10:33
von Ladeberger
Ich will niemandem zu nahe treten, aber wer in einem 1-2 Jahre bei Raumtemperatur gelagerten Bier - ganz zu schweigen von Pale Ale - keine Oxidation und Bieralterung erkennt, dem fehlt einfach die sensorische Sensibilisierung für dieses Problemfeld. Abseits irgendwelcher "Platobomben" ist selbst industriell, state-of-the-art abgefülltes Bier nach dieser Zeitspanne hinüber. Heimbräu mit der "Bierpistole" aufgezogen? Nie und nimmer.

Gruß
Andy

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 12:38
von nPlusEins
Ladeberger hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 10:33 Ich will niemandem zu nahe treten, aber wer in einem 1-2 Jahre bei Raumtemperatur gelagerten Bier - ganz zu schweigen von Pale Ale - keine Oxidation und Bieralterung erkennt, dem fehlt einfach die sensorische Sensibilisierung für dieses Problemfeld. Abseits irgendwelcher "Platobomben" ist selbst industriell, state-of-the-art abgefülltes Bier nach dieser Zeitspanne hinüber. Heimbräu mit der "Bierpistole" aufgezogen? Nie und nimmer.
Also meiner Erfahrung nach altert ein in der Flasche nachgegärtes, selbstgebrautes Bier nicht schlechter als Industriebiere. Auch nach 1-2 Jahren sind Pale Ales durchaus noch "trinkbar", auch wenn durch den Alterungsprozess natürlich viel Aroma verloren geht. Besonders Bittere oder Hopfig-Aromatische Biere können natürlich besser einen Rest an Geschmack über die Zeit retten.

Findet bei längerer Lagerung überhaupt noch Oxidation statt?
Eigentlich sollte die doch wenige Tage nach dem Abfüllen durch sein. Bei längerer Lagerung sind wohl eher die allgemeine Alterung und Licht die ausschlaggebenden Faktoren (daher immer dunkel und kühl lagern).

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 12:52
von Räuber Hopfenstopf
Ich habe ein Böhmisches Pils, das wir Anfang August 2022 gebraut haben. Das ist einwandfrei. Kaltgehopfte Biere verlieren schneller an Hopfenaroma. Aber auch die können noch lange gut schmecken. Malzigere und dunklere Biere sind eher unempfindlich. Ich hatte jetzt welche aus dem August 2020, die noch als Flaschengärung abgefüllt waren. Da kam jetzt etwas Autolysegeschmack durch (Brühwürfel, Umami). Aber ein paar Monate sind kein Problem. Licht und Wärme solltest Du vermeiden. Viel Spaß in Schweden und skål!

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 13:18
von Boludo
nPlusEins hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 12:38
Findet bei längerer Lagerung überhaupt noch Oxidation statt?
Eigentlich sollte die doch wenige Tage nach dem Abfüllen durch sein. Bei längerer Lagerung sind wohl eher die allgemeine Alterung und Licht die ausschlaggebenden Faktoren (daher immer dunkel und kühl lagern).
Selbstverständlich findet da Oxidation statt. Kronkorken sind nicht gasdicht. Es diffundiert ständig Sauerstoff durch den Kronkorken in die Flasche. Ich glaub es ist ungefähr ein Kubikmillimeter am Tag.
Das hört sich zuerst unglaubwürdig an, weil in der Flasche ein Überdruck herrscht. Aber Diffusion hat nichts mit Druck, sondern Konzentrationsunterschieden zu tun.
Dazu kommt noch, dass es technisch unmöglich ist, ganz ohne Sauerstoff abzufüllen.
Gerade Pale Ale sollte nach über einem Jahr in der Flasche deutlich oxidiert sein. Leider hat Ladeberger recht und sehr viele Bierliebhaber wissen überhaupt nicht, wie Oxidation schmeckt. Viele finden es sogar irgendwie positiv, weil sie es nicht anders kennen. Ich finde es ausgesprochen gruselig.
Und wenn man sich zb den Wettbewerb beim letzten Romrod Treffen anschaut, bei dem praktisch jedes IPA oxidiert war, kann man sich denken, wie wenig viele Hobbybrauer mit dem Thema ungehen können, wenn sie so was sogar in einen Wettbewerb geben.
Und "trinkbar" ist vieles, das ist alles andere als ein Qualitätsmerkmal.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 13:27
von Barney Gumble
nPlusEins hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 12:38
Ladeberger hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 10:33 Ich will niemandem zu nahe treten, aber wer in einem 1-2 Jahre bei Raumtemperatur gelagerten Bier - ganz zu schweigen von Pale Ale - keine Oxidation und Bieralterung erkennt, dem fehlt einfach die sensorische Sensibilisierung für dieses Problemfeld. Abseits irgendwelcher "Platobomben" ist selbst industriell, state-of-the-art abgefülltes Bier nach dieser Zeitspanne hinüber. Heimbräu mit der "Bierpistole" aufgezogen? Nie und nimmer.
Also meiner Erfahrung nach altert ein in der Flasche nachgegärtes, selbstgebrautes Bier nicht schlechter als Industriebiere. Auch nach 1-2 Jahren sind Pale Ales durchaus noch "trinkbar", auch wenn durch den Alterungsprozess natürlich viel Aroma verloren geht. Besonders Bittere oder Hopfig-Aromatische Biere können natürlich besser einen Rest an Geschmack über die Zeit retten.

Findet bei längerer Lagerung überhaupt noch Oxidation statt?
Eigentlich sollte die doch wenige Tage nach dem Abfüllen durch sein. Bei längerer Lagerung sind wohl eher die allgemeine Alterung und Licht die ausschlaggebenden Faktoren (daher immer dunkel und kühl lagern).
Gemäß dem Artikel im braumagazin https://braumagazin.de/article/oxidatio ... ralterung/
wird zumindest bei der Oxidation im Heißbereich ein Vorläufer für das dann mit der Lagerung ebtstehende trans-2-Nonenal gebildet. Das deckt sich bei mir mit unserer damaligen unsäglichen Praxis die heiße Würze über ein Käsetuch mit maximaler Oberfläche zu filtrieren und übel tröpfeln lassen.

Frische, unauffällige, gute helle Biere wurden nach 1,5 Jahren zu Dachpappe-Extrakten.

Fazit für mich: eine deutliche Oxidation im Heißbereich wird im Verlauf von ca. 12-15 Monaten dann schmeckbar.
Nach Umstellung auf reines Absiphonieren bei der Würzeüberführung ins Fass habe ich ein letztens nach 1 Jahr noch ziemlich helles gestopftes IPA als recht makellos (aber weniger grün, Hopfen: Delta) in Erinnerung. Einschränkung: wir haben auch von Bierabfüllpistole auf Plastikröhrchen down-gescaled, könnte doch auch damit was zu tun haben.

Vg
Shlomo

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 13:32
von Lui
Moin Martin,
wenn Du schon über 5 Monate in Schweden bist, überlege Dir doch mal direkt dort zu brauen. Bei 48 Liter Bier nimmst Du ja auch fast nur Wasser mit... Da kannst Du genauso die Geräte und 10 kg Malz, etwas Hopfen und Hefe mitnehmen... In Schweden gibt es zudem sehr viele Hobbybrauer und so manche Shops vor Ort in denen man die Zutaten kaufen kann. Vielleicht ist ja was in Deiner Nähe, dann könntest Du Malz direkt vor Ort kaufen

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 13:33
von Boludo
Vereinfacht ausgedrückt:
Oxidation im Heißbereich führt zu Pappegeschmack, Oxidation in der Flasche führt zu Cherry Geschmack.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 13:43
von nPlusEins
Boludo hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 13:18 Und wenn man sich zb den Wettbewerb beim letzten Romrod Treffen anschaut, bei dem praktisch jedes IPA oxidiert war, kann man sich denken, wie wenig viele Hobbybrauer mit dem Thema ungehen können, wenn sie so was sogar in einen Wettbewerb geben.
Und "trinkbar" ist vieles, das ist alles andere als ein Qualitätsmerkmal.
Naja mit "trinkbar" meine ich, dass es nicht unbedingt weg gekippt werden muss und nicht unbedingt schlechter altert als Industrie Biere. Ich hab letztens ein 1 Jahr abgelaufenes Störtebecker Atlantik Ale getrunken, welches durchgehend im Kühlschrank stand - das war trotzdem keine große Freude mehr.

Für den Zeitraum des Urlaub würd ich mir aber keine großen Sorgen machen.
Barney Gumble hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 13:27 Einschränkung: wir haben auch von Bierabfüllpistole auf Plastikröhrchen down-gescaled, könnte doch auch damit was zu tun haben.
Ja man muss hier unterscheiden zwischen den günstigen Abfüllpistolen und der Blichman/Kegland Beer Gun. Mit letzteren kann man sehr oxidationsarm abfüllen: Cold Crash auf 1° und "Cap on Foam".

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 13:57
von Andlix
nPlusEins hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 12:38 Findet bei längerer Lagerung überhaupt noch Oxidation statt?
Eigentlich sollte die doch wenige Tage nach dem Abfüllen durch sein. Bei längerer Lagerung sind wohl eher die allgemeine Alterung und Licht die ausschlaggebenden Faktoren (daher immer dunkel und kühl lagern).
Ja, auch ohne Anwesenheit von Sauerstoff oxidiert es. Hat es einmal angefangen geht es so lange weiter, bis nichts mehr zum oxidieren da ist. Bei der Oxidation bilden sich Radikale und andere hochreaktive Moleküle die die Oxidation am laufen halten.
Deswegen mein Tipp mit Natriumdisulfit, damit kann man den Prozess deutlich verlangsamen.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 14:07
von klecksi
Andlix hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 13:57
nPlusEins hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 12:38 Findet bei längerer Lagerung überhaupt noch Oxidation statt?
Eigentlich sollte die doch wenige Tage nach dem Abfüllen durch sein. Bei längerer Lagerung sind wohl eher die allgemeine Alterung und Licht die ausschlaggebenden Faktoren (daher immer dunkel und kühl lagern).
Ja, auch ohne Anwesenheit von Sauerstoff oxidiert es. Hat es einmal angefangen geht es so lange weiter, bis nichts mehr zum oxidieren da ist. Bei der Oxidation bilden sich Radikale und andere hochreaktive Moleküle die die Oxidation am laufen halten.
Deswegen mein Tipp mit Natriumdisulfit, damit kann man den Prozess deutlich verlangsamen.
Danke für den Tip. :Drink
Aber gleich eine Frage zum Natriumdisulfit, welche Dosierung sollte man nehmen?

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 14:07
von rauchbier
nPlusEins hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 12:38 Also meiner Erfahrung nach altert ein in der Flasche nachgegärtes, selbstgebrautes Bier nicht schlechter als Industriebiere. Auch nach 1-2 Jahren sind Pale Ales durchaus noch "trinkbar", auch wenn durch den Alterungsprozess natürlich viel Aroma verloren geht. Besonders Bittere oder Hopfig-Aromatische Biere können natürlich besser einen Rest an Geschmack über die Zeit retten.
:thumbup

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 14:18
von Andlix
klecksi hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 14:07 Aber gleich eine Frage zum Natriumdisulfit, welche Dosierung sollte man nehmen?
Ich hab mir in Brewfather 15mg/l aufgeschrieben, 10mg/l sollten wahrscheinlich auch schon helfen.

Ich verwende es vor allem bei hellen Bieren, vor allem bei NEIPA. bei dunklen Bieren schadet es auch nicht, da die Reifung so kaum später stattfindet. Aber die sind dann auch deutlich länger haltbar, bzw. halten lange sie Qualität.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 14:28
von Boludo
rauchbier hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 14:07
nPlusEins hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 12:38 Also meiner Erfahrung nach altert ein in der Flasche nachgegärtes, selbstgebrautes Bier nicht schlechter als Industriebiere. Auch nach 1-2 Jahren sind Pale Ales durchaus noch "trinkbar", auch wenn durch den Alterungsprozess natürlich viel Aroma verloren geht. Besonders Bittere oder Hopfig-Aromatische Biere können natürlich besser einen Rest an Geschmack über die Zeit retten.
:thumbup
Was bedeutet denn "selbstgebautes Bier"?
Das kann alles sein. Von durch die Stoffwindel heiß filtriert bis alle Behälter mit CO2 gespült kann das alles sein.
Ich mag solche allgemeinen Aussagen über Hobbybraubier überhaupt nicht.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 14:38
von Innuendo
Wenn ihr euch auf den Nenner "Haltbarkeit endet, wenn das Bier nicht mehr genießbar ist" einigt, dann ist ein 1-2 Jahre altes Ale bei Raumtemperatur am Ende seiner Haltbarkeit. Es ist imho auch kein Widerspruch, wenn sich trotzdem ein Heimbrauer findet, der das Ale noch super findet. Die Grenze ungenießbar zieht jeder für sich, wobei ein trainierter Riechkolben sensibler ist.

Im Bier Brauen ist eine Grafik zur Haltbarkeit vom Eigenbräu. Zur Orientierung bei schlechter und bei günstiger Lagerung sollte die Grafik ganz gut sein.
Innu

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 15:07
von bierhistoriker.org
Boludo hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 13:33 Vereinfacht ausgedrückt:
Oxidation im Heißbereich führt zu Pappegeschmack, Oxidation in der Flasche führt zu Cherry Geschmack.
Sherry :Bigsmile

bei hellen Bieren auch Honig
bei dunklen Bieren: Rosine, Pflaume

Cheers

Jürgen

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 15:21
von nPlusEins
Boludo hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 14:28 Was bedeutet denn "selbstgebautes Bier"?
Das kann alles sein. Von durch die Stoffwindel heiß filtriert bis alle Behälter mit CO2 gespült kann das alles sein.
Ich mag solche allgemeinen Aussagen über Hobbybraubier überhaupt nicht.
Das ist ein valider Punkt - über die verschiedenen Verfahrensweisen zur Oxidationsvermeidung wurde hier im Forum auch schon viel geschrieben. Beim Brauprozess kann man viele Fehler machen, das sieht man aber erschreckender Weise auch bei vermeintlich professionell hergestelltem Bier immer mal wieder.

Ich bleibe bei meiner Meindung, dass ein "ordentlich" gebrautes, abgefülltes und gelagertes Bier nicht schlechter haltbar ist als ein Industriebier. Also mit ordentlich meine ich so, wie es z.B. mit Kombirast, Läutern ohne Plätschern, aktiver Kühlung nach Kochen, saubere Flaschen, Abfüllen direkt aus Gärfass, geringer Kopfraum und Nachgärung mit Zucker machbar ist.

Industriebier wird natürlich häufig auch noch pasteurisiert - das dient meiner Einschätzung nach aber eher der Produktsicherheit, falls schon bei der Abfüllung irgendwelche Keime im Spiel waren, hilft aber wenig gegen die normalen Alterungsprozesse.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 17:28
von Räuber Hopfenstopf
Oxidation findet aber auch schon lange vor der Flaschen statt. Wir vergären drucklos, drücken dann aber mit CO2 in CO2-gefüllte Kegs um. Abfüllung dann mit GDA in mit CO2 gespülte und einmal vorgespannte Flaschen. Das klappt schon ein paar Monate.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 17:41
von ggansde
Moin,
wir Hobbybrauer haben Oxidationsvermeidung bei der Abfüllung im Vergleich zu professionellen Brauereien null Prozent im Griff. Unser einziger Vorteil ist die Resthefe im Produkt.
VG, Markus

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 18:11
von emjay2812
Selbst gebrautes Bier ist für mich ein Frischeprodukt. Abgesehen von alkohol- und hopfenstarken Bieren hat es sich da mit langer Lagerung. Spätestens nach drei Monaten sollte man es getrunken haben, dann baut der Geschmack mehr und mehr ab.
Sehr starke und dunkle Biere halten bei mir über ein Jahr, wobei irgendwo im finsteren Keller noch eine Flasche aus 2021 stehen muss.
Die muss ich mal ausgraben und schauen wie das nun schmeckt (belgisches Strong Ale, für lange Lagerung gedacht und gemacht).

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 18:14
von Martensit
Ok ich werde mal so zwei Biere brauen und mitnehmen suche mir dunkle aus, Alt trinke ich gerne, das sollte dann von Mai bis Oktober reichen probieren wir es aus.

Ja das ganze Geraffel mitzuschleppen und dort zu brauen hatte ich auch schon überlegt, aber ich denke irgendwas wichtiges vergesse ich auf jeden Fall….vielleicht ein anderes Mal, wir ziehen eh irgendwann komplett um nach Schweden.

Was ich übrigens höchst interessant finde ist, Bier in Dosen scheint ja einiges zu vertragen, wir nehmen im Herbst immer alles mit was verderben kann, sogar die Konserven, die frieren im Winter bei minus 25 oder mehr grad ein und schmecken im nächsten Jahr nicht mehr, Weine im Schlauch schmecken auch nicht mehr , hochprozentiges kann das gut ab, und Bier in Dosen verträgt das erstaunlich gut, das ist im Winter 100 % tiefgefroren, wenn wir im Mai kommen, ist es immer noch trinkbar, nun gut böse Zungen mögen sagen was soll Holsten noch an Geschmack verlieren 😂

Ich Danke Euch

Gruß

Martin

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 18:22
von Shenanigans
Ein Barleywine ist die Antwort :Bigsmile

Ich braue das hier am Samstag.
Welche hopfen ist nicht so wichtig ich braue sowas einmal am Jahr mit alle Resthopfen.
Kein Nachguss, Ich mach ein Second Runnings für ein zweites Bier.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 18:47
von nPlusEins
emjay2812 hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 18:11 Selbst gebrautes Bier ist für mich ein Frischeprodukt. Abgesehen von alkohol- und hopfenstarken Bieren hat es sich da mit langer Lagerung. Spätestens nach drei Monaten sollte man es getrunken haben, dann baut der Geschmack mehr und mehr ab.
Sehr starke und dunkle Biere halten bei mir über ein Jahr, wobei irgendwo im finsteren Keller noch eine Flasche aus 2021 stehen muss.
Die muss ich mal ausgraben und schauen wie das nun schmeckt (belgisches Strong Ale, für lange Lagerung gedacht und gemacht).
Im Grunde gilt das selbe aber auch für Kaufbier. Craft Biere, die schon lange im Laden stehen, aber auch hopfig-herbes Pils bauen zum Ende ihres MHD geschmacklich deutlich ab. Eigentlich ist das MHD etwas irreführend, weil die Qualität schon vorher wahrnehmbar sinkt. Aussagekräftiger wäre das Brau- oder Abfülldatum.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 19:24
von emjay2812
Jein. Totgefiltertes Massenpils schmeckt oft auch jenseits des MHD kaum anders, wie eine frische Charge.
Da sind vielleicht Nuancen, aber derjenige der das käuft, dürfte das kaum bemerken.
Weißbiere bauen stärker ab, ebenso wie hopfenbetonte Biere wie IPA und Co.

Schön finde ich es, wenn Kleinbrauereien max. drei Monate MHD (manche noch kürzer) auf das Etikett schreiben,
mit eben dem Hinweis, des Frischeproduktes.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 19:46
von Andlix
Kleine Brauereien haben aber meist das Abfüllen nicht unter Kontrolle, sofern die selber abfüllen. Ich denke das haben viele Hobbybrauer besser unter Kontrolle.

Gerade bei Craft Bier hab ich mir schon häufig "altes" Bier gekauft.

Gruß
Andy

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 20:00
von Räuber Hopfenstopf
Wenn ich so sehe, wie manches IPA im warmen Getränkemarkt km Regal steht, ist das auch nicht schön. Bei den meisten von uns stehen die Biere nach dem Abfüllen dunkel und konstant kühl.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 20:23
von rauchbier
Räuber Hopfenstopf hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 20:00 Wenn ich so sehe, wie manches IPA im warmen Getränkemarkt km Regal steht, ist das auch nicht schön. Bei den meisten von uns stehen die Biere nach dem Abfüllen dunkel und konstant kühl.
...oder sogar im Sommer draußen vorm Getränkemarkt in der Sonne. Wie letztes Jahr die 4er-Packs der IPA-Serie von der Insel-Brauerei bei 30 Grad als Aktionsware vorm Getränkemarkt. Da packt es die Brauerei in Papier und dann stehts tagelang in der Sonne...

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 20:33
von ubu
Hier ein Artikel dazu.

Die Zeitschrift Öko test gibt eine Begründung ab, warum sie bei einem vorherigen Test den Geschmack nicht bewertet hat.

https://www.oekotest.de/essen-trinken/B ... 1.html.amp

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 20:36
von PabloNop
Boludo hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 13:18 Leider hat Ladeberger recht und sehr viele Bierliebhaber wissen überhaupt nicht, wie Oxidation schmeckt.
Ich war schon zweimal in einem Fehlaromenseminar und Oxidation ist einer der Fehler, für die ich bisher "blind" war.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 20:38
von klecksi
Andlix hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 14:18
klecksi hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 14:07 Aber gleich eine Frage zum Natriumdisulfit, welche Dosierung sollte man nehmen?
Ich hab mir in Brewfather 15mg/l aufgeschrieben, 10mg/l sollten wahrscheinlich auch schon helfen.

Ich verwende es vor allem bei hellen Bieren, vor allem bei NEIPA. bei dunklen Bieren schadet es auch nicht, da die Reifung so kaum später stattfindet. Aber die sind dann auch deutlich länger haltbar, bzw. halten lange sie Qualität.
Danke, das hilft mir weiter. :Drink

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 20:41
von gulp
Martensit hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 08:52 Moin,

wir werden diesen Sommer in Schweden verbringen, normalerweise nehme ich ca 4 Paletten 0,5 er Bierdosen mit. Jetzt würde ich natürlich gerne selbst gebrautes mitnehmen, wir bleiben vielleicht so von Mai bis Mitte Oktober, wie lange hält denn das selbst gebraute ?

Oder anders rum, was sollte ich brauen was lange haltbar ist ?

Ach ja wenn einer von Euch (Angel-) Urlaub in Schweden machen möchte gerne PN an mich…

Gruß Martin
Brau halt so was wie einen Orval Klon. Auf jeden Fall etwas mit "Brett". Kann man bis zum Sommer noch schaffen und hält auch ein paar Jahre. :Bigsmile

Gruß
Peter

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 21:06
von Räuber Hopfenstopf
Kann man bis zum Sommer noch schaffen und hält auch ein paar Jahre.
Bei mir nicht. Ist immer vorher alle :Angel Ich muss mal ein paar Flaschen in Kartons stellen, zukleben und „vergessen“.

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 21:53
von Martensit
Was ist Brett ? Kenne Brett aus Holz

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 22:00
von maecki-maecki
Brettanomyces

Mäcki

Re: Haltbarkeit von selbst gebrautem ?

Verfasst: Dienstag 14. Februar 2023, 22:04
von afri
Martensit hat geschrieben: Dienstag 14. Februar 2023, 18:14 Ok ich werde mal so zwei Biere brauen und mitnehmen suche mir dunkle aus, Alt trinke ich gerne, das sollte dann von Mai bis Oktober reichen probieren wir es aus.
Das machst du ganz richtig, das heute gebraute Bier wird bis Oktober halten, das verspreche ich nicht, aber es wird vermutlich immerhin bis dahin nicht ungenießbar. Ich würde auch ein oder zwei °P mehr einplanen, das ist der Haltbarkeit ebenfalls zuträglich.

Mit "Brett" wurde Brettannomyces abgekürzt, ein Hefestamm der in bestimmten Bieren verwendet wird und nicht jeder Nase gefällt. Bevor du damit experimentierst solltest du Industriebier damit probieren. Ich glaube das Aroma erinnert an Pferdedecke, selbst habe ich damit aber keine Erfahrung (also bei Bier jetzt, wie Gäule riechen weiß ich schon).

Faszinierend wie schnell hier einfache Fragen abdriften :-)