Gärtemperatur und Karbonisierung

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schwammerhans
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Gärtemperatur und Karbonisierung

#1

Beitrag von schwammerhans »

Servus zusammen,

Ich stehe oft vor der Frage, mit wieviel Zucker ich meine Flaschenbiere karbonisieren muss. Mir ist klar, dass die Zuckermenge - neben Ziel-CO2 - auch von der Jungbiertemperatur abhängt. Meine Frage ist aber: von welcher genau: der Gärtempartur oder der, bei der ich das Bier abfülle?

2 Beispiele:
- ich vergäre bei 20 Grad, danach mache ich Cold Crush bei 0 Grad. Bei 10 Grad fülle ich dann ab. Welches ist die Basistemperatur zum Aufzuckern?
- ich vergäre mein Helles bei 8 Grad, danach mache ich Diacetylrast bei 17 Grad und fülle bei 20 Grad ab. Was hier?

Vielen Dank euch im Voraus und immer Prost allerseits!
Stephan
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olibaer
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Re: Gärtemperatur und Karbonisierung

#2

Beitrag von olibaer »

schwammerhans hat geschrieben: Dienstag 7. März 2023, 01:18 von welcher genau: der Gärtempartur oder der, bei der ich das Bier abfülle?

2 Beispiele:
- ich vergäre bei 20 Grad, danach mache ich Cold Crush bei 0 Grad. Bei 10 Grad fülle ich dann ab. Welches ist die Basistemperatur zum Aufzuckern?
- ich vergäre mein Helles bei 8 Grad, danach mache ich Diacetylrast bei 17 Grad und fülle bei 20 Grad ab. Was hier?
immer 20 °C
Gruss
Oli
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ludiwawa
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Re: Gärtemperatur und Karbonisierung

#3

Beitrag von ludiwawa »

Ich stelle Kästen und Fässer immer mind 2 Wochen bei Zimmertemperatur zur Nachgärung, UG auch mal 4 Wochen, danach gehts in den Keller (aktuell ~10 Grad)
Michu
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Re: Gärtemperatur und Karbonisierung

#4

Beitrag von Michu »

Wie verhinderst Du beim CC, dass es Luft reinzieht?

Wenn Du gar keine Vorkehrungen triffst, dann immer die 20°C als Berechnungsgrundlage nehmen.

Da war die Löslichkeit von CO2 am geringsten.
dertommi
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Re: Gärtemperatur und Karbonisierung

#5

Beitrag von dertommi »

olibaer hat geschrieben: Dienstag 7. März 2023, 01:25 immer 20 °C
Der Temperaturwert im MMuM-Rechner hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Deshalb vielleicht ein kleiner Kommentar dazu (gerade bei UG liegt man bei so einer pauschalen Angabe sonst eventuell auch mal daneben):
Die bei der Nachgärung entstehende CO2-Menge (Gramm) hängt rein von der verwendeten Zuckermenge ab. x Gramm Zucker erzeugen bei vollständiger Vergärung y Gramm CO2. Die Temperatur spielt hier nur für den resultierenden Druck eine Rolle.
Was aber beim Berechnen wichtig ist (und wahrscheinlich beim MMuM-Rechner in der Berechnung auch im Hintergrund zugrundeliegt):
Das drucklose Jungbier hat je nach Temperatur selbst schon einen gewissen Gehalt an gelöstem CO2 von der Hauptgärung, je kälter, desto mehr. Das bedeutet - und hier sehe ich eben ein bisschen eine Stolperfalle - wenn das Jungbier zwischen CO2-Eintrag durch Hauptgärung und Aufzuckerung/Nachgärung/Kaltstellen einmal warmgeworden ist, dann ist das von der Gärung gelöste CO2 wieder ausgegast. Durch reines Abkühlen kommt das ohne Gäraktivität nicht zurück. Der Zustand entspricht dann quasi der Empfehlung "gib 20°C ein und nimm die Zuckermenge". Wenn das Bier aber durchgehend kalt geblieben ist (gerade bei UG relevant), enthält es auch ohne Druck noch mehr gelöstes CO2 von der Hauptgärung. Dann erhält man mit der 20-Grad-Zuckerangabe am Ende einen zu hohen CO2-Gehalt. Andersrum gilt dann natürlich, kühlt man warmes Bier vor der Nachgärung ab und nimmt dann die kalte Temperatur als Berechnungsgrundlage, erhält man am Ende zu wenig CO2.
Heißt für mich als Fazit: Es kommt gerade bei kalter Hauptgärung darauf an, wie zwischen Haupt- und Nachgärung mit dem Jungbier umgegangen wurde, der entsprechend zu verwendende Temperaturwert ergibt sich daraus.

Will nicht als Klugsch***er dastehen :redhead Die Unterschiede bewegen sich zugegeben im Bereich von 1 g/l oder weniger, aber einige wollen es vielleicht genauer angehen als andere.

Grüße
Tommi :Drink

Edit:
Die Zusammenfassung hier im Forum fasst meinen umständlichen Sermon in Punkt 9 sehr schön zusammen:
Bei der Berechnung gilt die höchste Temperatur, die das Bier nach Beendigung der Gärung hatte. Abkühlen nach der Hauptgärung bringt nicht mehr CO2 ins Bier.

Edit 2:
schwammerhans hat geschrieben: Dienstag 7. März 2023, 01:18 2 Beispiele:
- ich vergäre bei 20 Grad, danach mache ich Cold Crush bei 0 Grad. Bei 10 Grad fülle ich dann ab. Welches ist die Basistemperatur zum Aufzuckern?
- ich vergäre mein Helles bei 8 Grad, danach mache ich Diacetylrast bei 17 Grad und fülle bei 20 Grad ab. Was hier?
Bei deinen Beispielen bedeutet das konkret:
- Fall 1: Du verwendest 20 Grad, angenommen der Cold Crush ist wirklich erst nach der Gärung passiert.
- Fall 2: Du verwendest auch hier 20 Grad (ok, blödes Beispiel jetzt :Wink ), da das bei 8 Grad gebundene CO2 während der Diacetylrast und bis zum Abfüllen wieder ausgegast ist.
Zuletzt geändert von dertommi am Mittwoch 8. März 2023, 08:00, insgesamt 1-mal geändert.
Thorsten68
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Re: Gärtemperatur und Karbonisierung

#6

Beitrag von Thorsten68 »

Wenn man also mal von dem absoluten Wert "20 Grad" aus den Beispielen weg geht kann man sagen:

"Nimm den höchsten Temperaturwert, dem das Bier während des Gärungsprozesses/Diacetylrast ausgesetzt war. (In beiden Beispielen war das 20 Grad)

Edit: Da war ich wohl zu langsam. War schon gesagt
schwammerhans
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Re: Gärtemperatur und Karbonisierung

#7

Beitrag von schwammerhans »

Vielen Dank euch allen. Jetzt hab ichs verstanden, ist ja auch logisch, wenn man es einmal so gut erklärt bekommt. Danke und Prost!
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