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Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Sonntag 19. März 2023, 19:28
von ZaubererMD
Hallo allesamt!

Ich habe gestern mit einem Freund zusammen ein Imperial Stout eingebraut und mir ist erst bei der Stammwürzemessung aufgefallen, dass ich meine Zielstammwürze von ca 24°P gar nicht mit meiner Bierspindel messen kann, da diese nur bis 20°P geht. Er hatte glücklicherweise noch eine Oechslewaage die für Wein ausgelegt ist zur Hand und wir haben damit 94 Oechsle gemessen. Er hat dann irgendeinen Umrechner online benutzt und kam damit auf 35°P.

Das kommt mir allerdings viel zu hoch vor. Ich bezweifle stark dass wir eine so extrem hohe Sudhausausbeute hatten. Kann mir da jemand näheres zu sagen, ob eine Oechslewaage die für Wein ausgelegt ist überhaupt zur Stammwürzemessung einer Biermaische benutzbar ist? Und wenn ja, wie wäre die korrekte Umrechnung von Oechsle in °P?

Edit: 35°P wären bei der Schüttung die wir hatten (7,6kg) übrigens 101% Sudhausausbeute, also das kann man wohl getrost als Fantasiezahl abtun.

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Sonntag 19. März 2023, 19:33
von Frommersbraeu
Wenn du einen Messzylinder mit Skala hast, kannst du auch einfach 1:1 mit Wasser verdünnen und dann wieder hoch rechnen.

Ich drück die Daumen, dass sich die 24°P bestätigen, 35 wäre wäre schon heftig

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Sonntag 19. März 2023, 19:39
von ZaubererMD
Das mit dem Verdünnen ist gar nicht mal so dumm, merke ich mir fürs nächste Mal! Falls ich mir bis dann nicht eh einfach ein Refraktometer besorgt habe...

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Sonntag 19. März 2023, 21:02
von Braufex
Za OechsleubererMD hat geschrieben: Sonntag 19. März 2023, 19:28 Hallo allesamt!

Ich habe gestern mit einem Freund zusammen ein Imperial Stout eingebraut und mir ist erst bei der Stammwürzemessung aufgefallen, dass ich meine Zielstammwürze von ca 24°P gar nicht mit meiner Bierspindel messen kann, da diese nur bis 20°P geht. Er hatte glücklicherweise noch eine Oechslewaage die für Wein ausgelegt ist zur Hand und wir haben damit 94 Oechsle gemessen. Er hat dann irgendeinen Umrechner online benutzt und kam damit auf 35°P.

Das kommt mir allerdings viel zu hoch vor. Ich bezweifle stark dass wir eine so extrem hohe Sudhausausbeute hatten. Kann mir da jemand näheres zu sagen, ob eine Oechslewaage die für Wein ausgelegt ist überhaupt zur Stammwürzemessung einer Biermaische benutzbar ist? Und wenn ja, wie wäre die korrekte Umrechnung von Oechsle in °P?

Edit: 35°P wären bei der Schüttung die wir hatten (7,6kg) übrigens 101% Sudhausausbeute, also das kann man wohl getrost als Fantasiezahl abtun.
Ich habe eine Umrechnung von Brix in Oechsle gefunden:
https://expydoc.com/doc/8987020/memo_um ... ad-oechsle
Da ergeben die von Dir gemessenen 94 Oechsle ca. 22,5% Brix.
Brix_Oechsle.jpg
Brix_Oechsle.jpg (17.84 KiB) 1794 mal betrachtet

Im Refraktometer-Rechner von MMuM ergibt eine Eingabe von 22,4 Brix Bierwürze eine Stammwürze von 21,8 °P
Brix_Plato.jpg
Brix_Plato.jpg (10.34 KiB) 1794 mal betrachtet

Das sollte dann eigentlich mit der von Dir erwarteten Stammwürze zusammenpassen.

Gruß Erwin

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Sonntag 19. März 2023, 21:08
von ZaubererMD
Danke das beruhigt mich. Dann war wohl einfach der Rechner Unfug den mein Kollege benutzt hat.

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Sonntag 19. März 2023, 21:25
von olibaer
Hallo Zauberer,

die Probe 1:1 zu verdünnen und dann die Ablesung x 2 zu nehmen ... das wäre einfacher gewesen (#2) ;-)

Zur Klärung:
94 °Oe entspricht 22,4 °P (siehe hier #4)

Eine direkte Umrechnung °Oe -> °P gibt es nicht - außer man leitet sie her.
Im Rechenwerk sind zwei Schritte nötig.
  1. aus den °Oe die Dichte bzw. "Specific Gravity" SG ermitteln
  2. aus SG die °P berechnen
Zwischen SG und °Oe besteht dieser Zusammenhang (1.):
SG = °Oe/1000 + 1

Zwischen SG und °P dieser (in guter Näherung, 2.):
SG = 261,1 / (261,53 - °P)

Im Zweiklang:
°Oe/1000 + 1 = 261,1 / (261,53 - °P)

So wie es da steht - ziemlich unlustig.
Es gibt Tools, die haben diesen ganzen SchnickSchnack schon im Bauch:
platotab.PNG
platotab.PNG (13.11 KiB) 1759 mal betrachtet

Gerne zugreifen (Platotabelle) - kostet nix :-)

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Sonntag 19. März 2023, 22:31
von Braufex
olibaer hat geschrieben: Sonntag 19. März 2023, 21:25 Es gibt Tools, die haben diesen ganzen SchnickSchnack schon im Bauch:
Mann Oli,
manchmal sitzt man davor und merkt es nicht :Mad2
Ich rechne zwar mit Deinem BrewRecipeDeveloper und dem Bieranalysetool gerne aus dem fertigen Bier mit Refrakto und EasyDens die Stammwürze und den Alkoholgehalt aus, nehme es zum Berechnen der nötigen Karbonisierung, oder auch zur Bestimmung derselben, aber dass die integrierte Plato-Tabelle eine Oechsle-Plato-Umrechnung hat, darauf bin ich nicht gekommen ... :Pulpfiction

Gruß Erwin

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Montag 20. März 2023, 07:31
von Kolbäck
Wenn es schnell gehen muss und man eh nur mit "Schätzeisen" misst, reicht auch "durch 4 teilen und abrunden", um von Oechsle auf Plato zu kommen.

(Ich habe mit Büchern mit SG angefangen und hatte eine Oechslewaage, da war es einfach, nur die letzten zwei Stellen (‰) der SG als Oe zu nehmen - und als ich auf Rezepte in Plato stoß, so im Kopf umzurechnen.)

:Greets

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Montag 20. März 2023, 08:55
von PabloNop
olibaer hat geschrieben: Sonntag 19. März 2023, 21:25 die Probe 1:1 zu verdünnen und dann die Ablesung x 2 zu nehmen ... das wäre einfacher gewesen
Müsste man nicht streng genommen nach Gewicht 1:1 verdünnen?

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Montag 20. März 2023, 09:31
von ludiwawa
PabloNop hat geschrieben: Montag 20. März 2023, 08:55
Müsste man nicht streng genommen nach Gewicht 1:1 verdünnen?
Ja, der Unterschied ist aber marginal

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Montag 20. März 2023, 11:53
von Boludo
Kolbäck hat geschrieben: Montag 20. März 2023, 07:31 Wenn es schnell gehen muss und man eh nur mit "Schätzeisen" misst, reicht auch "durch 4 teilen und abrunden", um von Oechsle auf Plato zu kommen.
Wir haben in Romrod zahlreiche Refraktometer überprüft und da waren China Billigmodelle für 16 Euro dabei, die absolut exakte Werte angezeigt haben. Im Gegensatz zu wesentlich teureren digitalen Modellen.
Wenn man Glück hat und ein vernünftiges Refraktometer erwischt, ist das alles andere als ein Schätzeisen.
Mann kann das auch relativ einfach selber mit Zuckerlösungen überprüfen.

Re: Stammwürzemessung mit Oechslewaage

Verfasst: Montag 20. März 2023, 12:37
von hiasl
ludiwawa hat geschrieben: Montag 20. März 2023, 09:31
PabloNop hat geschrieben: Montag 20. März 2023, 08:55
Müsste man nicht streng genommen nach Gewicht 1:1 verdünnen?
Ja, der Unterschied ist aber marginal
Nein, der Unterschied ist in meinen Augen nicht marginal.
Laut Zuckertabelle entsprechen 24 °P genau 26,38 g/100 ml.
Jetzt erfolgt die volumetrische Verdünnung um den Faktor 1:2. Es resultieren folglich 13,19 g/100 ml. Diese entsprechen wiederum 12,58 GG-%. Zurückgerechnet mit dem Faktor 2: 25,16 °P. Das ist schon kein unerheblicher Unterschied zu 24 °P.
Im Falle deutlich niedrigerer Stammwürzen sieht das in der Tat anders aus. Bei 12 °P sind es z.B. nur noch knapp drei Zehntel.

Nach Gewicht zu verdünnen ist auch nicht komplizierter. Mal legt die Würze in einem Gefäß vor, die genaue Menge ist nicht wichtig. Z.B. 10,4 g. Der Verdünnugnsfaktor 2 ergibt das Endgewicht: 20,8 g. Nun so lange Wasser hinzugeben, bis das Endgewicht erreicht ist. Dann hat man eine exakte 1:2 Verdünnung. Schafft man die genaue Dosierung nicht und hat aus Versehen 21,3 g auf der Waage stehen, dann macht das nichts. Einfach den Verdünnungsfaktor neu berechnen (21,3 g / 10,4 g = 2,05) und anschließend damit weitermachen. Die Voraussetzung ist natürlich eine ausreichend präzise Waage.

GG-% = % mas. = % w/w = °P
GV-% = % w/v = g/100 ml