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Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 13:51
von Sunshine-Beer
Hi,
wie bereits in der Vorstellungsrunde angekündigt, habe ich einige noch offene Fragen vorm ersten Mal.
Mein erstes Malzkit ist auf dem Weg zu mir und schafft es hoffentlich bis zum Wochenende, damit ich gleich loslegen kann.
Zum Start ausgewählt habe ich mir das Kellerbier von lernebrauen.de nach diesen genaueren Angaben (auf lernebrauen.de Seite sind ja keine Angaben zur Gärtemperatur etc.):
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... g%C3%A4rig
Vielleicht bin ich im Braushop drauf reingefallen dass das Malzkit mit "lernebrauen.de" versehen wurde- bei Maische Malz und Mehr ist das Rezept schonmal nicht als anfängertauglich markiert
Grundsätzlich gehe ich mal davon aus, dass die Gärtemperatur als obergäriges Bier "machbar" sein sollte. Traue mir das Rezept auch für meinen ersten Brauversuch zu, finde es aber generell etwas schwierig beurteilen zu können ab wann ein Rezept für Anfänger machbar sein ist und wann es eher knifflig wird.
Habt ihr da Kriterien für mich, worauf ich in Zukunft achten sollte, wenn ich auf Rezeptsuche bin? Was macht ein möglichst "gelingsicheres" Bier aus? (ich mein jetzt nicht, Flasche auf und Prost

) Zumindest solange ich mich noch mit der Brauerei vertraut mache?
Dankeschön und liebe Grüße vom Sonnenschein
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 16:06
von Barney Gumble
Naja, da gibt es viele Kriterien würde ich sagen. Ein einfaches Rast-Schema, eine unkomplizierte und robuste OG-Hefe, ein nicht zu hektisches Hopfen, uvm
Aber eigentlich ist so oder so das Kennenlernen der eigenen Anlage eh das Wichtigste für einen Anfänger. Mich haben besonders oft sehr langsames Aufheizen und die Temperatur-Überraschungen bei Dekoktionsversuchen (hab gleich damit angefangen verrückterweise), aber auch die Schwierigkeiten beim Heißtrubabtrennen (zu lange Nachisomerisierung..) beschäftigt. Die Würze kühl kriegen bei UG ist nochmal ein Thema, dass vei der Anfänger-Rezepterei im Auge behalten werden muss, im Fass herrscht meistveine ganz andere Temperatur als im Kühlschrank. Und bei 50 L und mehr wird hier alles schwieriger..
Alles nur als Stichpunkte zu verstehen jetzt
Vg
Shlomo
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 16:44
von §11
Ein Rezept mit einfachem Prozess, das relativ robust zu guten Ergebnissen fuehrt.
Ich wuerde, um mal ein Beispiel zu nennen, nicht unbedingt mit einem boehmischen Pils mit drei Kochmaischen anfangen. Hier ist nicht nur die Maischarbeit sehr komplex, auch muss die Gaerung gesteuert werden.
Ein Pale Ale, mit Single Infusion Mash und einer unkomplizierten OG Hefe, ist wiederum einfach in der Handhabung und der Hopfen sorgt fuer einen gewissen Schutz gegen Infektions- Ueberraschungen.
Cheers
Jan
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 19:15
von emjay2812
Einfache Schüttung aus Basismalzen, die man evtl. dann auch in ungeschrotet in größeren Mengen einlagern kann.
Ein bzw. max. zwei Hopfensorten. Meist reicht ein Aromahopfen sowohl zur Bitterung als auch zur Aromagabe aus.
Dann hat man nicht gleich zwei/drei/vier offene Hopfenpäckchen und weß nicht wohin damit.
Evt. auch ein gute erprobtes und bewährtes/bewertetes Rezept nehmen.
Weizen finde ich nicht anfängertauglich.
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 19:39
von Brumbrum
Hey,
Warum sollte das Rezept nicht anfängertauglich sein?
Wie schon geschrieben wurde, musst du natürlich deine Anlage und die Abläufe kennen lernen und Erfahrung beim Brauen sammeln. Da entstehen sicherlich noch mehr Fragen.... aber das Rezept ist jetzt grundsätzlich easy.
Wie lecker das Bier letztendlich wird, hängt von deinen Künsten und Ausrüstung ab aber da wird schon Bier raus kommen :)
Viel Erfolg!
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 20:00
von Ras Tafaric
Ich hab die Übung gerade durch. Der Gedanke hinter der Sudplanung war in erster Linie hohe Fehlertoleranz, die auch bei durch fehlende Übung und durch low Budget Equipment ein Bier erzeugen auf das man stolz wie ein Schnitzel sein kann..
Das fing bei mir an mit einer relativ einfachen Schüttung (SMASH wäre noch einfacher, aber etwas Ehrgeiz war dann doch dabei). Die Schüttung sollte vom pH stabil sein und auf mein Leitungswasser passen, dass das Wasser verschneiden kein Riesenfaktor ist.
Gemaischt wurde mit einer Kombirast, die Temperaturschwankungen eher toleriert, da das Equipment noch null getestet war.
Geläutert wurde in einem selbst gebastelten System. Lief eher medium gut und muss beim nächsten Sud umgestellt werden. Es gab aber ne brauchbare Würze.
Hopfen hab ich bekannte Sorten genutzt wo ich von andern Sachen weiss wie der Geschmack kommt.
Die Hefe hab ich mir rausgesucht, die neutral vergährt, problemlos anspringt und von Gärführung und Temperatur tolerant ist. Deswegen hab ich die US-05 genommen.
Ist kein Gourmetbier geworden, aber selbst der Ansatz schmeckt besser als die meisten "Reaktorbiere" aus der Industrie.
Und das nächste hat dann ne ellenlange Liste an Verbesserungen, die man aus dem ersten Sud gelernt hat.
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 20:01
von thopo68
Hallo zusammen,
das Rezept wirkt nicht sonderlich komplex. Wenn der Kollege die Rasten einigermaßen exakt anfahren kann, sollte das kein Problem sein. Und die 78 Grad kann man ja sowieso weglassen... Klar, Dekoktion, Hopfenstopfen, untergärig und Weizen ist schon eher was für Fortgeschrittene. Aber darum geht es hier ja gar nicht. Also, hau rein!
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 20:34
von Sunshine-Beer
LOL was soll ich sagen- erstmal Dankeschön für eure ausführlichen Antworten! Bei einigen werde ich doch noch das Brau-Lexikon zu Rate ziehen
Mein Resümee:
ich habe bisher kein wirklich kompliziertes Rezept zur Auswahl gehabt (habe mich an den angebotenen Malzkits orientiert)
Und so wie sich das anhört wird es mir schon auffallen wenn das Rezept nicht meine Liga ist
Ich geh dann mal noch Vokabeln lernen und melde mich alsbald mit weiteren Fragen zum 1. Sud

Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 20:52
von Plankton
Wenn der Weizenanteil nicht zu hoch ist - was das Läutern erschwert - finde ich Weizen eigentlich schon anfängertauglich. Da für Anfänger Trockenhefe einfacher ist, kann man allerdings kein ganz optimales Ergebnis erwarten.
Ansonsten, wie schon mehrfach gesagt, Pale Ale. Je mehr Hopfen verwendet wird, umso heikler wird das Oxidationsproblem, daher würde ich nicht mit einer totalen Hopfenbombe anfangen.
Auch ein simples Stout ist meines Erachtens mit wenig Erfahrung schon gut machbar.
Mit Kveik kann man auch tolle Sachen zT sehr einfach und ohne Temperatursteuerung machen, allerdings unterscheidet sich die Vorgehensweise manchmal deutlich von anderen Bieren, weswegen ich das nicht unbedingt absoluten Anfängern empfehlen würde.
Für mich nicht anfängertauglich, obwohl oft in dieser Kategorie genannt, ist Kölsch, weil das ohne Temperatursteuerung gerne Fehlaromen bekommt.
Dann quasi leicht bis mittelschwer, mit etwas Erfahrung gut machbar, sind diverse belgische Ales. Hier gibt es viele einfache Rezepte und es reicht idR eine rudimentäre Temperatursteuerung (anfangs nicht zu warm, zum Ende der Gärung erhöhen). Hier gibt es auch noch zT gute Trockenhefen.
Schließlich wäre noch zu sagen, dass Temperatursteuerung, Hefestarter usw. auch keine furchtbar “schwierigen Dinge” sind, aber einfach die Menge zu bedenkenden Dinge erhöhen, so dass die Stressgefahr zunimmt.
Ich habe jetzt vor einigen Wochen ein böhmisches Lager mit Dekoktion und UG-Flüssighefe hinter mir, arbeite auch mit Einkocher und wenig Technik- und das ist dann schon recht aufwändig und stressig. Dann freue ich mich jetzt schon darauf meinen selbstangebauten Saphir-Hopfen bald ganz entspannt in einem simplen Pale Ale zu verbrauen.
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Dienstag 5. September 2023, 20:57
von Sunshine-Beer
Danke für die Beispiele- an denen kann ich mich gut orientieren
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Mittwoch 6. September 2023, 10:55
von Brumbrum
thopo68 hat geschrieben: ↑Dienstag 5. September 2023, 20:01
... Klar, Dekoktion, Hopfenstopfen, untergärig ... ist schon eher was für Fortgeschrittene.
so sehe ich das auch!
Obergärige Biere werden dir gelingen.
Ob das jetzt perfekt wird oder nicht, wirst du sehen und mit Erfahrung bei den nächsten Versuchen optimieren.
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Mittwoch 6. September 2023, 11:26
von Bergbierbrauer
Wichtig ist, das du sobald du in den kalten Bereich gehst (also nach dem Hopfen kochen) sauber arbeiten musst.
Der Rest wird schon werden, irgendwas geht eigentlich immer bei den ersten malen schief (Meine Erfahrung) aber Bier kommt trotzdem raus!
lg Maik
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Mittwoch 6. September 2023, 12:44
von Sunshine-Beer
Mein Ziel für's erste Mal: kein Schimmel, keine explodierenden Flaschen und dann ein trinkbares Bier das hoffentlich keine Kopfschmerzen verursacht- werd schon werden
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Mittwoch 6. September 2023, 15:02
von Innuendo
Das gegebene Rezept Kellerbier würde ich wie schon Jan geschrieben hat mit einer Kombirast vereinfachen. Etwa 60min auf 67-69°C sollten jodnormal ergeben. Frei nach dem Rezeptseminar HBCon23: "Kombirast for the win".
Schau Dir vor dem Brautag das Thema
Rehydrieren von Trockenhefe an. Praxisnah auf den Punkt gebracht: Beitrag #195.
Innu
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Mittwoch 6. September 2023, 16:11
von Boludo
Werf auch mal einen Blick auf die mengenmäßig größte Zutat, dein Wasser. Wenn das nichts taugt, hilft alle Mühe am Braukessel nichts. Dein Bier wird eine unangenehme Bittere bekommen. Oft kann man aber mit einfachen Mitteln nachhelfen.
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Mittwoch 6. September 2023, 20:31
von integrator
Jo ... mit Wasser habe ich mich aus Ermangelung an Kenntnissen auch leider erst später ran gemacht.
Ansonsten habe ich am Anfang
3x tauroplus Ruhrgold gebraut um meine Anlage mit gleichen Parametern kennen zu lernen.
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 09:00
von Ras Tafaric
Hab beim Wasser auch erst auf den letzten Drücker gemerkt, dass das wichtig ist (Danke Mäcki). Am Anfang reichen aber, so wie ich rausgelesen hab ein paar Tropfen Milchsäure zum pH Wert einstellen, sofern man nicht vorhat die wassersensitiven Sorten zu brauen, wie z.B. Pils oder Hopfenbomben.
Mittlerweile hab ich nen Verschnittrechner in ner app, mit dessen Hilfe ich mit destilliertem Wasser verschneiden will. Macht sich im allgemeinen gut, sowas (Ich benutz die brewfather, weil relativ viel drin und gute flexibilität). Sollte ich irgendwann mal untergärig gehen (oh Mann, jetzt werd ich als Anfänger aber gierig), dann kommt wohl eine kleine Umkehrosmoseanlage zu.
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 09:12
von Sunshine-Beer
Das mit dem Wasser habe ich auf dem Schirm- ich hoffe ja, dass das was bei mir aus der Leitung kommt, feinstes Tiroler Gebirgswasser (recht weich), ausreichend ist. Muss mich noch kundig machen, wie und auf was ich mein Wasser am besten analysiere und mit welchem Soll ich das dann vergleiche- bin mir sicher da finde ich noch was im Forum dazu. Aber für die ersten paar Versuche, werde ich das gleiche Rezept immer wieder brauen um mein Equipment und die Abläufe kennenzulernen. Danach geht's an die Feineinstellung.
Jetzt kommt erstmal ein Raummonitoring zum Einsatz für die optimal Gärtemperatur- ich glaub mein Keller schreit nach "untergärig", ist aber nur so eine Vermutung

Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 09:18
von Ras Tafaric
Da bin ich neidisch auf sonen Keller. Meiner schreit mehr oder weniger "mach kein Untergäriges ohne Kühlschrank".
Was das Wasser betrifft, bekommst du die Analyse normalerweise auf der Website vom lokalen Wasserwerk. Per app lässt sich das dann zum verschneiden oder aufsalzen zusammenrechnen (die Salze gibts in der Apotheke).
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 11:02
von Brumbrum
integrator hat geschrieben: ↑Mittwoch 6. September 2023, 20:31
... Ansonsten habe ich am Anfang
3x tauroplus Ruhrgold gebraut um meine Anlage mit gleichen Parametern kennen zu lernen.
Ich fand es gerade am Anfang sehr interessant, die verschiedenen Malz- und Hopfensorten kennenzulernen und habe immer Single Hop Biere gebraut aber immer mit anderem Hopfen. War da viel zu Neugierig um gleich 3x das gleiche Bier zu brauen =))
Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 18:33
von integrator
Brumbrum hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. September 2023, 11:02
integrator hat geschrieben: ↑Mittwoch 6. September 2023, 20:31
... Ansonsten habe ich am Anfang
3x tauroplus Ruhrgold gebraut um meine Anlage mit gleichen Parametern kennen zu lernen.
Ich fand es gerade am Anfang sehr interessant, die verschiedenen Malz- und Hopfensorten kennenzulernen und habe immer Single Hop Biere gebraut aber immer mit anderem Hopfen. War da viel zu Neugierig um gleich 3x das gleiche Bier zu brauen =))
Eigentlich kannst du die Ergebnisse nicht korrekt bewerten weil man am Anfang zu viele Fehler mit seiner Anlage macht.
Aber du hast Recht ... wenn man seine Neugier und den Übermut nicht kontrollieren kann, können die Pferde schon mal durchgehen.
Ergo ... geiles Hobby

Re: Was macht ein Brau-Rezept zu einem Rezept für Anfänger?
Verfasst: Donnerstag 7. September 2023, 19:55
von Brumbrum
Nunja unkontrolliert würde ich das jetzt nicht nennen.
Du riechst und schmeckst ja schon die unterschiedlichen Hopfen.... ob Anfänger oder nicht
Vielleicht bin ich nicht ganz empirisch vorgegangen aber ich würde es immer wieder so machen ;)
Ich sprach ja auch nicht vom Ergebnisse bewerten sondern vom Hopfen kennenlernen.... kleiner Unterschied!