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Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Samstag 4. November 2023, 20:08
von Stuggbrew
Hi zusammen,

Ich möchte mich nun an mein erstes eigenes böhmisches Lager wagen.

Dazu habe ich mir folgendes Rezept zusammengestellt:
Basisdaten:
15l Ausschlag, 57% SHA, 12,6P, 36 IBU, 5,1% Alkohol)

Wasser: wird mit Milchsäure auf 5,4 pH eingestellt ansonsten hab ich ein sehr salzarmes Wasser.

Schüttung
70% böhmisches PiMa
20% böhmisches Tennenmalz
5% carafoam
5% Cara Bohemian

Als Maischeführung würde ich auf eine Dektoktion gehen.

Hopfen:
15g Agnus bei 60min. (Ergibt 27 IBU)
15g Sladek bei 10 min (ergibt 9 IBU)

Danach runterkühlen und anstellen:
Da bin ich noch sehr unschlüssig - liebäugel entweder mit der M84 oder der Wyeast 2124 bohemian Lager.


Wie seht ihr das - 2 fragen:
- dektoktion notwendig oder geht auch klassische Infusionsrasten
- Hefeempfehlung?

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Samstag 4. November 2023, 21:59
von Kurt
Salzarmes Wasser ist schon mal gut! Die Schüttung würde ich vereinfachen. Warum nicht nur Pilsner oder Tennenmalz? Bei meinen böhmischen Bieren mache ich meist eine einfache Dekoktion mit Dickmaische von der Beta- zur Alphaamylaserast. Der Rest der Maische geht dann einfach per Heizung.
Getreu dem SMASH Gedanken könnte man sich auf einen Hopfen beschränken. Sladek hat ja z.B. durchaus genug Alpha um damit auch die IBUs ins Bier zu bringen. Die M84 habe ich noch nie verwendet. Die 2124 oder auch die W34/70 machen sicher ein gutes Bier.

Grüße!

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Samstag 4. November 2023, 22:12
von ggansde
Das cara brauchst du bei einer Dekoktion nicht.
VG, Markus

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 06:32
von Stuggbrew
Danke für den schnellen Input!
Kurt hat geschrieben: Samstag 4. November 2023, 21:59 Getreu dem SMASH Gedanken könnte man sich auf einen Hopfen beschränken. Sladek hat ja z.B. durchaus genug Alpha um damit auch die IBUs ins Bier zu bringen. Die M84 habe ich noch nie verwendet. Die 2124 oder auch die W34/70 machen sicher ein gutes Bier.
Okay dann würde ich auf die 2124 gehen.
Bzgl Hopfen als Single Hop kann ich mir mit Sladek vorstellen - ist ja eine Kreuzung aus Northern und Saaz.
Bin noch am schwanken, bzgl Saaz Late, da dieser noch etwas Pinie mit reinbringt.
ggansde hat geschrieben: Samstag 4. November 2023, 22:12 Das cara brauchst du bei einer Dekoktion nicht.
Okay, ich hätte es bzgl leichter Malzigkeit und Farbe dazugegeben. Hab mit Dektoktion jedoch noch nie gearbeitet.
Danke!

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 07:32
von Herbert52
ggansde hat geschrieben: Samstag 4. November 2023, 22:12 Das cara brauchst du bei einer Dekoktion nicht.
VG, Markus
Für ein Tschechisches Lager müsste Dekoktion obligatorisch sein.
Gute Tschechische Hopfen für Lager sind auch noch Boomerang, Bohemia, Country, Harmonie, Kazbek, Premiant, Vital, Saaz und natürlich die ganzen Saaz Varianten, wie Comfort, Brillant, Late, Shine, Special. Hier hast du einen Überblick über alle Tschechischen Sorten.
http://chizatec.cz/atlas_chmele/en/ChiZ ... as_EN.html
Gruß Herbert

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 08:43
von Frommersbraeu
Für mich gehört zu nem richtig Tschechischen Lager auch ne gute Portion Diacetyl. Also am besten von Gästart bis zum trinken immer schön kalt halten und ja keinen Diacetyl Abbau forcieren

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 11:46
von Stuggbrew
Frommersbraeu hat geschrieben: Sonntag 5. November 2023, 08:43 Für mich gehört zu nem richtig Tschechischen Lager auch ne gute Portion Diacetyl. Also am besten von Gästart bis zum trinken immer schön kalt halten und ja keinen Diacetyl Abbau forcieren
Hi - danke, dass wäre meine Frage gewesen, da es ja schon leicht dazugehört. Ich hätte es halt bei 10C angestellt und nur kurz bei 14-16C stehen lassen (1-2 Tage).

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 12:05
von Johnny H
Ich würde auch eine einfache Schüttung favorisieren und dafür mit Dekoktion brauen, mindestens einstufig. Dekoktion ist aus meiner Sicht so ein bisschen die Kirsche auf der Torte, die aus einem guten bis sehr guten ein hervorragendes Bier machen kann. Ich mache deswegen bei Lagerbieren immer (mindestens) eine.

Bei den untergärigen Hefen gibt es große Unterschiede. Die W34/70 geht aber auf jeden Fall. Ich bin auch ein großer Fan der Wyeast Staro Prague - die ist aber schwer zu bekonmen, es sei denn, Du hast dich an Markus' Anstrengungen rangehängt.

Weder die M84 noch die WY2124 kenne ich aus eigener Erfahrung. Die M84 soll der gleiche Stamm sein wie Saflager S23 und Wyeast 2001. Die 2124 könnte auch der W34/70-Stamm sein, da sind meine Quellen (Vergleichstabellen diverser Hersteller) aber teilweise uneins.

Diacetyl schadet nicht bei einem böhmischen Pilsner. Das ist allerdings schwer (Fassgärung) bis unmöglich (Flaschengärung) für uns Hobbybrauer ins Bier rüberzuretten, weil die nicht abgetrennte Hefe es auf Dauer wieder abbaut. Diacetylbildung hängt auch vom Hefestamm ab - die Wyeast Staro Prague macht z.B. kaum welches, die W34/70 schon eher. Aber wie gesagt, bei Flaschengärung hat man keine Chance.

Ich würde auf folgende Parameter achten:
- anständiger Malzkörper im Bier (Tennenmalz, Dekoktion). 100% Basismalz mit Dekoktion ist absolut ok, Cara braucht man nicht m.E.
- auf Wasser achten (weich, geringe Restalkalität von um die 0°dH)
- stiltypischer Hopfen, 35-40 IBUs
- großzügigen Starter machen (Minimum 1:10 Starter:Sud, eher mehr Starter), kalt anstellen und sauber vergären

Viel Erfolg!

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 13:20
von Juergen_Mueller
Ich hab mir mal deine Schüttung genauer angeschaut. Bei 5% Carabohemian erhältst du etwa 19 EBC, also mitteldunkler Bernstein.
Falls es in Richtung Urquell oder Budvar gehen sollte, wäre es wohl zu dunkel. Dekoktion würde es dann noch dunkler machen.

Obwohl, sollte es überhaupt ein Pils werden?

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 16:01
von Stuggbrew
Hi,

Es soll Richtung Lager gehen. Wenn es Bernstein ist gefällt mir das sehr gut. Aber ich werde die Dektoktion machen und dadurch dann auf das CaraBohemian verzichten.

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 17:36
von gulp
Stuggbrew hat geschrieben: Sonntag 5. November 2023, 11:46
Frommersbraeu hat geschrieben: Sonntag 5. November 2023, 08:43 Für mich gehört zu nem richtig Tschechischen Lager auch ne gute Portion Diacetyl. Also am besten von Gästart bis zum trinken immer schön kalt halten und ja keinen Diacetyl Abbau forcieren
Hi - danke, dass wäre meine Frage gewesen, da es ja schon leicht dazugehört. Ich hätte es halt bei 10C angestellt und nur kurz bei 14-16C stehen lassen (1-2 Tage).
Diese 2 Tage bei 14 - 16° sind ja die Diacetylrast. Wenn man also Diacetyl will, lässt man sie tunlichst weg.

Nebenbei bemerkt käme ich nie auf die Idee bewusst Diacetyl zu produzieren. In sehr kleinen Mengen mag das ja das Bier etwas runder machen, meistens ist mir das aber zu viel. Ich sach mal nach 3 Tagen in Pilsen kann man auch wieder weiterziehen. :Cool

Gruß
Peter

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 18:25
von Kurt
+1 Meine böhmischen Biere bekommen alle eine Diacetylrast. Dieses ölig- buttrige Mundgefühl ist nicht meins.

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 5. November 2023, 18:48
von Johnny H
Ich sehe es beim Diacetyl so: es ist ein "Kann", kein "Muss", auch nicht in tschechischen Lagern. Auch dort gibt es zahllose hervorragende Vertreter ganz ohne Diacetyl.

Grundsätzlich mag ich es. Es passiert mir immer mal wieder, dass ich irgendwo (nicht unbedingt Tschechien) ein Lagerbier trinke, es mir sehr gut schmeckt und ich dann erst bei bewusster Konzentration eine ganz leichte Diacetylnote rausschmecke. In geringen, aber wahrnehmbaren Mengen fügt es also eine Schicht Komplexität, gewissermaßen ein Sahnehäubchen im wahrsten Sinne des Wortes, hinzu, das ich sehr gerne mag.

Nach oben hin bin ich beim Diacetyl aber recht tolerant. Das geht aber nicht jedem so.

Und ich kann mich auch an ein paar Begebenheiten erinnern, bei denen es auch mir zu viel wurde. Unter anderem bei der letzten HBCON (da dürfte eine ganz bestimmte Diacetylbombe einigen aufgefallen sein).

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Dienstag 7. November 2023, 01:26
von rakader
Ich verwende für meine böhmisch Dunklen immer die W120, die Wyeast Staro Prague wurde bereits genannt. Sonst ist die Wyeast Bohemian Lager 2124 eine gute Wahl. Sehr empfehlen kann ich die WLP802 Czech Budejovice mit wenig Diacetyl, wer die südböhmischen Biere mag.

Gegen Sladek und Agnus spricht aus meiner Sicht nichts. Der eine ist aber blumig, der andere kräuterig, holzig. Wenn zwei Hopfen, dann wäre es wohl besser Hopfensorten einzusetzen, die sich verstärken. Vor die Wahl gestellt, würde ich Sladek den Vorzug geben.

Diacetyl mag ich auch nicht, das muss auch nicht sein, soweit ich die südböhmischen Lager beurteilen kann.

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Mittwoch 8. November 2023, 21:28
von Stuggbrew
Vielen Dank für die Inputs. Werde mal so ins Rennen gehen. Single Hop mit sladek

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Donnerstag 9. November 2023, 07:12
von Dr. K
rakader hat geschrieben: Dienstag 7. November 2023, 01:26 Ich verwende für meine böhmisch Dunklen immer die W120, die Wyeast Staro Prague wurde bereits genannt. Sonst ist die Wyeast Bohemian Lager 2124 eine gute Wahl. Sehr empfehlen kann ich die WLP802 Czech Budejovice mit wenig Diacetyl, wer die südböhmischen Biere mag.

Gegen Sladek und Agnus spricht aus meiner Sicht nichts. Der eine ist aber blumig, der andere kräuterig, holzig. Wenn zwei Hopfen, dann wäre es wohl besser Hopfensorten einzusetzen, die sich verstärken. Vor die Wahl gestellt, würde ich Sladek den Vorzug geben.

Diacetyl mag ich auch nicht, das muss auch nicht sein, soweit ich die südböhmischen Lager beurteilen kann.
Die Sache mit dem Diacetyl gibt es mehr oder weniger gleichverteilt in Nord- wie Südböhmen, Mähren oder Schlesien. Südböhmen ist ja nicht nur Budvar...

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 08:50
von Stuggbrew
Hi,

Danke nochmals für all die Inputs - schätze ich sehr am Forum 👍🏼!

Werde auf eine einfache Schüttung nun mit Tennenmalz gehen und ein wenig carafoam dem Schaum zuliebe beigeben (5%).
Beim Hopfen hab ich mich nun für einen Single Hop mit Sladek entschieden.

Ich werde dann berichten sobald es ans Brauen geht.

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 09:08
von Johnny H
Stuggbrew hat geschrieben: Sonntag 12. November 2023, 08:50 [...]
Werde auf eine einfache Schüttung nun mit Tennenmalz gehen und ein wenig carafoam dem Schaum zuliebe beigeben (5%).
Beim Hopfen hab ich mich nun für einen Single Hop mit Sladek entschieden.
[...]
Das sieht doch schon gut aus, wobei ich den Sladek nicht kenne.

Dekoktion?
Und welche Hefe?

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 09:20
von Stuggbrew
Sorry, ja Dektoktion gesetzt. Wohl zweistufig - wenn schon denn schon 😅

Hefe gehe ich auf die M084 - möchte mich dieses Mal auf die Dektoktion konzentrieren und bei Trockenhefen hab ich damit das Beiwerk eines großen Starters nicht. Dafür aber am oberen Ende gepitched.

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 09:47
von Johnny H
Hört sich gut an!

Gärtemperatur kannst Du ja steuern, zumindest hat es sich weiter oben so angehört.

Jetzt musst Du nur noch schauen, ob Du durchweg kalt vergärst oder zum Ende hin warm wirst. Letzteres stellt sicher, dass das Bier auch sauber durchvergärt. Ersteres lässt die Möglichkeit für Diacetyl offen, aber das ist vor allem mit Flaschengärung fast unmöglich hinzubekommen.

Die M84 kenne ich nicht in Bezug auf Diacetyl. Und ich hatte einmal mit der Wyeast Staro Prague (Flaschengärung) versucht, Diacetyl ins Bier rüberzuretten: am Ende der Flaschengärung hatte ich dann trotzdem kein Diacetyl mehr, dafür aber immer noch etwas Acetaldehyd (Jungbieraroma)!

Re: Erstes Böhmisches Lager

Verfasst: Sonntag 12. November 2023, 11:01
von Stuggbrew
Hi, ja bei mir geht nur Flaschengärung. Daher wird es sich nicht ganz verhindern lassen. Ich kann zwar die Flaschen bei rund 12C gären und reifen lassen; aber das nicht gesteuert und mit Schwankungen unterlegen.

Bzgl Dia: da werd ich schauen was am Ende rauskommt; wenn man was schmeckt gut. Wenn nicht geht die Welt für mich nicht unter