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7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Donnerstag 18. Januar 2024, 13:17
von Rhoener
So, bei mir hat die Losfee sich was spannendes ausgesucht und mich in bisher vollkommen unbekannte Gefilde getragen:
viewtopic.php?t=33285

Bereits im Mittelalter wurde in Belgien, insbesondere in der Wallonie, Kohle abgebaut.
Die Region war reich an Kohlevorkommen, was eine wesentliche Grundlage für die spätere industrielle Entwicklung bildete.
Während der industrielle Revolution zu Anfang des 1900 Jahrhundert, auch mit den entstehenden Zentren der Stahlproduktion,
folgten soziale Veränderungen und Urbanisierung.

In diesem Umfeld ist die Grissete als leichtes, spritziges Bier für die Bergarbeiter entstanden, die damit ihren Durst stillten.

Der Name Grisette leitet sich wohl von der, damals üblichen, grauen Arbeiter(innen)kleidung ab.

Aktuelle Versionen der Grisette werden unterschiedlich interpretiert, auch mit Früchten verfeinert oder im Holzfass gereift.
Es gibt aktuell nur noch wenige Brauereien welche ein Grisette im Angebot haben.

Im BJCP Style gehört die Grisette zu 25B Saison.

Auf Grund dieser Informationen möchte ich für mein Rezept folgenden Rahmen:
- ein sehr helles Bier, aus Pilsner und Weizenmalz (ca. 70/30),
evtl. etwas Rohfrucht, z.B. Gerstenflocken um die Vollmundigkeit und "Getreidigkeit" zu erhöhen
- höher Karbonisiert, damit auch eine spürbare Säure, 5-6 g/l CO2 ist meine Vorstellung
- Maischeprogramm für einen hohen EVG optimieren, also relativ lange Maltoserast
- Bei der Hefe tendiere ich zur Lallemand Farmhouse Hybrid Saison.
Da ist das SHA1-Gen deaktiviert und kann somit keine (zukünftigen) Problem bzgl. diastatischer Aktivität machen
- nicht zu stark, so um die 4 Vol% . Ich denke damit bin ich eher am ursprünglichem Wert
- ein gut wahrnehmbares Hopfenaroma, soll aber noch zum eher geringem Alkoholgehalt passen
Saaz als Grundlage, evtl. bei Flameout noch etwas englischen Hopfen (Golding)

Für weiter Hinweise, gerade für die Hefewahl, bin ich dankbar.

Grüße
Markus

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Donnerstag 18. Januar 2024, 17:59
von Kaso
Hi

ein Grisette welches zumindest unter diesem Namen verkauft wird, ist von Oxbow Grizacca
Wie typisch es für Grisette ist mag ich nicht sagen, aber es ist lecker und ich habe es versucht nach zu brauen, wie gut mein Clone wurde kann ich nicht sagen. War aber auch Lecker

https://bineandvine.com/product/oxbow-grizacca/


Gruss Thilo

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Donnerstag 18. Januar 2024, 21:13
von Colindo
Wie wäre es mit Strisselspalt oder einem anderen, halbwegs lokalen Hopfen?

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Donnerstag 18. Januar 2024, 21:35
von maecki-maecki
Ich finde Aramis als Hopfen super..
Und die Hybrid Hefe ist mir suspekt, wie wärs mit der vollen Breitseite ‚Belle Saison‘?


Mäcki

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Donnerstag 18. Januar 2024, 22:31
von Rhoener
Colindo hat geschrieben: Donnerstag 18. Januar 2024, 21:13 Wie wäre es mit Strisselspalt oder einem anderen, halbwegs lokalen Hopfen?
Strisselspalt ist sicherlich eine gute Idee. Aramis geht ja auch in die Richtung. Dann kommt der in die engere Wahl.

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Donnerstag 18. Januar 2024, 23:08
von Rhoener
maecki-maecki hat geschrieben: Donnerstag 18. Januar 2024, 21:35 Und die Hybrid Hefe ist mir suspekt, wie wärs mit der vollen Breitseite ‚Belle Saison‘?
Belle Saison ist das was mir zu erst in den Sinn gekommen ist, alternativ Wyeast 3724. In verschiedenen Rezepten zu Saisons wird auch die Belle Saison mit der French Saison gemischt, was zu einer kontinuierlicheren Vergärung führen soll.

Mache ich mir zum Thema "diastaticus" zu viele Gedanken?

Markus

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Freitag 19. Januar 2024, 06:01
von Stuggbrew
Also der Blend aus french und belle hatte ich derletzt in einem Bier von DrFludribus hier im Forum gekostet. War sehr gelungen!

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Freitag 19. Januar 2024, 07:22
von DrFludribusVonZiesel
Phil Markowski äußert sich in seinem Buch "Farmhouse Ales: Culture and Craftsmanship in the Belgian Tradition" auch über Grisette. Ich fasse mal zusammen: Saison war das Getränk der Landarbeiter, während Grisette von Minenarbeitern getrunken wurde. Die Brasserie Friart (Hersteller von St. Feuillen) vermarktet noch mehrere Grisettes - siehe hier.

Mündliche Überlieferungen von Leuten, die früher Grisettes getrunken haben, beschreiben es als "low-alcohol, light-bodied, saison-like golden ales of no great distinction". Es sollte trocken und erfrischend sein, hatte zwischen 3 und 5% Alkohol und war nicht sauer wie andere Saisons, sondern bekam seinen erfrischenden Charakter durch den Hopfen.

Einen Rezeptvorschlag gibt es auch noch:
11°P, 75% Pilsner, 25% Weizenmalz, 16-18IBU mit Hallertauer als Bitterhopfen, Styrian Goldings 15-20min vor Ende und 2min vor Ende Finish mit EKG
WLP550 oder WY3522 werden als Hefe genannt bei ~20-23°C

Optionen: 5% Weizenrohfrucht oder 5% Zucker wenn man es trockener haben will.

Ich persönlich würde die French Saison solo nehmen für dieses Bier und mit Nobelhopfen (die genannten sind Klassiker für Saison) eine schöne Hopfenblume ins Bier bringen.

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Freitag 19. Januar 2024, 11:20
von maecki-maecki
Rhoener hat geschrieben: Donnerstag 18. Januar 2024, 23:08
Mache ich mir zum Thema "diastaticus" zu viele Gedanken?
Hängt von der Hygiene in deinem Brau- und Gärkeller ab :Bigsmile

Also im Ernst: nach einem belgischen Ale machst Du doch auch ein Pils mit derselben Ausrüstung, ohne drüber nachzudenken ob Du Hefe verschleppst, oder? Bei Bakterien und Brett mache ich auch getrennte Ausrüstung, aber eine STA+ würde ich mit derselben Hygieneroutine wie immer vertreiben…

Mäcki

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Freitag 19. Januar 2024, 17:50
von gulp
DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Freitag 19. Januar 2024, 07:22 Phil Markowski äußert sich in seinem Buch "Farmhouse Ales: Culture and Craftsmanship in the Belgian Tradition" auch über Grisette. Ich fasse mal zusammen: Saison war das Getränk der Landarbeiter, während Grisette von Minenarbeitern getrunken wurde. Die Brasserie Friart (Hersteller von St. Feuillen) vermarktet noch mehrere Grisettes - siehe hier.

Mündliche Überlieferungen von Leuten, die früher Grisettes getrunken haben, beschreiben es als "low-alcohol, light-bodied, saison-like golden ales of no great distinction". Es sollte trocken und erfrischend sein, hatte zwischen 3 und 5% Alkohol und war nicht sauer wie andere Saisons, sondern bekam seinen erfrischenden Charakter durch den Hopfen.

Einen Rezeptvorschlag gibt es auch noch:
11°P, 75% Pilsner, 25% Weizenmalz, 16-18IBU mit Hallertauer als Bitterhopfen, Styrian Goldings 15-20min vor Ende und 2min vor Ende Finish mit EKG
WLP550 oder WY3522 werden als Hefe genannt bei ~20-23°C

Optionen: 5% Weizenrohfrucht oder 5% Zucker wenn man es trockener haben will.

Ich persönlich würde die French Saison solo nehmen für dieses Bier und mit Nobelhopfen (die genannten sind Klassiker für Saison) eine schöne Hopfenblume ins Bier bringen.
:goodpost:

Gruß
Peter

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Freitag 19. Januar 2024, 18:56
von Rhoener
DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Freitag 19. Januar 2024, 07:22 Phil Markowski äußert sich in seinem Buch "Farmhouse Ales: Culture and Craftsmanship in the Belgian Tradition" auch über Grisette. Ich fasse mal zusammen: Saison war das Getränk der Landarbeiter, während Grisette von Minenarbeitern getrunken wurde. Die Brasserie Friart (Hersteller von St. Feuillen) vermarktet noch mehrere Grisettes - siehe hier.
Das Buch von Phil Markowski ist schon bestellt.
Die Grisette Blanche von St. Feuillen deckt sich von der Beschreibung ziemlich gut mit einer Vorstellung. Ich möchte nur etwas vom Alkoholgehalt runter gehen.

Re: 7HB7B2: Rezeptentwicklung Grisette

Verfasst: Freitag 19. Januar 2024, 21:51
von Fips
DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Freitag 19. Januar 2024, 07:22
Einen Rezeptvorschlag gibt es auch noch:
11°P, 75% Pilsner, 25% Weizenmalz, 16-18IBU mit Hallertauer als Bitterhopfen, Styrian Goldings 15-20min vor Ende und 2min vor Ende Finish mit EKG
WLP550 oder WY3522 werden als Hefe genannt bei ~20-23°C

Optionen: 5% Weizenrohfrucht oder 5% Zucker wenn man es trockener haben will.

Ich persönlich würde die French Saison solo nehmen für dieses Bier und mit Nobelhopfen (die genannten sind Klassiker für Saison) eine schöne Hopfenblume ins Bier bringen.
Mit dem Rezept habe ich auch mal angefangen. Mittlerweile sieht mein Grundrezept eher so aus:
  • 12 °P, 67% PiMa, 33% Weizenrohfrucht, 20 - 25 IBU
  • Maischen: 15 min 64°C, dann 60 min 67°C, wenn ich faul bin auch eine einfache Kombirast
  • Als Hopfen nehme ich gerne Saazer, Goldings, Tradition oder Saphir. Habe letztens eines mit Lilly gemacht, das war auch passend. Für die Grisette bieten sich eine späte Gabe und evtl. auch noch eine moderate WP-Gabe an.
  • Hefe: Saison Dupont Strip. Wobei ich für die Grisette auch die BE-134 sehr gut geeignet finde, die ist auf der deutlich fruchtigen Seite, recht wenig phenolisch, was gut zum Hopfen passt und ein eher frisches trinken begünstigt. Schön komplex wird es, wenn man Saisonhefen mischt. Ich gebe gerne auch noch Brett dazu.