Bier aus Haferdrink

Alles, was mit dem Thema Historische Biere, Grut- bzw. Kräuterbiere, Gewürzbiere, aber auch mit Sake Brauen oder Brauen mit ungewöhnlichen Fermentationsarten zu tun hat
Antworten
mo*
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 160
Registriert: Mittwoch 10. Mai 2017, 06:55

Bier aus Haferdrink

#1

Beitrag von mo* »

Liebe Experimentalbrauer

Ich habe Zugang zu >200 Liter Haferdrink, die niemand mehr verwenden will (oder zumindet nicht so viel). Da habe ich mir gedacht: Haferdrink ist ja in Wasser eingelegter Hafer, also Getreide in Wasser. Das ist nicht so weit davon entfernt von dem, was wir beim Maischen machen. Könnte man daraus nicht ein Haferbier herstellen?

Die Nährwerttabelle sagt folgendes:
20240128_Inhalt_Haferdrink.jpg
Insgesamt gibt es um die 8% Kohlenhydrate, wovon schon etwa die Hälfte verzuckert sind. 8% scheinen mir etwas mager für ein Bier, es müsste also etwas mehr "Zucker" rein. Der Einfachheit halber könnte man das ja mit Malzextrakt hinbekommen?

Da ich nicht all zu viel Zeit aufwenden möchte (mit Heizen, Maischen, Läutern und so) habe ich mir folgenden Plan für einen Versuch ausgedacht:

Ziel: Haferbier ähnlich wie ein Weizenbier: Würze mit 12°P und 15 IBU

Vorgehen: Um von "5 Litern Haferdrink mit 8°P" auf "6 Liter Würze mit 12°P" zu kommen benötige "1 Liter Würze mit 32°P". Das sind dann 320gr Malzextrakt.

1) Ich stelle 1 Liter Würze mit 12°P her (120gr Malzextrakt)
2) Darin koche ich die gesamte Hopfenmenge für 20min (hier würde ich auch noch etwas Hefenährsalz beigeben)
3) Dann löse ich darin die restlichen 200gr Extrakt
4) Diese Würze gebe ich dann zum kalten Haferdrink. Das wäre dann meine Anstellwürze
5) Diese Würze würde ich dann mit einer Weissbierhefe vergären (z.B. eine Brewferm Blanche oder eine aufgepäppelte Schneider Weisse)

Ich gehe davon aus, dass der Haferdrink irgendwie haltbar gemacht wurde (er hat 1 Jahr Haltbarkeit aufgedruckt). Daher glaube ich nicht, dass ich ihn nochmals kochen muss. Zudem habe ich mal ein bisschen Hefe in einen Liter Haferdrink gegeben, da hat innerhalt ein paar Stunden eine Gärung eingesetzt. Ich habe auch einen Liter Haferdrink mit etwas Hopfen (nicht abgewogen, geschmacklich am Ende viel zu viel) aufgekocht und auskühlen lassen. Da war nach 2 Tagen kaum eine Gärung auszumachen. Daher tendiere ich eher dazu, den Drink nicht zu kochen.

Glaubt ihr das kann was werden? Oder hat schon jemand so etwas ähnliches gemacht?

Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen
Beste Grüsse, mo
Benutzeravatar
FlorianTH
Administrator
Administrator
Beiträge: 649
Registriert: Dienstag 23. Juli 2019, 09:52
Wohnort: Brandenburg | OHV

Re: Bier aus Haferdrink

#2

Beitrag von FlorianTH »

Inhaltlich kann ich gerade nichts dazu sagen, aber wenn es so viel ist, dann sprich doch mal die Tafeln in deiner Nähe an! :thumbup
Viele Grüße
Florian 🍻
mo*
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 160
Registriert: Mittwoch 10. Mai 2017, 06:55

Re: Bier aus Haferdrink

#3

Beitrag von mo* »

Danke für den Hinweis. Wieso bin ich nicht selber drauf gekommen :Ahh Einen Versuch werde ich mir gönnen, für den Rest werde ich andere Abnehmen suchen
Beste Grüsse, mo
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13299
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Bier aus Haferdrink

#4

Beitrag von flying »

1 Gramm Salz pro Liter ist auch nicht ohne...
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
Benutzeravatar
Hans A.
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 341
Registriert: Montag 25. Januar 2021, 23:09

Re: Bier aus Haferdrink

#5

Beitrag von Hans A. »

Ich hatte mal die Idee, ein "Reverse Stout" wie hier zu brauen. (Bitte keine Kommentare zu dieser Idee 😵)

Also: Es funktioniert wie von dir beschrieben, war aber geschmacklich extrem leer und unspektakulär und farblich auch zu gelblich für meine ursprüngliche Idee. Hatte allerdings auch keine Weißbier-Hefe, damit könnte es tatsächlich interessanter werden.
Lutzer88
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 52
Registriert: Samstag 5. Februar 2022, 11:01

Re: Bier aus Haferdrink

#6

Beitrag von Lutzer88 »

Hallo mo*,

Hast du dich schon an dem Experiment versucht? Klingt interessant und ich würde mich, rein aus Interesse, für das Endergebnis interessieren.

LG

Robert
Benutzeravatar
Räuber Hopfenstopf
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2193
Registriert: Mittwoch 15. Juli 2020, 07:50

Re: Bier aus Haferdrink

#7

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Ich denke, die 1,7 % Fett sind auch nicht unproblematisch. Die Kollegen, die mal mit Kokos und Kakao gebraut haben, berichten ja immer wieder von Schaumproblemen. Wenn schon damit brauen, warum dann nicht wie bei einer Doppelmaische damit einmaischen und die Enzyme nochmal machen lassen. Wenn da nur Malzextrakt reinkommt, sind ja immer noch viele Stärkereste dabei. Das würde wahr ein vorprogrammierter Blausud werden.
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
Steht am Bierbrunnen in Salzwedel
mo*
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 160
Registriert: Mittwoch 10. Mai 2017, 06:55

Re: Bier aus Haferdrink

#8

Beitrag von mo* »

Nein, bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, es auszuprobieren (war auf Urlaub). Habe aber vor, es bald mal zu versuchen.

Ihr habt alle Bedenken aufgelistet, die ich auch hatte:
- Einfluss von Salz und Fett auf das Bier ist unbekannt und fraglich
- Auswirkungen der vorhandenen Stärke auf das Bier (Stickwort Blausud)

Wegen der ungewissen Einflüsse möchte ich eigentlich nicht allzuviel Zeit reinstecken. Wenn ich einen ganzen Brautag investieren "muss", dann braue ich lieber ein Rezept, das dann (mit grosser Wahrscheinlichkeit) auch gut kommt. Ich wollte davon profitieren, dass wenigsten ein Teil der Stärke schon verzuckert ist. Das spricht gegen erneutes Maischen.

Zum Thema Blausud:
In meinen Augen gibt es 2 Hauptpunkte beim Blausud:
- Geschmaklicher Einfluss
- verminderte Haltbarkeit

Beim Geschmack kann es sich positiv wie negativ auswirken. Und da es ja kein Vergleichsbier gibt, wird es entweder gut oder schlecht schmecken.

Bei der Haltbarkeit: schmeckt es gut, dann habe ich vor, es beim Osterumtrunk auszuschenken. Da wird es also nicht alt. Und wird es ungeniessbar, dann geht es in den Gulli. Da ist die Haltbarkeit dann auch untergeordnet.

Wenn ich dazu komme es auszuprobieren, werde ich sicher berichten...
Beste Grüsse, mo
Benutzeravatar
rakader
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5183
Registriert: Dienstag 1. Dezember 2015, 10:45
Wohnort: Karpaten & Niederbayern
Kontaktdaten:

Re: Bier aus Haferdrink

#9

Beitrag von rakader »

Das Problem wird wohl sein, dass so ein Drink kaum Hafer enthält und durch die üblichen Industriezutaten aufgepeppt wird, um die Eigenschaften von Milch zu simulieren. Der Produktentwickler Sebastian Lege hat sich kürzlich kritisch damit im ZDF befasst.
https://www.youtube.com/watch?v=sGrT8esp9Co
---
Viele Grüße / Regards
Radulph Kader
Rezepte, Tipps und Stories von Malte by Stubby Hobbs
Neu: Serie Brauzucker selber machen
"Wenn wir noch aufstehen können, bleiben wir da. Wenn wir nimmer aufstehen können, gehn wir heim."
mo*
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 160
Registriert: Mittwoch 10. Mai 2017, 06:55

Re: Bier aus Haferdrink

#10

Beitrag von mo* »

rakader hat geschrieben: Mittwoch 29. Mai 2024, 12:06 Das Problem wird wohl sein, dass so ein Drink kaum Hafer enthält und durch die üblichen Industriezutaten aufgepeppt wird, um die Eigenschaften von Milch zu simulieren. Der Produktentwickler Sebastian Lege hat sich kürzlich kritisch damit im ZDF befasst.
https://www.youtube.com/watch?v=sGrT8esp9Co
Danke für den Link zum Video. Interessant, wie wenig Hafer da wirklich drin ist. Da der Drink 8°P hat hätte ich mehr erwartet. Und da auf der Zutatenliste kein Zucker aufgeführt ist, habe ich gedacht, dass der Hafer irgendwie "gemaischt worden ist". Na ja...

Ich habe in der Zwischenzeit 2 Versuche gemacht:

1. Versuch:
Wie oben beschrieben habe ich mit DME auf 12°P "aufgezuckert" und das Ganze auf etwa 15 IBU gehopft. Dann habe ich diese "Würze" mit etwas Brewferm Blanche Hefe vergoren.

Die Hefe hat die "Würze" in einer Woche von 12°P auf 3°P verknuspert, was laut EasyDens einem Vergärungsgrad von 75% und einem ABV von 5% entspricht. Soweit so gut also.

Das Resultat war scheusslich. Der Hopfen war viel zu dominant, ich konnte nicht Mal einen Schluck wirklich trinken --> Gulli

2. Versuch:
Ich wollte dann noch schauen, was der Drink macht, wenn ich ihn alleine vergäre. Dazu habe ich wieder etwas Brewferm Blanche Hefe zum reinen Haferdrink gegeben. Nach einer Woche schien die Gärung wieder durch, ich habe aber nicht mehr gemessen.

Oben auf der Flüssigkeit hat sich viel Hefe gesammelt. Ich habe etwas Flüssigkeit darunter weg entnommen und probiert. Die Süsse war komplett weg, es hat einfach nur sehr, sehr hefig geschmeckt. Wie flüssiger Brotteig. Sonst konnte ich keine weiteren Geschmäcker feststellen.

Ich habe die Flüssigkeit dann ein paar Tage in den Kühlraum gestellt, in der Hoffnung dass sich die Hefe absetzt. Ich habe dann nochmals probiert: immernoch sehr hefig und sonst nichts.

Fazit:
Vergären kann man den Haferdrink ohne Probleme. Ich habe dann noch lange nachgedacht, mit welchen Zutaten ich den Drink versetzen könnte, damit ein geschmackvoller Drink entsteht (muss nicht unbedingt "Bier" sein, könnte auch etwas anderes werden... Früchte, ???). Ich kann mir aber nichts vorstellen, das zusammen mit diesem intensiven Hefegeschmack etwas ergibt, was mir als alkoholhaltiger Drink munden würde...

Wenn jemand noch Anregungen hat, die nehme ich gerne entgegen
Beste Grüsse, mo
Antworten