Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

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uburoi
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Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#1

Beitrag von uburoi »

Liebe alle,
ich verwende einen 5l Glasballon für die Gärung und der Vorteil ist ja, dass man ihn gelegentlich mal aus der Dunkelheit holen und reingucken kann.
Meine Frage lautet: Kann man eigentlich einigermaßen zuverlässig anhand des Innenlebens im Ballon darauf schließen, ob die Gärung abgeschlossen ist bzw. in welchem Stadium der Gärung die Würze ist?
Klar weiß ich, dass man das am besten per regelmäßiger Messung der Stammwürze macht, also rein interessehalber.
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ggansde
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#2

Beitrag von ggansde »

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uburoi
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#3

Beitrag von uburoi »

Ah, super, danke Markus!
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Ras Tafaric
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#4

Beitrag von Ras Tafaric »

Bei 5l ist spindeln schmerzhaft, weil ne Menge Jungbier bei drauf geht.
Ein Refraktometer aus Chinesium, käuflich zu erwerben für um die 20Euro beim großen A oder anderen bringts da.
Nur nach Optik gehen könnt ich mir bei altgedienten Brauern mit 50 Jahren Erfahrung an der Sudpfanne vorstellen. Bei uns Hobby- und Experimentalsiedern eher weniger, da müssen wir messen. Hilft nix, wenn man Flaschenbomben vermeiden will.

Ich machs an den folgenden Parametern aus, wann der Zeitpunkt zum Messen kommt. Je nach Hefe müssen nicht alle davon parallel erkennbar sein.

1) Aktivität im Gärrohr lässt nach, es blubbert nicht mehr oder kaum.
2) Kräusen kollabieren und die Oberfläche wird sichtbar
3) Brandhefe am Bottichrand wird sichtbar
4) Die "Gulp Grenze" von 8 Tagen wird erreicht (wink@Peter)

Wenn der Messwert in die Nähe des EVG der Hefe kommt (Alkoholkorrekturwert nicht vergessen) UND 3 Tage stabil bleibt, dann wirds Zeit zum Abfüllen.
Zuletzt geändert von Ras Tafaric am Freitag 1. März 2024, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.
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dieck
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#5

Beitrag von dieck »

Ich vermute mal dass es beim 5L Glasballon mit der Öffnung Probleme gibt, aber für größere Gärbehälter verwenden einige hier die iSpindel (oder kommerzielle Verwandte) um den Gärverlauf "sichtbar" zu machen.

Bild
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#6

Beitrag von uburoi »

@Ras Tafaric
Hast du (oder hat jemand anders) ein Bild, wie Brannthefe aussieht? Höre den Begriff gerade zum ersten Mal.
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Ras Tafaric
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#7

Beitrag von Ras Tafaric »

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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#8

Beitrag von Colindo »

Ich kann dir aus vielfacher Erfahrung mit den 5l-Glasballons sagen, dass selbst wenn man alles sieht (anders als bei blickdichten Gefäßen) und viel Erfahrung sammelt man trotzdem nicht sagen kann, wann die Gärung beendet ist. Ich habe es oft gedacht und es war trotzdem nur eingeschlafen oder am Ende sehr langsam. Da hilft nur messen!
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§11
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#9

Beitrag von §11 »

Ja, ich hab sogar Bilder gemacht die findet man in meinem Buch. Brauer, wenn sie oft das gleiche Bier brauen, können sogar relativ genau sagen welcher Restextrakt noch vorhanden ist.

Cheers

Jan
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Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#10

Beitrag von gulp »

Klar kann man das sehen. Es passiert mir immer wieder, dass ich erst abfülle und dann messe. Allerdings ist das nur bei Faßabfüllung zu empfehlen.
Hilfreich ist auch ein Thermometer. Da genügt auch ein Klebethermometer.

Gruß
Peter
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#11

Beitrag von Ras Tafaric »

Jan, Peter, ihr seid beide aber auch Altgediente mit ner Unmenge Erfahrung (und zugegeben die lebende Wissensdatenbank für uns Anfänger)
Weiss nicht wieviele Sude es braucht bis man sowas "fühlt".
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#12

Beitrag von Colindo »

Ich braue auch immer etwas anderes, meist auch mit einer anderen Hefe. Also meiner Meinung nach lässt sich da wenig übertragen. Mit bekannten Bieren ist das sicher anders, vor allem wenn man alles immer gleich macht.
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#13

Beitrag von Zoigl Jehovas »

Bei untergärigen Bieren sieht man das recht gut, wenn die Oberfläche keine oder kaum noch Bläschen hat. Aber bei mir schwimmt eigentlich immer ein Tilt im Gärfass, reinschauen kann ich da eh nicht, da aus Edelstahl. Beim Abfüllen sieht man dann aber, dass die Gärung durch ist. Obergärig habe ich wenig Erfahrung.
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#14

Beitrag von Captain »

N'Abend,

ich messe den Zuckergehalt mit einer iSpindel:

Screenshot 2024-03-24 005224.png

Wenn ich mir den linken Verlauf anschaue, würde ich sagen, die Gärung ist durch und ich kann abfüllen.

Wenn ich aber hineinzoome wie auf dem rechten Bild, dann sehe ich, dass sich schon noch etwas tut, allerdings auf sehr niedrigem Niveau.

Ich muss anmerken, dass diese iSpindel noch nicht sehr gut kalibriert ist. Das Refraktometer zeigt momentan 6,8 BRIX @12°C an, der kbh berechnet daraus SRE 3,7°P, sEVG 69,4%, tEVG 56,9%. Ich verwende die LalBrew Diamond Lager Hefe, für die ein Vergärungsgrad von 77 .. 83% angegeben ist.

Gehe ich recht in der Annahme, dass das Bier noch nicht reif zum Abfüllen ist?


Edit: Hier noch ein Foto von der Oberfläche im Gäreimer

2024-03-24 01.35.39.jpg
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#15

Beitrag von rakader »

Mit dem Bier ist bis auf die Stammwürze soweit alles in Ordnung wie ich anhand anderer Angaben von Dir feststellen konnte, Du liest die Daten falsch ab. Das Jungbier hatte 11,4 °Brix = 11,1 °P beim Anstellen und liegt jetzt bei 6,1 °Brix Restextrakt. Das entspricht einem Vergärungsgrad von 76 %. Der VG ist leicht unter den Herstellerangaben der Hefe. 1 °P Unterschied zum Rezept deutet auf leichte Fehler im Brauprozess hin, in Frage kommen falsch eingestellter SHA, Schüttung, Schrotung, Temperatur beim Maischen, Nachguss etc. Besser Du füllst jetzt ab.
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Re: Kann man den Gärungsverlauf "sehen"?

#16

Beitrag von Captain »

Danke Radulph.

Diese iSpindel ist noch nicht sehr gut kalibriert. Beim Anstellen hatte die Würze 12,1°P, gemessen mit einer Bierspindel und einem Refraktometer. Am 25.03. hatte das Jungbier 6,8 BRIX @12°C, der kbh berechnet daraus SRE 3,5°P und sEVG 71,1 (nach Terrill) bzw. 72,7 (nach Nowotny). D.h. die Absolutwerte sind evtl. daneben, aber der Verlauf (Trend) der Messwerte kann schon für die Beurteilung herangezogen werden, denke ich.

Tut mir leid, dass ich mit den schlecht kalibrierten iSpindel-Messwerten Verwirrung gestiftet habe.

Jedenfalls bin ich Deinem Rat gefolgt und habe am 25.03. abgefüllt...

Erster Geschmackstest: Schmeckt "gut", vielleicht ein bisschen nach Most, ich denke weil noch nicht ausgereift. Bin kein Sommelier, deshalb kann ich es nicht genauer beschreiben :Smile
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