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Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 15:04
von tiger.tanaka
Ei Gude wie aus Frankfurt am Main,
ich bin gerade inmitten einer Brau-Session und stehe vor einem großen Problem.
Mein Rezept:
36L Wasser und
5 Kg Pilsener Malz
5 Kg Pale Ale Malz
Eingemaischt bei 73 Grad, dann eine Stunde auf 68 Grad gelassen. Ich hatte nach dem Maischen 26L Sud, mit dem Läutern habe ich dann 20L aufgefüllt um 46 L Würze zum Kochen zu erhalten. Bisher alles nach Rezept. Dann habe ich gespindelt (22 Grad Tempertur) und habe statt 13,9 Plato nur 5,1 Plato ... was habe ich nicht beachtet? Kann ich den Sud noch retten?
Lieben Dank für eure Hilfe,
Lutz
Re: Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 15:28
von Braufex
tiger.tanaka hat geschrieben: ↑Montag 28. Oktober 2024, 15:04
was habe ich nicht beachtet?
Mögliche Fehler (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
- Würze vor Probenahme für Spindel nicht umgerührt, also Messfehler durch Schichtung (dann einfach umrühren und nochmal messen)
- Malz war nicht geschrotet
- Wassertemperatur beim Einmaischen höher / Temp.-Fühler defekt und dadurch Enzyme deaktiviert; wie war die Jodprobe? Blausud?
- bei der Wassergabe massivst verrechnet
- Kanalbildung beim Läutern
- ...
Schade, dass Du die Vorderwürze nicht gemessen hast, das würde bei der Fehlersuche weiterhelfen
Kann ich den Sud noch retten?
- mit den 46 Litern Würze (auf Einmaischtemperatur abgekühlt) noch mal frisches (geschrotetes) Malz (Menge Malz reduzieren) einmaischen
Die Liste oben ist natürlich unvollständig, vielleicht hilft sie ja trotzdem.
Einkochen bis Stammwürze passt, macht aufgrund der großen Differenz keinen Sinn.
Wenn Du noch etwas über Dein Brau-Equipment preisgibst, hilft das bei der Fehlersuche
Gruß Erwin
Re: Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 15:35
von Ladeberger
Hallo Lutz, willkommen im Forum!
"nach dem Maischen 26L Sud" -> d.h. 26 L abgeläuterte Würze? (Sog. Vorderwürze).
" 20L aufgefüllt" -> Was kann man sich darunter vorstellen? Wurde damit angeschwänzt, also der Treber übergossen oder kam das einfach in die Sudpfanne zur Würze?
Wenn die Messung stimmt, ist das schon sehr dünn. Wenn du stramm kochst, kannst du das womöglich noch in Richtung eines Schankbieres mit 9 - 10 °P bringen, aber auf 13,9 °P bekommt man das in vertretbarer Zeit vermutlich nicht. Mal ganz abgesehen von den Energiekosten.
Gruß
Andy
Re: Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 16:00
von emjay2812
Hänge mich mal hier ran. Hatte ein Starkbier geplant (Rezept folgt), das ich zig mal gebraut hatte. Statt 16°P nur 11°P. Da lief auch einiges falsch, ich weiß nur nicht was.
Re: Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 16:03
von tiger.tanaka
Hallo Erwin, Hallo Andy,
Danke für eure raschen Rückantworten ...
Erwin ..
- ich hatte tatsächlich vor der Probeentnahme nicht umgerührt und nur von oben abgeschöpft
- Malz war geschrotet
- Die Wassertemperatur beim Einmaischen war tatsächlich 77 Grad (habe im Notizbuch nachgesehen), gin dann aber schnell auf 68 runter
- Jodprobe war hell-orange bis orange, eigentlich jodnormal
- Ich bin inzwischen schon mit dem Kochen durch und habe auf 22 Grad runtergekühlt ... mache gerade noch einen Whirlpool
- Ich nutze den BrewMonk 50 L, hat bisher immer gute Dienste geleistet
Andy:
- genau: abgeläutert 26L VOR der Zugabe des Nachgusses
- und ja, angeschwänzt, den Treber mit 20L übergossen damit ich auf die im Rezept genannten 46 L komme ...
Ich messe jetzt nochmal die gerade entnommene Probe ... wichtig ist mir, dass ich noch was draus machen kann, auch wenn es extrem leicht ist ... 46L weggießen wäre echt übel :-( ...
Re: Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 16:16
von tiger.tanaka
So, ich habe gerade nochmal gespindelt, es sind 12,5 Plato bei 22 Grad probentemperatur, nach Umrechnung auf 20 Grad also 12,6 Plato ... das hört sich schon besser an :-) ...
Ich vermute mein Fehler liegt in der fehlerhaften ersten Probeentnahme ...
Ich danke euch vielmals für die rasche Hilfe ...
Beste Grüße aus Frankfurt,
Lutz
Re: Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 16:32
von Braufex
Gerne,
Freut mich, dass es nur an der Probenahme lag und der Sud nicht verloren ist.
Du hast praktisch das Glattwasser gemessen ...
Hat eine geringere Dichte und schwimmt dadurch gerne erst mal oben.
Ich leite die geläuterte Würze über einen längeren Silikonschlauch auf den Boden des (auf 70°C beheizten) Sudkessels.
Weniger Oxidation, da kein Plätschern und bessere Vermischung.
Läuterspindel schwimmt zur Orientierung mit.
Und vor dem Messen wird gut umgerührt
Gruß Erwin
Re: Nach dem Läutern viel zu wenig Plato
Verfasst: Montag 28. Oktober 2024, 17:03
von hiasl
36 Liter Wasser + 10 kg Malz ergeben ca. 44 L Maische. Ich nehme mal an, dass die Vorderwürze 26 L ergeben hat?
1 kg Malz bindet etwa 1 L Wasser. Also kommt das hin.
Dann hast du einen Batch-Sparge mit 20 L Wasser gemacht und alles nochmal aufgerührt? Wenn du das nicht gemacht hast, sind die die Treber trocken gelaufen und das oben aufgegebene Wasser ist durch Kanäle abgelaufen und hat die Treber nicht ausgewaschen.
Aus 10 kg Malz bekommst du grob 7,5 kg Extrakt, welche dann im Wasser gelöst eine Masse von 43,5 kg ergeben. Das entspräche dann ca. 17,2 °P in der Vorderwürze. Liefe jetzt der gesamte Nachguss ohne Wascheffekt über Kanäle ab, hättest du grob 26 L @ 17,2 °P = 27,8 kg Vorderwürze (4,77 kg Extrakt) + 20 kg Nachguss mit 0 °P. Das ergibt dann 10,0 °P. Wohlgemerkt worst case.
Hast du Batch-Sparge gemacht, hast du von den gelösten 7,5 kg Extrakt noch ca. 2,73 kg in den Trebern hängen. Bei Gleichgewicht und 17,2 °P konzentration müssten also noch ca. 15,9 kg Würze im Treber sein. Dazu gesellen sich 20 kg Wasser. Macht also eine Konzentration von 7,6 °P. Diese lässt du ablaufen um auf 46 L vor Kochen zu kommen. Diese 20 L = 20,6 kg @ 7,6 °P ergeben 1,56 kg Extrakt. Du hättest also final 46 L (48,4 kg) Würze mit einem Extraktgehalt von 13,1 °P.
Einen Messfehler hattest du ja schon bemerkt. Meine Berechnungen basieren natürlich auf Annahmen und Vereinfachungen. Ich habe beispielsweise den Wassergehalt der 10 kg Malz vernachlässigt.