Erfahrungsbericht: 5 Liter Starterwürze [Viele Bilder]
Verfasst: Freitag 8. Mai 2015, 12:09
Hallo Braugemeinde!
Nach einiger Zeit des stillen Mitlesens habe ich dank der Informationen hier im Forum bereits einige Sude erfolgreich gebraut.
An dieser Stelle nochmal Explizit ein Dank an die vielen Menschen, die hier ihre Erfahrungen sowie ihr Wissen geteilt haben.
Ich möchte demnächst meinen ersten Sud untergärig vergären. Um die notwendige Hefemenge auf dem Magnetrührer herzuführen,
dachte ich, dass eine Würze aus Malz am besten geeignet sei.
Also machte ich einen Versuch mit dem Ziel 5 Liter Würze mit geringem Aufwand in der heimischen Küche herzustellen.
Dabei wollte ich zusätzlich mein neu gekauftes pH-Meter testen und den Maische-pH mit Milchsäure korrigieren.
Die Ausgangssituation
Meine Wasserwerte:
Gesamthärte: 10,9 °dH
Karbonathärte: 8,5 °dH
Säurekapazität bis pH 4,3: 3,02 mmol/l
Ca: 39,7 mg/l
Mg: 23,1 mg/l
Cl: 24,5 mg/l
SO4: 25,4 mg/l
Na: 11,6 mg/l
Daraus resultiert eine Restalkalität von 6,12 °dH
Das Rezept
Schüttung: 1kg Pilsnermalz
Einmaischen in 4 l 61,5 °C ergibt 57 °C, 10 Minuten Rast
63 °C 35 Minuten
67 °C 5 Minuten
72 °C 10 Minuten
78 °C Abmaischen
Also ans Werk und ein Kilo Pilsnermalz abwiegen.
Ich habe das Malz mit 2% Wasser konditioniert und sofort geschrotet. Verwendet wurde eine Mattmill Kompakt-Komfort mit Werkseinstellungen im Handkurbelbetrieb.
Das Schrotbild sieht folgendermaßen aus:
Der Hauptguss von 4 l Wasser wurde mit 0,8 ml Milchsäure 80% behandelt. Das sollte rechnerisch eine Restalkalität von 0 °dH ergeben.
Vor der Behandlung habe ich einen pH-Wert von 7,90 gemessen. Nach der Milchsäuregabe lag der pH-Wert bei 6,12.
Der Hauptguss wird auf gut 62 °C erhitzt...
und im Anschluss wird eingemaischt.
Bei Beginn der Maltoserast entnahm ich eine Probe und kühlte diese herunter. Gemessen habe ich einen pH-Wert von 5,71.
Daraufhin berechnete ich auf Basis von Antwort #3 aus diesem Thread im alten Forum
eine Milchsäuregabe von 0,55 ml um einen pH-Wert von 5,5 in der Maische zu erreichen. Nach der Zugabe lag der gemessene pH-Wert bei 5,47. Die von Kubus genannten Werte,
die sich auf ein Brauwasser mit RA=0° dH beziehen, sind in meinem Fall also als plausibel zu betrachten.
Was mir positiv auffiel war, dass die Maische bereits nach der 5-minütigen Rast bei 67 °C jodnormal war.
Bis jetzt war ich guter Dinge, es ging ans Abmaischen.
Mein tollkühner Plan war, die Maische auf zwei Siebservierer der Firma Tupper zu verteilen und nach einer 15-minütigen Läuterruhe
den Siebeinsatz anzuheben und auf diese Art und Weise die Vorderwürze zu gewinnen.
Als ich nach der Läuterruhe die Deckel anhob war das Bild vielversprechend.
Danach begann die Katastrophe. Es lief rein garnichts aus dem Siebeinsatz. Ich vermute, dass diese einfach zu kleine und in der Summe
zu wenige Löcher besitzen, weshalb das Mehl und die Spelzen selbige sofort verstopft hatten.
Also musste ein Plan her, denn ich war nicht bereit dazu, meine Liebevoll erzeugte Maische kampflos aufzugeben.
Nach kurzer Suche in den Küchenschränken meiner Mutter wurde ich fündig und wagte den Versuch mit einem anderen "Nudelsieb".
Also die Maische umgeschaufelt und das Sieb über den in der Zwischenzeit gereinigten Kochtopf:
Die Würze lief zwar nicht schnell, aber sie lief wenigstens...wenn auch relativ trüb:
Ich habe dann die gesamte trübe Würze noch einmal von oben durch den Treber laufen lassen, dabei wurde sie etwas klarer.
Insgesamt gestaltete sich das Läutern inklusive Nachgüsse als zweieinhalbstündiger Krimi. Ich musste die Treber immer wieder
mit einem Messer "aufhacken" und mich mit dem mickrigen Rinnsal zufrieden geben das unten aus dem Sieb lief.
Die Vorderwürze hatte trotz einem Malz:Wasser Verhältnis von 1:4 stolze 16 °P.
Der Nachguss betrug übrigens 3 l und wurde mit einer Gabe von 0,6 ml Milchsäure 80% behandelt.
Hier ein Bild, wo der Nachguss geduldig auf seinen Einsatz wartet:
Als die Pfanne dann halbwegs voll bzw. die Nachgüsse durch waren, begann ich die Würze aufzuheizen.
Hier kocht die Würze dann schön wallend, ich habe die Herdplatte allerdings ein wenig heruntergeregelt, weil ich Angst hatte,
dass nach 30 Minuten Kochen nur noch Sirup im Topf ist.
Nach dem obligatorischen Whirlpool wurde ich mit halbwegs klarer Würze belohnt.
Das Resultat hatte ca. 14,5 °P und wurde heiss in Flaschen abgefüllt.
Die Ausbeute betrug abzüglich 200 ml Heisstrub ca. 4,5 l was einer Sudhausausbeute von über 70 % entsprechen dürfte. Und das trotz des katastrophalen Läutervorgangs.
Ich war fast ein wenig begeistert.
Fazit
Als Fazit aus dieser Aktion nehme ich einige wertvollen Erfahrungen mit:
1. Es ist prinzipiell möglich, Würze in Mengen von ca. 5 l zu hause am Herd ohne spezielles Equipment herzustellen. Der Zeitaufwand hält sich in Grenzen und der Reinigungsaufwand ist sehr gering.
2. Sollte ich eine derartige Aktion wiederholen, lasse ich mir etwas Besseres zum Läutern einfallen. Das tue ich mir nicht noch einmal an.
3. Wer die Möglichkeit hat, den Maische-pH zu messen und diesen einzustellen, sollte das auf jeden Fall tun. Es wirkt sich unglaublich positiv auf Ausbeute und Verzuckerung aus.
Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, dem danke ich für die Aufmerksamkeit.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen!
Wer einen Tipp hat, wie man Mengen von 1 kg Schüttung bequem und stressfrei läutern kann, der möge ihn hier gerne äußern.
Gruß
Oliver
Nach einiger Zeit des stillen Mitlesens habe ich dank der Informationen hier im Forum bereits einige Sude erfolgreich gebraut.
An dieser Stelle nochmal Explizit ein Dank an die vielen Menschen, die hier ihre Erfahrungen sowie ihr Wissen geteilt haben.
Ich möchte demnächst meinen ersten Sud untergärig vergären. Um die notwendige Hefemenge auf dem Magnetrührer herzuführen,
dachte ich, dass eine Würze aus Malz am besten geeignet sei.
Also machte ich einen Versuch mit dem Ziel 5 Liter Würze mit geringem Aufwand in der heimischen Küche herzustellen.
Dabei wollte ich zusätzlich mein neu gekauftes pH-Meter testen und den Maische-pH mit Milchsäure korrigieren.
Die Ausgangssituation
Meine Wasserwerte:
Gesamthärte: 10,9 °dH
Karbonathärte: 8,5 °dH
Säurekapazität bis pH 4,3: 3,02 mmol/l
Ca: 39,7 mg/l
Mg: 23,1 mg/l
Cl: 24,5 mg/l
SO4: 25,4 mg/l
Na: 11,6 mg/l
Daraus resultiert eine Restalkalität von 6,12 °dH
Das Rezept
Schüttung: 1kg Pilsnermalz
Einmaischen in 4 l 61,5 °C ergibt 57 °C, 10 Minuten Rast
63 °C 35 Minuten
67 °C 5 Minuten
72 °C 10 Minuten
78 °C Abmaischen
Also ans Werk und ein Kilo Pilsnermalz abwiegen.
Ich habe das Malz mit 2% Wasser konditioniert und sofort geschrotet. Verwendet wurde eine Mattmill Kompakt-Komfort mit Werkseinstellungen im Handkurbelbetrieb.
Das Schrotbild sieht folgendermaßen aus:
Der Hauptguss von 4 l Wasser wurde mit 0,8 ml Milchsäure 80% behandelt. Das sollte rechnerisch eine Restalkalität von 0 °dH ergeben.
Vor der Behandlung habe ich einen pH-Wert von 7,90 gemessen. Nach der Milchsäuregabe lag der pH-Wert bei 6,12.
Der Hauptguss wird auf gut 62 °C erhitzt...
und im Anschluss wird eingemaischt.
Bei Beginn der Maltoserast entnahm ich eine Probe und kühlte diese herunter. Gemessen habe ich einen pH-Wert von 5,71.
Daraufhin berechnete ich auf Basis von Antwort #3 aus diesem Thread im alten Forum
eine Milchsäuregabe von 0,55 ml um einen pH-Wert von 5,5 in der Maische zu erreichen. Nach der Zugabe lag der gemessene pH-Wert bei 5,47. Die von Kubus genannten Werte,
die sich auf ein Brauwasser mit RA=0° dH beziehen, sind in meinem Fall also als plausibel zu betrachten.
Was mir positiv auffiel war, dass die Maische bereits nach der 5-minütigen Rast bei 67 °C jodnormal war.
Bis jetzt war ich guter Dinge, es ging ans Abmaischen.
Mein tollkühner Plan war, die Maische auf zwei Siebservierer der Firma Tupper zu verteilen und nach einer 15-minütigen Läuterruhe
den Siebeinsatz anzuheben und auf diese Art und Weise die Vorderwürze zu gewinnen.
Als ich nach der Läuterruhe die Deckel anhob war das Bild vielversprechend.
Danach begann die Katastrophe. Es lief rein garnichts aus dem Siebeinsatz. Ich vermute, dass diese einfach zu kleine und in der Summe
zu wenige Löcher besitzen, weshalb das Mehl und die Spelzen selbige sofort verstopft hatten.
Also musste ein Plan her, denn ich war nicht bereit dazu, meine Liebevoll erzeugte Maische kampflos aufzugeben.
Nach kurzer Suche in den Küchenschränken meiner Mutter wurde ich fündig und wagte den Versuch mit einem anderen "Nudelsieb".
Also die Maische umgeschaufelt und das Sieb über den in der Zwischenzeit gereinigten Kochtopf:
Die Würze lief zwar nicht schnell, aber sie lief wenigstens...wenn auch relativ trüb:
Ich habe dann die gesamte trübe Würze noch einmal von oben durch den Treber laufen lassen, dabei wurde sie etwas klarer.
Insgesamt gestaltete sich das Läutern inklusive Nachgüsse als zweieinhalbstündiger Krimi. Ich musste die Treber immer wieder
mit einem Messer "aufhacken" und mich mit dem mickrigen Rinnsal zufrieden geben das unten aus dem Sieb lief.
Die Vorderwürze hatte trotz einem Malz:Wasser Verhältnis von 1:4 stolze 16 °P.
Der Nachguss betrug übrigens 3 l und wurde mit einer Gabe von 0,6 ml Milchsäure 80% behandelt.
Hier ein Bild, wo der Nachguss geduldig auf seinen Einsatz wartet:
Als die Pfanne dann halbwegs voll bzw. die Nachgüsse durch waren, begann ich die Würze aufzuheizen.
Hier kocht die Würze dann schön wallend, ich habe die Herdplatte allerdings ein wenig heruntergeregelt, weil ich Angst hatte,
dass nach 30 Minuten Kochen nur noch Sirup im Topf ist.
Nach dem obligatorischen Whirlpool wurde ich mit halbwegs klarer Würze belohnt.
Das Resultat hatte ca. 14,5 °P und wurde heiss in Flaschen abgefüllt.
Die Ausbeute betrug abzüglich 200 ml Heisstrub ca. 4,5 l was einer Sudhausausbeute von über 70 % entsprechen dürfte. Und das trotz des katastrophalen Läutervorgangs.
Ich war fast ein wenig begeistert.
Fazit
Als Fazit aus dieser Aktion nehme ich einige wertvollen Erfahrungen mit:
1. Es ist prinzipiell möglich, Würze in Mengen von ca. 5 l zu hause am Herd ohne spezielles Equipment herzustellen. Der Zeitaufwand hält sich in Grenzen und der Reinigungsaufwand ist sehr gering.
2. Sollte ich eine derartige Aktion wiederholen, lasse ich mir etwas Besseres zum Läutern einfallen. Das tue ich mir nicht noch einmal an.
3. Wer die Möglichkeit hat, den Maische-pH zu messen und diesen einzustellen, sollte das auf jeden Fall tun. Es wirkt sich unglaublich positiv auf Ausbeute und Verzuckerung aus.
Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, dem danke ich für die Aufmerksamkeit.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen!
Wer einen Tipp hat, wie man Mengen von 1 kg Schüttung bequem und stressfrei läutern kann, der möge ihn hier gerne äußern.
Gruß
Oliver