
- Beim Brauen
Hallo Zusammen Angang September war der Bildungurlaub in Düsseldorf,hier der Bericht:
Der Wandel der Brauwirtschaft – Bier, Kultur und soziale Fragen im Fokus des Bildungsurlaubs
Wie eng Bier und Gesellschaft miteinander verwoben sind, zeigte die Veranstaltung „Der Wandel der Brauwirtschaft – Die kulturgeschichtliche Bedeutung des Bieres in der Arbeiter*innenbewegung", die Theorie, Praxis und Exkursionen miteinander verband. Ziel war es, das Getränk nicht nur geschichtlich und kulturell, sondern auch als bedeutenden Faktor sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungen zu betrachten.
Gleich zu Beginn durften die Teilnehmenden selbst Hand anlegen: Mit Hobbybrauer-Equipment brauten Die Teilnehmer*Innen ein Pale Ale. Dabei ging es nicht um die Herstellung eines perfekten Bieres, sondern darum, die einzelnen Schritte des Brauprozesses nachzuvollziehen und so ein technisches Verständnis für die Arbeit in Brauereien zu entwickeln.
Besonders anschaulich wurde der Wandel der Brauwirtschaft durch Besuche bei drei sehr unterschiedlichen Betrieben: der jungen Craftbier-Brauerei Kürzer in Düsseldorf, der traditionsreichen Altbierbrauerei Schlüssel sowie der Großbrauerei König in Duisburg. Während bei Kürzer vor allem die kreativen Ansätze in der Brauszene diskutiert wurden, gaben die Gespräche in Duisburg tiefe Einblicke in die Realität einer industriellen Großbrauerei. Dort trafen die Teilnehmenden nicht nur auf den Betriebsrat, sondern auch auf die Brauer selbst. Offen sprachen sie über die aktuellen Probleme der Branche – vom Kostendruck über Konkurrenz durch internationale Konzerne bis hin zur sozialen Lage der Beschäftigten.
Ein besonderes Highlight war die Führung durch die Düsseldorfer Altstadt mit Frau Frenzel, Wirtin der Kult-Kneipe Kreuzherrenecke. Sie berichtete eindrucksvoll vom Wandel der Kneipenkultur: vom lebendigen Treffpunkt für für alle gesellschaftlichen Schichten hin zu einer Gastronomielandschaft, die zunehmend von schicken Weinbars und modernen Konzepten geprägt ist. Damit verbunden ist auch ein Verlust an Vielfalt, denn die Marktmacht großer Konzerne verdrängt kleine Brauereien aus der Gastronomie – viele traditionelle Biersorten verschwinden.
Im historischen und gesellschaftspolitischen Kontext wurde zudem deutlich herausgearbeitet, dass Bier und Kneipen für die Arbeiter*innenbewegung weitaus mehr waren als Orte der Geselligkeit. Vielmehr fungierten sie als soziale Räume, in denen sich Menschen vernetzten, Diskussionen führten, gemeinsame Anliegen formulierten und politische Organisation ihren Anfang nahm.
Die Veranstaltung verknüpfte so Praxis, Geschichte und Gegenwart und machte deutlich: Bier ist weit mehr als ein Genussmittel. Es steht im Spannungsfeld zwischen Handwerk und Industrie, Kultur und Kommerz – und bleibt dabei ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Zugleich wurden auch die Schattenseiten nicht ausgeblendet: Die gesundheitlichen Risiken durch übermäßigen Konsum sowie die erheblichen volkswirtschaftlichen Schäden, die daraus entstehen, wurden deutlich gemacht.
Übrigens: Bildungsurlaub – fast jeder hat das Recht.
Ob Sprachen, Politik oder Gesundheit – Weiterbildung stärkt individuell und beruflich.
Das DGB Bildungswerk bietet dazu ein vielfältiges Programm mit praxisnahen Seminaren.
So wird Lernen zur Chance, Arbeit und Gesellschaft aktiv mitzugestalten.