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Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Montag 7. April 2025, 14:35
von Morgiodunon
Hallo zusammen

Ich muss auch mal die Community mit einer Gärfrage bemühen...

Ich habe am Freitag, 28.03. einen Sud gebraut.
Kombirast bei 67° für 75 Minuten, Hefe war Mangrove Jack's New World Strong Ale M42

Stammwürze mit Refraktometer: 1.045
Stammwürze mit Brewbrain Float: 1.047
Also sehr nah beinander...

Der Gärverlauf war aus meiner Sicht schnell und heftig, hat geblubbert wie wild.
Auch die Gravidität ist schön nach unten gekommen und zusammen mit dem Verlauf der Temperatur
hats richtig gut ausgesehen. Siehe angehängte Grafik!
Nach vier Tagen zeigte es mir dann eine konstante Dichte von 1.007 an. Nach weiteren drei Tagen ohne weitere Veränderungen habe ich
den ColdCrush eingeleitet und zwei Tage später das Jungbier ins KEG verfrachtet.

Jetzt noch schnell mit dem Refraktometer messen und mit dem Float Wert von 1.007 vergleichen:
Refraktometer zeigt 1.023 an!

Wenn ich nun diese Werte im Refraktometerrechner von MMM eintrage ergibt dies:
Float-Werte: 1.047 zu 1.007
scheinbarer EVG: 144%, Alkohol 8.7%

Refraktometer-Werte: 1.045 zu 1.023
scheinbarer EVG: 76%, Alkohol 4.4 Vol. %

Der Grainfatherrechner gibt mir als Alkoholgehalt sogar nur 2.89 Vol.% an.

Dass die Float-Werte jenseits von Gut und Böse sind, ist ja wohl klar...

Ich möchte dies jedoch für mich mit eurer Hilfe verifizieren und dazulernen:
  • Ist das bei euch auch so/ähnlich?
  • Hab ich etwas falsch gemacht oder nicht richtig bedacht? Ein EVG von 76% ist doch ziemlich zu wenig, oder?
  • Wie berechnet ihr euren Alkoholgehalt?
  • Was kann ich tun für einen höheren EVG?
IMG_2177.jpg

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Montag 7. April 2025, 15:03
von Juergen_Mueller
76% VGs ist im Bereich des Üblichen. Es kommt halt vor allem auf den Bierstil an.
Kannst du mal dein Rezept und die Rezeptidee posten?

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Montag 7. April 2025, 15:04
von SirTobe
Hallo,
der Float misst die Dichte, das Refraktometer den Brechungsindex. Die Float Werte musst du nicht mehr über den Rechner umrechnen.
Die M42 ist mit 77%-82% sEVG angegeben. Also liegst du da drin bzw. knapp drunter. Wenn man noch den möglichen Refraktometer - Messfehler/Ablesefehler berücksichtigt ist alles in Ordnung.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Montag 7. April 2025, 17:01
von Morgiodunon
Das ging ja schnell mit euren Antworten und ich bin doch beruhigt, dass mein EVG anscheinend passend sein könnte... Ich lerne jedesmal noch viel dazu (war mein 3. Sud). Das eine Kaufhefe einen EVG Wert angibt, hab ich bis jetzt anscheinend übersehen. Das ist ja schon noch praktisch!

Was ich jedoch im Universum des WWWs an Rechnern zu diesem Thema finde ist schon speziell...
Da gibt es viele Rechner und alle liefern in etwa ein anderes Resultat.
Wenn ich denn MMM Rechner anwende, dann trage ich meine gemessenen Refraktorwerte ja "so wie gesehen" ein und der Rechner
liefert dann die Antwort.
Ich habe einen Rechner gefunden (https://www.northernbrewer.com/pages/re ... calculator), der mir nach Eingabe des Stammwürze Brix und des aktuellen Brix als Resultat einen korrigierten SG Wert von 1.009 liefert. Das wäre dann also wieder in etwa stimmig mit dem Float Wert.

Wie bestimmt ihr den Alkoholgehalt eurer Biere?


Das Rezept sah so aus:

Idee: Tropical Golden Ale

Pale Ale Malz: 4650gr.
Carapils: 465gr.
Haferflocken: 185gr.

Hauptguss: 18L
Nachguss: 13L

Citra und Galaxy Hopfen je 6gr. für 60 Min. kochen und
je 34gr. 20 Min. Whirlpool bei ca. 75°.

Gärung mit einer Mangrove Jack's New World Strong Ale M42.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Montag 7. April 2025, 17:10
von Juergen_Mueller
Bitte noch ein paar Worte zum Maischeplan. (Kombirast bei 67°, mehrere Raststufen, ...)

Ich selbst benutze diesen Rechner:https://aschet.github.io/refractometer/
Er hat den Vorteil, das man seine Spindel mit dem Refraktometer in Übereinstimmung bringen kann ("Würze-Korrekturfaktor").
Außerdem lassen sich verschiedene Rechenformeln anwenden. Es ist ja keine in allen Fällen exakt (z.B. Terrill nur bei ausgegorenem Vollbier, kein Starkbier).

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Montag 7. April 2025, 17:25
von SirTobe
Hallo.
Also ich messe mit Refraktometer. Ich messe damit beim Läutern, vor dem Kochen nach dem Kochen, vor dem Anstellen und bei/nach der Gärung. Das lässt mich den Prozess gut abschätzen. Hab aber auch eine Spindel zur Kontrolle, die verwende ich aber nur sehr selten. Dann gebe ich die Werte in den Kleinen Brauhelfer ein und lass mir die Werte nach Terril berechnen. Das Programm spuckt mir dann auch den berechneten Alkoholgehalt aus.
Hier wird die Messung mit Refraktometer genau und gut beschrieben.

https://www.braucampus.at/site/alkoholm ... aktometer/

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Montag 7. April 2025, 17:34
von renzbräu
Juergen_Mueller hat geschrieben: Montag 7. April 2025, 17:10 Es ist ja keine in allen Fällen exakt (z.B. Terrill nur bei ausgegorenem Vollbier, kein Starkbier).
Terrill&Novotny in Kombination ist aber sehr nahe dran :Wink
SirTobe hat geschrieben: Montag 7. April 2025, 17:25 Hier wird die Messung mit Refraktometer genau und gut beschrieben.

https://www.braucampus.at/site/alkoholm ... aktometer/
...da steht auch die Korrelation der Formeln zur Spindelmessung in Diagrammen für die Regel visuellen Menschen.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Dienstag 8. April 2025, 05:34
von Morgiodunon
Juergen_Mueller hat geschrieben: Montag 7. April 2025, 17:10 Bitte noch ein paar Worte zum Maischeplan. (Kombirast bei 67°, mehrere Raststufen, ...)
Gemaischt habe ich mit einer Kombirast bei 67° für 75 Min. (nach 60 Min. war noch nicht komplett Jodnormal). Ausgemaischt bei 78°.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Dienstag 8. April 2025, 09:41
von Juergen_Mueller
Wenn du deinen VGs erhöhen willst, könntest du nach 20 Minuten Kombirast etwas kaltes Wasser zufügen und somit die Temperatur auf 62° abkühlen. Dort dann eine Maltoserast von 20 Minuten halten um danach wieder auf 67° aufzuheizen.
Allerdings würde ich vorher noch probieren ob dir der jetzige Körper zu süß ist, was ich angesichts der Stammwürze von 11,2 P nicht glaube.

Hier mal ein Artikel aus dem Braumagazin, der sich mit den verschiedenen Maischeverfahren beschäftigt.
https://braumagazin.de/article/auswahl-maischverfahren/

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Dienstag 8. April 2025, 11:21
von Colindo
Juergen_Mueller hat geschrieben: Dienstag 8. April 2025, 09:41 Wenn du deinen VGs erhöhen willst, könntest du nach 20 Minuten Kombirast etwas kaltes Wasser zufügen und somit die Temperatur auf 62° abkühlen. Dort dann eine Maltoserast von 20 Minuten halten um danach wieder auf 67° aufzuheizen.
Hast du eine Quelle für dieses Verfahren? Im Braumagazin-Link habe ich beim Überfliegen nichts dazu gefunden.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Dienstag 8. April 2025, 11:54
von Juergen_Mueller
Eine wissenschaftliche Quelle kann ich nicht bieten, nur die eigene Erfahrung.

Hintergrund ist die gestiegene Verkleisterungstemperatur der letzten Jahre, dessen Problem ja die (teilweise) Denaturierung der Beta-Amylase vor einer vollständigen Verkleisterung der Stärke ist. Um dem zu entgehen, hatte ich das beschriebene Verfahren erfolgreich ausprobiert.
Hier sollte schnell eine Verkleisterung erreicht werden bevor es zur Schädigung der Beta-Amylase kommt. Die schnelle Abkühlung auf das Temperaturoptimum dieser Amylase mittels Zufügung von kaltem Wasser, sollte ein Maximum der Maltose-Produktion sicherstellen. Die zunächst erfolgte Verkleisterung, sowie das Wirken der Alpha-Amylase bei 67°C soll die "Zerschlagung" des Amylopektins fördern. Es steht somit mehr Angriffsfläche für die Beta-Amylase bereit. Insgesamt wird so ein höherer Anteil der Stärke in Maltose gespalten und daher ein höherer Vergärungsgrad erreicht.

Zumindest bei mir hat es funktioniert.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Dienstag 8. April 2025, 11:58
von MaltHopMagic
Juergen_Mueller hat geschrieben: Dienstag 8. April 2025, 09:41 Wenn du deinen VGs erhöhen willst, könntest du nach 20 Minuten Kombirast etwas kaltes Wasser zufügen und somit die Temperatur auf 62° abkühlen. Dort dann eine Maltoserast von 20 Minuten halten um danach wieder auf 67° aufzuheizen.
Allerdings würde ich vorher noch probieren ob dir der jetzige Körper zu süß ist, was ich angesichts der Stammwürze von 11,2 P nicht glaube.

Hier mal ein Artikel aus dem Braumagazin, der sich mit den verschiedenen Maischeverfahren beschäftigt.
https://braumagazin.de/article/auswahl-maischverfahren/
Was wäre der Vorteil das mit fallender Temperatur zu machen? Ich habe für trockene, also hoch vergorene Biere gelesen und wende es an, erst bei 63/64 Grad zur rasten und danach bei 67 eine Zwischenrast einzulegen. Damit fange ich beim Maltoseoptimum an.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Dienstag 8. April 2025, 11:59
von MaltHopMagic
Aha. Hast sich mit #11 überschnitten. Danke. Probiere ich auch mal.
Würde ich fast vorab bestätigen. Ich hatte am WE ungewöhnlich lange Maischzeiten bis jodnormal.

Re: Float vs. Refraktometer / Alkoholgehalt

Verfasst: Dienstag 8. April 2025, 19:15
von Colindo
Juergen_Mueller hat geschrieben: Dienstag 8. April 2025, 11:54 Hintergrund ist die gestiegene Verkleisterungstemperatur der letzten Jahre, dessen Problem ja die (teilweise) Denaturierung der Beta-Amylase vor einer vollständigen Verkleisterung der Stärke ist. Um dem zu entgehen, hatte ich das beschriebene Verfahren erfolgreich ausprobiert.
Ah, jetzt verstehe ich. Für eine Verkleisterung reicht es, nach 5 Minuten herunterzukühlen. Alternativ geht auch, wenn es besonders trocken sein soll, einfach die Kombirast bei 66°C durchzuziehen, da es so auch besonders trocken wird (quasi eine sehr lange Narzissrast).