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"Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Montag 28. April 2025, 22:26
von jhs
Vorwort
Eigentlich hatte ich noch für ein weiteres Kellerbier eingekauft und habe noch Pilsener (4kg), Münchner (4kg) und Cara Red (0,7kg) geschrotet vorliegen. Aufgrund der steigenden Temperaturen reicht es aber nicht mal mehr für die GOZDAWA W35 im Keller. Daher muss ich also obergärig brauen, wobei die Zutaten jetzt gegeben sind - ich will nicht noch zusätzliches Malz kaufen. Gebraut wird mit Infusion in der 20l-Klasse, ganz klassisch mit Maischepfanne (inkl. Rührwerk), Läutereimer und Würzepfanne, jeweils auf der Tillreda-Induktionsplatte. Alles läuft manuell...
Hopfen steht folgender zur Ausfall: Hallertauer Perle (8,8), Mittelfrüh (3,2%), Cascade (5,6%), Spalter Select (3,4%)
Hefe: US-05 (Auswahl fällt leicht, andere obergärige ist nicht mehr im Kühlschrank)
Ziel
Es soll ein süffiges (drinkability...) Sommerbier im Stile eines
English Bitter werden, wobei mir klar ist, dass ich mit den Zutaten jetzt nicht wirklich Englisch werde. Nur leicht gehopft, etwas malzig, leicht aber nicht langweilig...
- Farbe: 20 EBC
- Bittereinheiten: 25 IBU
- Stammwürze: 10 °P
- Alkohol: 3,6 Vol-%
Sudhausausbeute liegt (empirisch ermittelt) bei knapp unter 60%
Rezeptidee
Brauwasser: hartes Berliner Leitungswasser (unbehandelt...)
Schüttung:
- Pilsener Malz: 1,4 kg
- Münchner Malz: 1,5 kg
- Cara Red: 0,4 kg
Einmaischen: 60°C -> damit ich beim Erhitzen nochmal kurz über die Eiweißrast fahre
Kombi-Rast (60min): 69°C -> eher süß, weil die US-05 wohl eher trocken vergärt
Abmaischen bei 78°C
Kochen: 60min
Bei Kochbeginn: 20g Hallertauer Perle 8,8%
5min vor Kochende: 20g Spalter Select 3,4%
Vergären: US-05 bei ca. 18-20°C
Fragen
- Ergibt die Schüttung so Sinn? Laut Rechner ergibt das genau 20 EBC (wenn man jeweils den Mittelwert für das Malz nimmt), aber ist das auch geschmacklich ok?
- Beim Hopfen bin ich mir komplett unsicher, im Kellerbier fand ich die bittere der Perle echt gut, Spalter Select habe ich aber noch nie verwendet - vielleicht doch lieber Cascade?
- Lieber 90min statt 60min kochen wegen der Farbe?
Danke für die Hinweise, auch wenn die Idee mit den gegebene Zutaten vielleicht auch ein bisschen doof ist.
Johannes
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Montag 28. April 2025, 22:37
von jhs
Ergänzend: Haferflocken würde der Haushalt auch noch hergeben - aber ob das was nützt...
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Montag 28. April 2025, 22:41
von Malzwurm
Ich finde Spalter Select in Verbindung mit der US-05 lecker. Ist angenehm fruchtig, allerdings nicht ganz so aufdringlich, wie der Cascade aber das ist natürlich Geschmacksache.
Kochen mit 60 min. sollte passen.
Finde Dein Rezept gut durchdacht.
Ich fände es gut, wenn Du das Ergebnis vorstellen könntest. Bin aktuell noch auf der Suche nach einem leichten Sommerbier. Vielleicht wäre das was für mich.
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Dienstag 29. April 2025, 09:25
von Ras Tafaric
Das Bier kann schon gut werden. Wird ein bisschen eine Fusionsküche.
Würde wenns mehr englisch werden soll auf eine andere Hefe setzen (Windsor z.b.). Das Aromenprofil ist nochmal ein anderes und zumeist auch nicht ganz so trocken, wie die US.
Wenns ein Bier gegen Durst im Sommer werden soll, dann nimm die US und hopf auf 28-30IBU. Damit machst du bei der Schüttung nichts falsch.
Würde mit Perle zur Bitterung und Mittelfrüh zum Aroma arbeiten und noch eine kleine Menge davon in den Whirlpool setzen. Spalter gibt eine geniale kräuterige Note und ist mein absoluter Lieblingsaromahopfen für Pils. Für dunklere Biere bevorzug ich Mittelfrüh. Rein persönlicher Geschmack.
Denk das wir ein gutes Bierchen.
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Dienstag 29. April 2025, 10:41
von Colindo
Hi Johannes,
deine Eckdaten zum Bier sehen schon mal gut aus. Mit ein paar Kniffen kann man da auch mit den bestehenden Zutaten etwas rausholen, was dem englischen nahekommt. Als erstes würde ich aber die Stammwürze von 10°P auf 9°P senken, sonst kommst du eher bei 4,0 vol.-% raus. Mit 9°P müsstest du bei 3,6 vol.-% landen.
Die Schüttung ist am stilfremdesten, aber irgenwas vernünftiges wird schon rauskommen. Da würde ich nichts ändern.
Was den Hopfen angeht so bringt Perle passende Aromen ein, die Goldings ähneln. Ich würde Single Hop brauen und die Perle zum Bittern und in den letzten 5-10 Minuten zugeben. Die Aromagabe bei 0,5-1g/l.
Die US-05 müsste man mit einer geringen Anstellrate dazu bringen können, etwas mehr Geschmack einzubringen. So 0,3g/l bei 9°P müssten genau richtig sein. Mit deiner kurzen Eiweißrast sorgst du dann dafür, dass die Hefe glücklich ist. Vergären würde ich so, dass du bei 18°C anstellst und auf 21°C kommen lässt. Dann wird's auch schön aromatisch.
Was deine Fragen angeht, so würde ich Cascade fürs nächste American Pale Ale aufheben. Und die Farbe wird durch Kochen kaum verändert, das kannst du dir schenken. Einfach 60 min reicht.
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Dienstag 29. April 2025, 17:23
von jhs
Hallo zusammen!
Ganz vielen Dank für eure Hinweise und Tipps. Ich versuchs dann mal mit dem Vorschlag von Colindo mit nur einem Hopfen (das Bitter-Video auf The British Pint zur BCON2025 habe ich natürlich vorher geguckt...). Ich mag es einfach.
Allerdings weiß ich nicht, wie ich das mit der Hefe mit dem Päckchen Trockenhefe anstellen soll (also "anstellen" im wahrsten Sinne). Die Menge bezieht sich auf Flüssighefe?
[Edit] Hat sie erledigt, also 0,3g/l macht bei ca. 20l dann 6g, also ca. die Hälfte der 11g in der Packung[/Edit]
Im Ursprungsbeitrag hatte ich noch Haupt- und Nachguss vergessen, geplant sind 14l und 9l, damit waren bei mir zuletzt 21l nach dem Kochen im Topf, was auch mehr oder minder Pfanne voll ist. Allerdings jeweils an einer fragwürdigen Skala abgelesen.
Die Malzmenge reduziere ich dann noch im gleichen Verhältnis, damit die 9° P rauskommen.
Wenn das gewünscht ist, kann ich gerne vom Brauen und Ergebnis berichten. Hoffentlich komme ich am nächsten Do (hier Feiertag...) dazu. Ergebnis dann im Juni.
Danke
Johannes
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Mittwoch 30. April 2025, 12:06
von Colindo
Ja, klingt spannend. Berichte gerne weiter!
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Sonntag 4. Mai 2025, 21:21
von jhs
Zusammenfassung des Brautags ist im
anderen Forum.
Rezept noch leicht angepasst auf 9°P:
1,1kg Pilsener, 1,4kg Münchner, 0,5kg Cara Red
1. Hopfengabe (0 min): 18,5g Perle 8,8%
2. Hopfengabe (55 min): 10,5g Perle 8,8%
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Montag 5. Mai 2025, 22:38
von jhs
Colindo hat geschrieben: ↑Dienstag 29. April 2025, 10:41
Die US-05 müsste man mit einer geringen Anstellrate dazu bringen können, etwas mehr Geschmack einzubringen. So 0,3g/l bei 9°P müssten genau richtig sein. Mit deiner kurzen Eiweißrast sorgst du dann dafür, dass die Hefe glücklich ist. Vergären würde ich so, dass du bei 18°C anstellst und auf 21°C kommen lässt. Dann wird's auch schön aromatisch.
Die Hefe kam echt spät an (24h), wobei durch den Kälteeinbruch die Kellertemperatur zwischenzeitlich nur noch bei 15°C war - habe das ganze dann tagsüber ins Wohnzimmer gestellt - dann kam sie an. Da ich davon ausgehe, dass sie sich ein bisschen eigene Hitze macht, steht sie jetzt wieder im Keller bei knapp 18°C (alles Raumtemperaturen).
Die niedrige Anstellrate war dafür gedacht, dass die Hefe mehr Esther macht?
Danke,
Johannes
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Dienstag 6. Mai 2025, 06:34
von Colindo
jhs hat geschrieben: ↑Montag 5. Mai 2025, 22:38
Die niedrige Anstellrate war dafür gedacht, dass die Hefe mehr Esther macht?
Genau. Die Hefe merkt, dass sie sich mehr Vermehren kann und produziert dabei mehr Ester. Ist natürlich doof, dass es etwas gedauert hat, aber Hauptsache es läuft jetzt.
Re: "Bitter" aus Standardzutaten
Verfasst: Sonntag 25. Mai 2025, 21:05
von jhs
So, ich hab mal eine Flasche aufgemacht, relativ kurz nach der Nachgährung bei ca. 16°C im Keller.

- Bier im Glas
Optisch: (noch) ziemlich trüb, Schaum wenig und nicht stabil
Geruch: Ziemlich neutral - ich hab keine besonders gute Nase - was spezielles ist mir nicht aufgefallen
Geschmack: Ich bin wirklich kein Biersommelier, ich finde es aktuell noch kratzig bitter im Nachgeschmack, sonst samtig auf der Zunge und nicht besonders süß, die Hefe kommt ziemlich durch, aber Esther habe ich jetzt nicht geschmeckt. Aber so richtig zufrieden bin ich nicht, vor allem wegen dem bitteren Nachgeschmack.
Ansonsten war das Bier überkarbonisiert, ich habe aber auch absichtlich eine der Flaschen aufgemacht, wo ich bezüglich g/l gepennt habe in g / 0,5l für die Flasche umzurechnen. Hatte aber befürchtet es würde schlimmer sein, eine Flaschenbombe war es nicht.
Ich hoffe die bittere geht durch das Lagern noch weg. Der Plan ist es jetzt im Kühlschrank noch ca. 4 Wochen stehen zu lassen.