Seite 1 von 1
Hermann Verfahren im Speidel Braumeister
Verfasst: Freitag 12. Dezember 2025, 07:16
von schoen78
Hallo Zusammen
Ich würde gerne ein Weizenbier nach dem Hermann Verfahren im Speidel Braumeister brauen. Funktioniert das überhaupt?
Wenn ja hat jemand ein Rezept dafür.
Grüsse aus der Schweiz
Marcel
Re: Hermann Verfahren im Speidel Braumeister
Verfasst: Freitag 12. Dezember 2025, 07:55
von Sauppi
Grundsätzlich bedeutet das Hermann-Verfahren im Hobbybereich ja, dass man zuerst nur einen Teil des Malzes mit einem Teil des Wassers regulär maischt, dann mit frischem Wasser nochmal abkühlt auf 40°C und frisches Malz zufügt, dessen Enzyme die Maltose weiter in Glukose spalten sollen.
Nun sind aber gerade Systeme wie der Braumeister aufgrund ihrer Bauweise eher schlecht geeignet, wenn es um kleine Sudgrößen (also Schritt 1 des Verfahrens) geht. Speziell sollte beachtet werden, dass die Heizstäbe immer bedeckt sind.
Ich finde aber, du solltest es trotzdem probieren. Wie gesagt, die Wassermenge musst du halt im Blick behalten; daher wirst du im zweiten Schritt nicht mehr so viel Wasser zum Abkühlen zugießen. Vielleicht kannst du 24h vor dem Sud einen Eisblock im Tiefkühlfach starten, der dann den zweiten Teil des Hauptgusses ergänzt?
Wenn du den Braumeister Plus hast, kannst du auch nach dem ersten Schritt schon einmal kurz den Kühlmantel aktivieren; auch dann brauchst du weniger Wasser im zweiten Teil.
Und eines vorweg; Die Kleckerei, dass du zwischendurch das Malzrohr zum Nachfüllen öffnen musst, wird sich nicht umgehen lassen. Denn du brauchst ja frisches, enzymaktives Malz, nachdem bereits Maltose erzeugt wurde.
Re: Hermann Verfahren im Speidel Braumeister
Verfasst: Freitag 12. Dezember 2025, 08:39
von BrauervomRotenBerg
Eine mögliche Lösung (die ich praktiziere) ist eine Anlehnung an das Earl-Verfahren:
Vorarbeit: ca. 1/3 des Malzes mit viel Wasser in einem sehr großen Kochtopf auf dem Herd erhitzen. 20 Min Kombirast bei 67 °, dann den Brei aufkochen und 20 Min kochen. (Da muss man dabei bleiben und gut rühren. Das konterkariert natürlich erstmal den arbeitssparenden Sinn eines Malzrohrsystems). Diesen Schritt kann man auch schon am Vorabend machen und abkühlen lassen.
Brauen: Das "vorgekochte" Malz in den Braumeister einfüllen (je nach Temperatur des Malzes Vorheizen), restliches Malz dazu, Flüssigkeit auffüllen bis zur üblichen Höhe. Ich schaue, daß ich dann ca, bei 40° lande. (Maltaserast)
Dann übliches Maischprogramm starten.
Viele Wege führen zu Weizen... :)
Liebe Grüsse
J
Re: Hermann Verfahren im Speidel Braumeister
Verfasst: Freitag 12. Dezember 2025, 11:25
von Ruthard
Das Herrmann Verfahren wurde entwickelt, um in Industriebrauereien mehr Bananenaroma ins Weizenbier zu bringen.
In einem 10m hohen ZKG herrschen andere Verhältnisse als im 20l Gäreimer des Hobbybrauers, Banane ist in der Druckgärung so schwierig zu bekommen wie in der Ostzone, deshalb Herrmannverfahren
Klar kann man das Herrmannverfahren mal anwenden, hab ich auch schon - wenn auch nicht im Speidel Braumeister oder einem anderen Malzrohrsystem. Verbesserungen bringt das Herrmannverfahren im Hobbybrauerbereich nicht, kostet nur mehr Zeit und Energie.
Im klassischen Gäreimer entsteht so viel Bananenaroma, da kann eine Industriebrauerei nur von träumen.
Wenn dir das Bananenaroma nicht reicht, kannst du das durch Underpitchung steigern.
Unterm Strich: Das Herrmannverfahren ist im Hobbybrauerbereich so überflüssig wie die Kronjuwelen am Papst.
Cheers, Ruthard
Nachtrag: in der Literatur, in Foren und Blogs wird der Herrmann mal mit einem, mal mit zwei "r" geschrieben. Zur Klarstellung: 2r, 2n. Ursprung hat das nach ihm benannte Verfahren in der Doktorarbeit von Markus Herrmann 2005 an der TUM Weihenstephan. Wer sich da einlesen will:
https://mediatum.ub.tum.de/doc/603637/603637.pdf