Seite 1 von 1
Fragen zum Läutern
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2015, 20:10
von Ferdoker
Hallo Braugemeinde,
ich habe einige Frage zum Läutern, bzw. zu dem, was meiner Meinung nach mit dem Läutern zu tun hat. Mein bisheriges Leben habe ich auf der anderen Seite des Zapfhahnes verbracht, aber das soll sich Anfang Juli ändern, wenn ich mein erstes Bier ansetze. Dafür habe ich mir einen Therminator und eine Edelstahlkanne besorgt, Letztere stellt sowohl den Läuterbottich als auch den Gärtank dar. Erst einmal vielen Dank an omitz und alle anderen hier im Forum, die Anleitungen und Leitfäden online gestellt haben. Ich weiß nun zwar mehr, aber irgendwie noch nicht alles. Nun zum eigentlichen Problem. Ich habe meine Fragen der Einfachheit halber einmal nummeriert.
1. Ist es richtig, dass nach den Rasten die komplette Maische in den Läuterbottich kommt? Wie macht Ihr das? Durch diesen dünnen Hahn am Einkocher, wo bestimmt alles verstopft oder kippt Ihr den Inhalt des Einkochers komplett in den Bottich rein?
2. Der Einkocher selbst hat kein Läuterblech oder eine Läuterhexe, sondern nur der Läuterbottich?
3. Nach dem Hopfenkochen müsste doch eigentlich auch wieder geläutert werden. Wieso reichen hier ein Sieb und ein Küchentuch?
4. Filtern Ihr das Jungbier irgendwie, bevor Ihr es in Flaschen abfüllt, oder ist das bereits beim Läutern geschehen?
Geht es nur mir so oder hattest Ihr auch schon mal solche Probleme? Die letzte Frage ist eher rhetorischer Natur. Ich freue mich über alle Antworten.
Grüße
Ferdoker
Re: Fragen zum Läutern
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2015, 20:24
von Alt-Phex
1. Ist es richtig, dass nach den Rasten die komplette Maische in den Läuterbottich kommt? Wie macht Ihr das? Durch diesen dünnen Hahn am Einkocher, wo bestimmt alles verstopft oder kippt Ihr den Inhalt des Einkochers komplett in den Bottich rein?
Ja, alles muss in den Läuterbottich (Natürlich nicht jeder kleine Malzkrümel)
Umschöpfen, z.b. mit einem großen Messbecher - durch den kleinen Hahn geht das natürlich nicht.
2. Der Einkocher selbst hat kein Läuterblech oder eine Läuterhexe, sondern nur der Läuterbottich?
Kommt drauf an, du kannst auch eine Läuterhexe in deinem Einkocher verbauen und in die Kanne läutern.
Aus der Kanne in den Einkocher zu läutern hat den Vorteil das du schon während des Läuterns anfangen kannst
hochzuheizen.
3. Nach dem Hopfenkochen müsste doch eigentlich auch wieder geläutert werden. Wieso reichen hier ein Sieb und ein Küchentuch?
Nein, da wird nicht mehr geläutert sondern "geseiht". Du hast ja nur noch Hopfenreste und Trubschmodder drin,
dafür reicht ein Sieb oder besser noch ein
Hopfenfilter
4. Filtern Ihr das Jungbier irgendwie, bevor Ihr es in Flaschen abfüllt, oder ist das bereits beim Läutern geschehen?
Auch das hat schon lange nichts mehr mit läutern zu tun. Am Ende der Gärung setzt sich die Hefe am Boden des Gärbehälters ab.
Wenn man jetzt von oben abzieht, in ein anderes Gefäß aus dem man abfüllt, bleibt die meiste Hefe zurück im Gärbehälter.
Bißchen Hefe brauchst du ja auch für die Nachgärung. Nach ein paar Wochen im Kühlschrank sedimentiert die am
Flaschenboden und wenn man vorsichtig einschenkt ist zumindest die erste Hälfte der Flasche ein sehr klares Bier.
Re: Fragen zum Läutern
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2015, 21:15
von BrauFuchs
Da darf ich Alt Phex in allen Punkten zustimmen!
Es darf noch erwähnt werden das zum Ende des Hopfenkochens ein Whirlpool angedreht wird, so sammelt sich aller Trub in der Mitte und du kannst von der Seite (Hahn) oder von oben abziehen. Ein Sieb oder ein Tuch bzw. ein Hopfenfilter dient nur der Sicherheit bzw. den letzten 2-3L.
Hobbybrauer Biere sind eben weitestgehend naturtrüb eine Filtration wie in der Industrie ist nicht möglich und nicht sinnvoll.
Gruß
Lukas
Re: Fragen zum Läutern
Verfasst: Freitag 19. Juni 2015, 23:19
von Ferdoker
Danke Euch beiden für diese Infos. Ich habe mich tatsächlich schon die ganze Zeit gefragt, was es mit diesem Whirlpool auf sich hat. Vielleicht benutze ich auch eines dieser Hopfensäckchen, die einige hier benutzen.
Mir ist schon klar, das Hobbybraubiere häufig bis immer naturtrüb sind und mir geht es auch nicht darum, ein kristallklares Fernsehbier nachzubrauen, aber ich will schon möglichst wenig "Schmocke" im Bier haben. Das hat folgenden Hintergrund: In meiner Stadt gibt es ein Brauhaus und die stellen ein solch schmockiges Bier her. Das schmeckt eiig und riecht auch in etwa so.
Ich denke, mein erster Brautag wird schon anstrengend genug sein, so dass ich bestimmt andere Sorgen als Filtern haben werde.
Re: Fragen zum Läutern
Verfasst: Samstag 20. Juni 2015, 09:37
von herbie01
...was Du beschreibst (oder wie Du es beschreibst) klingt wirklich eklig. Aber wenn Du die guten Ratschläge anwendest, dann wirst Du ohne großen Aufwand ein gutes Bier bekommen.
- Hopfensäckchen würde ich nicht nehmen.
- der Whirlpool ist ne super Sache.
- ein Filter dahinter zur Sicherheit und für die letzten paar Liter. Ich habe am Anfang ein ausgekochtes Küchenhandtuch genommen. Das versagt aber schnell, wenn zuviel Trub mit durchkommt. Monofilament ist deutlich besser!
- wenn Du dann noch eine gut sedimentierende Hefe nimmst, dann kannst Du glasklare Biere herstellen. Von einem Bodensatz mal abgesehen, den man dann halt in der Flasche lässt...
Mach mal und hab nicht zu viel Angst davor, dass es etwas trüber werden könnte. Schlecht ist es deshalb trotzdem nicht!
Christian
Re: Fragen zum Läutern
Verfasst: Samstag 20. Juni 2015, 15:03
von uli74
Glanzfeines Bier bekommst Du wenn Du der Hefe Zeit lässt sich abzusetzen. Je nach Hefe kann das Bier ziemlich klar werden ("Glanzfein"). Wenn mans noch klarer haben will wäre Gelatine eine Empfehlung, und ausserdem das Umdrücken nach der HG in ein leeres Fass, danach aufspunden bzw. zwangskarbonisieren.
Hopfensäckchen sind ne tolle Sache, sofern man sie nicht zu voll macht (mit ca. 20 g Hopfen/Säckchen klappt das super)
Hopfensäckchen haben den Vorteil dass man die Nachisomerisierung gut in den Griff bekommt, sobald der Hopfen aus der Sudpfanne entfernt wird wird nicht mehr nachisomerisiert. Nachdem die Hopfensäckchen rausgefischt worden sind kann man den Whirlpool andrehen und man erhält einen kleinen schnuckeligen Trubkegel, der hauptsächlich aus Eiweiss besteht. Das anschliessende Ausschlagen durch einen Filter klappt 1a weil sich da kaum noch was verstopfen kann, der Hopfen wurde ja vorher schon mit den Hopfensäckchen entfernt.
Weshalb so viele was gegen Hopfensäckchen haben weiss ich nicht, ich hab damit noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Re: Fragen zum Läutern
Verfasst: Samstag 20. Juni 2015, 16:46
von cyme
Ferdoker hat geschrieben:Mir ist schon klar, das Hobbybraubiere häufig bis immer naturtrüb sind und mir geht es auch nicht darum, ein kristallklares Fernsehbier nachzubrauen, aber ich will schon möglichst wenig "Schmocke" im Bier haben. Das hat folgenden Hintergrund: In meiner Stadt gibt es ein Brauhaus und die stellen ein solch schmockiges Bier her. Das schmeckt eiig und riecht auch in etwa so.
Mach dir um Läutern und Hopfenseihen keinen Kopf. Meiner Erfahrung nach haben diese Schritte keinen Einfluss auf die Trübung des Bieres - die gleiche Erfahrung haben auch andere gemacht.
nicht nur meine Erfahrung. Wichtiger sind
guter Würzebruch, also ausreichend wallendes kochen, und eine gut sedimentierende Hefe.