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Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 19:02
von Norsk Ridder
Viele größere Heimbraueranlagen hier im Forum benutzen ein kleines Edelstahlbecken als Läutergrant. Ich würde gerne das gleiche System bei meiner neuen Anlage verwenden, allerdings habe ich (vielleicht unbegründet) Angst vor Oxidation, wenn die heiße Würze ins Becken plätschert. Nun kam mir gerade die Idee, dass man das kleine Becken doch einfach mit CO2 spülen könnte, um so eine mögliche Oxidation zu vermeiden. Könnte das funktionieren?
Daniel.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 19:07
von hoepfli
Natürlich kannst du dieses machen, die Menschheit hat es aber tausende von Jahren auch ohne geschafft.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 19:14
von Norsk Ridder
hoepfli hat geschrieben:...die Menschheit hat es aber tausende von Jahren auch ohne geschafft...
Klar, vor tausenden Jahren gabs auch noch keine CO2-Flasche...oder Läutergrant...oder das Bewusstsein für Oxidation.

Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 19:15
von Hegenhuber
Du könnest für den Anfang ja erstmal das Plätschern unterbinden. Ein Stück Silikonschlauch das bis auf den Boden des Läutergrants reicht müsste da reichen.
Gruß
Martin
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 19:17
von tauroplu
Klar kannst Du das tun, aber ich vermute, dass durch Luftverwirbelungen die CO2-Schicht recht schnell verdrängt wird und somit der Schutzeffekt nicht zum Tragen kommt.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 19:17
von Alt-Phex
Mach dir darüber nicht so viele Gedanken, das bißchen Luft im Läutergrant macht nichts.
Du würdest nur CO2 verschwenden, bringen tut es wahrscheinlich nichts, außer das dir
die Vorderwürze aufschäumt und das CO2 wieder rausgedrückt wird.
Silikonschlauch ist ne Idee, du solltest dann aber darauf achten das kein Unterdruck
den Treber zusammen zieht.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 20:46
von Boludo
Weißt du was ein Kühlschiff ist?
Stefan
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 21:02
von Alt-Phex
Boludo hat geschrieben:Weißt du was ein Kühlschiff ist?
Stefan
Gutes Beispiel Stefan, Berieselungskühler fällt mir da noch ein.
Da sieht man wie übertrieben die Oxidationsangst ist.
Ich läutere immer in kleine 5L Eimer und kippe die dann in meine Sudpfanne.
Das plätschernt und schäumt auch ordentlich, Oxidation ? - Nö, kein Problem.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Sonntag 9. August 2015, 21:24
von Ladeberger
Ein Sauerstoffeintrag beim Läutern ist etwas problematischer als beim Ausschlagen, weil noch Oxidasen aktiv sein können, v.a. wenn die klassischen Abmaischtemperaturen >76°C nicht erreicht (z.B. bei Kombirast) bzw. nicht längere Zeit gehalten wurden. Wer darauf achtet beim Läutern nicht zu sehr zu plätschern macht insofern schon alles richtig. Beim Ausschlagen hingegen ist es vermutlich wirklich egal. Ich zitiere mal aus der Winter 14/15 Ausgabe vom brau!magazin:
[quote="brau!magazin "Oxidation und Bieralterung""]
Ist hot-side aeration (HSA) ein Mythos?
Oxidation im Heißbereich konnte in den vergangenen Jahrzehnten vielfach belegt werden. Besonders beim Maischen wird sie im Temperaturbereich von 50–60°C zusätzlich durch Oxidasen des Malzes katalysiert. Auch die negativen Auswirkungen auf die Geschmacksstabilität der oxidativen Reaktionen konnten vielfach belegt werden. Es ist daher Großbrauereien, deren Einfluss auf das fertige Produkt nach Inverkehrbringen in der Regel endet, daran gelegen schon in der Vermeidung eines Sauerstoffeintrags im Sudhaus erste Maßnahmen zur Bierstabilisierung zu ergreifen. Hobbybrauer haben diese Bemühungen und die damit verknüpfte Fachliteratur vielfach zum Anlass genommen, ihre Arbeitsweise im Heißbereich auf unnötigen Sauerstoffeintrag zu durchforsten. Unnütz ist diese Mühe keinesfalls, jedoch scheinen Erwartungen und die damit verbundene Hysterie teilweise überzogen.
Drei Gründe, warum HSA zwar kein Mythos ist, aber trotzdem eine geringere Rolle spielt als vielfach angenommen:
- Oxidation in der mehrstündigen Heißphase hat, selbst um den Temperaturfaktor bereinigt, im Vergleich zu einem Sauerstoffeintrag im Kaltbereich, wo Sauerstoff besser gelöst wird und wochen– und monatelang wirken kann, eine quantitativ vielfach geringere Auswirkung.
- Oxidationen im Heißbereich sind zwangsläufig der Gärung vorgelagert. Vitale Hefe in ausreichender Menge kann in großem Umfang oxidierte Verbindungen wieder reduzieren und den Sauerstoffeintrag somit teilweise egalisieren.
- Viele sensorisch besonders wirksame Oxidationen benötigen durch katalysierende Enzyme derart wenig Sauerstoff, dass eine effiziente Vermeidung im Hobbybereich kaum möglich ist. Ein Beispiel ist trans-2-Nonenal (Pappdeckel), dessen Entstehung durch Sauerstoffminimierung kaum zu beeinflussen ist.
Die Vermeidung von HSA dient daher vor allem dem Feintuning, wenn bereits eine möglichst sauerstoffarme Abfüllung und kalte Lagerung garantiert ist.
[/quote]
Gruß
Andy
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Montag 10. August 2015, 00:09
von uli74
Ich hab das Oxidationsproblem (meiner Meinung nach) so gelöst, dass ich mir auf meinen Läutergrant einen Deckel aus POM passgenau gefräst habe, der verhindert dass Fliegen und sonstiges unerwünschtes Zeugs an meine Würze gelangen. In diesen Deckel hab ich zwei Löcher gebohrt: Ein etwas grösseres, durch den ein 1/2"-Rohr passt, an dem ein 90° Winkel angebracht ist, und an diesem wiederum eine Kupplung für den Schlauch vom Läuterbottich. Durch das Rohr (das bis zum Boden des Läutergrants reicht und unten schräg abgeschnitten ist) fliesst die Würze ohne Geplätscher in den Läutergrant. Das andere Loch ist für einen Peilstab, der in einem Schwimmer steckt und an dem ich den Flüssigkeitsstand im Läutergrant ablesen kann um die Würzepumpe an- und abzuschalten.
Die Oberkante Läutergrant befindet sich fast auf derselben Höhe wie der Hahn vom Läuterbottich. Somit herrscht im Schlauch so gut wie kein Vakuum, den Zufluss regle ich mit einem Kugelhahn.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Montag 10. August 2015, 01:31
von Alt-Phex
Ihr macht euch viel zuviele Gedanlen darüber. Früher gab es an jedem Läuterbottich einen Läutergrant.
Da hat es auch geplätschert und geschäumt. Einige kleine Brauereien arbeiten immer noch so.
Peter (Gulp) hat auf seiner Seite ein schönes Foto davon:
Klick mich dolle
Haben die 100 Jahre lang schlimm oxidiertes Bier verkauft ? - wohl kaum, denn dann gebe es die nicht mehr.
Das wurde irgendwann mit Pumpen aufgerüstet, aber nicht wegen Oxidation sondern zum Zeitgewinn. Durch
Automatisierung, bzw. dezentrale Steuerung.
Der hier oft eingesetzte Läutergrant ahmt also nur eine alte Technik nach, bei der Oxidation offenbar keine Rolle spielte.
Wenn man dazu noch das Zitat aus dem Braumagazin nimmt, jagt ihr einem Gespenst hinterher, das wenn es tatsächlich zuschlägt,
in Bereichen wirkt wo eure Gegenmaßnahmen nicht mehr greifen. Vieleicht ist ja eine leichte Oxidation sogar das Geheimnis für
richtig leckeres Bier, das sich von der Fernseh-Plörre absetzt ?
Selbstverständlich muss man seine Vorderwürze nicht einen halben Meter aus dem Hahn pladdern lassen, dafür nimmt man einen
Silikonschlauch oder ähnliches. Mehr ist aber aber definitiv nicht nötig.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Montag 10. August 2015, 08:14
von inem
Soweit ich gelesen habe kam noch der Tipp mit dem Trichter nicht: Damit der Schlauch kein Vakuum zieht, einfach den Schlauch nicht direkt an den Hahn sondern vom Hahn in den Trichter Fließen lassen und von da mit dem Schlauch zum Boden des Fasses in das geläutert wird.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Montag 10. August 2015, 13:29
von Ulrich
Sauerstoffaufnahme im Sudhaus kann auch überbewertet werden. Die Auswirkung auf die Geschmacksstabilität ist nachweisslich vorhanden, aber wie groß der Einfluss ist, soll jeder für sich entscheiden. Natürlich ist der Einfluß je nach Biersorte unterschiedlich.
Wenn man beim Läutern auf Sauerstoff achten möchte, muß man dann auch, konsequenter Massen, beim Maischen darauf achten.
- Entgastes Kaltwasser, Einmaischen von untern, Nassschrotung, pH Regulierung, beim Abmaischen den LB vopn unten befüllenbefüllen, Leitungen entlüften,..usw => da das aber im Hobbybrauer-Bereich tatsächlich nicht so einfach ist, ist es fraglich, ob ein Extraaufwand beim Läutern gerechtfertig ist.
ABER jeder soll sich mit seiner Anlage wohlfühlen. Wenn man schon so viel Geld in sein Hobby steckt, darf man auch Feintuning betreiben.
Also:
- Läutergrand lieber große Höhe und kleinen Durchmesser, bei großer Oberfläche könnte man tatsächlich die Oberfläche mit CO2 beaufschlagen. (Deckel auf Läutergrant mit 2 Einlässen. Auf einer Seite CO2 Zulauf (CO2 nicht bis ins Produkt gelangen lassen) auf der anderen Seite den CO2 Ablauf.
- Produkteinlauf zum LB-Grant von unten oder seitlich unten.
- Der Trichter ist ein guter Tip, um ein Vakuum zu vermeiden, aber mann kann auch einen längeren Schlauch nehmen, den vom Läuterbottich erst nach oben laufen lassen (ansteigen lassen) und dann erst nach unten zum Läutergrant. Den Schlauch (die Schlaufe) je nach benötigter Läutergeschwindigkeit langsam absenken. (immer nur etwas untr dem Füllstand im LB.
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Montag 10. August 2015, 14:00
von Seed7
High-end Lösung: Läutergrant weglassen und eine frequenzmodulierte Schlauchpumpe benützen.
Ingo
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Dienstag 11. August 2015, 10:31
von Beri
wenn es um die Sauerstoffaufnahme beim Maischen geht, müßte jedes Braumeister Bier ungeniessbar sein.
Gruss Beri, der sich gerade das Braumeistergepritschel anschaut
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Dienstag 11. August 2015, 11:03
von Schlupfer
Ulrich hat geschrieben:Sauerstoffaufnahme im Sudhaus kann auch überbewertet werden. Die Auswirkung auf die Geschmacksstabilität ist nachweisslich vorhanden.....
Ja. Wobei ich noch anmerken möchte, dass sich sämtliche Untersuchungsergebnisse m. W. auf am Ende filtrierte Biere beziehen. Das macht schon einen Unterschied zu den unfiltrierten Hobbybrauerbieren. Zufärbung durch Oxidation wäre auch noch ein Effekt, der eigentlich nur für die Bierindustrie interessant ist.
Michael
Re: Oxidation im Läutergrant vermeiden
Verfasst: Dienstag 11. August 2015, 11:10
von Ulrich