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Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Sonntag 16. August 2015, 11:20
von Maex
Ich habe von meinem eigenen "Meehopfen" vom letzten Jahr gestern je einen Kaltauszug mit 15 Dolden auf 200ml Wasser gemacht und 15 Dolden 25 Minuten mit 250ml Wasser gekocht. Die Dolden sind befruchtet. Gelagert wurden sie zwar kühl, aber nur in einem Beutel verschweisst, ohne Vakuum. Während der Kaltauszug sehr mild bitter schmeckte, hatte der gekochte richtig Bittere und einen leicht gemüseartigen Geschmack.
Laut Auskunft von Herrn Lutz vom Hopfenforschungszentrum in Hüll, ist dieser Hopfen ein verwilderter Kulturhopfen der ehemaligen Brauerei hier.
Die Stengel des Hopfens sind Rot. Flying hatte hier einmal vom sogenannten "Rothopfen" geschrieben, der im vorigen Jahrhundert als der am besten schmeckende galt. Im Gegensatz zum "Weiss- oder Grünhopfen". Diese Unterscheidung wurde an den Stengeln gemacht.
Weder Herr Lutz noch ein Hopfenbauer den ich fragte haben je etwas von "Rothopfen" gehört.
Im Internet habe ich lediglich etwas über einen "Saazer Rothopfen" gefunden.
Hat jemand eine Idee, woher die Rote Farbe beim gekochten Auszug stammen könnte?
Als Laie würde ich sagen, daß dies vom Geschmack ein Bitterhopfen ist.

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Sonntag 16. August 2015, 11:25
von uli74
Hopfentees sind rot, unabhängig von der Sorte. Zumindest war das bei allen Hopfentees der Fall die ich bisher gekocht habe.

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Montag 17. August 2015, 05:47
von flying
Die Unterscheidung in Rot, Weiss- und Grünhopfen war immer auf die Rebenfarbe bezogen. Ist mir schleiherhaft, warum die Profis noch nichts davon gehöhrt haben? War selbst Mitte des letzten Jahrhunderts noch so üblich und sogar im aktuellen Narziss/Back steht es noch. Der Rothopfen galt meistens als das höherwertige Produkt. Weissgrüne Hopfen war eher selten und taucht in neuerer Literatur kaum noch auf.

Die rote Farbe des Tees oder der Dolden weist möglicherweise auf eine schlechte Trocknung, zu späte Ernte oder auf Kupferbrand hin..? Soll eigentlich nicht so sein.

m.f.g
René

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Montag 17. August 2015, 06:48
von holledauer
Also ein Rothopfen ist mir auch unbekannt. Noch nie was davon gehört.

@ uli: ich hatte interessanterweise noch nie einen roten Hopfentee. Weist du die Sorten noch, die du genommen hast? Vielleicht kann man ja RÜckschlüsse ziehen :-)

@ rene: Hersbrucker hat eine rötliche Rebenfarbe und spontan fällt mir keine aktuelle weitere Sorte ein die eine rötliche Rebe hat.

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Montag 17. August 2015, 07:23
von flying
Bei Googlebooks findet man leider meistens nur Auszüge.

https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=rothopfen&tbm=bks

Rothopfen gehört oft zum Böhmischen Typ, dem Saazer Formenkreis.

Hier ist ein verwilderter Hopfen aus der Saaleaue. Die rotvioletten Reben kann man gut erkennen. An der Saale wurden früher Saazerabkömmlinge angebaut.

Bild

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Montag 17. August 2015, 09:31
von Seed7
holledauer hat geschrieben:Hersbrucker hat eine rötliche Rebenfarbe und spontan fällt mir keine aktuelle weitere Sorte ein die eine rötliche Rebe hat.
Saphir und Smaragd haben auch einen rötlichen Reben, sei es nicht so ausgeprägt wie in René's Bild. (hast du damit schon mal gebraut?)

Ein bekannter "Whitebine" ist der Mathon Hopfen (=gleich an Farnham & Canterbury Whitebine?) wird oft zur Goldings gerechnet aber die tatsaechliche Herkunft ist bei Hopfen genau so düster wie bei der Hefe

Ingo

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Montag 17. August 2015, 09:35
von Rudiratlos
Zu Rot-/Grünhopfen: In meinem Hopfengarten stehen 4 verschieden Pflanzen, zwei mit roten und zwei mit grünen Reben. Wenn ich mich richtig erinnere sind Saphir und Tradition die roten, Tettnanger und Wakatu die grünen.

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Montag 17. August 2015, 10:04
von flying
Saphir und Smaragd haben auch einen rötlichen Reben, sei es nicht so ausgeprägt wie in René's Bild. (hast du damit schon mal gebraut?)
Nein, war letztes Jahr schon deutlich drüber und hatte ein dezentes Knoblaucharoma.


Der Rothopfen aus Böhmen, meistens aus Saaz oder Auscha war Mitte des 19. Jahrhunderts der beste und teuerste (Edel)Hopfen. Er war doppelt so teuer wie importierter Hopfen aus Amerika. Der galt als minderwertig und wurde mit "johannisbeerartig" beschrieben.

Das die alten Bezeichnungen verschwunden sind, verwundert mich nicht. Da man die alten Landsorten ja immer nur klonte, hielten sich die Merkmale einer Sorte lange konstant.
Seit etwa 100 Jahren wird intensiv gezüchtet über geschlechtliche Vermehrung und seit etwa 50 Jahren auch über grüne Gentechnik. Da werden die reinen Rot- oder Weißgrünranken sich vermischt haben aber offensichtlich gibt es ja noch einige..
Das die englischen "Whitebines" Weissgrüne Hopfen sind, hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm.. Danke Ingo.

Re: Woher kommt die Rote Farbe?

Verfasst: Montag 17. August 2015, 13:52
von uli74
holledauer hat geschrieben: @ uli: ich hatte interessanterweise noch nie einen roten Hopfentee. Weist du die Sorten noch, die du genommen hast? Vielleicht kann man ja RÜckschlüsse ziehen :-)
Roten Hopfentee hatte ich bei Mittelfrüh, Perle und Magnum.

Was die Rotfärbung betrifft: Meine Hopfensäckchen färben sich immer dunkler, je öfter ich Hopfen darin koche. Eine Grünfärbung hatte ich da noch nie (ausser beim Stopfhopfen), sondern sie werden Rostrot. Diese Verfärbung hält sich hartnäckig, auskochen mit Wasser hilft da nur bedingt. Durch einlegen in Oxi-Lösung werden sie wieder hell.