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Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Freitag 28. August 2015, 21:27
von Finch87
Hallo Zusammen,

ich war vor ein paar Monaten in Dublin am St. James Gate und habe die Connoisseur Experience mitgemacht und danach natürlich noch durchs Visitor Center. Mir ist aufgefallen, dass das Bier nach wenigen Tagen bereits die Brauerei zum Ausschank verlässt. Da ich auch schon ein Stout gebraut habe, dass erst nach Wochen richtig gut wurde und das deckt sich auch mit den Aussagen hier im Forum zu fast jedem Bier (Weizen mal ausgenommen), stellt sich mir die Frage wie Funktioniert das ?
Vorort konnte mir dort auch keiner eine Auskunft geben. Was ist der entscheidende Faktor für diese Starke verkürzung des Reifeprozess.

Gruß
Eric

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Freitag 28. August 2015, 22:07
von purudin
Filtration!?

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Freitag 28. August 2015, 23:21
von GamZuBo
Extrem angepasster Brauprozess. Das geht einher mit den Rohstoffen über die perfekt angepassten Gerätschaften. Wie z. B. geometrie der Gärtanks mit einer angespassten Brauhefe. Temperaturen zwischen 16-18 Grad sind bei UG Bieren durchaus üblich. Sobald Diacetyl unter 0,1 mg/l liegt und der ES erreicht ist, wird gefiltert und abgefüllt. In der Regel sind das 5-7 Tage und das Bier geht raus. Wer glaubt das Bier reift 6 Wochen im Tank, der glaubt auch an den Storch. Es gibt Brauereien die das noch so machen, diese tragen aber meist keine großen Namen.

Aber genau dieser Perfekt angepasste Prozess macht es so schwer mal geschwind ein "anderes" Bier zu brauen. Allerdings muss ich, wenn ich 24.000l Bier am Tag braue auch 48.000 Flaschen absetzen. Von daher ist es perfekt wie es ist.

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Samstag 29. August 2015, 03:33
von flip
ES?

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Samstag 29. August 2015, 07:02
von Bronkhorst
Endvergärungsgrad Scheinbar

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Samstag 29. August 2015, 09:05
von brewer
Hier gehts nur ums Diacetyl, sobald der Wert unterm Schwellenwert ist wird abgekühlt und nur noch einige Tage kalt gelagert. Zur Info: Reifen ist, wenn das Bier nach der Gärung noch warm gehalten wird um den Diacetylgehalt abzubauen. Wenn dann abgekühlt wird, dann rdet man von der Lagerung. Gruß

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Samstag 29. August 2015, 22:41
von afri
GamZuBo hat geschrieben: In der Regel sind das 5-7 Tage und das Bier geht raus. Wer glaubt das Bier reift 6 Wochen im Tank, der glaubt auch an den Storch. Es gibt Brauereien die das noch so machen, diese tragen aber meist keine großen Namen.
Aber es gibt die Konsumenten, die sowas schmecken. Ich hatte letztens einen Kollegen, der fünf Flaschen Bier UG von mir bekam. Die hatte er in der Spätschicht nach und nach verkostet und meinte auf Nachfrage: Da passiert was, das schmeckte anfangs noch nicht so gut (Jungbier?), nach hinten hin aber immer gleichbleibender. Wir sprechen/schreiben hier von einigen Wochen zwischen den jeweiligen Flaschen. Offenbar kann also der unbeleckte Biertrinker durchaus Bier von Bier unterscheiden und dies bei der Kaufentscheidung berücksichtigen.

Ich bin nach wie vor der Meinung, nur lange Zeit zwischen Abfüllung und Konsum führt zu wohlschmeckenden Bieren, UG versteht sich. Warum die großen oder halbgroßen das anders halten, weiß ich nicht, aber ich vermute einen Zusammenhang mit dem (bei mir) vorhandenen Hefesatz in den Flaschen. Bei Fassbier mag das anders sein, aber das wissen wir ja, dass es anders schmeckt, als das Flaschenbier.

Das Problem ist doch, genügend Konsumenten zu versammeln, die durchschnittliches von herausragendem Bier unterscheiden können. Mein o.g. Kollege kann das offenbar, aber die meisten sind doch mit Radebitsteiner zufrieden. Die Anzahl derer zu erhöhen, die ein gutes von einem mittelmäßigen Industriebier unterscheiden können, sollte erste Aufgabe eines jeden ambitionierten Gasthausbrauers sein.
Achim

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Montag 31. August 2015, 11:41
von Finch87
Cool danke für die Infos, dann hab ich mich im Wording vertan. Es geht um die Lagerung des fertigen Bieres. Und da gibt es ja einen gewaltigen Unterschied zwischen unseren Zeitspannen und den paar Tagen in der Großbrauerei. Spannend das man so etwas wie Guiness mit der entsprechenden Technik innerhalb kürzester Zeit in "Form" bringen kann...

Re: Reifeprozess Hobbybrauen vs Industriebier

Verfasst: Montag 31. August 2015, 13:14
von Fe2O3
afri hat geschrieben: Aber es gibt die Konsumenten, die sowas schmecken. Ich hatte letztens einen Kollegen, der fünf Flaschen Bier UG von mir bekam. Die hatte er in der Spätschicht nach und nach verkostet und meinte auf Nachfrage: Da passiert was, das schmeckte anfangs noch nicht so gut (Jungbier?), nach hinten hin aber immer gleichbleibender. Wir sprechen/schreiben hier von einigen Wochen zwischen den jeweiligen Flaschen. Offenbar kann also der unbeleckte Biertrinker durchaus Bier von Bier unterscheiden und dies bei der Kaufentscheidung berücksichtigen.
Dass du das hier erwähnst, finde ich gerade lustig... Vor ein paar Tagen habe ich mich mit jemandem über ne bestimmte Brauerei (will keine Namen nennen) gesprochen, von der ich häufiger gehört habe, dass da "das Bier regelmäßig unterschiedlich schmeckt" - bisher wurde mir da gesagt, es läge dran, dass es sich dabei um Chargen-Unterschiede handele... was ja bei ner größeren Brauerei nicht passieren sollte. Jedenfalls wurde mir jetzt gesagt, dass v.a. im Sommer das Bier "nach dünner Suppe" schmeckt - und das daran liegt, dass die Lagerzeit eigentlich 3 Monate betrage - aber im Sommer zwecks größerer Nachfrage auf einen Monat verkürzt würde. (Ich schreibe extra im Konjunktiv, da es nur "hörensagen" ist und ich es nicht mit eigener Erfahrung belegen kann ^^)
Wie dem auch sei - ich finde es irgendwie krass, dass diese mittelgroße Brauerei eigentlich allgemein dafür bekannt zu sein scheint, dass die Bierqualität standardmäßig schwankt... Sowas sollte doch nicht passieren, wenn man ein gewisses Wissen über die Produktion hat.
-> anders wäre es ja, wenn das PRodukt immer gleichmäßig schlecht wäre ;) Dann merkt man es als Konsument nicht so (bzw. dann ist es halt "typisch X-Bräu")

lG
Martin