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Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:01
von Scarabeo
Moin,
bitte nagelt mich nicht gleich an die Wand aber manchmal brauche ich solche Fragen um etwas besser zu verstehen. Es geht um die Mechanik des Brauens allgemein. Die Zahlen sollen nur verdeutlichen und müßen nicht stimmen. Also verstehe ich das richtig?
Wenn ich ein "normales" Bier brauen will nehme ich 5 kg Braugerste / Malz und für den HG + NG rund 28 ltr. Wasser. Ich läutere, raste und dann koche ich den Sud für 60 Min. herraus kommt 20 ltr. Würze mit 14% P die ich dann vergäre.
Wenn ich jetzt ein stärkeres Bier brauen will nehme ich 7,5 kg Braugerste / Malz und für den HG + NG 35 ltr. Wasser. Läutere und raste und dann koche ich den Sud 120 min. Herraus kommt dann 20 ltr. Würze mit 18% P die ich dann zu einem stärkeren Bier vergäre.
Kurz je mehr Malz ich einmaische und je länger ich koche desto stärker wird das Bier?
Muß ich dann auch mehr Hopfen nehmen?
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:05
von philipp
Scarabeo hat geschrieben:
Kurz je mehr Malz ich einmaische und je länger ich koche desto stärker wird das Bier?
Ja.
Muß ich dann auch mehr Hopfen nehmen?
Hopfen berechnet man nach Volumen der Würze, Stammwürze der Würze und Kochzeit.
Je höher die Stammwürze, desto geringer die Ausbeute. (Die anderen beiden Faktoren sollten klar sein).
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:10
von vitivory
Hallo und herzlich willkommen im Forum.
Lies Dir diese Seite durch. Ist sehr interessand und erklärt deutlich auf den Fingern fast alles.
http://www.besser-bier-brauen.de/
Viel Spaß
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:12
von Alt-Phex
Die Kochzeit hat damit nichts zu tun, man kocht immer 60-90min. Egal ob Leicht-, Voll- oder Starkbier.
Auschlaggebend ist die Menge an Malz die du einsetzt, je mehr Malz desto höher wird deine Stammwürze.
Und du nimmst immer Malz, keine Braugerste !
Nachgußmengen bitte immer nur als Richtlinie sehen. Es wird solange nachgegossen bis deine Pfanne voll ist
oder das was aus dem Treber noch rauskommt unter 2-3°P fällt. Man kann das was nicht mehr in den Topf passt
auch in einem Gefäß zwischenbunkern und damit bis 30min vor Kochende die Verdampfung ausgleichen.
Die Hopfenmenge ist Ansichts-/Geschmackssache. Da Starkbiere meistens malziger und sprittiger werden, sollte
man da aber schon etwas mehr Bittere oder Aroma gegen stellen. Die Faustformel war Stammwürze x 2 = IBU
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:14
von danduril
Huhu,
also offensichtlich sind dir die Zusammenhänge nicht ganz klar.
Wenn du dir vorstellst, dass aus einer bestimmten Menge Malz eine bestimmte Menge (Malz-)Zucker gewonnen wird, dann bekommst du bei einer größeren Menge Malz auch eine größere Menge Zucker heraus. Und je nachdem in welcher Menge Wasser dieser Zucker gelöst ist, bekommt man ein stärkere oder schwächere Zuckerlösung.
Die Konzentration kann durchs Kochen erhöht werden, weil ja Wasser verdampft -- ergo: Gleiche Menge Zucker auf geringe Menge Wasser. Genauso kannst du durch Zugabe von Wasser den Extraktgehalt regulieren und die Lösung verdünnen.
Ausschlaggebend für die "Stärke des Biers" ist also allein der Extraktgehalt nach dem Kochen. Grundsätzlich gilt ja auch hier, wenn das Bier mehr Zucker enthält, kann theoretisch auch mehr Zucker durch die Hefe in Alkohol umgewandelt werden.
Gruß,
Daniel
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:21
von aegir
Für stärkeres Bier nimmst du mehr Malz/l Wasser und meistens auch mehr Hopfen (der hat mit der Stärke des Biers nichts zu tun). Wenn du deine Wassermenge entsprechend vergrößerst, machst du mehr Bier, aber nicht stärkeres. Die Kochzeiten bleiben i.d.R. gleich. Zwar verdampft mit längerer Kochzeit mehr Wasser und dein Bier wird auch stärker, aber dafür ist der Energie- und Zeitaufwand einfach zu groß.
Gruß Hotte
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:34
von Crocodile Dundee
Alt-Phex hat geschrieben:
Und du nimmst immer Malz, keine Braugerste !
Ist Braugerste ein anderes Wort für Malz oder ist das eine andere Sorte ?
Gruß
Frank
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:41
von fredz
Braugerste bezeichnet Gerstensorten, die für das Bierbrauen zugelassen sind. Malz entsteht daraus. Braumalz und Braugerste beschreiben absolut unterschiedliche Zustände des Korns.
Gruß
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:43
von gulp
Crocodile Dundee hat geschrieben:Alt-Phex hat geschrieben:
Und du nimmst immer Malz, keine Braugerste !
Ist Braugerste ein anderes Wort für Malz oder ist das eine andere Sorte ?
Gruß
Frank
Aus
Braugerste stellt man Malz her.
Gruß
Peter
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 12:50
von Scarabeo
Hey Danke,
man seid Ihr schnell.
Etwas mehr Wasser muß ich aber doch nehmen weil ja mehr Wasser von der Maische aufgesaugt wird wenn ich mehr Malz nehme. Richtig? Kann ich pro Kg Malz mehr etwas einen Liter Wasser mehr rechnen?
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 13:02
von philipp
Schau dir mal z.B. den "Kleinen Brauhelfer" an - der berechnet dir die meisten Dinge (Menge des Wassers, Malz, Hopfen etc) nach gegebenen Zielgrößen automatisch aus.
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 13:02
von gulp
3,2l/1kg, ist ein guter Richtwert und mit 2kg Malz sollte man bei normaler Ausbeute etwa 10 l Bier mit 12° P brauen können. Mal den Kopf in
ein paar Bücher stecken kann auch nicht schaden.
Gruß
Peter
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Donnerstag 10. September 2015, 13:02
von Brauknecht96
Nimm mal den folgenden Rechner:
http://maischemalzundmehr.de/index.php? ... usausbeute
Damit kannst du deine Sude vorplanen. Du solltest deine Sudhausbeute kennen (bzw. noch ermitteln). Beispiel: Bei 20 l Ausschlagwürze (nicht verwechseln mit der Anstellwürze, also die, die schlussendlich im Gärfass landet), brauchst du bei einer Sudhausausbeite von angenommen 60 % eine Schüttung von etwa 4,7 kg um auf deine 14 °P zu kommen.
Spiele einfach mal mit den Werten, dann wird dir das schnell klar.
Viel Erfolg und LG
BK96
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 09:11
von Scarabeo
Moin,
Danke!
Gerade weil ich schon so viel gelesen habe schwirrt mir der Kopf und ich versuche hier etwas Klarheit in meine Gedanken zu bekommen.

Was ist wirklich wichtig, was ist "Nice to know" und was kann ich wieder vergessen. Ich will ein ordentliches Bier brauen

und kein Professor der Bierologie werden. Vielen Dank durch Euch bin ich ein ganzes Stück weiter.

Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 09:21
von herbie01
Scarabeo hat geschrieben:Ich will ein ordentliches Bier brauen

und kein Professor der Bierologie werden.
Dann empfehle ich, nicht gleich selbst was zu kreieren, sondern eines der wunderbaren Rezepte z.B. auf
http://maischemalzundmehr.de/ zu brauen. Da sind für jeden Geschmack tolle Sachen dabei, zum Teil gar preisgekrönt.
Wenn damit dann alles klappt, dann kannst Du immer noch was eigenes probieren oder ein Rezept nach Deinen Vorstellungen ändern...
Christian
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 09:25
von Scarabeo
herbie01 hat geschrieben:
Dann empfehle ich, nicht gleich selbst was zu kreieren, sondern eines der wunderbaren Rezepte z.B. auf
http://maischemalzundmehr.de/ zu brauen.
Mach ich doch auch, aber ich gehöre nun mal zu den Menschen die gerne verstehen was sie tun. Vieleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken.
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 09:28
von Hesse
Mach Dir keine Gedanken. Das mit der Professur dauer auch noch ein bisschen
Ein gescheites Bier wollen wir natürlich alle brauen und deshalb kommst Du um ein gewisses Basiswissen einfach nich drum rum.
Wenn das nicht vorhanden ist, kannst Du natürlich auch Fehler, die wir alle machen, nicht erkennen und deuten.
Es genügt nicht ein paar rausgepickte Fragen zu klären, Du musst die Zusammenhänge sehen.
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 11:38
von Bodo
Scarabeo hat geschrieben:Hey Danke,
man seid Ihr schnell.
Etwas mehr Wasser muß ich aber doch nehmen weil ja mehr Wasser von der Maische aufgesaugt wird wenn ich mehr Malz nehme. Richtig? Kann ich pro Kg Malz mehr etwas einen Liter Wasser mehr rechnen?
Ein Kilo Malz nimmt in etwa 0,7L Wasser auf.
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 12:30
von afri
Was ist wirklich wichtig, was ist "Nice to know" und was kann ich wieder vergessen. Ich will ein ordentliches Bier brauen
Wirklich wichtig sind die Temperaturen für die Rasten sowie Stammwürze und ggf. Speisemenge.
Nice to know ist das meiste andere, du brauchst beispielsweise die SHA nicht zu wissen, um gutes Bier zu machen.
Mit mehr Erfahrung steigt üblicherweise auch das Verständnis, was wann warum zu tun oder zu lassen ist. Aber zu Anfang würde ich erst mal loslegen nach bewährten Rezepten und Methoden, um zu sehen was rauskommt (Bier fast immer). Das Verständnis kommt dann meist von allein, auch durch die Beiträge hier, wenn man sie fleißig liest.
Achim
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 12:52
von Ulrich
Eine Ausschlagwürze (Heisswürzemenge nach Kochende, nicht zu verwechseln mit Anstellwürze => Kaltwürzemenge zum Gärbottich) von 12°P, also 12g Extrakt/100g Würze, enthält 12,56g Extrakt pro 100ml Würze.(oder 12,56kg/HL)
20L Ausschlagwürze mit 12°P enthalten also 12,56 *0,2hl = 2,512kg Extrakt.
Bei einer Sudhausausbeute von 63%, entsprechen diese 2,512kg der 60%, also musst Du 100% hineingeben: (Sudhausausbeute:63% = aus 1000g Malz hast Du 630g Extrakt gelöst! Eine Sudhausausbeute von 63% ist nicht sehr hoch, jeder arbeitet unterschiedlich effektiv. Am Anfang lieber niedrig rechnen und nach dem Kochen herunter verdünnen, als zu hoch auslegen und endlos zu verkochen)
2,512=63%
X = 100%
X = 2,512/63*100
X= 3,987g (also ca 4 KG)
14°P = 14g/100g => 14,77g/100ml
X = 20*14,77/63*100
X= 4,689 (also ca 4,7kg)
Malzschrot(Schüttung) wird mit Wasser(Hauptguss) zur Maische vermischt. Übliches Verhältniss: 1:2,5 bis 1:4, im Mittel 1: 3,25
4 kg Malzschrot: (4 * 3,25=13L)
4,7 kg Malzschrot: (4,7*3,25= 15,3L)
Je geringer das Verhältnis,
- desto dickbreiiger die Maische
- desto höher ist die Vorderwürze-Konzentration, höher viskos die Vorderwürze (evtl längere Läuterzeit)
- desto mehr Überschwenzwasser ist von Nöten, bzw mehr Nachgusswasser kann zum besseren Auslaugen der Spelzen eingesetzt werden.
- geringer ist das Maischevolumen (Wie viel passt in Deinen Topf?)
Maischevolumen: Schüttung * 0,75 + HG
Beispiel:
4kg Schüttung * 0,75 + 13L = ca. 16L Maischevolumen (=> mindestens 18 – 20L-Topf) (Da aber meistens die Pfanne als Maischebottichpfanne genutzt wird, ist die Pfanne mehr als ausreichend.)
Das optimale Schüttung: HG-Verhältnis muss jeder für sich selber finden. Zum Start ist aber 1:3,25 geeigent.
Nachguss (überschwenzwasser):
Natürlich benötigt man rechnerrisch eine bestimmte Menge an Nachguss. Da aber die Ausbeute nicht immer eindeutig bekannt ist, sollte man nur so viel Wasser hinzugeben, bis die Pfanne-voll-Würze etwa 1 – 2% unter der gewünschten Stammwürze liegt. Genauer kann man das erst machen, nachdem man weiß, wie viel man in 60-90 min verkocht.
Re: Mechanik des Bier brauens ???
Verfasst: Freitag 11. September 2015, 13:37
von Ulrich
bei 18°P, also 6,5kg Schüttung, würde ich dicker einmaischen, also 1:2,5, also 6,5kg in 16,25L Wasser!