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Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Mittwoch 23. September 2015, 23:17
von Addi1990
Hallo alle zusammen,

ich möchte mich erstmal vorstellen, ich bin Adrian, bin 25 Jahre, wohne in Nürnberg und bin neu hier im Forum. Ich habe ein sehr spezielles Problem beim Brauen und hoffe, dass Ihr mir hier mit Eurer Erfahrung weiterhelfen könnt.

Vor über zwei Jahren, Anfang 2013, habe ich das Brauen als ein neues Hobby für mich entdeckt, was leider nur für wenige Monate Bestand hatte. Nachdem ich bei meinem ersten Brauversuch einen absoluten geschmacklichen Volltreffer gelandet hatte, war ich natürlich sehr motiviert, weiter zu brauen. Doch kurz bevor die zweite Ladung fertig war, habe ich eine Lungentransplantation bekommen; mir ging es damals sehr schlecht. Danach habe ich meinen Arzt gefragt, ob ich denn mein selbst gebrautes Bier noch trinken darf. Die Antwort war aus zwei Gründen "nein". Erstens, weil der Alkohol meine Medikamentenspiegel beeinträchtigt und zweitens weil durch evtl. nicht abgestorbene Hefepilze bei meinem heruntergefahrenen Immunsystem eine Infektion drohen kann. Ich habe nun immer wieder überlegt, wie ich beide Dinge umgehen oder beim Alkohol zumindest auf ein sehr niedriges Niveau bringen kann. Daher schreibe ich das auch ins Rezepte Forum, da nicht nur die Zutaten zum Rezept gehören, sondern auch die Zubereitungsart.

Konkret würde ich gerne wissen, ob es möglichst einfache und kontrollierbare Möglichkeiten für das Brauen eines Alkoholarmen/-freien und Hefepilzfreien Bieres für das Brauen zu Hause gibt. Mein Gedanke ging mal in die Richtung, das Bier nach dem Gären noch einmal zu kochen, solange, bis einerseits alle Hefe ganz sicher abgestorben ist und gleichzeitig der Alkoholgehalt möglichst gering ist. Hinterher müsste ich dann allerdings die Kohlensäure wieder hinzugeben, z.B. durch sehr stark gesprudeltes Wasser mit so einer Sodaclub Maschine. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich am Ende gut schmeckt. Hat jemand von Euch vielleicht schon mal so etwas ähnliches ausprobiert? Und gibt es eine gute Möglichkeit den Alkoholgehalt nach dem Kochen zu bestimmen? Ich denke wenn ich nicht täglich etwas trinke, dann sollte es genügen den Alkoholgehalt etwa um 1% hinzubekommen.

Danke schon einmal für Eure Antworten.

Viele Grüße,

Adrian

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Donnerstag 24. September 2015, 00:14
von Alt-Phex
Ja, scheisse sowas. Aber sei erstmal froh das es dir, hoffentlich, gut geht nach so einem Eingriff.

Bei MaischeMalzundMehr findest du einige Leichtbier Rezepte.
Es gibt auch eine Hefe die nur sehr niedrig vergärt, die Ludwigii - > Schaust du hier

Das löst natürlich nicht dein Problem mit der Hefe. Hier wäre entweder filtrieren oder pasteurisieren angesagt.
Letzteres könntest du im Kochtopf/Einkocher machen. Die verschlossenen Flaschen langsam aufheizen und langsam abkühlen lassen.
Die genaue Temperatur und Dauer kann ich dir grade nicht sagen, aber 60-70°C sollten ausreichen um die Hefe zu töten.

Eigentlich solltest du darauf hören was dein Arzt dir sagt, ich kann aber auch verstehen das man mal ein Bier trinken will.
Wollte ich nur mal erwähnen, bevor ich hier zerfetzt werde.

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Donnerstag 24. September 2015, 07:18
von Phoenixntb
Hallo und willkommen im Forum Adrian.

Ich wünsche Dir erstmal alles Gute.

Zu dem Vorschlag von Alt-Phex kann ich noch ergänzend vielleicht was beitragen.
Eventuell hilft es, wenn Du dich mal über Malzbier informierst. Auch das wird du nicht ganz alkoholfrei hinbekommen. Pasteurisieren wegen der Hefe wäre eine gute Idee und ist durchaus auch zuhause durchführbar.

Leider scheint es im Moment zumindest für den Hobbybereich keine Möglichkeit zu geben, alkoholfrei herzustellen. (Anmerkung: auch alkoholfreies Bier hat bis zu 0,5 % Restalkohol)
Ich habe hier eine kurze Beschreibung bei gutefrage.net gefunden die ich gerne zitiere:
Ein veraltetes Herstellungsverfahren für alkoholfreies Bier ist das Abbrechen des Gärprozesses, bevor sich ein nennenswerter Anteil Alkohol bilden kann, wie man es auch beim Malzbier macht. Das modernere Verfahren ist das Dialyseverfahren, wobei einem normalen Bier durch Osmose über eine Membran der Alkohol entzogen wird. Optimal ist eine Kombination von Osmose und Dünnfilmdestillation, bei der aus dem Permeat durch die Abdestillation von Ethanol wieder eine hypertonische Lösung wird.
Ich denke, dass das Abbrechen des Gärprozesses die für uns Hobbybrauer einzige Möglichkeit bleibt. Jedenfalls im Moment.

Ich verstehe deinen Wunsch, Bier zu machen. Ich denke jeder hier kann das ansatzweise nachvollziehen. Eventuell helfen Dir unsere Vorschläge. Aber letztlich muss du deiner Gesundheit folgend und solltest immer auf das Hören was der Arzt sagt. Vielleicht hat er nix gegen alkohlarmes Bier :Waa

Liebe Grüße und alles Gute!

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Donnerstag 24. September 2015, 07:25
von Sto Lat
Hello,
ein guter Freund meiner Frau stand vor der selben Herausforderung.
Falls du süße Biere bevorzugst, setz dich mal mit der Herstellung von Kwas auseinander (https://de.wikipedia.org/wiki/Kwas)
Ums pasteurisieren (75°) wirst du nicht herumkommen. Nur so ist garantiert, dass die Hefepilze tot sind.

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Donnerstag 24. September 2015, 21:14
von Addi1990
Danke für Eure Tipps. Nun, da die Kritikpunkte ja Alkohol und die Hefe sind, muss ich ja "nur" diese beiden beheben, dann hat auch mein Arzt nichts dagegen. Trinke sehr regelmäßig Malzbier. Auch da hat kein Arzt bisher etwas gesagt, ist ja Alkoholfrei. Mir gehts mit der neuen Lunge auch sehr gut zur Zeit und solange ich nicht all zu oft (1 bis höchstens 2 Mal pro Woche) ein eigenes Bier mit sehr sehr geringen Alkoholgehalt trinke, dürfte es sich auch nicht nennenswert auf meine Werte auswirken. Zudem wird der Spiegel nahezu wöchentlich getestet, ich merk also sehr schnell, wenn der Restalkohol zu viel für den Spiegel ist :-)

Ich werde denk ich einfach einmal den Versuch mit einer kleinen Menge Bier starten um nicht zu viel wegkippen zu müssen, wenns nicht gut genug wird. Gibt es gute und zuverlässige Methoden/Geräte, den Alkoholgehalt im Bier zu testen?

PS: Noch ein kleines Gedankenspiel zum Alkoholgehalt und zum Sterilisierungsprozess. Wenn ich mal fürs Rechenbeispiel 20 Liter braue und das gären lasse, dann kommt vermutlich ungefähr ein Bier mit 6% Alkohol raus. Das wären 1,2 Liter. Wenn ich nun hinterher bei etwa 85 - 90 Grad das ganze auskoche bis der reine Flüssigkeitsgehalt bei etwa 4 Litern liegt, dann sollte auch der Alkohol zumindest auf eine Untergrenze von 5% (habe gelesen, dass man durch auskochen wohl nicht weniger hinbekommt) also insgesamt etwa 200 ml fallen. Da ich vermutlich jetzt geschmacklich ein richtiges Konzentrat habe (oder verdampft der Geschmack auch?), müsste es ausreichen, wieder 16 Liter Wasser hinzuzugeben, denn bei 20 Litern Bier entsprechen 200 ml Alkohol ja 1%. Das sollte noch vertretbar sein. Zudem dürfte bei einer so langen Abkochzeit nichts mehr von der Hefe übrig bleiben. Die Frage ist bloß, wies geschmacklich wird. Bleibt vermutlich nur ausprobieren. Wenn ich ein Ergebnis habe, werde ich auf jeden Fall von berichten :-)

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Donnerstag 24. September 2015, 22:51
von Rudiratlos
Alkoholarmes Bier herstellen geht prinzipiell auch als Hobbybrauer.
Ich bin auch am rumexperimentieren an einem Leichtbier. MEin aktueller Versuch hat bei 6,6°P Stammwürze gute 2vol% Alkohol, sind also so um die 60% scheinbarer Vergärungsgrad.
Ich bin mir aber sicher, das mit noch "extremerer" Schüttung, geeigneter Maischearbeit und auch Hefewahl auch 50% EVG oder sogar noch weniger erreichbar wären. 1%vol Alkohol sollte also kein Problem sein.

Was mir noch einfällt: Malzstaub in Atemwegen und Lunge ist nicht wirklich gesund. Ich selber bin da sogar relativ empfindlich. Im alten Forum gabs da mal einen Faden dazu...

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Donnerstag 24. September 2015, 23:20
von Alt-Phex
Rudiratlos hat geschrieben:Was mir noch einfällt: Malzstaub in Atemwegen und Lunge ist nicht wirklich gesund. Ich selber bin da sogar relativ empfindlich. Im alten Forum gabs da mal einen Faden dazu...
Oh ja, gutes Argument :thumbup

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Freitag 25. September 2015, 00:18
von Addi1990
Rudiratlos hat geschrieben:Was mir noch einfällt: Malzstaub in Atemwegen und Lunge ist nicht wirklich gesund. Ich selber bin da sogar relativ empfindlich. Im alten Forum gabs da mal einen Faden dazu...
Ja mag stimmen, generell wenns staubig wird, ist das nicht so toll für Lunge und Atemwege. In den meisten staubigen Fällen hilft mir da aber ein Mundschutz aus, um hier nicht nennenswert gefährdet zu sein. Generell auch wegen möglicherweise herumfliegenden Hefepilzen usw. muss ich an die Sache sehr vorsichtig und mit allen Schutzmitteln für Hygiene, sprich auch Handschuhe usw. herangehen :-) Bei entsprechender konsequenter Einhaltung sollte aber nicht viel dagegen sprechen. Werd das aber trotzdem nochmal mit meinem Arzt besprechen, ob vielleicht doch aus irgend einem mir nicht bewussten Grund die besten Schutzsmittel nicht ausreichen sollten.

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Freitag 25. September 2015, 06:50
von grüner Drache
Addi1990 hat geschrieben: Wenn ich nun hinterher bei etwa 85 - 90 Grad das ganze auskoche bis der reine Flüssigkeitsgehalt bei etwa 4 Litern liegt, dann sollte auch der Alkohol zumindest auf eine Untergrenze von 5% (habe gelesen, dass man durch auskochen wohl nicht weniger hinbekommt) also insgesamt etwa 200 ml fallen.
Du meinst also Du bekommst von einer Menge von 20 L nur 200ml Alkohol heraus, bei einem volumenprozent von 6 % in den 20 Litern Bier ?

Oder meinst Du 0,5 % ?

Wäre das so, wie von Dir beschrieben, wie soll das dann beim Schnapsbrennen funktionieren ?

Allzeit gut Sud!
:Drink
Ciao Alex!

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Freitag 25. September 2015, 09:59
von Ursus007
Hallo Adrian,

auch von mir beste Wünsche für die Genesung.

Ich weiß von mir, dass, wenn man Bier-begeistert ist, man auch nach solch einem Vorfall nicht gänzlich darauf verzichten möchte.

Daher hier meine Erfahrungen: viewtopic.php?f=7&t=3430.

Zum Thema Malzstaub-Allergie kann ich ergänzend zu dem in meinem Beitrag Gescriebenen nur zu Malzextrakt raten. Oder mit einem Staubfilter arbeiten, so wie man in TV-Dokumentationen manchmal bei Fußgängern in China sieht.

Gutes Gelingen,

Ursus

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Freitag 25. September 2015, 13:15
von Ulrich
erst einmal auch von mit die besten wünsche für die genesung!
auch ich würde (gerade im versuchsstadium) zu malz-extrakten raten. gibt ja mitlerweile eine tolle auswahl. vorteil: wenig aufwand, auch für kleine mengen praktikabel. es gibt tolle rezepte für malztrunk hier im forum, aber auch tolle beispiele für die saccharomycodes ludwigii. man kann aber auch mit "normaler hefe" leichte Biere herstellen, eben nur mit Stammwürze 3-3,5°P
Mit dem pasteurisieren ist das so eine Sache. je geringer die organische Belastung, desto effektiver die pasteurisation. der vorteil an der ludwigii oder normalen gärung mit niedriger stammwürze ist, dass du dir a) den alkoholgehalt genau einstellen kannst und b) warten kannst, bis sich die hefe soweit abgesetzt hat (das bier blank aussieht) und dann die flaschen im wasserbad pasteurisierst (70°C, 30 minuten) achtung bruchgefahr!!!
alkoholfreie, bzw alkoholreduzierte biere haben viel potential. früchte-auszüge, säuerung...usw

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Samstag 26. September 2015, 08:47
von uli74
Ich an Deiner Stelle würde auf meinen Arzt hören. Eine Lungentransplantation ist ein sehr grosser Eingriff und nicht ganz ohne. Sei froh dass das bei Dir bisher so gut geklappt hat. Ich weiss nicht wieviele Spenderlungen grade drauf warten eingepflanzt zu werden, schon von daher wäre ich vorsichtig.

Probiers doch mal mit Alkoholfreiem Bier und Hopfentee. Besorg Dir eine CO2-Pulle, ein NC- oder CC-Keg und zwei Kästen Bleifreies. Das gepimpte Alkoholfreie würde ich ins Keg kippen und wieder aufkarbonisieren und damit die Zeit überbrücken bis der Doc Dir grünes Licht zum Selberbrauen gibt.

Die Vorteile: Kaum Alkohol, keine Hefe, kein Staub.

Alles andere halte ich für Verantwortungslos.

Re: Brauche spezielle Brauberatung

Verfasst: Samstag 26. September 2015, 11:30
von Griller76
Hallo Adrian,

ich sehe es ähnlich wie der uli74. Eine passende Spenderlunge bekommen zu haben zur rechten Zeit ist echt selten und besser als jeder 6er im Lotto, denn Du lebst noch und das ist das einzige, was man sich nicht für Geld kaufen kann! Im Moment warten echt viele Leute auf ein Spenderorgan. Viele sterben leider, bevor sie eines bekommen, denn die Spendebereitschaft ist nicht sehr hoch.
Ich verstehe da zwar Deinen Wunsch nach ein gescheites Bier ganz gut, aber wenn Dich der Arzt schon so ausdrücklich warnt, dann würde ich meine Lebensspanne auch für das beste Bier der Welt nicht aufs Spiel setzen, selbst wenn es schwer ist.
Mein Tipp: Sprich mit Deinem Arzt über Deinen Wunsch und frag ihn, ob sog. alkoholfreies Bier in Ordnung ist. Mittlerweile gibt es ja genügend gutes alkoholfreies Bier. Ich trinke da gerne:
- Frei-Bier von Störtebeker
- Löwenbräu Alkoholfrei
- Schöfferhofer Alkoholfrei (Weizen)
- Clausthaler Alkoholfrei

freundliche Grüße

Alexander