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Zum ersten mal Flaschenbomben im Anmarsch?Seltsamer Messwert

Verfasst: Donnerstag 1. Oktober 2015, 20:40
von Horsti
Hallo zusammen,

man sollte meinen, nach 5 Jahren hat man den Gärverlauf hinreichend routiniert in der Hand...aber manchmal macht einem die Hefe doch einen Strich durch die Rechnung.

So auch bei meinem aktuellen Bier. Die Gärung lief sehr schleppend. Deswegen war ich auch schon mit Ulrich im persönlichen Kontakt, aber das Kind ist leider schon in den Brunnen gefallen, sprich: das Bier war schon abgefüllt.

Aber erstmal nach und nach:

Es war ein Roggen Ale:
76% Pale Ale
16.5% Roggenmalz
5% Cara Red
2.5% Cara Dunkel

Dazu kamen noch 400g 5-Kornflocken.

12.9°P

30 min Roggenrast bei 35-40°C mit Roggenmalz und Flocken
dann Rest eingemaischt und durchgeheizt auf Maltoserast, 40 min, 20 min Verzuckerung, Abmaischen, 90 min Kochen, 40 IBU mit Magnum, Fantasia und TnT

Angestellt mit der S-04 bei 20°C. Es waren 200 ml dickbreiiger Erntehefe (zweite Führung, ca. 3 Wochen im Kühlschrank gelagert), welche auf 1 L Malzextrakt-Lösung mit 8°P gegebn wurden und 2 Tage auf dem Magnetrührer verbachten.

Anfangs schnelle, stürmische Gärung, später sehr langsam werdend.
nach 5 Tagen von 12.9°P auf 4.8°P (gemessen mit Refraktometer und umgerechnet mit dem Müggelland-Tool - Spindel aktuell defekt...), danach in weiteren 2 Wochen nur noch bis 4.4°P. Konstant keine Gärzeichen, keine Veränderung des Restextraktes, also abgefüllt.

Aufgespeist mit Zucker auf 5 g/L CO2, nach Fabier 6.55 g Zucker/L, also bei 21.5 L Bier ca. 140g Zucker aufgelöst in ca 0.5 L kochendem Wasser.

Das Bier stand 1 Woche bei 21°C zur Nachgärung. Ein Manometer besitze ich leider keines. Das ist allerdings in meiner Wunschliste ganz weit nach oben gerutscht :D

Gestern , also 6 Tage nach Abfüllung, stellte ich mir eine Testflasche in den Kühlschrank. Vorhin geöffnet. Sehr lautes Plopp. Sehr spritzig, gefühlt eher so um die 6 g CO2/L. Geschmack allerdings total pappig süß, beinahe untrinkbar. So haben meine Gärproben während der Gärung nie geschmeckt, erst nach dem Aufzucker (da war noch ein Rest im Fass, den habe ich unnötigerweise probiert...).

Refraktometer zur Hand genommen: Messwert (3 Messungen): 11.9% Brix.

Was ist denn da los? Ich verstehe die Welt gerade nicht.

Nach meinen Verrechnungen, würde das Aufzuckern in Kombination mit der Stammwürze eine "neue Stammwürze" von 13.5°P entsprechen. Stimmt das?
Eine erneute Refraktometer Korrektur mit den 13.5°P und dem Messwert 11.9 Brix ergibt 8.5°°, 3.4% Alkohol. Macht für mich hinten und vorne keinen Sinn...der Alkoholgehalt kann ja nicht abgenommen haben...

Was ist da los? Sind da etwa Flaschenbomben im Anmarsch?? hatte so ein Problem noch nie. Bin sehr ratlos...

Falls Gefahr besteht könnte ich folgende Lösung anbieten: Wieder zurück in den Gäreimer kippen (Schade, habe 10 L im Fass, aber muss ich das halt unfeierlich anstechen - Flaschen könnte ich ja regelmäßig entlüften, aber ein Stichfass...über die Spundschraube entlüften????) und mit einer Kitzinger Champagnerhefe fertig vergären.

Gebt Bescheid, falls euch irgendwelche Daten fehlen
Gruß
Simon (ein Baltic Porter einer netten Kollegin zur Beruhigung trinkend)

PS: Der Tipp von Ulrich bei schleppender Gärung: 10-20% des Sudes nach anspringen der Gärung schnell abkühlen, und dann bei abflachender Gärund der restlichen 80-90% wieder zugeben, um wieder fitte Hefe zu haben. Noch besser: Frisch aufkräusen, aber das ist für Hobbybrauer etwas schwerer als für die professionellen Kollegen.

Edit: Fehler im Titel verbessert.

Re: Zum ersten mal Flaschenbomben im Anmarsch?Seltsamer Mess

Verfasst: Freitag 2. Oktober 2015, 08:38
von olibaer
Hallo Horsti,
Horsti hat geschrieben:Nach meinen Verrechnungen, würde das Aufzuckern in Kombination mit der Stammwürze eine "neue Stammwürze" von 13.5°P entsprechen. Stimmt das?
13, 2 °P kommt besser hin.

Rund um die Flachengärung sind die Probleme immer die selben(weißt Du wahrscheinlich schon):
  • Endvergärungsgrad der Charge nicht bekannt (angenommen oder geschätzt)
  • fehlerhafte Probenahme
  • fehlerhafte Messungen oder ungenaue/ungeeignete Meßgeräte
  • inhomogene Verarbeitung
Die benannten Punkte können in einem bunten Mix auftreten, was die Sache und die Ursachenforschung nicht einfacher macht.

Für den konkreten Fall würde ich vermuten, dass die Mischung aus Zuckerlösung und Bier inhomogen war. Vielleicht nimmst Du noch 2-3 Flaschen zur Probe die, so gut als möglich ausgewählt, unterschiedlichen Füllzeitpunkten zuzuordnen sind. Sollte sich in diesen Proben Unterschiede zu der hier publizierten Probe finden lassen, wird es wohl das beste sein, die Flascheninhalte zurück in den Gäreimer zu geben und nochmals endvergären zu lassen(aus inhomogen mach homogen).


Gruß
Oli


P.S.: Du könntest die Lesbarkeit Deines Beitrages wesentlich erhöhen, wenn Du entweder Brix oder Plato(besser %mas oder GG%) angibst und nicht ständig hin und her springst. Gibts Du die Werte in °P (besser %mas oder GG%) an und hast mit dem Refraktometer gemessen, genügt ein einmaliger Hinweis, dass die Werte bereits mit Formel xy bzw. Rechner xy korrigiert sind(-> Alkoholfehler)

Weiter ist ein Flaschenmanometer ein "Muß" und oben habe ich den Punkt "ungeeignete Meßgeräte" erwähnt. Ich halte das Refraktometer als Meßgerät und für den Prozesschritt "Flaschengärung" für ungeeignet. Hier ist eine Spindel mit einer Teilung von 0-5 %mas das Mittel der Wahl.

Re: Zum ersten mal Flaschenbomben im Anmarsch?Seltsamer Mess

Verfasst: Freitag 2. Oktober 2015, 09:04
von Horsti
Danke für die Tipps, Oli.

Wird so getan, wie du es geschrieben hast.

Zur Abfüllroutine: Die ist seit 5 Jahren die selbe: Zuckerlösung vorlegen. Jungbier draufschlauchen. Während dem schlauchen immer wieder den Eimer in eine Drehbewegung versetzt, zum Mischen. Wenn alles umgeschlaucht ist, noch einige Minuten warten, dabei immer wieder durchmischen durch Dreh/Schüttelbewegungen. Probleme mit inhomogen verteilter Zuckerlösung traten nie auf. Grundsätzlich ausschließen, dass dieses mal etwas schief lief, möchte ich dennoch nicht.

Die Flasche, die ich gestern öffnete, war die letzte abgefüllte Flasche. Bei inhomogener Verteilung würde ich normalerweise annehmen, dass die ersten Flaschen das Problem darstellen...

Die ersten 10 L landeten allerdings im Fass. Deswegen werde ich heute oder morgen jeweils eine Probe aus der ersten abgefüllten Flasche und einer Flasche aus der Mitte der Abfüllung nehmen.

Und eine neue Spindel befindet sich jetzt auch auf der Einkaufsliste :)

Ich melde mich dann nochmal.

Gruß
Simon

Re: Zum ersten mal Flaschenbomben im Anmarsch?Seltsamer Mess

Verfasst: Freitag 2. Oktober 2015, 09:35
von ggansde
Moin,
kann eine Infektion mit Lactos, Brett, o.ä. ausgeschlossen werden?
VG, Markus

Re: Zum ersten mal Flaschenbomben im Anmarsch?Seltsamer Mess

Verfasst: Freitag 2. Oktober 2015, 09:42
von Horsti
Grundsätzlich natürlich nicht.

Es traten aber bisher keine entsprechenden Fehlgeschmäcker auf.

Allerdings sollte ich dann doch einen sehr niedrigen Restextrakt messen, oder?

Re: Zum ersten mal Flaschenbomben im Anmarsch?Seltsamer Mess

Verfasst: Samstag 3. Oktober 2015, 12:10
von Horsti
Entwarnung!

Habe gestern Abend zwei Flaschen von unterschiedlichen Abfüllzeitpunkten eingekühlt (Probe 1+2). Gerade eben geöffnet, 10 ml entnommen, desinfiziert und wieder verschlossen.
Die im Eingangspost erwähnte Flasche (Probe 3) stand noch halbvoll im Kühlschrank seit vorgestern.

Probe 1+2 waren geschmacklich ok, "jungbiertypisch". Gemessen habe ich 4.4°P (= der gemessene Restextrakt im Gärfass - also alles wunderbar). Carbonisierung perfekt.

Probe 3 nach wie vor wiederlich süß...und extrem übercarbonisiert. Habe ein Bild geschossen, auf dem man deutlich den Unterschied in der "Perlage" sieht. Kann es nur gerade nicht hochladen.

Die Flasche von Probe 3 habe ich daraufhin und entsorgt. Scheint doch eine Infektion zu sein, oder? Zum Glück wohl nur in dieser Flasche.Jetzt interessiert mich halt, was das sein könnte. Fehlgeschmack: Deutlich zu süß, honigartig, fast schon mit einer cremigen Textur und dazu noch übercarbonisiert.

Schönen Feiertag
Simon (der den Tag nutzt, ins Elsass fährt, Meeresfrüchte und belgische Biere kauft)