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Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Montag 5. Oktober 2015, 18:01
von 1stBaseMaik
Guten Tag,
ich heiße Maik, bin 32 und passionierter Biertrinker aus dem schönen Ruhrgebiet.
Am kommenden Wochenende wollte ich mir einen lang gehegten Traum erfüllen und das erste Mal Bier brauen. Ohne Kit oder so, komplett mit möglichst wenig Mitteln. Das war der Plan. Dann habe ich angefangen viel zu lesen - hier und auf anderen Seiten - und meine Vorbereitungen wurden mit der Zeit immer akribischer und ausgereifter. Erst habe ich Malz, Hopfen und Hefe bestellt sowie ein Thermometer + Bierspindel. Dann wurde der alte Einkochautomaten entstaubt und getestet, Isomaterial besorgt und auf Nummer sicher auch noch 'n neuen Tauchsieder geordert. Natürlich hab ich mich auch beim zuständigen Zollamt gemeldet.
Letzten Samstag habe ich dann auch noch - anhand vieler toller Tipps und Beschreibungen - den Oskar zum Läuteroskar umfunktioniert, mit der Panzerschlauch-Methode. Hat super geklappt, alles ist dicht und der Erfolg hat meine Bastellust befeuert und die Vorfreude aufs eigentliche Maischebrauen gesteigert. Ich konnte kaum noch abwarten wann's los geht.
Und dann heute der Supergau

... Das frisch eingetroffene Saccharimeter rutscht mir bei einem (zugegebenermaßen total unnötigen, der Neugierde geschuldeten) Anwendungstest aus der Hand und zerbricht unten sofort.

Ich bin bedient, gefrustet und habe sehr beanspruchte Nerven, weshalb ich mich auch einfach mal mitteilen muss . Tagelange Vorbereitung, wochenlanges Lesen und Lernen und dann sowas. Ich würde mir ja ein Refratometer zulegen (obwohl zugegebenermaßen das ursprünglich gedachte Budget weit überschritten ist...

) aber vermutlich wird das knapp bis Samstag. Naja, warten bis der Ärger verflogen ist und dann mit klarem Kopf weiter planen.
Eigentlich wollte ich mich auch nur vorstellen, meine bisherigen Erfahrungen niederschreiben und mich für die bisherige Expertise bedanken.
Ich bin froh, dass es für solche und andere Hobbys mittlerweile Plätze im Internet gibt.

Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Montag 5. Oktober 2015, 18:08
von Sto Lat
Willkommen!
Sieh' es mal so: Irgendwann musste es ja kaputt gehen.
Jetzt hast du immerhin einen Grund dir ein g'scheites Refraktometer zuzulegen. Das hält ein Brauer-Leben lang.
Gut Sud!

Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Montag 5. Oktober 2015, 18:09
von Alt-Phex
Willkommen im Forum.
Einfach direkt zwei Spindeln kaufen. Seit mir meine erste kaputt gegangen ist,
habe ich immer noch eine als Reserve rumliegen. Besser ist das.
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Montag 5. Oktober 2015, 18:51
von Stephan Seifert
Hallo und viel Spaß beim brauen,
aber bis Samstag sollte doch eine neue Spindel organisiert sein.
Die meisten Shops sind da recht schnell, einfach mal anrufen!
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2015, 14:57
von 1stBaseMaik
Vielen Dank für die freundlichen Antworten
Ich habe mir kurzerhand ein Refraktometer (0-32% Brix und ATC) bestellt und hoffe einfach, dass es noch pünktlich ankommt. Wenn nicht, wird der Brautag halt verschoben, wobei ich da dann noch mal gucken muss, was in so'nem Fall dann mit dem Zoll ist.
Für die Flaschengärung - die zugegebenermaßen noch in relativer Ferne liegt - plane ich mit Zucker zu karbonisieren. Ich frage mich gerade, was praktischer ist: In Flaschen vorlegen oder in einem seperaten Eimer. Leider habe ich keine Waage, die auf 0.1 Gramm misst. Ich habe aber auch keinen zweiten Eimer mit Hahn für die Abfüllung. Evtl besorge ich mir einen zweiten PP-Eimer im Baumarkt, in dem die Hauptgärung halt ohne Hahn abläuft und aus dem ich zum Karbonisieren in den vorhandenen Eimer mit Hahn abschlauche?! Ich bin da noch unschlüssig.
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2015, 15:05
von Stephan Seifert
Also ich befinde mich noch selbst im Neulingstatus, ca. 10 Brautage habe ich hinter mir. Anfänglich habe ich auch Zucker in jeder einzelnen Flasche vorgelegt. Mitlerweile bin ich dazu übergegangen, eine, auf die gesamte Ausschlagmenge abgestimmte, hochkonzentrierte Zuckerlösung kurz vor dem Abfüllen dem Bier beizugeben, ganz sanft umzurühren und etwas zu warten. Dann füle ich in Flaschen ab.
Funktioniert einwandfrei!
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2015, 16:25
von 1stBaseMaik
Ich habe gelesen, dass es dann durch die unzureichende Vermischung evtl zu Flaschenbomben kommen könnte, vor denen ich (vermutlich klar als Neuling und vielleicht auch gut wegen der Sicherheit) ziemlich viel Respekt habe.
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2015, 16:38
von Ulrich
1stBaseMaik hat geschrieben:Ich habe gelesen, dass es dann durch die unzureichende Vermischung evtl zu Flaschenbomben kommen könnte, vor denen ich (vermutlich klar als Neuling und vielleicht auch gut wegen der Sicherheit) ziemlich viel Respekt habe.
Respekt ist gut, auf jeden Fall in diesem Fall.

Wenn es um 40 - 50 Flaschen geht, ist der Zucker recht schnell vorgelegt. Du benötigst nur ein Gefäß (ein Löffen oder Deckel) in der genau die von Dir benötigte Zuckermenge hineinpasst und einenTrichter. diese dinge gibt es auch fertig zukaufen.
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2015, 16:47
von inem
Ich hätte ja auf Alt-Phex' Auftritt gewartet aber sehr zu empfehlen ist diese Dosierhilfe:
http://www.hobbybrauerversand.de/Dosier ... uer-Zucker
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Dienstag 6. Oktober 2015, 17:55
von maloep
Eine andere Möglichkeit wären auch "Einweg"spritzen. Ich rechne die Menge Zucker aus, die ich für alle Flaschen brauche und fülle die mit Wasser auf die doppelte Menge auf (z.B. 100g Zucker mit Wasser auf 200ml Zuckerlösung bringen). Die Menge teile ich dann durch die Anzahl der Flaschen und befülle die mit der Einwegspritze (z.B. 5 ml pro Flasche). Die Zuckerlösung koche ich noch kurz auf und lasse sie wieder abkühlen vor dem Einfüllen. Zur Sicherheit rechne ich immer mit ein paar Flaschen zu viel, dann habe ich am Ende etwas Zuckerlösung über aber das ist mir lieber als wenn sie mir zum Schluss ausgeht.
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Mittwoch 7. Oktober 2015, 10:36
von Bergisches Gold
1stBaseMaik hat geschrieben:Ich habe gelesen, dass es dann durch die unzureichende Vermischung evtl zu Flaschenbomben kommen könnte, vor denen ich (vermutlich klar als Neuling und vielleicht auch gut wegen der Sicherheit) ziemlich viel Respekt habe.
Mit der bescheidenen Erfahrung von 17 Suden kann ich sagen, dass meine jetzige Zuckergabe-Methode für mich am einfachsten und sichersten ist. hab zu Beginn auch mit Speise rumgehext und den Zucker in Flaschen oder Fässchen vorgelegt. War bei mir immer ein Kohlensäure-Lotto. Von schal bis Bombe war schon alles dabei.
Ich mache es mittlerweile so:
In einen sauberen und desinfizierten Eimer mit Hahn (beim Versandhandel für kleines Geld) lege ich die berechnete Zuckermenge in etwas abgekochtem Wasser als Lösung vor (auf deutsch: hineinschütten). Darauf lasse ich dann das Bier aus dem Gärfass laufen. Während des Umfüllens immer mal wieder mit einem ebenfalls desinfizierten langen Kochlöffel umrühren. Dann aus diesem frisch befüllten Eimer in Flaschen oder was auch immer abfüllen-fertig.
Neben der guten Vermischung hat man einen weiteren Vorteil: Man belässt den Hefeschmodder der Hauptgärung im Gärfass und kann dann beim letzten Liter sauberer abfüllen. Das Bier wird klarer. Wenn man die Zuckerlösung direkt ins Gärfass schüttet und rührt, wird entweder der Schmodder aufgewirbelt und das Bier noch trüber, oder der Zucker vermischt sich nicht richtig.
VG
Frank
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Freitag 9. Oktober 2015, 15:11
von 1stBaseMaik
Ein kleines Update zu meinem geplanten Brauvorhaben:
So richtig vom Glück verfolgt bin ich nicht. Zwar sagt das große Versandhaus mit dem A, dass mein Refraktometer morgen ankommen soll aber das kann ja bekanntlich etwas "spät" werden. Ich hatte trotzdem vor es dann durchzuziehen, bis ich gerade gemerkt habe, dass in meinem Tauchsieder auch dieser "auch kein Bier-säurehaltige Flüssigkeiten-Hinweis" beiliegt. Verdammt. Wurde aber auch aus der Verkaufsseite nicht klar, dass es kein Edelstahl ist. Ich Doofmann hab gedacht das wäre standard

Naja. Budget wieder aufstocken und heut Abend noch losfahren und 'n Rommelsbacher besorgen... man lernt nie aus.
In diesem Sinn

das kann nur gut werden

Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Freitag 9. Oktober 2015, 16:09
von Alt-Phex
Danke für die Vertretung

Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Freitag 9. Oktober 2015, 19:46
von Bronkhorst
Mit dem Refraktometer würde ich mich entspannen! Das Bier wird auch ganz sicher lecker ohne
Klar brauchst du was zum messen des Restextraktes und zwar ca. eine Woche nach dem Anstellen.
Wenn du die Stammwürze vor dem Anstellen nicht ermitteln kannst ist das beim 1. Mal echt nicht schlimm, zumal du ja eh vor hast mit Zucker statt Speise die Nachgärung zu fahren (gute Entscheidung)!
Ich mach übrigens eine Zuckerlösung welche ich in einem weiteren Bottich vorlege -> funktioniert!
Ich wünsche dir ganz viel Spass und gut Sud!
Jens
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Samstag 10. Oktober 2015, 14:31
von 1stBaseMaik
Kurzer Zwischenbericht, während die Würze wallend (!) kocht

:
Ich bin richtig zufrieden, alles klappt nach Plan - es ist sogar ein wenig verdächtig, wie gut alles klappt.
Der Nachguss war allerdings (ich hab's mit dem Brauhelfer versucht) etwas viel berechnet und meine Stammwürze steht nur noch bei 9,8°P. Da hab ich offenbar irgendwas falsch gemacht. Naja... beim nächsten Mal messe ich öfter zwischendrin

.
Richtig glücklich bin ich über die entscheidung, den Läutereimer mit Panzerschlauch zu bauen

das war toll und hat Prima funktioniert, ohne jeden Aufwand.
Vielen Dank für die freundlichen Tipps bisher

ich werd jetzt mit der Reinigung beginnen und mich bei Zeiten nochmal melden. Dann auch mit Bildern

Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Samstag 10. Oktober 2015, 15:06
von Brauladi
Wart halt bis nach dem Hopfenkochen. Da verdampft noch einiges un du solltest bei 11° rauskommen. Also geduld.
Hans Dieter
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Samstag 10. Oktober 2015, 20:22
von 1stBaseMaik
Wow. Am Ende waren es sogar 12.6°P. Der Sud steht noch zum Kühlen, ist erst bei 35°. Ich mach jetzt aber Feierabend und trinke ein fertiges Bier von Bochums Fiege Brauerei. Prost. Die Bügelflaschen kann ich gut gebrauchen und es schmeckt super.
Es ist wirklich alles toll gelaufen. Einkocher, Tauchsieder, Refraktometer (ich liebe es!

) alle haben wunderbare Arbeit geleistet. Es hat soviel Spaß gemacht. Die Rasten einhalten war soviel leichter, als ich mir immer vorgestellt habe. Hopfenkochen verströmte einen angenehmen Geruch - die Liebste fand's scheußlich
Hier einige Bilder:
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Freitag 16. Oktober 2015, 23:59
von 1stBaseMaik
Mein erster Brauversuch ist mittlerweile eine knappe Woche her, die Hefe arbeitet seit gut 5 Tagen. Es hat sich wenig getan, ich habe in beiden Fässern (den zweiten Sud hab ich spontan Dienstag hinterher geschoben

) große braune Hefeschaum-Teppiche. Sieht bislang alles gesund aus, ich bemühe mich selten mal zu gucken. Dummerweise habe ich mein Erstlingswerk mit der sagenumwobenen "Belle Saison" vergoren - bei meinem Einkauf war ich noch unerfahrener als jetzt

. Morgen werde ich mal mit dem Refraktometer messen und gucken was das so gibt.
Und noch einige Fragen:
Ist diese unfassbare Angst vor einer Infektion normal? Lohnt ein Flaschenmanometer oder kann ichs auch mal ohne probieren? Wie lass ich 20-40 Liter reifen ohne besonders viel Platz im Kühlschrank?
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Samstag 17. Oktober 2015, 00:38
von inem
Eine unfassbare Angst braucht man nicht haben, Vorsicht schadet dennoch nicht. NAch 5 Tagen brauchst du noch nicht messen, gib ihr Zeit.
Ein Flaschenmanometer lohnt jedenfalls, bei der Belle Saison erst recht.
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Samstag 17. Oktober 2015, 00:42
von hoepfli
Belle Saison
nun macht mal vor der "Belle Saison" keine Angst.
Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Sonntag 1. November 2015, 11:54
von 1stBaseMaik
Mahlzeit. Ich möchte mal wieder ein kleines Update von meinem "ausversehen-Belle-Saison"-Sud abgeben.
Es steht heute seit drei Wochen im Keller zur Hauptgärung. Die Geduld-vs.-Neugier-Sache ist mir gezwungenermaßen ziemlich leicht gefallen, weil ich mir letzten Sonntag eine schmerzhafte Bänderverletzung inklusive Notaufnahmebesuch etc. zugezogen habe. Ergo: Ich komme mit dem immernoch heftig angeschwollenen Fuß nicht in den Keller und hatte generell ganz andere '"Sorgen", wie z.B. 90 Kilo auf Krücken im Gleichgewicht zu halten

.
Weiter zum Wesentlichen: Das Bier steht im Keller. Ich werde heute mal jemanden runterschicken um eine Probe zu nehmen. Meine Freundin war am Donnerstag unten und hat gesagt, dass in dem immernoch sehr heftigen Hefeteppich oben drauf leichte Lücken entstanden sind. Sinkt die Hefe noch ab oder ist das normal? Jedenfalls hat sie (als komplette Nicht-Biertrinkerin) auch gesagt, dass dass es aus dem Eimer supergut riecht

. Ich bin gespannt.
Da ich zuletzt echt viel Zeit zum Nachdenken hatte ist mir ein Problem untergekommen, dass ich vorher nicht bedacht habe: Ich habe geplant die Zuckerlösung vorzulegen und das Bier für die Flaschengärung draufzuschlauchen. Soweit so gut. Ich hab aber ja nicht wirklich Erfahrungswerte, ob die geplanten 10 Liter nun auch wirklich 10 Liter geworden sind

. Da bin ich noch leicht ratlos. Den allseits beliebten und gepriesenen Zuckerdosierer werde ich mit der nächsten Bestellung ordern - hab's zuletzt leider vergessen.
DIe Einzelteile für mein geplantes Flaschenmanometer auf Cola-Flasche (nach Anleitung von tauroplu, hier aus'm Forum) liegen leider auch relativ unbeachtet rum zur Zeit. Das liegt zum Einen natürlich an meinem Fuß, zum Anderen aber auch daran, dass ich keinen passenden Gewindenippel/Gegenstück auf der Flaschenkappeninnenseite finde das die Flasche nicht am richtigen Schließen hindert. Ich stelle fest, dass ich auch gerade beim Bierbrauen Menschen beneide, die ein handwerkliches Geschick aufweisen. Ich hingegen hab mehrere sehr linke Hände und definitiv andere Talente.
Soweit erstmal. Ich bin gespannt wie's weitergeht. Viele Grüße, Prost.

Re: Anfänger aus dem Ruhrgebiet
Verfasst: Mittwoch 2. Dezember 2015, 07:31
von 1stBaseMaik
Ein kleines Update - mein Triple: Die ersten drei Biere

Abgefüllt und etikettiert. Geschmacklich werden die ersten Beiden auch langsam runder. Im Nachgeschmack sind sie noch sehr trocken. Das dritte - das Ordinary Bitter - schmeckt bereits nach einer Woche in der Flasche sehr gut

Slàinte mhath! Maik.