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Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Samstag 7. November 2015, 22:20
von afri
Ich habe lange überlegt, ob ich das hier posten sollte. Die Antwort lautete folgerichtig ja. Hier auf dieser Website geht's um Bier und
dort
https://www.symrise.com/de/flavor-nutri ... rewtopiar/
geht's um Aromen, die aus einem Basissud die dollsten Dinger machen sollen. Das macht mich so ein wenig zornig.
Die machen eine ziemliche Vielfalt von Aromen, Nr. 3 in Europa oder der Welt, ich weiß es nicht. Aber das ist doch nicht normal, oder? Wie tief sind wir gesunken? Die bieten sogar Fleischaromen an, die regional unterschiedlich sein sollen, um den Geschmack des Konsumenten korrekt treffen zu können etc., das finde ich ziemlich krass.
Nichts für schwache Mägen, wer diesem Link folgt, muss eventuell mit unschönen Dingen rechnen, die aus Chemielabors kommen, welche nicht weit von mir entfernt sind. Ich finde das schlimm, besonders, weil wir als Konsumenten offenbar eine solche Nachfrage erzeugen, dass diese Firma gut leben kann.
Achim
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 01:16
von Alt-Phex
Krasse Scheisse !!
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 07:15
von Malzwein
Aber immer schön nachhaltig produzieren...

Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 07:56
von gschwar
Hallo zusammen,
vor ganz vielen Jahren hab ich mal in einem Fachblatt (Namen des Magazins hab ich nicht mehr parat) einen Artikel über "Fooddesign" gelesen. Da ging es genau um solche Dinge. War damals aber ausgerichtet auf "Convenience Food" und wie der Produzent den Geschmack seiner Produkte an den Geschmack der Konsumenten anpassen kann. Da stand auch viel über Aromen da drin stehen . In der Lebensmittelindustrie geht es hier natürlich auch darum, das Produkt billiger zu machen.
Mein Fazit: Das braucht kein Mensch. Zutaten Einkaufen, und selber Kochen sowohl Futter als auch den Gerstensaft!
Gruß
Guido
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 09:17
von Bitter
So ist das halt in unserer Konsumgesellschaft, billig muss es sein und zwar für den Produzenten als auch für den Verbraucher. Es ist doch naiv zu glauben, das die künstlichen Aromen die in anderen Bereichen schon gang und gäbe sind (Fruchtjoghurt, Marmeladen, Eis und tausend andere) nicht eines Tages auch im Bier auftauchen werden. Da schon erwähnt, der Preis eines Produktes eine entscheidende Rolle spielt, wird es genug Verbraucher geben, die solch einen Sch... kaufen werden. Nun hoffe ich aber mal, das dieses gepimpte Zeugs nicht als Bier verkauft werden darf, jedenfalls nicht in Deutschland. Was allerdings mit TTIP möglich sein wird, muss man abwarten.
Lothar
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 09:32
von Miicha
Guten Morgen,
Ich möchte mich hier mal outen:
Wir haben es getan! Auf Wunsch meines Sohnes heben wir den Beersmith "Magic hat #9 clone " nachgebraut, mit Aprikosenaroma von pure Flavour.
Ergebnis: scheußlich!
Für uns nur mit großen Mengen Orangensaft gemischt genießbar, ein Freund meines Sohnes stand aber total drauf.
Ein weiterer Versuch wurde gleich im Keim erstickt: Honigaroma derselben Anbieters: riecht wie ein Kerzenwachsstand auf dem Weihnachtsmarkt aber nicht nach Honig.
Kommt nicht in unser Bier!
Was das Thema künstliche Aromen angeht sind wir komplett geheilt.
LG Ellen&Micha
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 09:42
von Schwarzbraeu
Wie ich einmal gelesen habe - wo weiß ich leider auch nicht mehr - geht der Trick der Industrie mittlerweile dahin, Teile üblicher Inhaltsstoffe wie z.B. Mehl oder Getreide chemisch/biotechnisch so zu manipulieren, dass die gewünschten Stoffe in ihnen entstehen. Diese werden dann der Rezeptur hinzu gegeben und müssen dann nicht extra auf der Verpackung deklariert werden. So bekommt z.B. Brot einen besonderen Geschmack oder eine längere Haltbarkeit, besteht laut Liste aber nur aus Mehl. Wasser und Hefe.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 10:09
von flying
Na ja, manche machen einen Riesenaufriss um 4-Vinylguaiacol (Nelke) und Isoamylacetat (Banane) ins Weissbier zu bekommen. Einfach ein paar Droppen von der "richtigen" Mischung aus phenolischen Verbindungen und Estern ins Standard- Hoch-Kurz- ZKGT- Weizenbier und schon ist es immergleich "echt bayrisch". So was nennt man dann naturidentische Aromen. Die Natur tut sich mit Begriffen wie "Standard" und "immergleich" eben schwer...
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 10:38
von chri
Auch bei der Schnapsherstellung sind Aromen auch schon ein durchaus gängiges Mittel!
https://www.schnapsbrenner.eu/Aromen
Bierbrauen in x Jahren :
X l Wasser
X g Industriealkohol
X g Hopfenaroma zum jeweiligen Bierstil
X g Farbstoff inkl. Schaumkomponente
X g Zuckerextrakt
Alles gut verrühren, und Abfüllen!
Wenn das Reinheitsgebot, oder was auch immer, einen Beitrag leistet dies einzudämmen, ist mir das ganz recht.

Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 15:17
von BrauFuchs
Schwarzbraeu hat geschrieben:Wie ich einmal gelesen habe - wo weiß ich leider auch nicht mehr - geht der Trick der Industrie mittlerweile dahin, Teile üblicher Inhaltsstoffe wie z.B. Mehl oder Getreide chemisch/biotechnisch so zu manipulieren, dass die gewünschten Stoffe in ihnen entstehen. Diese werden dann der Rezeptur hinzu gegeben und müssen dann nicht extra auf der Verpackung deklariert werden. So bekommt z.B. Brot einen besonderen Geschmack oder eine längere Haltbarkeit, besteht laut Liste aber nur aus Mehl. Wasser und Hefe.
Das Mehl was du im Supermarkt kaufst enthält grundsätzlich Ascorbinsäure und Cystein (Nein nicht mehr aus Haaren asiatischer Mitbürger, aber aus RIndermägen liebe veganer

). Jetzt freu dich aber nicht zu früh über die zusätzliche Dosis Vitamin C
Sind nun mal technologisch notwendige Zutaten die natürlich nicht deklariert werden müssen. Da musste ganz schön Geld fließen
Zum Thema Symrise, ja ist ein Weltkonzern und natürlich schlafen die dort nicht. Jeden Tag werden neue Produkte entwickelt und es wird irgendwo immer einen Markt dafür geben.
Sie hatten auch mal ein Produkt namens ReadyBrew. Man nehme den Grundstoff plus Sprudelwasser und man hat Bier. Ein ehemaliger Symrisemitarbeiter hat auf so mancher Veranstaltung die Leute damit überzeugen können bis sie wussten was sie da trinken.
Gruß
Lukas
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 16:00
von gulp
Vielleicht sollten die Becks-Leutchen das Gelumpe mal auspropieren?
Und wech...
Gruß
Peter
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Sonntag 8. November 2015, 22:34
von afri
gulp hat geschrieben:Vielleicht sollten die Becks-Leutchen das Gelumpe mal auspropieren?
Lieber nicht, sonst kommt noch schlimmeres heraus, als so schon ohne (hoffentlich) das Zeugs.
Ich bin erfrfeut über die Vielzahl von Leuten, die offenbar wie ich denken und sowas verurteilen. Man kommt m.E. nicht an Produkten von Symrise herum, aber man kann sich informieren und entsprechend konsumieren. Leider muss nicht jeder Stoff deklariert werden, aber vielleicht bekommt man durch gewisse Konsumgewohnheiten (abseits vom Bier) die Kurve.
Achim
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 08:04
von hutschpferd
Nix was viele nicht schon wissen. Der Kunde bekommt was er verlangt/bezahlt.
Man kann viel mehr selber machen und muss nicht immer alles kaufen.
Sirup?
Stunde Arbeit für ein halbes Jahr.
Nusschnecken? 3 Stunden Arbeit für ein ganzes Monat Vorrat, einfach einfrieren...
Ernsthaft, wer zu faul ist selber zu kochen/arbeiten, darf sich nicht wundern wenn er für einen Nasenrammel den er fürs Produkt bezahlt, voll übers Ohr ghaut wird.
Beim Bier das gleiche.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 08:38
von Sura
Das Thema hat doch schon soooo einen Bart. Die Aromen sind übrigens nicht künstlich, die sind größtenteils natürlich. Die "Erdbeeren" in Erdbeerjoghurt besteht auch aus irgendwelchem Beerenmuß welchem die Geschmachksstoffe entzogen wurden, und welchem ein Extrakt aus einem bestimmten (australischen?) abgekokelten Holz wieder zugesetzt wurde. Bei Zitrone ists dann Ameisenpisse. Usw. usw.
"Natürliche Aromen" heisst nur, das es irgendwo in der Natur genauso(!) vorkommt. Nachbauen ist übrigens auch erlaubt, solange das selbe bei rauskommt. Bei Wein ist das übrigens schon ewig so. Und nahezu bei allen anderen Produkten auch. Wer glaubt denn hier z.b ernsthaft, das der Käse mit Rauschgeschmack bei Aldi wirklich geräuchert wurde?! Es gibt ALLES als Aroma. Schon seit Jahren..... entweder man lebt damit, oder fängt eben an wieder mehr selbst zu machen. Kann nur sein, das es dann ungewohnt schmeckt ;)
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 08:45
von alias2222
macht mich echt nachdenklich was wir uns so alles in den Mund schieben und nichts darüber wissen.
zum Glück Leben(brauen) wir was anderes
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 10:28
von grüner Drache
Moin!
Tja, irgendwie seltsam. Wenn es um Sparpotenziale geht kann man es sich also leisten Riesekonzerne aufzubauen.
Man scheint für sowas einen Markt schaffen zu können, aber einfach das gesammelte Wissen aus der Jahrtausenden alten Geschichte der Lebensmittelsherstelung zu nutzen wirdunbezahlbar.
Wir rationalisieren uns noch selbst aus der Welt, wenn das so weiter geht
Allzeit gut Sud!
Ciao , Alex !
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 10:43
von not
Wollt Ihr meine Meinung hören ?
Nein? Auch gut. Dann einfach nicht lesen:
So konkret habe ich den Beerflavour-Baukasten noch nicht vor der Flinte gehabt - bin etwas erstaunt, muss aber etwas schmunzeln. Stört mich nicht sonderlich und schockiert mich gar nicht.
Brewtopia (Echt geiler Name! Respekt!) bestärkt mich einfach in dem, was ich tue:
Ich machs mir selbst. Habe schliesslich zwei gesunde Hände zum brauen, da brauche ich diesen Zinnober nicht zu trinken.
Klasse, was!? Und wenn es mal zu wenig stoutig schmeckt? Dann mach ich halt ein Stout hinterher. Basta.
Und Ihr? Macht Ihr doch auch so!
Gut Sud! Alle hoch, die Maischepaddel- Skaal!
Sönke
(Ja, Ihr könnt zum Gruss auch gerne Eure Rührwerke hochhalten, geht klar, von mir aus...)
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 11:04
von Schnulli
Hallo,
ich versteh die ganze Aufregung nicht. Es ist doch nichts unbekanntes, dass in der Lebensmittelindustrie mit Aromen gearbeitet wird. Warum soll das beim Bier nicht gemacht werden? Dafür gibt's ja die Zutatenliste. Und wenn da "Aromen" draufstehen (was in diesem Fall klar deklariert sein muss) müsst ihr es ja nicht kaufen. Natürlich kann man einiges was Lebensmittel angeht auch selber machen, aber man muss es nicht. Und vor allem, wer hat noch die Zeit und das Wissen dazu?
Und nun seid mal ehrlich zu euch selber (bewusst provokant formuliert): In der Fertigpizza, in der Tütensuppe und im Joghurt sind euch die zugesetzten Aromen egal und ihr esst es mit Genuss. Und im Bier solls nun stören?
Übrigens, um die unnötige Panikmache hier einzudaämmen:
BrauFuchs hat geschrieben:
Das Mehl was du im Supermarkt kaufst enthält grundsätzlich Ascorbinsäure und Cystein
Das stimmt nicht, dann wäre es ein deklarationspflichtiger Zusatzstoff. Anders sieht's im industriellen Bereich aus, wo es u.U. auf dem Fertigprodukt nicht mehr aufgeführt werden muss, wenn es in dem bezogenen Vorprodukt (Mehl) enthalten wäre.
Gruß
Thomas (der Chemie auch in der Schule schon immer toll fand

)
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 22:58
von afri
Schnulli hat geschrieben:Und nun seid mal ehrlich zu euch selber (bewusst provokant formuliert): In der Fertigpizza, in der Tütensuppe und im Joghurt sind euch die zugesetzten Aromen egal und ihr esst es mit Genuss. Und im Bier solls nun stören?
Genau darum geht's, mich stören die Aromen vom Aromenhersteller, im Bier wie im Joghurt. Ich versuche schon länger, möglichst auf Chemie im Lebensmittel zu verzichten, nicht nur im Bier. Das gelingt mir in meinen Augen recht gut. Ich koche gern und hoffentlich gut, ohne allzuviel Geschmacksverstärker zu verwenden. Bier kommt bei mir meist mit den vier üblichen Zutaten aus und wenn eine Zutat mehr dabei ist, so ist sie zumindest nicht chemisch verändert oder erzeugt worden (Tee z.B.).
Beim Lesen der o.g. Website jedoch dreht es mir den Magen um. Das kann noch so naturidentisch sein oder zu sein vorgeben, das kann nicht richtig sein. Ich koche Lebensmittel und dann schmecken sie so, wie ich es intendiere (oder dilletiere, je nachdem). Mein Bier wird gebraut, wie "es sich gehört", zumindest füge ich keine Stoffe bei, die bei einem Alt ein Kölsch glauben machen wollen (um nur ein Beispiel zu nennen). Aber genau das versucht diese Industrie, wenn ich das richtig verstehe. Das ist es, was ich verurteile. Du kannst aus Scheiße kein Gold machen, hat noch kein Alchemist geschafft. Die Aromenhersteller jedoch versuchen das, aus einem Basissud wahlweise dieses oder jenes Bier entstehen zu lassen. Das widerstrebt mir, da habe ich keinen Bock drauf.
Achim
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 23:05
von Ladeberger
Schnulli hat geschrieben:
Und nun seid mal ehrlich zu euch selber (bewusst provokant formuliert): In der Fertigpizza, in der Tütensuppe und im Joghurt sind euch die zugesetzten Aromen egal und ihr esst es mit Genuss. Und im Bier solls nun stören?
Zum Glück bleibt mir das Dilemma erspart, da ich Kochen kann
Gruß
Andy
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 23:11
von Schnulli
Ach komm, Brot holst du auch schon mal beim Bäcker....

Und mal ne Currywurst mit Pommes und ordentlich Majo?
Aber unabhängig nun von der Diskussion hier: Hat so ein Aromenzusatz-Bier schon mal jemand gesehen (nun mal unabhängig von den ganzen Grapefruit-Cola-Zitrone-Biermischgetränken)?
Ich kenne keins, und gesehen habe ich auch noch keins.
Gruß
Thomas
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Montag 9. November 2015, 23:17
von Bierfetischist
afri hat geschrieben:Schnulli hat geschrieben:Und nun seid mal ehrlich zu euch selber (bewusst provokant formuliert): In der Fertigpizza, in der Tütensuppe und im Joghurt sind euch die zugesetzten Aromen egal und ihr esst es mit Genuss. Und im Bier solls nun stören?
Genau darum geht's, mich stören die Aromen vom Aromenhersteller, im Bier wie im Joghurt. Ich versuche schon länger, möglichst auf Chemie im Lebensmittel zu verzichten, nicht nur im Bier. Das gelingt mir in meinen Augen recht gut. Ich koche gern und hoffentlich gut, ohne allzuviel Geschmacksverstärker zu verwenden. Bier kommt bei mir meist mit den vier üblichen Zutaten aus und wenn eine Zutat mehr dabei ist, so ist sie zumindest nicht chemisch verändert oder erzeugt worden (Tee z.B.).
Beim Lesen der o.g. Website jedoch dreht es mir den Magen um. Das kann noch so naturidentisch sein oder zu sein vorgeben, das kann nicht richtig sein. Ich koche Lebensmittel und dann schmecken sie so, wie ich es intendiere (oder dilletiere, je nachdem). Mein Bier wird gebraut, wie "es sich gehört", zumindest füge ich keine Stoffe bei, die bei einem Alt ein Kölsch glauben machen wollen (um nur ein Beispiel zu nennen). Aber genau das versucht diese Industrie, wenn ich das richtig verstehe. Das ist es, was ich verurteile. Du kannst aus Scheiße kein Gold machen, hat noch kein Alchemist geschafft. Die Aromenhersteller jedoch versuchen das, aus einem Basissud wahlweise dieses oder jenes Bier entstehen zu lassen. Das widerstrebt mir, da habe ich keinen Bock drauf.
Achim
Meine volle Zustimmung Achim, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Gruß Heiko

Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 00:51
von Alt-Phex
Ich muss Achim da auch vollkommen Recht geben. Das heutzutage aus einem Hellen, mittels Zuckerkulör,
mal schnell ein Dunkles gemacht wird ist ja kein Geheimnis. Aber aus einem "Basis-Sud" jegliche erdenkliche
Biersorte "produzieren" zu können ist schon sehr gewagt. In wie weit dieses "Werbe-Versprechen" tatsächlich
funktioniert sei erstmal dahin gestellt.
Aber wie geht das dann weiter, gibt es nur ein Basis-Malz, einen Basis-Hopfen und eine Basis-Hefe ?
Alles möglichst Geschmacksfrei, günstig und schnell zu verabeiten. Der Geschmack wird dann per
Dosierungs-Computer direkt bei der Abfüllung in die Leitung injiziert, zzgl. Färbemittel für eine
ansprechende Bierfarbe. Womöglich ist ja Grün bald im Trend oder Lila...
Wird so kommen, irgendwann. Ich bin ja eigentlich kritisch eingestellt gegenüber dem RHG.
Aber wenn ich sowas lese bin ich doch froh das es sowas wie das Biersteuergesetz gibt.
Auf der anderen Seite eröffnet das gerade den kleinen, mittelständischen Brauereien wieder
Möglichkeiten sich von der Industrie abzusetzen. Denn nur die großen Konzerne werden so
einen Müll überhaupt produzieren wollen, Hauptsache Gewinn.
Die Frage ist nur was man aus Basis-Malz /-Hopfen/-Hefe überhaupt noch machen kann,
wenn es vieleicht irgendwann nichts anders mehr gibt. Aber das ist eine viel zu düstere
Zukunftsvision, die hoffentlich nie eintreten wird.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 06:08
von Gladii
Bin ich eigentlich der einzige, der die Photos auf der Seite noch viel erschreckender findet?
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 06:35
von grüner Drache
Gladii hat geschrieben:Bin ich eigentlich der einzige, der die Photos auf der Seite noch viel erschreckender findet?
Meinst Du die kleinen Filmchen da wo die zwei Mädels mit Götterspeise matschen oder der Opi sich mit einem Sandwich füttern lässt?
Die finde ich auch ziemlich gruselig!
"Die sterilen Freuden unserer Schönen heilen Chemo-Welt "
Naja, gut möglich dass der Opi zumindest den ganzen Quatsch schon vergessen hat, weil es früher die Lebensmittelindustrie so gut gemeint hat mit dem Aluminium
Na, ich bekenne mich dazu Chemie zu kritisieren, wenn sie mir in die Nahrung gemischt wird. Und potenziert wird dieser Unmut durch die Gier der Produzenten. Eine bodenständigere Wirtschaft könnte besseres bewirken, als Märkte so zu gestalten, wie ihre neuen Produkte es benötigen.
Damit meine ich, dass diese Firma ja alle Brauereien nur noch "Basis-Sude" brauen lassen wird, und alle Mälzereien werden nur noch "Basis-Malz" machen. So geht echt viel verloren, das kann man nicht wollen
Allzeit gut Sud !
Ciao Alex !
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 08:53
von Ursus007
chri hat geschrieben:Bierbrauen in x Jahren :
X l Wasser
Wenn schon, dann aber bitte perfekt: Mit Brauwasser-Trockenkonzentrat für jeden Biertyp, passend zur gewünschten Härte, pH-Wert und den benötigten Mineralgehalten. Muß dann nur noch mit dest. Wasser aufgelöst werden.
Ich finde den Leitsatz des Verbandes der Haus- und Kleinbrauereien Österreichs sehr schön und passend: "Unser Bier ist rein, ehrlich und naturbelassen."
Ursus
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 10:14
von Worblehat
Anscheiend wird das zum Beispiel bei Oettinger für die Exportbiere verwendet (nicht bei den für Deutschland bestimmten Bieren), ist generell für die arabischen / osteuropäischen / russischen Zielmärkte gedacht und taugt wohl auch, um Alkoholfreies trinkbar zu machen. (Lässt mich noch mehr am Alkoholfreien zweifeln, da muss ich das nächste Mal die Zutatenliste genauer studieren...)
Generell ist es mir ja eigentlich auch wurscht, wenn Lebensmittelhersteller ihre Produkte mit Chemie voll stopfen ohne Ende - ich muss es ja nicht kaufen. Aber der Preisdruck im gesamten Markt wird halt noch größer. Kleinere Brauereien können da einfach nicht mit halten, die brauchen nen zweistelligen Preis pro Kasten. Deswegen denke ich schon, dass so ein Mist Biervielfalt (oder Brot-, Wurst-, Obstsorten-, etc. -vielfalt) kostet. Und das ist zum kotzen.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 10:44
von Sto Lat
Ganz verstehe ich die Aufregung nicht.
Ich habe schon vor vielen Jahren festgestellt, dass eine bekannte Biermarke offenbar den selben Sud einmal als Lager, einmal als Märzen vertreibt. Billig war das Bier. Wenn jemand ein billiges Bier will, dann muss er eben mit mehr Inhaltsstoffen leben. Das ist bei allen Lebensmitteln so. Joghurt, Käse und sogar mariniertem Grillfleisch. Vielen Menschen ist es egal was drin ist, so lange der Preis für sie stimmt. Das ist nicht unbedingt meine Lebenseinstellung, aber verwerfliches kann ich daran nicht erkennen.
Nicht zuletzt hebt sich unser Produkt eben dadurch ab. Das ist ein eindeutiger Vorteil. Ich verstehe nicht, warum ihr euch von Aromazusätzen bedroht fühlt. Gleichzeitig kauft ihr euch Refraktometer aus China, deren westliches Äquivalent ein vielfaches teurer wäre. Meint ihr nicht, dass die anderen Hersteller hier die Hände über den Kopf zusammenschlagen und bei der China-Qualität jede Menge auszusetzen haben? Das kann man doch durch alle Branchen spielen. Wer das Geld für ein wirklich gutes Refraktometer hat/ausgeben will, der besorgt sich einfach eines. Deshalb sterben die Hersteller von Premium-Produkten nicht aus.
In mein Bier kommt kein Aromazusatz rein der künstlich hergestellt wurde. Mir ist es aber total wurscht, wenn das jemand anderer macht. Es gibt ja auch billigen Wein, oder? Der verdrängt den guten, teureren Wein ja auch nicht vom Markt.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 11:23
von Seed7
Schnulli hat geschrieben:Hat so ein Aromenzusatz-Bier schon mal jemand gesehen[...]
Ja. In Frankreich geibt es viele davon, mit Ruhm oder Whiskey geschmack und solche Sachen. Mir schmeckt es nicht, mir schmeckt es aber auch nicht wenn ich richtigen Ruhm ins Bier schuette.
Ingo
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 11:35
von philipp
afri hat geschrieben:
Beim Lesen der o.g. Website jedoch dreht es mir den Magen um. Das kann noch so naturidentisch sein oder zu sein vorgeben, das kann nicht richtig sein. Ich koche Lebensmittel und dann schmecken sie so, wie ich es intendiere (oder dilletiere, je nachdem). Mein Bier wird gebraut, wie "es sich gehört", zumindest füge ich keine Stoffe bei, die bei einem Alt ein Kölsch glauben machen wollen (um nur ein Beispiel zu nennen).
Nunja, wie erklärst du dir dann den Bananengeschmack von Hefeweizen? Das ist auch ein "naturidentisches Bananenaroma". Oder Rauchmalz. Oder Eichenholzchips (für Erdbeer, Vanille, Rauch und Holzaroma) im Bier?
Dürfte dann ja auch alles nicht erlaubt sein.
Worauf ich hinaus will: Nicht alles Aroma ist Chemie, auch wenn teilweise die Aromen zwar natürlich sind, aber nicht daher kommen, von wo man es vermuten würde. Die Übergänge sind echt fließend.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 11:58
von cyme
philipp hat geschrieben:Worauf ich hinaus will: Nicht alles Aroma ist Chemie, auch wenn teilweise die Aromen zwar natürlich sind, aber nicht daher kommen, von wo man es vermuten würde. Die Übergänge sind echt fließend.
Oder je nach Standpunkt ist alles Chemie. Maillardreaktionen im Braukessel, Isomerisierung, Milchsäure im Sauermalz...
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 12:35
von Malzwein
Bedenklich finde ich bei den "künstlichen" Aromen und der gesamten Convenience-Produktflut etwas ganz anderes, nämlich die Gewöhnung. Meine Frau unterrichtet WAT und ist viel mit Kindern in der Küche. Dort kann sie beobachten, wie sich Geschmacksverhalten verändert. Nicht Tomate schmeckt nach Tomate, sondern Ketchup, nicht Erdbeeren schmeckt wie Erdbeeren, sondern Erdbeerjoghurt. Die Kinder wissen oft gar nicht mehr, wie unbehandelte Lebensmittel schmecken, geschweige denn, wie man sich daraus Essen selber zubereitet.
Aber diesen Trend sehe ich auch bei anderen Verhaltensmustern, zum Beispiel wenn sich Schüler für nach der Schule per Facebook und Co zu Facebook und Co verabreden, um sich zu eventuell zu verabreden (und alle haben mehr als 300 "Freunde"). Immer weniger gelebte Kommunikation ohne elektronische Konsumgüter. (Und nimm mal einem 13-jährigen - nur auf eigenes Risoko - das Smartphone weg, das gibt unter Umständen echte Entzugserscheinungen.)
So werden gute Konsumenten gezüchtet oder noch schlimmer, sie züchten sich selber.
Und deshalb halte ich von "Chemobier" und Co nichts, ohne Zusatzstoffe grundsätzlich zu verteufeln.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Dienstag 10. November 2015, 22:38
von afri
philipp hat geschrieben:Nunja, wie erklärst du dir dann den Bananengeschmack von Hefeweizen? Das ist auch ein "naturidentisches Bananenaroma".
Ich erkläre das nicht, das entsteht oder eben auch nicht. Aber es wird aus dem Brauprozess bzw. der Gärung heraus entstehen, nicht weil die Fa. Symrise das so will und steuert.
Das ist doch aber gar nicht der Punkt, die nächsten Posts (nach deinem) erklären es sicher hinreichend. Wenn ein Kind heute Erdbeeren anhand der Früchte, nicht jedoch anhand des Joghurts erkennen kann, dann ist noch alles OK. Offenbar können das viele Kinder nicht mehr und das ist traurig. Ich will mich da nicht ausnehmen; ich bin 1969 geboren worden und habe so manchen Aromastoff (meint hier: natürlich) nur "auf dem zweiten Bildungsweg" kennen gelernt. Aber dafür kenne ich inzwischen den Unterschied zwischen vielen künstlichen Aromastoffen und ihren natürlichen Pendants. Das ist manchmal erschreckend, manchmal trivial, gewöhnlich jedoch wenig aufregend.
Ich möchte einfach nur, dass keine Brauerei Symrise einsetzt, um aus einem Basissud die verschiedensten Biere anbieten zu können. Das ist nicht nötig und nach meiner Meinung gar gefährlich. Unsere eigenen Produkte beweisen dies sicher hinreichend. Insofern finde ich die Diskussion bis hierher recht gut, wir wissen, worauf es ankommt.
Achim
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Mittwoch 11. November 2015, 10:00
von Hagen
Achim, danke für den Link.
Das eigentliche Problem aber hat Matthias (Malzwein) gut beschrieben. Die geschmackliche (Fehl-)Konditionierung.
Habe auch schon Leute bekocht, die ansonsten nur von Fertigprodukten leben. Ist schon erschreckend, wenn ihnen, im Gegesatz zu anderen Mitessern Gerichte aus Naturstoffen mit echten Gewürzen gewürzt nicht richtig schmecken - zu lasch Und ich kann für mich wahrlich in Anspruch nehmen, nicht der schlechteste Koch zu sein, der zudem zu kräftigeren Würzungen neigt.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Mittwoch 11. November 2015, 10:06
von Malzwein
Na, na, na, Eigenlob stinkt!
....
Deshalb sage ich es noch einmal:
Hagen kann wahrlich in Anspruch nehmen, nicht der schlechteste Koch zu sein, der zudem zu kräftigeren Würzungen neigt.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Mittwoch 11. November 2015, 10:39
von Fricky
Malzwein hat geschrieben: (Und nimm mal einem 13-jährigen - nur auf eigenes Risoko - das Smartphone weg, das gibt unter Umständen echte Entzugserscheinungen.)
Entzugserscheinungen?
Ich hab das mit meiner 14 und meiner 16jährigen Tochter versucht....
Das gab Krieg.
Gruß, Peter.
Re: Bier pimpen mit Chemie
Verfasst: Freitag 13. November 2015, 17:54
von BrauFuchs
Schnulli hat geschrieben:Hallo,
ich versteh die ganze Aufregung nicht. Es ist doch nichts unbekanntes, dass in der Lebensmittelindustrie mit Aromen gearbeitet wird. Warum soll das beim Bier nicht gemacht werden? Dafür gibt's ja die Zutatenliste. Und wenn da "Aromen" draufstehen (was in diesem Fall klar deklariert sein muss) müsst ihr es ja nicht kaufen. Natürlich kann man einiges was Lebensmittel angeht auch selber machen, aber man muss es nicht. Und vor allem, wer hat noch die Zeit und das Wissen dazu?
Und nun seid mal ehrlich zu euch selber (bewusst provokant formuliert): In der Fertigpizza, in der Tütensuppe und im Joghurt sind euch die zugesetzten Aromen egal und ihr esst es mit Genuss. Und im Bier solls nun stören?
Übrigens, um die unnötige Panikmache hier einzudaämmen:
BrauFuchs hat geschrieben:
Das Mehl was du im Supermarkt kaufst enthält grundsätzlich Ascorbinsäure und Cystein
Das stimmt nicht, dann wäre es ein deklarationspflichtiger Zusatzstoff. Anders sieht's im industriellen Bereich aus, wo es u.U. auf dem Fertigprodukt nicht mehr aufgeführt werden muss, wenn es in dem bezogenen Vorprodukt (Mehl) enthalten wäre.
Gruß
Thomas (der Chemie auch in der Schule schon immer toll fand

)
Es gibt Grenzwerte ab wann eine Zutat deklarationspflichtig wird (0,02 % oder so, weiß es nicht genau genau). Panikmache hin oder her. Wenn ich das Thema nicht studiert hätte, würde ich das auch nicht wissen. Also darfst du mir das gerne glauben.
So gibt es auch Emulgatoren und Stabilisatoren in jeder Limonade, aber eben Anteilmäßig zu gering um es zu deklarieren (Technologische Hilfsstoffe eben). Gelatine in Saft oder Wein. Wird nicht deklariert, weil es auf Molekülebene ist!
Dem technologischen Fortschritt zu entweichen ist möglich in dem man darauf achtet was man konsumiert. Aber ist auch nicht immer sinnvoll, da die Grenze eh nicht konsequent gezogen wird, wie hier schon mehrfach angemerkt.
Gruß
Lukas